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Immunity. Dein Leben, deine Entscheidung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Moon Noteserschienen am05.11.2021
June ist 16 und hätte am liebsten ein ganz normales Teenager-Leben - zur Schule gehen, Freunde treffen, Fastfood essen. Aber bei ihren Hippie-Eltern gibt es nur regional angebaute Lebensmittel, selbst gemachtes Deo und auf einer Highschool war June auch noch nie. Damit kann sie leben. Doch Junes Eltern sind auch absolute Impfgegner. Und als sie sich mit den Masern infiziert, steckt sie auch ein neugeborenes Baby an, das die Krankheit nicht überlebt. June sieht keine andere Möglichkeit mehr, als sich rechtlich von ihren Eltern freisprechen zu lassen, um sich endlich impfen lassen zu können. Eine dramatische Entscheidung!

Marisa Reichardt ist die Autorin der YA-Romane UNDERWATER und AFTERSHOCKS. Sie hat einen Master of Professional Writing und zwei Abschlüsse in englischer und amerikanischer Literatur und kreativem Schreiben.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextJune ist 16 und hätte am liebsten ein ganz normales Teenager-Leben - zur Schule gehen, Freunde treffen, Fastfood essen. Aber bei ihren Hippie-Eltern gibt es nur regional angebaute Lebensmittel, selbst gemachtes Deo und auf einer Highschool war June auch noch nie. Damit kann sie leben. Doch Junes Eltern sind auch absolute Impfgegner. Und als sie sich mit den Masern infiziert, steckt sie auch ein neugeborenes Baby an, das die Krankheit nicht überlebt. June sieht keine andere Möglichkeit mehr, als sich rechtlich von ihren Eltern freisprechen zu lassen, um sich endlich impfen lassen zu können. Eine dramatische Entscheidung!

Marisa Reichardt ist die Autorin der YA-Romane UNDERWATER und AFTERSHOCKS. Sie hat einen Master of Professional Writing und zwei Abschlüsse in englischer und amerikanischer Literatur und kreativem Schreiben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783969810118
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum05.11.2021
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.7138370
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Eins

Als ich zur Tür hereinkomme, sitzen Poppy und Sequoia schon am Küchentisch. Mit aufgeschlagenen Schreibblöcken und gespitzten Bleistiften. Die Bücher neben sich auf dem Tisch. An der Tafel, die mein Vater an Schultagen immer für uns aufstellt, stehen drei Aufsatzthemen. Eins für Zweitklässler, eins für Sechstklässler und eins für mich.

Alles Fragen, die sich darum drehen, was wir diesen Sommer erlebt haben, was wir daraus gelernt haben und warum uns das zu besseren Menschen macht.

Ich ignoriere die Aufgabenstellung und nehme mir einen Teller aus dem Küchenschrank. Darauf häufe ich die letzten beiden Blaubeer-Haferpfannkuchen und kröne sie mit einem Klacks frisch geschlagener Sahne. Natürlich ohne Zucker - weil meine Eltern eben meine Eltern sind.

»Gleich am ersten Tag zu spät zu kommen, ist nicht gerade ein guter Start in das neue Schuljahr, Juniper«, kommentiert mein Vater.

»Die zwei Minuten.«

»Zu spät ist zu spät. Du solltest schon gegessen haben und um Punkt acht auf deinem Stuhl sitzen. Nimm dir ein Beispiel an deinem Bruder und deiner Schwester.«

Für ihn scheint diese Regel allerdings nicht zu gelten, denn mein Vater schiebt seinen eigenen Stuhl zurück und steht auf, um sich einen Becher Kaffee einzuschenken. Ich nehme mir ebenfalls einen Becher vom Abtropfbrett neben der Spüle und halte ihn ihm auffordernd hin. Er zieht die Augenbrauen hoch. Dann stellt er die dampfende Kanne zurück auf die Wärmeplatte der Kaffeemaschine. »Vergiss es. Du bist erst sechzehn.«

»Ist doch nur Kaffee.«

»Kaffee ist nur für Erwachsene.«

»Andere in meinem Alter hängen den ganzen Tag bei Starbucks ab. Das ist quasi ihr erstes eigenes Zuhause.«

»Junkies.«

»Oh, bitte. Die spritzen sich nicht Heroin, die trinken Frappuccinos.«

»Wie auch immer, das ist einfach lächerlich.«

»Und warum trinkst du dann Kaffee?«

»Ich trinke meinen Kaffee schwarz und nur eine Tasse am Tag.« Er hebt stolz seinen Becher, trinkt einen Schluck und stößt ein selbstgefälliges Ahh aus. »Schwarzer Kaffee ist voller Antioxidantien und beugt Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson vor. Aber wenn Jugendliche sich da Sahne, Zucker und Sirup reinschütten, geht die gute Wirkung verloren.«

Ich häufe mir noch einen Klacks Sahne auf meine Pfannkuchen.

»Nimm doch ein Glas O-Saft«, sagt Poppy lächelnd und mir fällt auf, dass ihre vier Vorderzähne viel zu groß für das Gesicht einer Elfjährigen sind. »Hab ich heute Morgen für Extrapunkte gepresst.«

»War ja klar.« Wer außer Poppy würde schon am ersten Schultag des Jade-Hausunterrichts versuchen, sich Extrapunkte zu verdienen? Meine kleine Schwester ist wirklich eine Schleimerin. »Wo ist Mom?«

»Hinten im Garten«, sagt Sequoia und klemmt den Bleistift zwischen Oberlippe und seine mit Sommersprossen übersäte Nase.

»Heute ist Markt, schon vergessen?«, sagt Poppy.

»Schön wär s.«

Wenn es darum geht, dass meine Mutter jeden Montagmorgen damit verbringt, frisch gepflückte Rosmarin- und Thymianzweige und alle möglichen anderen Superkräuter zu kleinen Sträußen zusammenzubinden, um sie zusammen mit ätherischen Ölen auf dem Parkplatz am Strand zu verkaufen, kann ich nur schwerlich Begeisterung heucheln. Schließlich wurde ich dort an jedem einzelnen Montagnachmittag in diesem Sommer so dermaßen auf dem Asphalt gegrillt, dass mir der Schweiß in Strömen den Rücken runterlief. Und nur ein paar Meter hinter mir lockten die kühlen Wellen des Ozeans. Komm her, flüsterten sie mir zu, wenn ich verstohlen Grüppchen von Gleichaltrigen musterte, die ein viel aufregenderes Leben führten, als mit ihrer Mutter Kräuter auf dem Markt zu verkaufen. Sie trugen Surfboards, Board Shorts, Bikinis und Strandtaschen und breiteten ihre Handtücher wie Sonnenstrahlen in einem Kreis aus, sodass sie in der Mitte die Köpfe zusammenstecken, reden und lachen konnten, wie man es mit sechzehn eben so tut.

Klar hätte ich auch an den Strand gehen können, wenn ich gewollt hätte - meine Eltern bestehen darauf, dass wir mehr draußen lernen als drinnen -, aber ich konnte ja schlecht mein Handtuch zwischen diese Fremden an einem kalifornischen Strand legen. Schließlich waren wir nicht befreundet. Sie kannten mich nicht. Ich war neu in der Stadt und die Freunde, mit denen ich sonst am Strand abgehangen hätte, lebten sechs Stunden entfernt.

Als wir noch in Northern California wohnten, haben meine Eltern sich mit anderen Familien getroffen, die ihre Kinder auch zu Hause unterrichteten. Hin und wieder haben wir gemeinsame Schulausflüge unternommen. Ins Museum, zu einem Aquarium und ins Theater. Und immer war Sasha dabei. Es tat gut, der Freakshow zu entkommen, die darin bestand, mit einem halben Dutzend anderer Kinder eine Shakespeare-Aufführung im Park anzuschauen, während unsere Eltern Kurkuma-Rezepte austauschten. Da wir beide abends um elf Uhr zu Hause sein mussten, verbrachten Sasha und ich auch die meisten Wochenenden zusammen. Tagsüber gingen wir Kajak fahren, wandern oder ins Freibad, abends stöberten wir im Buchladen im Zentrum oder fuhren mit unseren Skateboards auf einem leeren Parkplatz am Strand herum. Unsere Freundschaft war leicht und unkompliziert. Sie war aus den Umständen geboren, unter denen wir lebten. Sasha war da. Ich war da. Doch sie verstand mich nie so, wie ich es mir von einer besten Freundin erhofft hatte. Zum einen gefiel es ihr, zu Hause unterrichtet zu werden. Im Gegensatz zu mir bettelte sie nicht ständig ihre Eltern an, sie auf eine staatliche Schule zu schicken. Sie hatte nicht dieses Gefühl, etwas zu verpassen.

Da ich kein Handy haben durfte, aus Gründen, die von Krebs bis hin zu Sehnenscheidenentzündungen reichten, blieb Sasha und mir nach meinem Umzug nichts anderes übrig, als per Brief in Kontakt zu bleiben. Den gesamten April und auch noch im Mai überwachte ich unseren Briefkasten wie die besorgte Ehefrau eines Soldaten im Zweiten Weltkrieg und wartete gebannt auf einen mit Glitzerstift beschriebenen Umschlag. Leider sind Teenager nicht sonderlich gut darin, ohne Handy in Kontakt zu bleiben, und so wurden die Briefe von Sasha mit Beginn des Sommers immer weniger. Aus einmal pro Woche wurde schließlich nie. Ich kann es ihr nicht verübeln. Immerhin hat sie ihr eigenes Leben. Aber ich vermisse es, jemanden zu kennen, der mutig genug wäre, am Strand zu der Gruppe Jugendlicher zu gehen, die sich auf ihren Handtüchern aalen. Sie würde ihnen einfach irgendwelche Fragen stellen, durch die wir beinahe normal und cool genug rüberkämen, um mit uns befreundet zu sein.

Jetzt, wo das neue Schuljahr begonnen hat, haben meine Eltern auch hier wieder Kontakt zu anderen Eltern aufgenommen, die ihre Kinder zu Hause unterrichten, und ich hoffe sehr, auf gemeinsamen Wanderausflügen ein paar neue Freunde zu finden.

Bis dahin sehe ich den anderen eben von außen zu, wie sie ein Leben haben.

Wie zum Beispiel heute Morgen, als ich die Viertelstunde zwischen meinem Weckerklingeln und unserem Unterrichtsbeginn um acht damit verbracht habe, durch mein Zimmerfenster die knallgelben Schulbusse zu beobachten, die an der Haltestelle der Playa Bonita Highschool hielten und eine Horde Schüler auf den Gehsteig spuckten. Andere kamen mit dem Fahrrad oder ihren Skateboards angefahren. Die Älteren aus der Mittel- und Oberstufe fuhren in voll bepackten Autos mit zwei Freunden auf dem Beifahrersitz und drei auf der Rückbank vor. Da die Stadt selbst jetzt in der letzten Augustwoche immer noch vor Hitze ächzt, trugen alle kurze Hosen oder Sommerkleider.

Dass es ein heißer Tag werden würde, spürte ich an meinen feuchten Achseln und den Schweißrändern, die sich schon beim Aufwachen auf meinem Tanktop gebildet hatten. Wie jeden Morgen schmierte ich mir Deo aus dem halb leeren Einmachglas, das auf meiner Kommode steht, unter die Achseln. Es klumpt, klebt und hinterlässt weiße, ölige Rückstände auf meinen T-Shirts. Ich habe Mom gefragt, ob ich endlich mal ein richtiges Deo haben darf. Oder wenigstens irgendwas aus der Naturheilabteilung bei Whole Foods.

»Tapiokamehl und Kokosöl wirken mindestens genauso gut«, lautet stets ihre Antwort. Ich bin mir sicher, dass das nicht stimmt, denn wenn ich den unangenehmen Körpergeruch an meiner Mutter wahrnehmen kann, dann stinke ich sicher ganz genauso.

Die Mädchen auf der PBHS duften bestimmt nach Erdbeeren und Freiheit. Wetten, dass sie sich jeden Morgen mit den parfümierten Duschgels aus diesem einen Laden im Einkaufszentrum einseifen, der wie ein Obststand riecht? Und ich wette auch, dass meine Mutter mir die Parabenkonzentration von jeder einzelnen Flasche herunterleiern kann. Meine Eltern würden mir nie erlauben, in diesem Laden oder überhaupt irgendwo im Einkaufszentrum Geld auszugeben.

Und genau deshalb sitzen diese Mädchen auf der anderen Straßenseite in einem Klassenzimmer und ich hocke hier. Chemikalien, Toxine, Quecksilberrückstände und die schrumpfende Ozonschicht haben meine Eltern dazu veranlasst, die Realität hinter sich zu lassen und in ihrer eigenen Welt zu leben. Bei uns ist alles Bio: vom Deo über das Essen bis hin zu unserem Waschmittel und den Möbeln. Ungeheuer wichtig, ich weiß. Aber man kann es auch übertreiben. Wenn es um ihre Überzeugungen geht, sind meine Eltern absolut fanatisch.

»Bio ist keine neue Mode, sondern das, was schon immer da war«, pflegt meine Mutter stolz zu sagen. »Wir besinnen uns auf eine ursprüngliche Lebensweise.«

Sie lebt in einer rosaroten Version der Geschichte, was auch dazu geführt hat, dass meine Schwester, mein Bruder und ich nicht geimpft sind. Deshalb dürfen wir in Kalifornien keine staatlichen Schulen besuchen. Nicht dass ich...
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Marisa Reichardt ist die Autorin der YA-Romane UNDERWATER und AFTERSHOCKS. Sie hat einen Master of Professional Writing und zwei Abschlüsse in englischer und amerikanischer Literatur und kreativem Schreiben.