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Trattoria Mortale - Der Tote im Weinberg

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am18.07.2022
Der zweite Fall für Sergio Panda - Vino, Tiramisu und ein Toter im Weinberg
In der Trattoria des alten Angelo Panda gibt es nur noch ein Gesprächsthema: Angelo lässt seine Stammgäste im Stich. Während der Wirt ein großes Festmahl im historischen Zentrum von Volterra vorbereitet, muss sein Sohn Sergio wieder einmal die Trattoria am Laufen halten. Dabei hat er als Polizist gerade alle Hände voll zu tun: Der Sänger Nino Marino, der für die musikalische Gestaltung der Feier sorgen sollte, wurde tot im Weinberg aufgefunden, offenbar vergiftet. Die Suche nach dem Mörder führt Sergio in Restaurantküchen, Weinkeller - und ausgerechnet zu Angelos Festvorbereitungen ...

Luca Fontanella ist das Pseudonym eines deutschen Autorenduos. Während einer Reise durch die Toskana entdeckten die Journalisten Jutta Wieloch und Dirk Husemann vor 20 Jahren das Städtchen Volterra und verliebten sich in Land und Leute. Seither kehren sie immer wieder dorthin zurück.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDer zweite Fall für Sergio Panda - Vino, Tiramisu und ein Toter im Weinberg
In der Trattoria des alten Angelo Panda gibt es nur noch ein Gesprächsthema: Angelo lässt seine Stammgäste im Stich. Während der Wirt ein großes Festmahl im historischen Zentrum von Volterra vorbereitet, muss sein Sohn Sergio wieder einmal die Trattoria am Laufen halten. Dabei hat er als Polizist gerade alle Hände voll zu tun: Der Sänger Nino Marino, der für die musikalische Gestaltung der Feier sorgen sollte, wurde tot im Weinberg aufgefunden, offenbar vergiftet. Die Suche nach dem Mörder führt Sergio in Restaurantküchen, Weinkeller - und ausgerechnet zu Angelos Festvorbereitungen ...

Luca Fontanella ist das Pseudonym eines deutschen Autorenduos. Während einer Reise durch die Toskana entdeckten die Journalisten Jutta Wieloch und Dirk Husemann vor 20 Jahren das Städtchen Volterra und verliebten sich in Land und Leute. Seither kehren sie immer wieder dorthin zurück.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641288570
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum18.07.2022
Reihen-Nr.2
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4055 Kbytes
Artikel-Nr.8384004
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


KAPITEL 5

Alessandro steuerte den Wagen eine Straße entlang, die diesen Namen kaum verdiente. Die Fahrbahn war unbefestigt und voller Rinnen, die das von den Hügeln herablaufende Wasser im Winter ausgespült hatte. Der Weg führte durch einen Steineichenwald und an mit Brombeergestrüpp gepolsterten Schluchten vorbei. Nach einer Weile holperte der Fiat wieder zwischen Rebstöcken hindurch, gleich drei Weingüter lagen hier, am äußersten Rand des Volterraner Gebiets. Wo die Felder der drei Güter aneinanderstießen, erhoben sich die Überreste von Castelvecchio.

Eine romanische Kirche und ein wuchtiger Wehrturm hatten die Zeit überdauert. Sergio sah die abgebrochene Turmspitze, die von der Kuppe des bewaldeten Hügels aufragte. Sie markierte die seit Jahrhunderten bestehende Grenze zwischen Volterra und San Gimignano. In den Tagen, in denen die Fürsten der beiden Nachbargemeinden ihre mit Piken bewaffneten Bauern aufeinandergehetzt hatten, waren kleine Befestigungsanlagen wie die von Castelvecchio dazu da gewesen, die Eindringlinge abzuwehren, bevor sie Volterra erreichten. Noch heute war die alte Feindschaft zwischen San Gimignano und Volterra nicht ganz vergessen, doch statt zu spitzen Gegenständen griffen die Toskaner zu ihrer wirksamsten Waffe: der Ignoranz. Manch alter Volterraner behauptete steif und fest, noch nie von San Gimignano gehört zu haben. Natürlich schüttelte auch der ein oder andere Einwohner von San Gimignano den Kopf, wurde er von einem Touristen gefragt, welcher Weg nach Volterra führe.

Sergio und Alessandro hielten hinter dem Rettungswagen der Misericordia und stiegen mit Paolo aus. Ein Spazierpfad führte durch das Grün von Zypressen, Eiben und Weißdorn hinauf zu den siebenhundert Jahre alten Gemäuern aus Kalkstein. Schon von Weitem hörte Sergio Stimmen.

Von der Kuppe des Hügels aus bot sich ein fantastischer Blick über das Land, weshalb Castelvecchio ein beliebtes Ziel von Wanderern war. Doch die Männer und Frauen, die mit Rucksäcken ausgerüstet zwischen den verfallenen Mauern standen, schauten nicht in die Ferne, sondern zu Boden. Ein Mann von etwa vierzig Jahren hielt sich eine Hand vor den Mund. Ein junges Paar wiegte sich eng umschlungen. Andere sprachen miteinander. Inmitten der kleinen Gruppe stand Carlo, der Gästeführer des Volterraner Tourismusbüros. In der Regel sprühte er vor Tatendrang, Fröhlichkeit und Begeisterung für seine Heimat. Jetzt hingegen war davon nichts zu erkennen, sogar die abgebrochene Autoantenne mit dem daran festgeknoteten Taschentuch, die Carlo in der Regel als Erkennungszeichen für seine Gäste durch die Luft schwenkte, hing schlapp und traurig in seiner Hand.

Sergio, Alessandro und Paolo gingen an den Wanderern vorbei zur Kirche. Sie war San Frediano geweiht und trotzte dem kompletten Verfall. Die Mauern standen noch, allerdings fehlte das Dach, ebenso die Tür. Stattdessen versperrte ein rot-weißes Absperrband den Eingang. Sergio hob es an, damit Alessandro hindurchschlüpfen konnte, Paolo bat er zu warten, dann betrat auch er die Ruine.

Das Innere bestand aus einem schmalen Raum, der mehr nach einer Kapelle als nach einer Kirche aussah. Zwischen den grauen Steinen war der Mörtel schon vor langer Zeit herausgefallen. Trotzdem war noch ein besonders glatt gemauerter Streifen an den Längswänden erkennbar, auf dem einst Wandmalereien angebracht gewesen sein mussten. Im hinteren Teil waren eine kleine Apsis und davor Reste eines Altars zu sehen. Zwei Sanitäter und die Notärztin Clara Manfredi beugten sich dort über etwas. Sergio konnte zwei in Sportschuhen steckende Füße sehen, die hinter dem Altar hervorragten.

»Das ging ja schnell.« Clara begrüßte die Polizisten.

»Wir waren in der Nähe«, sagte Alessandro knapp.

Sergio blickte über den Altar. Dahinter lag, auf dem Rücken ausgestreckt, Nino Marino. Er trug ein schmutziges T-Shirt und Jeans. Sein dunkelblondes Haar klebte ihm am Kopf, er musste stark geschwitzt haben vor seinem Tod. Die beiden Sanitäter, Silvano und Umberto, räumten gerade ihre Notfallgeräte zusammen.

»Das ist der Gesuchte«, stellte Sergio fest.

»Ihr kennt ihn?«, fragte Clara.

Sergio erklärte die Situation.

»Der ist ja nicht weit gekommen«, sagte Clara, zog sich die Gummihandschuhe aus und ließ sie in einem Plastikbeutel verschwinden.

»Kannst du schon sagen, was passiert ist?«, fragte Alessandro. »Ist er gestürzt?«

Clara schüttelte den Kopf. »Keine Anzeichen einer äußeren Verletzung. Jedenfalls soweit ich das auf die Schnelle feststellen kann. Frakturen, die zum Tod geführt haben, sind unwahrscheinlich. Die Halswirbel und Rippen fühlen sich intakt an. Ein Bruch im Beckenbereich kann eine Lungenembolie hervorrufen, aber dann würde er nicht einfach so lang ausgestreckt daliegen.« Sie griff an ihren Hinterkopf und zog das Haargummi straffer.

»Hast du eine Vermutung?«, fragte Sergio, der die Augen nicht von dem Toten nahm.

»Innere Verletzung, Organversagen oder Herzinfarkt«, zählte die Ärztin auf. »Vielleicht. Er war zwar jung, aber wenn er in dieser Hitze von Due Torri bis hierher gerannt ist, kann er durchaus kollabiert sein.«

Alessandro rieb sich das Kinn. »Dazu die Aufregung und zum Schluss ein Spurt den Hügel rauf. Er will sich im Schatten eine Pause gönnen, hier oben in der Kirche, wo ihn niemand sieht. Aber der letzte Anstieg ist zu viel für ihn.« Er zog die Schultern hoch und schaute Clara an. »Könnte es so gewesen sein?«

Sie stemmte die Fäuste in die Hüften und nickte. »Möglich. Aber festlegen will ich mich nicht. Ein Häftling, sagt ihr? Dann wird er wohl noch eingehender untersucht werden. Das Gefängnis kann sich nicht erlauben, in so einer Angelegenheit Fragen offenzulassen.«

»Ich rufe dort an, damit sie die Suchaktion abblasen.« Alessandro fischte das Mobiltelefon aus der Tasche und entfernte sich einige Schritte.

Sergio hörte kaum, was sein Kollege mit der Gefängnisleitung besprach. Etwas an Nino Marino fesselte seine Aufmerksamkeit.

»Was ist das da an seinen Fingern?«, fragte er Clara und hockte sich neben den Leichnam. Die Fingerspitzen an Marinos rechter Hand waren schwarz.

»Irgendwelcher Schmutz«, sagte die Notärztin und fuhr, als Sergio sie mit hochgezogenen Augenbrauen ansah, barsch fort: »Ich bin für das Medizinische zuständig. Die Spurensicherung ist Angelegenheit der Polizei.«

»Schon gut«, sagte Sergio. »Ich wollte ja nur deine Meinung hören.« Er hob die Hand des Toten an und strich vorsichtig über die Kuppe des kleinen Fingers. Der schwarze Belag löste sich. Sergio zerrieb ihn zwischen seinem Daumen und Zeigefinger. Er fühlte sich ölig an.

»Ruß«, sagte Sergio. Er sah sich um. Der Boden der kleinen Kirche war mit Gras und Kräutern bewachsen und mit dem üblichen Unrat übersät: leeren Plastikflaschen, Taschentüchern, Bonbonpapier und Zigarettenschachteln. Einige Schritte zurück in Richtung Eingang waren zwischen dem wuchernden Gras die alten Steinplatten des Kirchenbodens zu sehen. Sie waren schwarz verfärbt.

Sergio ging zu der Stelle hinüber. Dort hatte ein Feuer gebrannt. Junge Paare nutzten Orte wie diese, um allein zu sein. Zwischen den Mauern fiel der Lichtschein in der Nacht niemandem auf, perfekte Verhältnisse für ein Liebesnest. Allerdings musste das letzte Stelldichein im Flammenschein schon einige Zeit her sein, denn von der Feuerstelle waren nur verwitterte Bröckchen Holzkohle übrig. Auf dem Boden hatte sich eine Schicht Asche erhalten, und darin waren Spuren zu sehen, vier Rillen, wie sie entstehen mochten, wenn jemand mit den Fingern hindurchfuhr. War Marino an dieser Stelle gestürzt? Hatte er tatsächlich einen Infarkt erlitten, war bei der alten Feuerstelle gestrauchelt und hatte sich dann bis hinter den Altar geschleppt, wo er gestorben war?

»No, no, no. Er liegt hier in der Kirche. Er ist tot«, hörte Sergio Alessandro im Hintergrund sagen. An der Lautstärke von Alessandros Stimme war zu erkennen, dass man ihm auf der anderen Seite der Leitung nicht glauben wollte.

Sergio suchte den Boden nach Spuren ab, fand aber nichts. Schließlich stand er wieder hinter dem Altar und schaute auf den Toten hinab. Das rechte Bein sah breiter aus als das linke. Irgendetwas beulte die Hosentasche aus.

»Clara! Hast du das schon bemerkt?« Sergio deutete auf die Jeans des Toten.

»Was denn?« Sie zog geräuschvoll den Reißverschluss ihrer roten Notarzttasche zu.

»Er hat was bei sich«, sagte Sergio. »Hast du mal Handschuhe für mich?«

Sie reichte ihm ein Paar Gummihandschuhe. Sergio streifte sie über und holte ein Bündel Geldscheine aus der Hose des Toten hervor. Die Banknoten waren in der Mitte gefaltet und wurden von einem Gummiband zusammengehalten.

»Woher hat er denn das?« Alessandros Stimme erklang hinter Sergio.

»Gute Frage«, sagte Sergio. »Bei der Weinlese wird er es nicht verdient haben. Das sind immerhin ...«, er blätterte durch die Geldscheine, »... an die tausend Euro.«

»Vielleicht hat er jemanden bestohlen«, mutmaßte Alessandro.

»Und in der Kirche ist er für seine Sünde der Strafe Gottes erlegen«, sagte Silvano. Der Sanitäter hob abwehrend die Hände, als er finstere Blicke von Sergio und Alessandro erntete.

»Wir sollten auf jeden Fall die Wanderer befragen«, schlug Alessandro vor. Er ging zum Ausgang der Kirche und rief nach dem Gästeführer.

Sergio ließ sich von Clara einen Plastikbeutel für Beweismittel geben, steckte das Bündel Geldscheine hinein und klipste den Verschluss zu. Er...

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Luca Fontanella ist das Pseudonym eines deutschen Autorenduos. Während einer Reise durch die Toskana entdeckten die Journalisten Jutta Wieloch und Dirk Husemann vor 20 Jahren das Städtchen Volterra und verliebten sich in Land und Leute. Seither kehren sie immer wieder dorthin zurück.