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Emma Watson

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
272 Seiten
Deutsch
Diogeneserschienen am27.10.20211. Auflage
Emma Watson (Heldin von Jane Austens gleichnamigem unvollendeten Roman) ist mit neunzehn zu dem kränkelnden Vater und ihrer Lieblingsschwester Elizabeth zurückgekehrt. Bruder Robert wohnt mit seiner habgierigen Frau in Croydon; die Schwester Penelope hat scheinbar eine gute Partie gemacht; ihr Bruder Sam bemüht sich um beruflichen Erfolg als Arzt, und Emmas Schwester Margaret glaubt, Tom Musgrave zu lieben.
'

Joan Aiken, Tochter des amerikanischen Lyrikers Conrad Aiken und seiner kanadischen Frau, wurde 1924 in Sussex geboren. Ihre ersten Gedichte und Schauergeschichten schrieb sie im Alter von fünf Jahren. Sie wurde Verfasserin zahlreicher historischer Romane, moderner Thriller und vieler Kinderbücher. Joan Aiken starb 2004 in Petworth, West Sussex.
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Produkt

KlappentextEmma Watson (Heldin von Jane Austens gleichnamigem unvollendeten Roman) ist mit neunzehn zu dem kränkelnden Vater und ihrer Lieblingsschwester Elizabeth zurückgekehrt. Bruder Robert wohnt mit seiner habgierigen Frau in Croydon; die Schwester Penelope hat scheinbar eine gute Partie gemacht; ihr Bruder Sam bemüht sich um beruflichen Erfolg als Arzt, und Emmas Schwester Margaret glaubt, Tom Musgrave zu lieben.
'

Joan Aiken, Tochter des amerikanischen Lyrikers Conrad Aiken und seiner kanadischen Frau, wurde 1924 in Sussex geboren. Ihre ersten Gedichte und Schauergeschichten schrieb sie im Alter von fünf Jahren. Sie wurde Verfasserin zahlreicher historischer Romane, moderner Thriller und vieler Kinderbücher. Joan Aiken starb 2004 in Petworth, West Sussex.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783257612417
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum27.10.2021
Auflage1. Auflage
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse894 Kbytes
Artikel-Nr.8198045
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


»Was für ein glücklicher Umstand, daß Robert und Jane ausgerechnet heute ihre Freunde in Alford besuchen«, sagte Emma Watson, während sie mit einem großen Bündel Tischwäsche beladen das Waschhaus betrat.

»Ja, wirklich«, bestätigte ihre Schwester Elizabeth und rührte eifrig in den Bottichen herum, die Wäsche in einer Lösung aus Haushaltssoda und ungelöschtem Kalk zum Einweichen enthielten. »Was du da bringst, Emma, können wir, wenn es nicht ganz bös verfleckt ist, gleich in den Kessel geben.«

»Da wäre nur dieses Taschentuch von Vater, auf dem sind Tintenflecke.«

»Dann legst du es am besten in einen Tiegel mit Oxalsäure oder Kleesalz. Die Flaschen stehen nebenan im Regal.«

Das Waschhaus der Pfarre von Stanton war ein großer, zugiger, mit gelben Steinplatten ausgelegter Raum, in dem ein Kupferkessel und mehrere Holzbottiche standen. Der Bleichraum nebenan wurde auch zum Bügeln, Mangeln und Trocknen benutzt. Beide Räume waren zu ebener Erde gelegen, die Fenster gingen auf den Wirtschaftshof hinaus. Im Augenblick standen alle Fenster offen, damit der Dampf abziehen konnte.

Beide Schwestern trugen Holzschuhe und große Leinenschürzen über den Kattunkleidern.

»Ich finde, zumindest Margaret hätte hierbleiben und uns helfen können. Sie weiß doch, daß die arme alte Nanny einen schlimmen Fuß hat und liegen muß«, stellte Emma sachlich fest und breitete das verfleckte Taschentuch in einem Tiegel mit Bleichlösung aus.

»Wo denkst du hin! An Margaret hätten wir so viel Hilfe wie an einer Dreijährigen - oder eher noch weniger. Sie würde nur quengeln und herumstehen und sich darüber beschweren, daß ihr das Soda die weißen Hände verdirbt. Nein, Emma, ohne sie kommen wir besser zurecht. Es ist sehr lieb von dir, daß du mir ein Stück Arbeit abnimmst, und ich bin heilfroh, daß es ein so schöner Tag zum Trocknen ist. Wenn es uns gelingt, bis neun die Bettwäsche im Obstgarten aufzuhängen, können wir vielleicht alles wieder hereinholen, ehe unsere Gäste abends zum Essen kommen. Wie gut, daß spätes Essen neuerdings in Mode gekommen ist.«

»Ein Jammer, daß du nicht mitfahren konntest, Elizabeth. Ich habe den Eindruck, daß du nie einen freien Tag hast.«

»Wenn ich die große Wäsche rasch hinter mich bringen kann, macht mir das viel mehr Freude als ein freier Tag«, sagte Elizabeth ehrlich. »Und gerade heute hätte ich Robert und Jane nicht um alles in der Welt begleiten mögen. Der Besuch hätte nur schmerzliche Erinnerungen geweckt, ich -« Die letzten Worte hatte sie mit erstickter Stimme gesprochen. Jetzt stand sie stumm am Waschkessel und biß sich auf die Lippen, um das Schluchzen zu unterdrücken, während sie mit einem Waschholz in dem weißdampfenden Gebräu herumrührte.

Emma warf ihrer älteren Schwester einen bekümmerten Blick zu. Mit ihren neunundzwanzig Jahren war Elizabeth Watson über das Alter hinaus, in dem eine Frau sich noch Hoffnungen auf eine Ehe machen konnte. Die Schwestern hatten sich vierzehn Jahre nicht gesehen; als Emma damals ihr Elternhaus verlassen hatte, war Elizabeth fünfzehn gewesen, ein hochgewachsenes, lebhaftes, hübsches Mädchen mit frischen Farben, das mit ihrem prachtvoll dichten, blaßgoldenen Haar aussah wie eine nordische Prinzessin. Jetzt war ihr Gesicht schmal und verhärmt und im Augenblick feucht und gerötet vom Wäschedunst. Das strähnige Haar versteckte sie seit langem unter einer altjüngferlichen Haube.

Wie ungerecht ist doch das Leben, dachte Emma in hilflosem Zorn. Eliza ist viel hübscher als Margaret oder Penelope. Warum muß sie ihre Jugend und ihr gutes Aussehen opfern, um sich bei solchen Arbeiten abzuschuften, während die anderen beiden Besuche machen und sich amüsieren dürfen?

Um die Schwester von ihren trüben Gedanken abzulenken, fragte sie: »Wer ist denn dieser Freund unseres Bruders, den sie in Alford besuchen wollen?«

Die Frage war nicht glücklich gewählt. Um Elizabeths Lippen zuckte es erneut, aber sie beherrschte sich.

»Er heißt Purvis. Ich glaube, ich habe dir schon einmal von ihm gesprochen ...«

»Ja, ich erinnere mich, du hast ihn neulich erwähnt, als du mich zum Ball nach Dorking gefahren hast.«

Doch als sie sich den Zusammenhang in Erinnerung rief, sank Emma der Mut, denn jetzt begriff sie, daß diese Bemerkung nun wirklich nicht geeignet war, die traurigen Erinnerungen ihrer Schwester zu verscheuchen. Diese aber schien froh zu sein, daß sie sich einmal aussprechen konnte.

»Purvis war meine erste und einzige Liebe«, fuhr sie fort. »Damals war er Hilfspfarrer in Abinger. Er hat Vater manchmal am Sonntag vertreten. Und er ... ich ... wir waren einander sehr gut. Alle sahen uns schon als Paar. Leider hat ihn unsere Schwester Penelope gegen mich aufgebracht. Sie hat ihm Unwahrheiten über mich erzählt, hat behauptet, ich sei flatterhaft veranlagt und schon Jeffrey Fortescue versprochen - was völlig aus der Luft gegriffen war - und ... und damit hat sie mein Glück zerstört.«

»Aber ... warum hat Penelope dir einen so schlimmen Streich gespielt?«

»Weil sie es selbst auf ihn abgesehen hatte. Sie meint wohl, daß jeder Trick erlaubt ist, wenn es um den Mann fürs Leben geht. Ich kann ihr nur wünschen, daß sie bald ihr Ziel erreicht.«

»Es ist ihr also nicht gelungen, Purvis einzufangen?«

»Nein. Ihm gefiel wohl ihre Art nicht. Das Ende vom Lied war, daß er seine Besuche einstellte. Bald darauf zog er fort und heiratete eine nicht unvermögende junge Dame aus Leith Hill.« Elizabeth seufzte. »Ich wünsche ihm, daß er glücklich geworden ist. Aber seither ist mir kein Mann begegnet, den ich so hätte lieben können, wie ich Purvis geliebt habe. Nun ja, um ehrlich zu sein: Mir sind seither überhaupt nicht viele Männer begegnet ...«

»Wie kann eine Schwester der anderen so übel mitspielen?« empörte sich Emma, während sie energisch zwei Servietten auswrang und ins Spülwasser warf. »Unerhört ist das ... Penelope scheint eine sehr unangenehme Person zu sein, ich habe jetzt schon Angst vor ihr. Hoffentlich kommt sie nicht so bald nach Hause.«

»Sie wird wohl bei den Shaws in Chichester bleiben, so lange es eben geht. Sie hat nämlich ein Auge auf einen reichen Herrn dort geworfen, einen gewissen Dr. Harding, den Onkel ihrer Freundin Miss Shaw. Er ist sehr viel älter als Penelope, aber sie ist inzwischen ja auch schon fünfundzwanzig und hat nicht mehr viel Zeit, sich umzuschauen. Wir können es uns nicht leisten, wählerisch zu sein, denn wir sind unversorgt und müssen alle versuchen, noch einen Mann zu bekommen. Aber in alle Ewigkeit kann Penelope natürlich nicht in Chichester bleiben, früher oder später wirst du sie also kennenlernen, und ich rate dir gut: Trau ihr nicht über den Weg! Sie kennt keine Skrupel, wenn es darum geht, etwas zu ihrem eigenen Vorteil zu wenden. Ich denke aber, daß sie vor dir Respekt haben wird, auch wenn du die Jüngste bist.«

»Vor mir? Ich wüßte nicht warum, zumal man mich wie eine nicht bestellte Warensendung nach Hause expediert hat«, sagte Emma trocken.

»Weil du so vornehm wirkst, Emma. Weil du Stil und Lebensart hast. Derlei imponiert Penelope. In den vierzehn Jahren bei Tante Turner bist du eine feine Dame geworden.«

»Was mir jetzt, da sie - oder vielmehr ihr frischgebackener Ehemann - mich fortgejagt hat, auch nicht weiterhilft«, versetzte Emma seufzend.

»Das war abscheulich! Wenn ich denke, was für Erwartungen man bei dir geweckt hatte, tust du mir herzlich leid. Aber du brauchst die Hoffnung auf eine wünschenswerte Verbindung noch nicht aufzugeben. Bei deinem Aussehen, deiner Eleganz, deiner gebildeten Ausdrucksweise ... Denk nur, welchen Eindruck du auf Tom Musgrave und Lord Osborne gemacht hast, dabei haben sie dich nur dieses eine Mal beim Ball in Dorking gesehen. Ich war völlig überrascht, als sie plötzlich bei uns vor der Tür standen ...«

»Und was haben wir von diesen beiden Nichtsnutzen?«

»Wie kannst du so stolz, so anspruchsvoll sein«, ereiferte sich Elizabeth. »Andere Mädchen würden alles dafür geben, von solch feinen Herren mit einem Besuch beehrt und bewundernd gemustert zu werden. Und danach ist Tom Musgrave noch einmal allein gekommen und zum Kartenspielen geblieben. Das hat er noch nie gemacht.«

»Ja, aber als er hörte, daß unsere Schwester Margaret heimkommen würde, hat er sich nicht mehr blicken lassen.«

»Die Ärmste«, sagte Elizabeth. »Sie lebt in dem Wahn, Tom Musgrave hätte sich ernsthaft in sie verliebt. Seit Januar wartet sie darauf, daß er das entscheidende Wort spricht. Aber ich fürchte, sie wartet vergebens. Unter uns gesagt, Emma: Ich denke, er würde nur eine Dame aus den besten Kreisen heiraten, Miss Osborne vom Schloß vielleicht oder zumindest eine junge Dame mit Vermögen.«

»Ich gönne ihm jede«, sagte Emma trocken. »Er ist ein rechter Schwadroneur.« Sie griff nach dem Korb mit der nassen Wäsche und ging damit zum Obstgarten, der hinter dem Wirtschaftshof und einem Ententeich lag.

Der trockene, windige Oktobertag war so recht für die große Wäsche geeignet. Die letzten welken Blätter waren schon zusammengerecht und verbrannt, aber immer noch fanden sich ein paar späte Äpfel im Gras. Emma hob einen auf und biß hinein. Er war süß und fest. Während sie die Wäsche an die Leine klammerte, hob sich unwillkürlich ihre Stimmung. Es war ein so schöner Tag, und mit neunzehn scheint nichts unmöglich, selbst wenn man wie ein Paket nicht bestellter Ware retourniert worden ist. Beglückt sah sie sich...
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Autor

Joan Aiken, Tochter des amerikanischen Lyrikers Conrad Aiken und seiner kanadischen Frau, wurde 1924 in Sussex geboren. Ihre ersten Gedichte und Schauergeschichten schrieb sie im Alter von fünf Jahren. Sie wurde Verfasserin zahlreicher historischer Romane, moderner Thriller und vieler Kinderbücher. Joan Aiken starb 2004 in Petworth, West Sussex.