Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Panische Angst

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
446 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am01.11.20211. Auflage
Als Joanna Guthrie auf dem entlegenen Anwesen des berühmten Bildhauers Jack Donovan eintrifft, hat sie nur Gutes im Sinn: Der faszinierende Künstler ist blind, und Joanna möchte ihn mit einem Hund vertraut machen, den sie trainiert hat, um dem Blinden das Leben zu erleichtern.

Doch es gibt Menschen in Jacks Umgebung, die das Auftauchen der Hundetrainerin mit Argwohn betrachten, und Joanna gerät unversehens in einen Strudel aus Hass und Gewalt - denn auch den Künstler umgibt ein dunkles Geheimnis, das dieser nach Möglichkeit zu verbergen sucht ...



Hilary Norman, geboren und aufgewachsen in London, war nach einer Karriere als Schauspielerin zunächst in der Mode- und Fernsehbranche tätig. Ihr erster Roman erschien 1986; seitdem hat sie zehn weitere Bücher geschrieben, die in siebzehn Sprachen übersetzt wurden.
mehr

Produkt

KlappentextAls Joanna Guthrie auf dem entlegenen Anwesen des berühmten Bildhauers Jack Donovan eintrifft, hat sie nur Gutes im Sinn: Der faszinierende Künstler ist blind, und Joanna möchte ihn mit einem Hund vertraut machen, den sie trainiert hat, um dem Blinden das Leben zu erleichtern.

Doch es gibt Menschen in Jacks Umgebung, die das Auftauchen der Hundetrainerin mit Argwohn betrachten, und Joanna gerät unversehens in einen Strudel aus Hass und Gewalt - denn auch den Künstler umgibt ein dunkles Geheimnis, das dieser nach Möglichkeit zu verbergen sucht ...



Hilary Norman, geboren und aufgewachsen in London, war nach einer Karriere als Schauspielerin zunächst in der Mode- und Fernsehbranche tätig. Ihr erster Roman erschien 1986; seitdem hat sie zehn weitere Bücher geschrieben, die in siebzehn Sprachen übersetzt wurden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841225344
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum01.11.2021
Auflage1. Auflage
Seiten446 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2181 Kbytes
Artikel-Nr.8201043
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

3.
Freitag, 26. Juni

Wenn Joanna sich an den Augenblick erinnerte, als sie zum ersten Mal von Jack Donovan hörte, kam ihr das Geräusch von Regen in den Sinn. Englischer Frühsommerregen, der gegen die Fenster trommelte und in den Eimer auf dem Küchenfußboden von Merlin Cottage tropfte. Sophia und Rufus lagen neben dem uralten Aga-Ofen, in dem langsam ein Shepherd´s Pie garte, und sie lauschte der fremden amerikanischen Stimme am Telefon.

»Joanna Guthrie?«

»Ja.« Sie hatte den größten Teil des Nachmittags in ihrer Dunkelkammer verbracht und die Hochzeitsfotos eines Kunden entwickelt - der Eimer hatte sich in dieser Zeit beinahe zur Hälfte gefüllt. Jetzt, als sie darauf wartete, dass die Anruferin ihren Namen nannte, beobachtete sie die winzigen, kreisförmigen Wellen, die sich mit jedem neuen Regentropfen im dunklen Wasser ausbreiteten.

»Mein Name ist Mel Rosenthal. Sie kennen mich nicht, aber Sara Hallett kennt mich.«

Saras Name ließ Joanna aufhorchen. Sie wandte den Blick vom Wasser ab.

»Sie sind eine Freundin von Sara?«

»Nicht direkt. Aber mein Klient, Jack Donovan, ist ein Freund von ihr.«

»Klient?«

»Lassen Sie es mich erklären, Mrs Guthrie.«

Joanna saß eine Weile reglos da, nachdem das Gespräch geendet und Mel Rosenthal ihr erklärt hatte, was sie von ihr wollte. Das seltsame Anliegen der Frau verwirrte Joanna. Ein bisschen ärgerte es sie auch. Wäre Saras Name nicht in diesem Zusammenhang gefallen, hätte sie ohne zu zögern abgelehnt. Wie die Dinge lagen, würde sie letztendlich sowieso ablehnen, aber sie wollte nicht unhöflich sein - und außerdem wollte sie Sara zuerst nach Rosenthal, der Künstleragentin aus New York City, und ihrem »Klienten« Jack Donovan fragen. Weshalb hatte Donovan nicht einfach selbst zum Hörer gegriffen und sie angerufen? Nach Joannas Meinung sprach es gegen ihn, dass er sich selbst offenbar für zu wichtig hielt oder - und das wäre noch schlimmer - dass er die Sache als potenzielles Geschäft betrachtete, das eine Dritte für ihn regeln konnte: seine Agentin.

Joanna setzte sich zwischen Rufus und Sophia auf den Fußboden. Die beiden Deutschen Schäferhunde hoben ihre großen Köpfe und legten sie auf beide Oberschenkel Joannas, wie zwei Buchstützen.

»Aber so was ist doch kein Geschäft, nicht wahr, ihr Süßen?«, sagte sie.

Rufus, der vier Jahre älter war als Sophia (älter, aber nicht weiser), stieß ein Knurren aus, während Sophia ihre glänzenden, bernsteinfarbenen Augen auf Joanna richtete.

»Über solche Leute kann man sich nur wundern, oder?«, fragte Joanna.

Sie konnte wirklich nicht anders, als sich über Jack Donovan zu wundern - zumindest ein bisschen. Er war Bildhauer. Seiner Agentin zufolge ein großartiger Künstler, aber vielleicht war die Frau voreingenommen. Mel Rosenthal hatte außerdem erklärt, dass Donovan blind sei und einen Blindenhund brauche. Alles schön und gut - nur dass er einen von Joannas Hunden wollte. Das wäre durchaus in Ordnung gewesen, aber Donovan lebte in New York, während Joanna und ihre Hunde in Oxfordshire zu Hause waren.

Das alles ergab keinen Sinn für Joanna, und das hatte sie Mel Rosenthal auch gesagt.

»Bei Ihnen in den Vereinigten Staaten gibt es eine großartige Organisation, die ...«

»Ich weiß«, war die Amerikanerin ihr ins Wort gefallen. »Aber das hat bei Mr Donovan nicht geklappt.«

»Warum nicht?«

»Aus verschiedenen Gründen.«

Dass sie auswich, hatte Joanna geärgert - ebenso wie die Tatsache, dass Jack Donovan ein junges und sensibles Tier dem Trauma eines Langstreckenflugs aussetzen wollte und dem Hund am Ende der Reise darüber hinaus kein normales Leben versprechen konnte. Denn Mel Rosenthal zufolge lebte Donovan teils in Manhattan und teils auf dem Land, und eine solche Lebensweise war zu verwirrend für einen Hund - und das hatte Joanna der Agentin auch gesagt.

»Ich weiß. Aus diesem Grund hofft Mr Donovan«, erwiderte Mel Rosenthal, »dass Sie den Hund persönlich hierher bringen und seine Ausbildung hier vor Ort beaufsichtigen.«

»Auf gar keinen Fall«, erklärte Joanna. »Vor allem könnte ich mir das gar nicht leisten.«

»Deshalb bietet Mr Donovan Ihnen einen Preis für einen Ihrer Hunde, der weit über dem üblichen liegt«, entgegnete Mel Rosenthal ruhig. »Darüber hinaus werden Ihre Arbeitszeit und Ihre Spesen mehr als abgegolten. Um genau zu sein, Mrs Guthrie, Mr Donovan hat mich beauftragt, Ihnen zu sagen, dass Sie selbst den Preis bestimmen können. Verzeihen Sie, wenn ich so offen spreche, aber Sara Hallett scheint der Ansicht zu sein, dass Sie es sich nicht leisten können, so viel Geld abzulehnen.«

Joanna verzieh ihr nicht. Und sie verzieh auch Sara nicht, dass sie einer Fremden gegenüber so indiskret gewesen war, was ihre Privatangelegenheiten betraf.

Sie würde Sara ihren Zorn per E-Mail mitteilen, allerdings nicht jetzt sofort, denn das Essen war fertig, und Kit oder Miriam - die beiden Studenten, die bei Joanna wohnten - würden jeden Moment herunterkommen, in der Hoffnung, zu der lecker duftenden Mahlzeit eingeladen zu werden.

Oberflächlich betrachtet lebte Joanna allein, seit sie mit dreißig Jahren Witwe geworden war. Doch dank der Untermieter, die sie vor drei Jahren ins Haus genommen hatte, kurz nach dem Tod ihres Mannes Philip, hatte sie weder viel Zeit noch Gelegenheit, sich einsam zu fühlen. Außer nachts im Bett. Dann fühlte sie beständig und intensiv das Fehlen des warmen, starken Körpers, der bei ihr lag - obwohl Philips Körper alles andere als stark und warm gewesen war, als es sich dem Ende genähert hatte ...

Joanna schrieb die E-Mail spät an diesem Abend, nachdem sie mit Kit zusammen gegessen und gespült hatte und eine letzte Runde mit den Hunden gegangen war. Sie formulierte vorsichtig, beschränkte ihren Ärger ausschließlich auf Mel Rosenthal und deren »Klienten«. Während sie schrieb, wurde Joanna klar, wie neugierig sie war zu erfahren, welche Verbindung zwischen Sara und Donovan bestand.

Joanna empfand großen Respekt und Zuneigung für Sara Hallett, die sie vermutlich ebenfalls als »Klientin« bezeichnen könnte: Juno, Saras Hund, stammte aus Joannas Zucht, und sie hatte ihn für Saras spezifische Bedürfnisse trainiert. Außerdem hatte sie Sara für die Umschläge ihrer letzten drei Bücher fotografiert. Die Kinderbuchautorin war seit einer Virusinfektion in ihrer frühen Kindheit gehörlos und sehbehindert; sie litt an Retinitis Pigmentosa, einer degenerativen Netzhauterkrankung, die sie wahrscheinlich im Laufe der Zeit völlig erblinden ließ, ihr bisher aber ein - wenngleich zunehmend schmaleres - Blickfeld gelassen hatte. Somit war Juno, ihr Schäferhund, viel öfter im Dienst als die meisten anderen Begleithunde, denn er musste Sara auf Türklingeln, Klopfen, Alarmglocken und andere wichtige Geräusche aufmerksam machen und sie außerhalb des Hauses führen.

Ich war geneigt, (schrieb Joanna in ihrer E-Mail) einfach Nein zu sagen und es dabei zu belassen, doch als seine Agentin sagte, dass dieser Mann ein Freund von dir sei, dachte ich, dass ich zunächst einmal dich über ihn befragen sollte. Offenbar stehst du ihm sehr nahe, da du ihn über meine finanzielle Lage informiert hast. Es wäre mir lieber gewesen, hättest du es nicht getan.

Sara beantwortete die Mail am Morgen darauf mit einer Einladung zum Mittagessen, Nachmittagstee oder Abendessen zu einem beliebigen Zeitpunkt in den nächsten vier Tagen. Da Joanna am Tag darauf im Oxford Hotel, in dem sie in Teilzeit als Empfangschefin arbeitete, nicht gebraucht wurde, fuhr sie gleich nachmittags mit ihrem alten Range Rover die fünf Meilen zu Saras Cottage in der Nähe von Shipton-under-Wychwood.

»Ich wusste, dass du zu neugierig bist, um zu warten«, sagte Sara in ihrer langsamen, eintönigen und manchmal schwer verständlichen Sprechweise, die in so krassem Gegensatz zu ihrem lebhaften Wesen stand. »Ich wusste, dass Donovan dich fasziniert.«

Die Freundinnen hatten sich schon eine Weile nicht mehr gesehen, und Joanna merkte schnell, dass Saras Sehfähigkeit sich weiter verringert hatte: Der Tunnel, durch den Sara die Welt sah, wurde immer enger. Die verräterischen Linien um ihre schönen dunklen Augen waren durch die Anstrengung, scharf zu sehen, noch tiefer geworden, seit Joanna die Freundin zum letzten Mal gesehen hatte. Auch hatte Sara ihr braunes Haar zu einer praktischeren Frisur kurz geschnitten. Das Durcheinander, mit dem sie sich stets umgeben hatte, hatte merklich abgenommen: Die hübschen Läufer im kleinen Flur und im Esszimmer waren verschwunden, und auf einem der Tische lagen zwei große Bücher in Moon-Schrift - die geprägten alphabetischen Zeichen, die zwar größer und daher noch platzaufwändiger sind als Braille-Schrift, aber unglaublich hilfreich für Blinde. Sara bereitete sich darauf vor - das schien Joanna offensichtlich -, bald völlig blind zu sein. So traurig das auch war, zumindest organisierte Sara ihr Leben, um so unabhängig zu bleiben, wie sie es als Sehende gewesen war.

»Du musst Donovan helfen«, sagte sie nun zu Joanna, als sie im Wohnzimmer bei Tee und Butterhörnchen saßen und Juno, ihr Blindenhund, neben ihr auf dem Sofa schlummerte. »Er braucht wirklich deine Hilfe.«

»Ich kann ihm nicht helfen«, sagte Joanna; sie achtete darauf, dass ihr Gesicht innerhalb des schmalen Blickfelds der Freundin blieb und übersetzte gleichzeitig in Gebärdensprache. Nach...
mehr

Autor

Hilary Norman, geboren und aufgewachsen in London, war nach einer Karriere als Schauspielerin zunächst in der Mode- und Fernsehbranche tätig. Ihr erster Roman erschien 1986; seitdem hat sie zehn weitere Bücher geschrieben, die in siebzehn Sprachen übersetzt wurden.