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Geschichte der deutschen Literatur. Band 3

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
UTB GmbHerschienen am06.12.20131. Auflage
Leitfaden durch die Geschichte der deutschen Literatur Das Spektrum der behandelten Autoren reicht dabei von Klopstock, Karl Philipp Moritz und Hölderlin über Schiller und Jean Paul bis hin zu Heinrich von Kleist und Novalis. Besondere Aufmerksamkeit erhält freilich Goethe, der Namensgeber der glanzvollen literarischen Epoche um 1800. Die literarischen Werke werden in ihren sozial-, ideen- und kulturgeschichtlichen Kontext eingebettet und dieser Schritt für Schritt ausgeleuchtet. Die Reihe der fünf Einführungen bildet einen kompetenten und zuverlässigen Leitfaden durch die Geschichte der deutschen Literatur vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Jeder Band stellt eine Großepoche vor und ist für sich allein verständlich.

Prof. Dr. Gottfried Willems lehrte Neuere und Neueste deutsche Literatur an der Universität Jena. (Stand 12.05.2014)
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KlappentextLeitfaden durch die Geschichte der deutschen Literatur Das Spektrum der behandelten Autoren reicht dabei von Klopstock, Karl Philipp Moritz und Hölderlin über Schiller und Jean Paul bis hin zu Heinrich von Kleist und Novalis. Besondere Aufmerksamkeit erhält freilich Goethe, der Namensgeber der glanzvollen literarischen Epoche um 1800. Die literarischen Werke werden in ihren sozial-, ideen- und kulturgeschichtlichen Kontext eingebettet und dieser Schritt für Schritt ausgeleuchtet. Die Reihe der fünf Einführungen bildet einen kompetenten und zuverlässigen Leitfaden durch die Geschichte der deutschen Literatur vom 16. bis zum 20. Jahrhundert. Jeder Band stellt eine Großepoche vor und ist für sich allein verständlich.

Prof. Dr. Gottfried Willems lehrte Neuere und Neueste deutsche Literatur an der Universität Jena. (Stand 12.05.2014)
Details
Weitere ISBN/GTIN9783846337349
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Verlag
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum06.12.2013
Auflage1. Auflage
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.8184567
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung 72 Probleme der Klassik-Doktrin 172.1 Germanistik und Klassik-Mythos 192.2 Das Epochenschema der germanistischen Tradition 312.3 Geschichtlich-gesellschaftliche Rahmenbedingungender literarischen Entwicklung 332.4 Revision des Epochenschemas 442.4.1 Sturm und Drang und Aufklärung 452.4.2 Das "klassische Jahrzehnt" 512.4.3 Jenaer Frühromantik und Weimarer Klassik 583 Literarische Einzelgänger 833.1 Generationen und literarische Bewegungen 833.2 Die literarischen Einzelgänger 893.2.1 Friedrich Gottlieb Klopstock 893.2.2 Karl Philipp Moritz 993.2.3 Jean Paul 1063.2.4 Friedrich Hölderlin 1203.2.5 Heinrich von Kleist 1424 Goethe und das literarische Leben seiner Zeit 1634.1 Goethe und seine Zeit 1634.1.1 Goethe als Einzelgänger 1634.1.2 Goethe als Mittelpunkt des literarischen Lebens 1734.2 Goethe und die literarischen Bewegungen 1814.2.1 Goethe und die Dichter des Sturm und Drang 1814.2.2 Goethe und die Dichter der Spätaufklärung 1894.2.3 Goethe und Schiller 1964.2.3.1 Schillers Weg zu Goethe 1964.2.3.2 Weimarer Klassik 2074.2.4 Goethe und die Frühromantiker 2114.3 Genie-Kult und "Kunstreligion" 2194.4 Goethe und die literarischen Einzelgänger 2314.4.1 Goethe und Jean Paul 2314.4.2 Goethe, Schiller und Hölderlin 2474.5 Heine und Goethe 2585 Die Literatur der Goethezeit und die Gefahren der Moderne 2695.1 Moderne, Aufklärung und Gegenaufklärung 2715.2 Die Gefahren der Moderne 2905.3 Blicke in den Abgrund 2965.3.1 Goethes "Werther" 2975.3.2 Schillers "Räuber" 3015.3.3 Hölderlins "Hyperion" 3085.3.4 Jean Pauls "Rede des toten Christus vom Weltgebäude herab" 3115.3.5 Novalis' "Die Lehrlinge zu Sais" und "Die Christenheit oder Europa" 3155.3.6 Kleists Briefe aus Paris 3225.3.7 "Nachtwachen von Bonaventura" 3306 Goethes "Faust" 3336.1 Entstehung, Handlung und Aufbau des "Faust" 3346.2 "Faust" als Spiegel der Goethezeit 3426.3 Mephisto und die Gefahren der Moderne 3516.4 Der Mensch in der Moderne 358Anhang 375Siglen 375Literaturhinweise 376Personenregister 377mehr
Leseprobe


1     Einleitung


Klassik, Romantik, ­Goethezeit


Seitdem es in Deutschland ein Interesse an der Geschichte der deutschen Literatur gibt, ist die Zeit von 1770 bis 1830 meist als ein einziger, mehr oder weniger fest umrissener epochaler Zusammenhang gesehen worden, als eine Epoche überdies, die für die deutsche Kultur von besonderer Bedeutung wäre. Denn die Jahre, in denen ­Goethe und Schiller, Klopstock, Herder und Lenz, Novalis und Tieck, Hölderlin und Kleist, E. T. A. Hoffmann und Eichendorff schrieben, galten und gelten vielfach noch immer als die große Glanz- und Blütezeit der deutschen Literatur, als eine Periode, in der mehr Autoren von Rang hervorgetreten und mehr große Kunstwerke entstanden wären als in den Jahrhunderten zuvor und danach - mit einem Wort: sie galten als der klassische Höhepunkt ihrer Geschichte, und so hat man sich mit ihrer Literatur seit jeher besonders intensiv beschäftigt und alles dafür getan, um sie in Erinnerung zu halten.

Die Jahreszahlen 1770 und 1830 sind also als Epochengrenzen bestens eingeführt, aber warum gerade diese beiden Daten? Nicht nur daß sie zu der Einteilung in Jahrhunderte quer liegen, derer sich die Geschichtsschreibung ansonsten so gerne bedient - sie stimmen auch mit keiner der Jahreszahlen überein, an denen in anderen Bereichen der Kultur die epochalen Einschnitte und Umbrüche der geschichtlich-gesellschaftlichen Entwicklung festgemacht werden, wie sie übrigens auch in der Geschichte anderer europäischer Literaturen keine Rolle spielen. Das letzte große politische Drama, der Siebenjährige Krieg (1756-1763), liegt 1770 bereits sieben Jahre zurück, und das ­nächste, die Französische Revolution (1788-1794), wird noch achtzehn Jahre auf sich warten lassen. Und das Jahr 1830 ist fast gleich weit von den epochemachenden Umbruchsphasen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, von der Zeit der sogenannten Befreiungskriege und des Wiener Kongresses (1813-1815) und von der Revolution von 1848 entfernt. Warum also gerade 1770 und 1830?


[­Goethe als Autor aktiv war. Schon für die Zeitgenossen war ­Goethe die alles überragende Gestalt des literarischen Lebens, und erst recht für die Nachgeborenen. So hat man bereits in ­Goethes letzten Lebensjahren begonnen, von der Zeit seit seinem ersten Auftreten als der ­Goetheschen Kunstperiode zu sprechen, eine Formulierung, die sich bei keinem geringeren als Heinrich Heine findet, und in einer Arbeit, die als ein erster Versuch zu einer umfassenden Darstellung der Epoche gelten kann, in seiner Romantischen Schule von 1836 (HS 5, 360). Das Konzept der ­Goethezeit lag also schon in den zwanziger, dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts in der Luft. Daß sich die Literaturgeschichtsschreibung bei ihren ersten Versuchen, die Konturen der Epoche herauszuarbeiten, weithin an den entsprechenden Kapiteln von ­Goethes Autobiographie Dichtung und Wahrheit orientierte, tat ein übriges, um die Fokussierung auf ­­Goethe und die Eckdaten seines Schriftstellerlebens weiter zu befestigen.

Es dauerte allerdings noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein, bis zu Hermann August Korff und seiner fünfbändigen Epochenmonographie Der Geist der ­Goethezeit (1929-1957), bis der Begriff der ­Goethezeit als Name für die Epoche in Gebrauch kam. Bis dahin hatte man sich vor allem an die Begriffe Klassik und Romantik gehalten. Verwirrenderweise hat man sich dieser sowohl bedient, um die gesamte Epoche zu benennen, als auch um vom Neben-, Gegen- und Nacheinander ihrer beiden wichtigsten literarischen Gruppierungen, der Weimarer Klassik und der verschiedenen Zirkel von Romantikern zu handeln.

Daß die Begriffe der Klassik und Romantik nicht nur gebraucht worden sind, um unterschiedliche Bestrebungen innerhalb der Groß­epoche kenntlich zu machen, sondern auch, um dieser als ganzer einen Namen zu geben, ist zunächst kaum zu verstehen. Auch wer sich mit der Literatur der ­Goethezeit nur wenig auskennt, wird im allgemeinen mitbekommen haben, daß sie in sehr unterschiedliche, ja geradezu diametral entgegengesetzte Richtungen weisen. Klassik läßt an eine Kunst denken, die sich um klare, strenge Formen, um letzten Ernst und höchste Verbindlichkeit bemüht, Romantik


[ Deutscher Klassik zu sprechen, wenn man nicht nur die Weimarer Klassik  - ­Goethe und seinen Kreis - sondern auch die Klassiker der Romantik  - Novalis, Tieck, Arnim, Brentano, ­Hoffmann, Eichendorff - meint. Und außerhalb Deutschlands, etwa in Frankreich und England, wird die gesamte Epoche bis heute im allgemeinen unter Romantik abgebucht, einschließlich der Weimarer Klassiker ­Goethe und Schiller.

Dieser verwirrende Begriffsgebrauch ist der Niederschlag eines ständigen Ringens zwischen zwei verschiedenen Perspektiven auf die Epoche. Während für die einen die epochalen Gemeinsamkeiten im Vordergrund stehen, wie sie sich aus den großen geschichtlich-gesellschaftlichen Entwicklungen ergeben - wobei hier wiederum zwischen denen zu unterscheiden ist, die die innere Einheit der Epoche eher auf klassische oder eher auf romantische Prinzipien zurückführen - denken die anderen zunächst und vor allem an das Widerspiel von klassischer und romantischer Kunst. Als Korff seinen Geist der ­Goethezeit schrieb, hatte die Germanistik gerade eine Phase hinter sich, in der sie sich besonders energisch um die Abgrenzung von Klassik und Romantik bemüht hatte, so daß Korff es für nötig hielt, den inneren Zusammenhang der Epoche neuerlich zur Geltung zu bringen. Und dieser innere Zusammenhang hieß für ihn eben ­Goethe, so wie schon für Heine und die anderen frühen Literarhistoriker.


­Goethe und die ­Goethezeit


Johann Wolfgang ­Goethe - seit 1782 von ­Goethe  - ist 1749 geboren und 1832 gestorben. Bekannt wurde er vor allem durch zwei Werke, durch das Drama Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand (1773) und den Roman Die Leiden des jungen Werthers (1774), und nicht nur bekannt - er wurde durch sie mit einem Schlag zur zentralen Figur des literarischen Lebens in Deutschland. Schon der Götz war eine literarische Sensation, und erst recht der Werther . Dieser entwickelte sich zu einem Bucherfolg, wie ihn ein deutscher Autor bis dahin noch nicht erlebt hatte. Wer immer auf sich hielt, wer auf der Höhe der Zeit sein und mitreden wollte, las ­Goethes Roman. Die jungen Leute kleideten sich wie Werther und seine geliebte Lotte,


[ Werther-Fieber ,1 ein kultureller Hype, der in manchem schon an das moderne Fanwesen und den Rummel um Kultfilme und Kultstars erinnert. Der Werther war übrigens nicht nur eine deutsche, sondern auch eine europäische Sensation. So hat der französische Kaiser Napoleon einmal ­Goethe gegenüber bekannt, daß er seinen Roman siebenmal gelesen habe.

In solchen neuen Formen des Umgangs mit Literatur werden tiefgreifende Wandlungen faßbar, Wandlungen nicht nur des literarischen Lebens, sondern des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens überhaupt, und sie sind für die Zeitgenossen wesentlich mit dem Namen ­Goethes verknüpft. Eine immer größere Zahl von Menschen bringt der Literatur ein immer höheres Maß an Interesse entgegen, und ein immer vitaleres, persönlicheres, existentielleres Interesse; und dieses richtet sich gerade auch auf die zeitgenössische Literatur, sucht sie eben um ihrer Zeitgenossenschaft willen. Die Literatur gewinnt so einen neuen Stellenwert im Gefüge der gesellschaftlichen Institutionen, und damit wiederum neue Möglichkeiten, um in die Gesellschaft hineinzuwirken. Zugleich werden hier Wandlungen des gesellschaftlichen Lebens überhaupt greifbar. Daß die Literatur einen solchen Bedeutungszuwachs erfährt, setzt ja doch voraus, daß sich die Gesellschaft auf eine bestimmte Weise öffnet, daß sie nämlich jener medialen Öffentlichkeit, in der die Literatur zuhause ist, immer mehr Raum gibt und sie mehr und mehr zu dem Ort macht, an dem sich ihre Steuerdiskurse formieren.

Dies alles sind Entwicklungen, die sich schon früher im 18. Jahrhundert abzuzeichnen beginnen, die nämlich...

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