Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Fischland-Fluch

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
400 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am22.07.2021
Spannung vor atemberaubender Kulisse. Bestsellerautor Paul Freese lehnt einen renommierten Literaturpreis ab und bringt damit eine Lawine ins Rollen: Sein Pseudonym wird enttarnt, es hagelt vernichtende Kritiken, und er erhält anonyme E-Mails, in denen er bedroht und seine Familie verleumdet wird. Während die Polizei nach dem Verfasser sucht, lassen einige der Nachrichten Paul und seiner Freundin Kassandra keine Ruhe. Die beiden graben tief in der Vergangenheit der Freeses und stoßen auf eine schier unglaubliche Geschichte über Diebstahl und vertuschten Mord ...

Corinna Kastner wurde 1965 in Hameln geboren. Sie arbeitet am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung in Hannover und fühlt sich an der Ostsee am wohlsten. Besonders das Fischland inspiriert sie sowohl schriftstellerisch als auch fotografisch. Seit 2005 veröffentlicht sie schauplatzorientierte Spannungsromane und seit 2012 ihre Küsten Krimis, die auf dem Fischland spielen; außerdem seit 2019 die (Schauplatz-)Kalender 'Fischland'. www.corinna-kastner.de
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,49

Produkt

KlappentextSpannung vor atemberaubender Kulisse. Bestsellerautor Paul Freese lehnt einen renommierten Literaturpreis ab und bringt damit eine Lawine ins Rollen: Sein Pseudonym wird enttarnt, es hagelt vernichtende Kritiken, und er erhält anonyme E-Mails, in denen er bedroht und seine Familie verleumdet wird. Während die Polizei nach dem Verfasser sucht, lassen einige der Nachrichten Paul und seiner Freundin Kassandra keine Ruhe. Die beiden graben tief in der Vergangenheit der Freeses und stoßen auf eine schier unglaubliche Geschichte über Diebstahl und vertuschten Mord ...

Corinna Kastner wurde 1965 in Hameln geboren. Sie arbeitet am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung in Hannover und fühlt sich an der Ostsee am wohlsten. Besonders das Fischland inspiriert sie sowohl schriftstellerisch als auch fotografisch. Seit 2005 veröffentlicht sie schauplatzorientierte Spannungsromane und seit 2012 ihre Küsten Krimis, die auf dem Fischland spielen; außerdem seit 2019 die (Schauplatz-)Kalender 'Fischland'. www.corinna-kastner.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960417750
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum22.07.2021
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3600 Kbytes
Artikel-Nr.6071304
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

2

Paul lehnte in der weit offen stehenden Terrassentür und starrte abwesend hinaus in den Garten. Als über ihm eine Möwe kreischte, schrak er zusammen und hätte beinah das Telefon fallen lassen, das er noch immer in der Hand hielt. Seit mindestens einer Viertelstunde stand er hier und dachte über das Gespräch nach und über die möglichen Konsequenzen der eigentlich guten Nachricht. Gut? Hervorragend wäre passender ausgedrückt. Dennoch bereitete ihm die Neuigkeit Bauchschmerzen.

Er trat hinaus auf die Terrasse und legte das Handy auf den Tisch neben die Vase, die Kassandra mit einem Strauß aus lila Duftnesseln, gelben Sonnenaugen und Schafgarbe gefüllt hatte. Auf dem Rasen angekommen, legte er den Kopf in den Nacken, richtete seinen Blick in den fast wolkenlosen Himmel und schloss die Augen. Er spürte den leichten Wind auf seiner Haut, hörte in der Ferne ganz leise die See rauschen und versuchte, an gar nichts zu denken. Was ihm nicht gelang. Er wusste nicht, was er tun sollte, und konnte niemanden um Rat fragen. Unwillig über diesen letzten Gedanken öffnete er die Augen wieder. Sein Blick fiel auf eine zarte Kartoffelrosenblüte in der Hecke, die den Garten umschloss. Natürlich gab es Menschen, die er um Rat fragen konnte, Kassandra an allererster Stelle. Nur die Entscheidung musste er am Ende ganz allein fällen.

Er wollte schon ins Haus zurückgehen, hielt aber nach zwei Schritten inne. Kassandra stand in der Terrassentür. Ihren Ausdruck konnte er nicht erkennen, ihr Gesicht lag im Schatten. Erst als er näher kam und direkt vor ihr stehen blieb, sah er die Besorgnis in ihrem Gesicht.

»Ist alles in Ordnung mit dir?«, wollte sie wissen.

Sie kannte ihn zu gut. »Warum sollte es das nicht sein?«, fragte er dennoch.

Kassandras Lächeln fiel tiefgründig aus. »Sag du s mir.«

Mit dem Zeigefinger strich Paul über Kassandras Wange. Er wusste, dass sie diese Berührung liebte und sie wie er auch als intimer empfand als jede andere Geste außerhalb des Schlafzimmers. Sein Finger malte die Konturen ihrer Halsbeuge nach und verfing sich in der zarten silbernen Kette mit dem hellblau schimmernden Muschelanhänger, den er ihr vor Jahren geschenkt hatte. Dass sie ihn trug, bedeutete ihm viel. Noch vor einem Jahr hätte er nicht sein letztes Hemd darauf verwettet. Noch vor einem Jahr hatte er befürchtet, sie zu verlieren. Ein Blick in ihre Augen sagte ihm, dass es dafür keinen Grund mehr gab.

Er holte tief Luft. »Meine Agentur hat angerufen.«

»Ja und?«, fragte Kassandra ratlos. »Du hast in den letzten Jahren mit allen deinen Romanen auf den Bestsellerlisten gestanden. Die werden doch keine Schwierigkeiten haben, dein nächstes Projekt zu verkaufen. Jeder Verlag, der was von dir ablehnt, wäre hochgradig dämlich.«

Trotz allem musste Paul grinsen. »Das ist schön formuliert, Kassandra, Liebes.« Dann wurde er ernst. »Nein, es ging nicht um das neue Projekt, es ging um Tiefes Meer .« Diesen Roman hatte er abgegeben, kurz nachdem sie letztes Jahr den Fall um den dubiosen Verkauf des Norderfelds und den damit verbundenen Mord gelöst hatten - und ihre eigenen sehr persönlichen Probleme. Nach einigen Thrillern war er mit »Tiefes Meer« zurückgekehrt zu seinen poetischen Geschichten um die Menschen und die See, mit denen er seine ersten Erfolge gefeiert hatte. Der Roman hatte monatelang auf Platz eins diverser Bestsellerlisten gestanden. Und jetzt das. »Es soll mit dem Deutschen Lit-Preis ausgezeichnet werden.«

Kassandras Augen weiteten sich, sie begann zu strahlen. »Paul! Das ist großartig! Und so verdient! Tiefes Meer ist das Beste, was du je geschrieben hast!« Sie fiel ihm um den Hals.

Falls das stimmte, verdankte er es kurioserweise der schwierigen Situation, in der er sich beim Schreiben befunden hatte. In diesem Roman um einen Seemann, der sich hin- und hergerissen fühlte zwischen der Liebe zur See und der Liebe zu einer Frau, die er fürchtete zu verlieren, steckte viel von ihm selbst. Viel von seinen Gefühlen, von seinem Glück, vor allem aber von seinen Zweifeln, seiner Angst, seinem Zorn. Viel mehr als sogar Kassandra ahnte. Hoffte er jedenfalls.

Das Problem allerdings war anders gelagert. Er spürte, wie Kassandra es langsam begriff, als sie sich von ihm löste.

»Der Lit-Preis ist einer der wichtigsten nationalen Literaturpreise, manche sagen sogar: der wichtigste«, stellte sie fest und biss sich nachdenklich auf die Lippe. »Das wird also einigen Wirbel hervorrufen, und entsprechend wird Deutschland erfahren, wer Alexander Hardenberg ist.«

Paul nickte. Bei seinem allerersten Projekt war der Verlag der Meinung gewesen, dass Paul Freese als Autorenname nicht zog und dass außerdem sein Äußeres nicht ansprechend genug sei, um das Buch zu vermarkten. Das Pseudonym Alexander Hardenberg war aus der Taufe gehoben worden, zusammengesetzt aus dem Vornamen seines Großvaters und dem Nachnamen seiner Großmutter. Als Autorenfoto hatte er ein Bild seines Vaters Joachim ausgewählt, der ein attraktiver Mann gewesen war, und das alles hatte man mit einer fiktiven Biografie ausgestattet. Paul ging nie mit einem Roman auf Lesereise, was ihm nicht schwerfiel, denn er konnte nicht sonderlich gut vorlesen. Kassandra war da zwar anderer Meinung, aber er ließ sich nicht von seiner abbringen und diskutierte mit den Lesern lieber im Netz. Er gab nie Fernseh-, sondern nur Radiointerviews, was ihm ebenso recht war. Und so wusste außerhalb des Fischlandes kaum jemand von der wahren Identität Alexander Hardenbergs.

»Was willst du tun?«, fragte Kassandra.

»Ich weiß es nicht. Wenn ich den Preis annehme, kann ich einen Auftritt in der Öffentlichkeit nicht vermeiden.«

»Befürchtest du, dass deine Leser das Pseudonym und die falsche Bio als Betrug betrachten könnten?«

»Nein.« Falls es Leute gab, denen der Name auf seinen Büchern wichtiger war als das, was drinstand, konnte er es nicht ändern. Es ging ihm um etwas anderes. »Ich habe nichts gegen den Hype um meine Romane, im Gegenteil, es ist phantastisch, dass die Leser sie lieben. Ich denke eher daran, dass â¦« Er zögerte.

Wie so oft, verstand Kassandra ihn auch diesmal, ohne dass er es aussprechen musste. »Du willst keinen Rummel um dich, und dem könnte weder das Fischland noch könntest du ihm entgehen, wenn alle wissen, wer du bist und wo sie dich finden.«

»Hm«, machte er zustimmend. »Der Gedanke ist wohl sehr vermessen und arrogant, was?«

Kassandra lachte. »Du hast womöglich den einen oder anderen kleinen Fehler, aber Arroganz gehört nicht dazu.«

»Ich hab Fehler?«, fragte er gespielt empört. »Welche?«

»Lass mich nachdenken â¦« Sie machte ein grüblerisches Gesicht und seufzte. »Mir fällt keiner ein.« Plötzlich griente sie. »Das heißt, doch, du hast schon viel zu lange keinen Fischsalat mehr gezaubert. Wie wär s mit heute Abend? Ich meine, solange du noch in Wustrow dafür einkaufen kannst, ohne von Fans über den Haufen gerannt zu werden.«

Paul zog eine Grimasse, lächelte dann jedoch. Kassandra hatte recht, es half, die Sache mit Humor zu nehmen. »Alles, was ich dafür brauche, habe ich zu Hause, abgesehen vom Fisch. Ich frage Bruno nach seinem Fang.«

»Dann frag ihn gleich, ob er auch Lust auf den Salat hat, vielleicht kann er dir beim Essen raten, was du tun sollst. Schließlich war er es, der dich überhaupt dazu gebracht hat, aus deinen ersten Fischländer Anekdoten ein Buchmanuskript zu machen.«

»Guter Plan.«

Auf dem Weg zur Seebrücke, wo er Bruno bei dem heutigen Angelwetter garantiert antreffen würde, machte Paul an seinem Lieblingsplatz halt - den Booten, die unterhalb der Dünen am Strand lagen. Er setzte sich auf eines davon und schaute über die See.

Geschichten erzählen war seit Langem seine Leidenschaft, und wie viele Schriftsteller schätzte er das zuweilen einsame Leben am Schreibtisch. Trotzdem machte ihm auch die Kommunikation mit den Lesern Spaß, wenn sie sich ergab. Das war meist dann der Fall, wenn ein neuer Roman erschienen war, und spielte sich online in Leserunden oder über seine Website ab. Was bedeutete, er konnte diese Kommunikation selbst steuern und -

»Hallo, Herr Freese!« Vorn am Wasser stand Siegfried Streblow und winkte ihm zu. Der Direktor vom Grandhotel Dünentraum genoss die Mittagspause in der Sonne.

Paul winkte zurück, Streblow lief weiter, und dabei blieb es. Von niemandem wurde Paul weiter beachtet. War das, was er befürchtete, übertrieben? Schriftsteller waren keine Filmstars, man konnte nicht davon ausgehen, dass an jeder Ecke Paparazzi lauerten und Leser alle zwei Minuten um Autogramme baten. Andererseits hatte er von schlechten Erfahrungen einiger Kollegen gehört, die beklagt hatten, dass sogar ihre Lebenspartner schon in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Ausnahmefälle, sicher.

Paul streifte seine Schuhe ab und schlenderte weiter Richtung Seebrücke. Er liebte es, wenn das Wasser in sanften Wellen seine Füße umspielte, liebte es, den Blick in die Ferne schweifen zu lassen und entweder ganz im Hier und Jetzt zu bleiben oder in seine Gedankenwelt abzutauchen, an einer Geschichte zu feilen oder an einer bestimmten Szene, einem Dialog oder einem inneren Monolog. Er konnte dabei allein sein oder mit Kassandra zusammen, sie wusste immer, wann er nicht reden wollte, und störte ihn nie.

Die Schuhe noch in der Hand, betrat er die Brücke und lief vorbei am rot-weiß geringelten Mast des Leuchtfeuers bis nach vorn, wo Bruno wie erwartet mit seiner Angel stand.

»Tag, Bruno«, sagte Paul. »Kassandra wünscht sich für heute Abend Fischsalat, und frischeren Fisch als von dir bekomme ich nirgends.« Er deutete auf...
mehr

Autor

Corinna Kastner wurde 1965 in Hameln geboren. Sie arbeitet am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung in Hannover und fühlt sich an der Ostsee am wohlsten. Besonders das Fischland inspiriert sie sowohl schriftstellerisch als auch fotografisch. Seit 2005 veröffentlicht sie schauplatzorientierte Spannungsromane und seit 2012 ihre Küsten Krimis, die auf dem Fischland spielen; außerdem seit 2019 die (Schauplatz-)Kalender "Fischland".

corinna-kastner.de