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Fischland-Verblendung

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
416 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am18.05.2023
Bei Seeluft stirbt es sich leichter: ein facettenreicher Küsten-Krimi mit Suchtpotenzial. Eine neue Arztpraxis mit kreativer Rundumversorgung stößt auf Skepsis bei den Fischländern. Doch ist das Grund genug, Ernährungsberaterin Rebekka Herzog zu ermorden? Als auch noch der Inhaber der Praxis lebensgefährlich verletzt wird, glaubt Amateurdetektivin Kassandra Voß endgültig an weit persönlichere Motive. Ihr Onkel Heinz Jung wird unterdessen mit seiner Vergangenheit konfrontiert und sieht sich gezwungen, ihre Ermittlungen zu sabotieren. Kassandra muss eine folgenschwere Entscheidung treffen ...

Corinna Kastner, Jahrgang 1965, arbeitet am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung in Hannover und fühlt sich an der Ostsee am wohlsten. Besonders das Fischland inspiriert sie sowohl schriftstellerisch als auch fotografisch. Seit 2005 veröffentlicht sie schauplatzorientierte Spannungsromane und seit 2012 ihre Küsten-Krimis. www.corinna-kastner.de
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR3,99

Produkt

KlappentextBei Seeluft stirbt es sich leichter: ein facettenreicher Küsten-Krimi mit Suchtpotenzial. Eine neue Arztpraxis mit kreativer Rundumversorgung stößt auf Skepsis bei den Fischländern. Doch ist das Grund genug, Ernährungsberaterin Rebekka Herzog zu ermorden? Als auch noch der Inhaber der Praxis lebensgefährlich verletzt wird, glaubt Amateurdetektivin Kassandra Voß endgültig an weit persönlichere Motive. Ihr Onkel Heinz Jung wird unterdessen mit seiner Vergangenheit konfrontiert und sieht sich gezwungen, ihre Ermittlungen zu sabotieren. Kassandra muss eine folgenschwere Entscheidung treffen ...

Corinna Kastner, Jahrgang 1965, arbeitet am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung in Hannover und fühlt sich an der Ostsee am wohlsten. Besonders das Fischland inspiriert sie sowohl schriftstellerisch als auch fotografisch. Seit 2005 veröffentlicht sie schauplatzorientierte Spannungsromane und seit 2012 ihre Küsten-Krimis. www.corinna-kastner.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987070181
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum18.05.2023
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3866 Kbytes
Artikel-Nr.11725234
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2

Einige Tage zuvor

»Ach, Kinners!« Bruno lachte. »Was soll ich denn in meinem Alter noch mit diesem neumodschen Kram? Ich bin über achtzig geworden, ohne dass ich jemanden gefragt hätte, was ich essen soll. Ich esse, was mir schmeckt - Fisch am liebsten und am allerliebsten welchen, den ich selbst aus der See hole. Genau das werde ich jetzt auch tun, wenn ihr erlaubt.« Er schnappte sich sein Angelzeug und schob sich an Paul und Kassandra vorbei. Bevor er die Tür öffnete, drehte er sich noch mal um. »Ach ja, und ich sehe auch überhaupt keinen Grund, zu einem Internisten abzuwandern, wo es ein Allgemeinmediziner wie Dr. Weiß genauso tut - den werde ich weiter konsultieren.« Er zwinkerte ihnen zu. »Falls ich ihn mal brauche.« Dann öffnete er endgültig die Tür und hielt sie weit auf, um die beiden vor sich hinauszulassen.

Kassandra blinzelte in der plötzlichen Helligkeit von Brunos Vorgarten. Der Rausschmiss war deutlich gewesen, aber sie hatte nichts anderes erwartet. Obwohl sie innerlich lachen musste, gab sie sich große Mühe, sich nichts anmerken zu lassen. Es war Pauls Idee gewesen, Bruno zu der Eröffnung der neuen Praxis mit Ernährungsberatung mitzunehmen. Auch wenn Bruno nicht sein Vater war, kümmerte er sich um dessen Wohlergehen und war darauf bedacht, dass es ihm an nichts fehlte.

»Wir werden Dr. Weiß bestimmt auch treu bleiben«, stellte sie fest, »schließlich ist er ein toller Arzt und steht immer sofort auf der Matte, wenn was ist. Uns treibt doch bloß die Neugier zu diesem Engelhardt und seiner Ernährungsberaterin.« Sie wandte sich an Paul. »Wie heißt sie noch?«

»Rebekka Herzog.« Paul griente Bruno an. »Hübsche Frau übrigens. Vielleicht nichts für deine Ernährung, aber fürs Auge ganz sicher.«

»Ich hab einen prima Augenarzt in Ribnitz«, gab Bruno ebenso grienend zurück. »Paul, ich weiß deine Fürsorge zu schätzen, aber ich bin nicht nur aus dem Alter raus, in dem ich mir erzählen lassen will, was auf meinen Teller kommt, sondern auch aus dem, in dem ich mir was aus hübschen Frolleins mache.«

Mittlerweile hatten sie die Hafeneinfahrt erreicht. Die Sonnenstrahlen glitzerten auf dem Wasser und ließen das Segel des gerade hereinkommenden Zeesbootes in einem satten Rotbraun leuchten. Die nahen Kirchenglocken schlugen halb vier, oben auf der Galerie des Turms genossen ein paar Leute den schönsten Rundblick übers Fischland, den man sich vorstellen konnte - auf den Bodden zur einen, auf die Ostsee zur anderen Seite, und natürlich über Wustrow und darüber hinaus bis zum Darß.

»Müsst ihr euch nicht langsam sputen?«, erkundigte sich Bruno.

»Champagner und Austern werden nicht nach fünf Minuten aus sein«, sagte Paul.

Bruno blieb stehen. »Donnerlittchen. Sind die sicher, dass sie ihre Praxis an der mecklenburgischen Küste eröffnet haben und nicht an der Côte d´Azur? Zumindest interessante Häppchen für eine Ernährungsberatung.«

»Das war nur ein Scherz«, gestand Paul. »Von Verköstigung stand nichts auf dem Flyer. Vielleicht gibt´s gar nichts oder Kaffee und Käseschnitten mit Gürkchen.«

»Gar nichts wäre schlecht für die Laune, Kaffee schlecht für den Magen und Käse für Menschen mit Laktoseintoleranz«, widersprach Kassandra.

»Ingwer-Orangen-Tee mit Hafermilch und Dinkelbrot mit veganem Erbsenaufstrich?«, schlug Paul vor.

Kassandra lachte. »Warum nicht?«

Gleichzeitig verzog Bruno das Gesicht und murmelte: »Ich weiß schon, warum ich nicht mitwill.«

Paul hatte es trotzdem gehört. »Keine Sorge, wir zwingen dich nicht zu deinem Glück. Wenn du übrigens was fängst, hätte ich nichts gegen einen Teil deiner Beute einzuwenden. Falls es auf der Einweihungsfeier doch nichts zwischen die Kiemen gibt.«

»Ach nee. Ich fange aber nicht extra fettarm«, sagte Bruno. »Du findest mich wie immer an der Seebrücke - der Nase nach.« Zum Abschied winkte er ihnen vergnügt zu.

»Ich möchte nicht wissen, was die an Miete zahlen«, sagte Kassandra, während sie sich dem schönsten Haus der Parkstraße näherten - der gelben Villa mit den großen repräsentativen Rundbogenfenstern an der Ecke Direktor-Schütz-Weg. Die Einladung von Dr. Florian Engelhardt und Rebekka Herzog war offenbar gut angenommen worden. Im Vorgarten standen schon viele Gäste mit Sektgläsern.

»Möchtest du wohl wissen«, erwiderte Paul belustigt. In Wustrow etwas zu mieten war grundsätzlich nicht leicht, die meisten Häuser waren Eigentum, doch die Besitzer dieser Villa wollten nicht verkaufen, auch wenn sie ihren Ruhestand nun im sonnigen Süden genossen.

Eine Servicekraft kam mit einem Tablett auf sie zu, kaum dass sie den Vorgarten betreten hatten. Paul nahm ein Glas und reichte Kassandra ebenfalls eins, doch bevor sie dazu kamen, einen Schluck zu nehmen, tauchte die hünenhafte Gestalt von Thomas Hartmann neben ihnen auf.

»Tolle Hütte, von außen ja schon immer, und drinnen sieht´s auch schick aus. Neu eben.« Er seufzte. »Meine Physio-Praxis bräuchte dringend eine Generalüberholung, aber ich fürchte, da macht die Bank nicht mit.«

»Deinen Patienten sind deine heilenden Hände sicher wichtiger als Designerliegen«, stellte Paul fest.

»Hoffentlich.«

»Was ist los mit dir?«, erkundigte sich Kassandra. »Das ist doch keine Konkurrenz für dich, genieß den Sekt und«, sie griff nach einem der Canapés, die gerade an ihr vorbeigetragen wurden, »die Häppchen.« Dieses sah aus wie Weißbrot mit Räucherlachs, frischem Dill und Mayo. Gesund ging vermutlich anders. Sie biss hinein. Das war weder Lachs noch Mayo und daher vermutlich auch kein normales Weißbrot. Dennoch ... »Lecker!«

»Freut mich, dass es Ihnen schmeckt«, sagte ein attraktiver blonder Mittdreißiger neben ihr. Er trug eine randlose, eckige Brille, die seine lächelnden grauen Augen betonte. »Darf ich mich vorstellen: Florian Engelhardt. Schön, dass Sie gekommen sind.« Bei den letzten Worten bezog er Paul mit ein. »Sie sind Paul Freese, richtig?«

Erstaunt hob Paul die Brauen. »Eilt mein Ruf mir schon voraus?«

Engelhardt lachte. »So ungefähr. Frau Röwer«, er deutete vage hinter sich, wo Pauls und Kassandras Freundin Greta ihnen zuzwinkerte, »meinte eben, wenn ich mehr über den Ort erfahren will, an dem wir von nun an leben, müssten wir Sie fragen, weil niemand so viel darüber weiß wie Sie.«

»Jederzeit gerne«, sagte Paul erfreut. »Wobei Sie heute bestimmt anderes um die Ohren haben.« Er nickte in Kassandras Richtung. »Die Dame, die Ihr Canapé so lobte, ist übrigens meine Freundin Kassandra Voß. Falls Frau Röwer Ihnen das nicht auch schon verraten hat.«

»Doch, hat sie.« Engelhardt schaute zu Thomas. »Auch, dass Sie in Wustrow der Physiotherapeut sind, Herr Hartmann. Kommen Sie doch alle mit rein, ich würde Ihnen gerne zeigen, was wir aus der Villa gemacht haben. Sie, Herr Freese, kennen sie ja sicher aus früheren Zeiten.«

»Stimmt, ich war allerdings lange nicht mehr hier.«

Kassandra kannte das Haus überhaupt nicht von innen und sah Paul an, dass er Vergleiche zog. Das musste schwer sein, denn nichts erinnerte an das ehrwürdige, traditionelle Äußere, alles war modern und hell, fast schon zu hell, die Farben Weiß und Grau dominierten, an den Wänden hingen als Farbtupfer ein paar Kandinsky-Drucke. Ihr war das alles zu nüchtern, aber natürlich handelte es sich um Praxisräume, in denen man es sich nicht gemütlich machen sollte. Doch es ging auch anders. In der Praxis von Dr. Weiß hatte sie sich vom ersten Moment an wohlgefühlt. Beim Gedanken an Dr. Weiß ging ihr wiederholt im Kopf herum, was der von der Konkurrenz halten mochte. Für ihn, der bisher abgesehen von Zahnarzt und Kurklinik das einzige ärztliche Angebot vorgehalten hatte, dürfte einiges auf dem Spiel stehen.

Gerade als sie sich fragte, ob er heute wohl auch hier war, kam auf dem Flur eine Frau mit einem Tablett voller Teegläser auf ihre kleine Gruppe zu. Sie war schlank wie Kassandra, aber einen Kopf größer, hatte feuerrote, lockige Haare, das Gesicht voller Sommersprossen und grüne Augen. Lächelnd blickte sie in die Runde.

»Hallo, ich bin Rebekka Herzog. Darf ich Ihnen einen Tee anbieten? Meine ganz persönlichen Lieblingssorten aus grünem, weißem und Kräutertee, frisch aufgebrüht und wunderbar aromatisch.«

Da der Sekt inzwischen geleert war, griffen alle zu, und schon allein der Duft nach Vanille, der aus Kassandras Glas in ihre Nase stieg, löste Entspannung in ihr aus.

Rebekka Herzog lachte, als Kassandra das anmerkte. »Das ist Green Vanilla, ein Sencha mit weißen Kornblumenblüten. Tee ist für mich nicht nur ein Getränk, sondern ein Lebensgefühl.« Sie schaute wieder in die Runde. »Das sollte generell für gesunde Ernährung gelten. Wenn Sie wissen möchten, welche Lebensmittel für Sie ganz individuell besonders gut sind und wie Sie daraus die köstlichsten Mahlzeiten zubereiten, kommen Sie gern zu mir.«

Engelhardt schmunzelte. »Das klingt zwar wie aus einem Werbespot, ist aber keineswegs übertrieben. Seit ich mit Rebekka zusammen bin, habe ich mit größtem Genuss fünf Kilo abgespeckt.« Er strahlte sie an und tätschelte seinen nicht vorhandenen Bauch. Dann stellte er ihr Paul, Thomas und Kassandra vor.

»Freut mich sehr.« Rebekka Herzog stellte das Tablett auf einer Anrichte ab und drückte die schon halb geöffnete Tür vor sich weit auf. »Meine heiligen Hallen.«

Kassandra betrat den Raum als Erste und hielt gleich darauf die Luft an. Hier spürte man, dass man auf dem Fischland war, nichts war nüchtern. Jugendstilmöbel - ein Schreibtisch, ein Sessel und ein...
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Corinna Kastner, Jahrgang 1965, arbeitet am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung in Hannover und fühlt sich an der Ostsee am wohlsten. Besonders das Fischland inspiriert sie sowohl schriftstellerisch als auch fotografisch. Seit 2005 veröffentlicht sie schauplatzorientierte Spannungsromane und seit 2012 ihre Küsten-Krimis.
corinna-kastner.de