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Blessed & Broken. Die Kraft des Klangs

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Moon Noteserschienen am02.10.2021
Es gibt nur wenige Frauen im Königreich Palente, die über die magische Kraft verfügen, mittels Klang und Schall Materie zu beherrschen. Zu diesen Frauen gehört die Bäckerstochter Livia. Ihr Vater verbietet ihr die Nutzung ihrer Gabe, denn diese wurde einst ihrer Mutter zum Verhängnis. Doch dann verliert ihr Vater seine Bürgerrechte und ihre schwangere Schwester benötigt dringend eine Mitgift. Livia muss einen Pakt mit dem jungen und attraktiven Kriegsherrn Cristan schließen, um ihre Familie zu retten ...

Anne-Marie Jungwirth ist studierte Betriebswirtin, doch ihr Herz gehört dem Schreiben. Ob als Leserin oder Autorin - fantastisch-romantische Geschichten sind aus ihrem Leben nicht wegzudenken.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEs gibt nur wenige Frauen im Königreich Palente, die über die magische Kraft verfügen, mittels Klang und Schall Materie zu beherrschen. Zu diesen Frauen gehört die Bäckerstochter Livia. Ihr Vater verbietet ihr die Nutzung ihrer Gabe, denn diese wurde einst ihrer Mutter zum Verhängnis. Doch dann verliert ihr Vater seine Bürgerrechte und ihre schwangere Schwester benötigt dringend eine Mitgift. Livia muss einen Pakt mit dem jungen und attraktiven Kriegsherrn Cristan schließen, um ihre Familie zu retten ...

Anne-Marie Jungwirth ist studierte Betriebswirtin, doch ihr Herz gehört dem Schreiben. Ob als Leserin oder Autorin - fantastisch-romantische Geschichten sind aus ihrem Leben nicht wegzudenken.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783969810064
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum02.10.2021
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.7138371
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Keuchend zerre ich den prall gefüllten Getreidesack hinter mir her und platziere ihn lieblos neben dem Mahlstein. Während ich mir mit der Hand den Schweiß von der Stirn wische, wünsche ich mir einmal mehr, meine Segnung würde das für mich erledigen. Oder mein Vater - schließlich wiegt das Ding beinahe doppelt so viel wie ich. Beides bleibt mir verwehrt.

Seufzend beuge ich mich vor, löse die Kordel und ziehe die Öffnung des rauen Tuchs weit auf. Mit einem tiefen Atemzug prüfe ich, ob die Ware verdorben ist. Dann gleite ich mit einer Hand in den Sack und lasse ein paar Körner durch meine Finger rieseln, bevor ich eine kleine Portion Kamut herausnehme. Er ist etwas zu trocken, aber immer noch in Ordnung. Nickend werfe ich die Probe zurück und sinke auf dem staubigen Boden hinter unserem Haus in einen Schneidersitz.

Wachsam lasse ich meinen Blick umherschweifen, stelle sicher, dass ich keine Zuschauer habe. Keine Menschenseele ist zu sehen. Die schmalen einstöckigen Häuser um mich herum verschmelzen farblich mit der Gasse. Nur gelegentlich wird die sandfarbene Einheit von bunten Vorhängen durchbrochen, die im Moment alle fest zugezogen sind. Die Sonne steht hoch und jeder, der kann, flüchtet um diese Tageszeit in sein Haus. Jeder außer mir. Ich habe mich an die Arbeit in der brütenden Hitze gewöhnt und sie stört mich nicht mehr.

Natürlich könnte ich - wie alle anderen auch - eine Mittagsruhe einlegen, aber dann wäre ich noch länger an diesen Ort gekettet. Lieber beiße ich die Zähne zusammen, halte durch und habe später etwas Zeit, um durch den Innenbezirk zu streifen oder mich heimlich in die Bibliothek zu schleichen. Allein der Wunsch danach ist den meisten Menschen aus meiner Schicht fremd, denn von jeher ist ihr Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang mit Arbeit gefüllt. Doch als ich klein war und Mutter großzügig vom Herrscher bezahlt wurde, da gab es so etwas wie freie Zeit. Manchmal kommt es mir vor, als wäre es in einem anderen Leben gewesen oder in einem Traum, den ich nur noch verwaschen vor mir sehe. Immer wieder versuche ich, an diesen kleinen Erinnerungsfetzen festzuhalten, will verhindern, dass sie mir entgleiten. Im Gegensatz zu meinem Vater möchte ich nämlich nicht vergessen, sondern zurück. Zurück in das Leben, das wir hinter uns gelassen haben. In das Leben, das mir bestimmt ist und er mir verwehrt.

Ich lege meine Hände in den Schoß und spüre den rauen Stoff meines Wickelkleids. Es ist kaum besser verarbeitet als der Sack mit den Kamutkörnern vor mir, aber immerhin ein wenig schöner. Während ich meine Augen schließe, beschwöre ich Bilder meiner Mutter herauf. Dabei bleibt ihr Gesicht unscharf, einzig ihre Lippen sehe ich deutlich vor mir und lausche ihrer Stimme. Sie ist das, was mich mit ihr verbindet - über ihren Tod hinaus.

Wie so oft, wenn ich unbeobachtet bin, summe ich die Melodie, mit der Mama früher meine bemalten Steine zum Tanzen gebracht hat. Vorsichtig öffne ich meine Augen, ohne dabei zu verstummen. Die Körner fliegen kreisend aus dem Sack in die Luft, drehen kleine Pirouetten und versüßen mir mit ihrem Anblick den Tag. Ich wünschte, sie würden nicht nur tanzen, sondern wirklich tun, was ich ihnen sage und auf den Mahlstein schweben, um sich dort gleichmäßig auszubreiten. Leider weiß ich nicht, wie ich das bewerkstelligen soll. Ich summe höher, tiefer, versuche, mehr zu vibrieren, doch der Kamut gehorcht meinen Klängen nicht. Er ändert die Richtung, wird mal schneller, mal langsamer, aber es scheint, als würde er es aus einer Laune heraus tun und nicht, weil ich es ihm befehle. Wäre nur Mama noch hier und könnte mir sagen, was ich falsch mache!

Schritte erklingen hinter mir. Augenblicklich presse ich meine Lippen zusammen, lasse die Melodie verstummen und die Körner damit alle auf einmal zu Boden fallen. Sie bewegen sich so unnatürlich schnell, dass selbst einem schlichten Gemüt klar sein muss, dass die Segnung ihre Finger im Spiel hat. Ruckartig fahre ich herum und sehe ausgerechnet meinen Vater näher kommen. Er ist der letzte Mensch, der mich beim Üben erwischen soll.

Finster blickt er mich an und baut sich vor mir auf. »Livia, ins Haus. Sofort!«

Langsam erhebe ich mich, klopfe den Staub vom Kleid und folge ihm. Schnaubend marschiert mein Vater voran und stößt die dunkle Holztür so schwungvoll auf, dass sie sich fast aus der Verankerung löst. Meine Füße berühren den gefilzten Teppich, der über dem gesamten Boden ausgebreitet ist. Er ist schmucklos, aber weich und gemütlich.

In der Mitte des Zimmers bleibt Vater stehen. Seine schütteren Haare und sein am Kinn ergrauter Bart lassen ihn selbst an guten Tagen grimmig wirken. Doch wenn er die Augen so wie jetzt zusammenkneift, ist er es auch.

Ich schließe die Tür hinter mir und gehe einen Schritt auf ihn zu. Was jetzt folgt, weiß ich genau, und ich bin es so leid.

»Was fällt dir eigentlich ein?«, zischt mein Vater leise, um den Rest der Familie nicht zu wecken.

Doch das ist zwecklos. Unser Haus besteht aus nur einem Raum und ich kann genau erkennen, wie mein kleiner Bruder Toman und seine Mutter Turia sich auf ihren Schlafstätten nur schlafend stellen.

Ich wende mich wieder meinem Vater zu und zucke mit den Schultern. Was soll ich schon sagen?

»Bist du völlig von Sinnen? Schlimm genug, dass du nicht darauf verzichten willst â¦ Aber draußen im Freien, wo dich jeder beobachten kann â¦«

»Mich hat aber niemand gesehen«, entgegne ich, obwohl ich mich manchmal frage, ob ich nicht die Tracht Prügel riskieren und dafür der Heimlichtuerei ein Ende setzen sollte.

»Aber es hätte dich jemand sehen können.«

Mir liegt viel auf der Zunge, doch ich verkneife es mir. »Ich bin vorsichtig.«

»Ich weiß wirklich nicht, was ich noch mit dir machen soll, Livia. Du weißt, welches Schicksal deine Mutter ereilt hat. Willst du ihrem Beispiel folgen?«

Ich sage nichts, denn die einzig vernünftige Antwort darauf lautet Ja. Schließlich ist alles besser als dieses Leben hier.

»Entweder bist du unglaublich dumm oder hast Todessehnsucht.«

Oder du bist einfach ein unglaublich feiger Mann, der nicht einsieht, dass meine Segnung die Rettung für unsere Familie sein könnte.

»Du wirst nicht nur den Kamut für die heutige Teigration mahlen, sondern den gesamten Sack. Und wenn ich dich noch einmal dabei erwische, wie du deine Kräfte einsetzt, lasse ich dir deinen Mund zunähen.«

»Wie soll ich so essen?«

»Schweig!«

Kopfschüttelnd wende ich mich von ihm ab. »Ich bin draußen und mahle den Kamut.«

»Ich warne dich. Überstrapaziere nicht meine Geduld.«

Wenn hier etwas überstrapaziert ist, dann meine Nerven. Über die Schulter blicke ich zurück. »Entschuldige, Vater.«

Er nickt wohlwollend, und ich verschwinde wieder hinaus in die Hitze. Missmutig stapfe ich hinters Haus. Der Sack steht noch genau dort, wo ich ihn kurz zuvor hingeschleift habe. Natürlich tut er das. In Palente gibt es zwar Verbrechen, aber der Herrscher sorgt mit seiner strikten Rechtsprechung dafür, dass sie die Ausnahme darstellen. Dieben wird ohne Prozess die Hand abgehackt, und die meisten Menschen besitzen genug, um das nicht zu riskieren.

Schicksalergeben lese ich die verstreuten Körner vom Boden auf, puste den Staub weg und werfe sie wieder in den Sack. Ich knie mich hin und lege ein paar große Blätter des Roten Schirmbaums vor dem Mahlstein aus, mit denen ich später das Mehl auffange. Dann streue ich eine Handvoll Kamut auf den Stein und verteile die Körner gleichmäßig auf der durch harte Arbeit glatt polierten Oberfläche. Mit beiden Händen greife ich nach dem länglichen Reibwerkzeug und umschließe es fest. Von vorn nach hinten presse ich es schwungvoll über die Körner und wieder zurück. Ich höre, spüre und sehe, wie die ersten von ihnen aufspringen. Doch obwohl meine Arme in den letzten sieben Sommern kräftig geworden sind und ich immer schneller werde, brauche ich für eine Portion Mehl trotzdem mindestens fünfzehn Schübe. Weil ich lustlos arbeite, waren es für diese sogar achtzehn. Mit den Händen schiebe ich den gemahlenen Kamut vom Stein auf die Blätter hinunter und wiederhole den Vorgang ein paarmal.

In der Gasse ist es nach wie vor gespenstisch still, und ich finde es passend, weil ich manchmal das Gefühl habe, wir sind zusammen mit Mama gestorben. Ich hasse dieses Leben jeden Tag ein Stückchen mehr. Wie gern würde ich all dem den Rücken kehren und mein eigenes Leben beginnen. Doch das geht nicht. In Palente gibt es nur zwei Arten von Frauen, die allein leben - Witwen und Huren. Und natürlich die Priesterinnen. Aber die sind nicht nur eine Klasse, sondern sogar eine Schicht für sich.

Inzwischen hat sich auf den ausgelegten Blättern schon so viel Mehl angesammelt, dass es an der Zeit ist, es umzufüllen. Ich stehe auf und schleiche mich zurück ins Haus. Die Mittagsruhe ist noch nicht vorbei und Vater hat sich zu den anderen gebettet. Sie alle liegen auf ihrem Stroh und haben die Augen fest geschlossen. Vorsichtig husche ich zum hinteren Teil des Zimmers, denn dort lagert neben dem kleinen Hausofen ein ungeordnetes Sammelsurium von Säcken und Behältern. Kniend suche ich im Halbdunkel nach einem der feiner gewebten Säcke, in den ich das Mehl umfüllen kann. Normalerweise ist das nicht nötig, weil wir alles, was ich mahle, gleich zu Teig verarbeiten und backen. Aber normalerweise schläft mein Vater um diese Zeit auch schon tief und erwischt mich nicht beim Üben. Vermutlich ist er zu spät in die Schänke gekommen und hatte nicht genug Zeit, um sich vor der Mittagsruhe einen Rausch anzutrinken. Aber der Tag ist noch jung â¦

Endlich habe ich den...
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Anne-Marie Jungwirth ist studierte Betriebswirtin, doch ihr Herz gehört dem Schreiben. Ob als Leserin oder Autorin - fantastisch-romantische Geschichten sind aus ihrem Leben nicht wegzudenken.