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Einband grossMatto regiert - Wachtmeister Studers dritter Fall
ISBN/GTIN

Matto regiert - Wachtmeister Studers dritter Fall

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
188 Seiten
Deutsch
SAGA Egmonterschienen am08.11.2021
Wachtmeister Studer wird frühmorgens in die Heil- und Pflegeanstalt Randlingen beordert, da dort ein Patient ausgebrochen ist und zusätzlich der Direktor vermisst wird. Dort angekommen beginnt Studer die Ermittlungen, doch der Fall wird schnell verzwickt. Als Direktor Ulrich Borstli tot aufgefunden wird, steht schnell der verschwundene Patient Pieterlen im Verdacht. Doch ganz so einfach ist es nicht... Immer tiefer dringt Studer in die in die Geheimnisse der Klinik und ihrer Bewohner ein und trifft auf ein Geflecht aus psychischen Abgründen.Dies ist der dritte Fall der Wachtmeister Studer Reihe.-

Friedrich Glauser (geb. 1896) gilt bis heute als einer der ersten und bedeutensten deutschsprachigen Krimiautoren. Sein Leben war geprägt von Entmündigungen, Drogensucht und Aufenthalten in psychiatrischen Einrichtungen. Besonders bekannt ist der schweizer Autor, der 1938 in Nervi bei Genua starb, für seine Geschichten um Wachtmeister Studer. Doch auch viele Erzählungen und Feuilltons wurden von ihm verfasst. Das Syndikat, das Netzwerk deutschsprachiger Kriminalautoren und Kriminalautorinnen, hat seinen wichtigsten Preis nach Friedrich Glauser benannt. Mit diesem werden jährlich die besten Kriminalromane ausgezeichnet.
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Produkt

KlappentextWachtmeister Studer wird frühmorgens in die Heil- und Pflegeanstalt Randlingen beordert, da dort ein Patient ausgebrochen ist und zusätzlich der Direktor vermisst wird. Dort angekommen beginnt Studer die Ermittlungen, doch der Fall wird schnell verzwickt. Als Direktor Ulrich Borstli tot aufgefunden wird, steht schnell der verschwundene Patient Pieterlen im Verdacht. Doch ganz so einfach ist es nicht... Immer tiefer dringt Studer in die in die Geheimnisse der Klinik und ihrer Bewohner ein und trifft auf ein Geflecht aus psychischen Abgründen.Dies ist der dritte Fall der Wachtmeister Studer Reihe.-

Friedrich Glauser (geb. 1896) gilt bis heute als einer der ersten und bedeutensten deutschsprachigen Krimiautoren. Sein Leben war geprägt von Entmündigungen, Drogensucht und Aufenthalten in psychiatrischen Einrichtungen. Besonders bekannt ist der schweizer Autor, der 1938 in Nervi bei Genua starb, für seine Geschichten um Wachtmeister Studer. Doch auch viele Erzählungen und Feuilltons wurden von ihm verfasst. Das Syndikat, das Netzwerk deutschsprachiger Kriminalautoren und Kriminalautorinnen, hat seinen wichtigsten Preis nach Friedrich Glauser benannt. Mit diesem werden jährlich die besten Kriminalromane ausgezeichnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9788728094518
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2021
Erscheinungsdatum08.11.2021
Seiten188 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.8445756
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Verwahrloste Jugend


Da wurde man am Morgen, um fünf Uhr, zu nachtschlafender Zeit also, durch das Schrillen des Telephons geweckt. Der kantonale Polizeidirektor war am Apparat, und pflichtgemäß meldete man sich: Wachtmeister Studer. Man lag noch im Bett, selbstverständlich, man hatte noch mindestens zwei Stunden Schlaf zugut. Aber da wurde einem eine Geschichte mitgeteilt, die nur schwer mit einem halbwachen Gehirn verstanden werden konnte. So kam es, daß man die Erzählung des hohen Vorgesetzten von Zeit zu Zeit unterbrechen mußte mit Wie? und mit Was? - und daß man schließlich zu hören bekam, man sei ein Tubel und man solle besser lose!⦠Das war nicht allzu schlimm. Der kantonale Polizeidirektor liebte kräftige Ausdrücke und schließlich: Tubel⦠B'hüetis!⦠Schlimmer war schon, daß man gar nicht recht nachkam, was man nun eigentlich machen sollte. In einer halben Stunde werde man von einem gewissen Dr. Ernst Laduner abgeholt; so hatte es geheißen, der einen in die Heil- und Pflegeanstalt Randlingen führen werde, wo ein Patient namens Pieterlen - ja: P wie Peter, I wie Ida, E wie Erich⦠- kurz ein Patient Pieterlen ausgebrochen warâ¦

Das kam vor⦠Und zu gleicher Zeit, das heißt in der gleichen Nacht, sei auch der Direktor der Spinnwinde - so drückte sich der hohe Vorgesetzte aus, der nicht gut auf die Psychiater zu sprechen war - verschwunden. Alles Nähere werde man von Dr. Laduner erfahren, der gedeckt sein wolle, gedeckt von der Behörde. Und über das Wort gedeckt hatte der kantonale Polizeidirektor noch einen Witz gemacht, der ziemlich faul war und nach Kuhstall roch⦠Laduner? Ernst Laduner? Ein Psychiater? Studer hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt und starrte zur Decke. Man kannte doch einen Dr. Laduner, aber wo und bei welcher Gelegenheit hatte man die Bekanntschaft dieses Herrn gemacht? Denn - und das war das Merkwürdigste an der Sache - der Herr Dr. Laduner hatte nach dem Wachtmeister Jakob Studer gefragt, wenigstens hatte der Polizeidirektor dies behauptet. Und am Telephon hatte der Polizeidirektor nach dieser Mitteilung natürlich erklärt, er begreife das gut, Studer sei dafür bekannt, daß er ein wenig spinne, kein Wunder, daß ein Psychiater gerade ihn wolle⦠Das konnte man als Schmeichelei auffassen. Studer stand auf, schlurfte ins Badezimmer und begann sich zu rasieren. Wie hieß nur schon der Direktor von Randlingen? Würschtli? Nein⦠Aber ähnlich, es war ein I am Ende⦠- Die Klinge schnitt nicht recht, langweilig, denn Studer hatte einen starken Bart - ⦠Bürschtli?⦠Nein⦠Ah ja! Borstli! Ulrich Borstli⦠Ein alter Herr, der knapp vor der Pensionierung standâ¦

Einerseits der Patient Pieterlen, der entwichen war⦠Anderseits der Direktor Ulrich Borstli⦠Und zwischen beiden der Dr. Laduner, den man kennen sollte, und der behördlich gedeckt sein wollte. Warum wollte er behördlich gedeckt sein und ausgerechnet durch den Wachtmeister Studer von der kantonalen Fahndungspolizei?⦠Immer mußte man dem Studer derartig angenehme Aufträge geben. Wie verhielt man sich in einer Irrenanstalt? Was konnte man da machen, wenn die Leute hinter den Gittern hockten und sponnen? Eine Untersuchung führen?⦠Der Polizeidirektor hatte gut telephonieren und Aufträge geben, spaßig war das Ganze sicher nichtâ¦

Inzwischen war Frau Studer aufgestanden, ihr Mann merkte es, weil der Geruch von frischem Kaffee die Wohnung durchdrang.

»Grüeß Gott, Studer«, sagte Dr. Laduner. Er war barhaupt, sein Haar zurückgeschnitten, vom Hinterkopf stand eine Strähne ab wie die Feder bei einem Reiher. »Wir kennen uns doch, wissen Sie, von Wien her⦫

Studer erinnerte sich immer noch nicht. Die familiäre Anrede erstaunte ihn nicht übermäßig, er war sie gewohnt, und er bat den Herrn Doktor sehr höflich und ein wenig umständlich, näher zu treten und abzulegen. Aber Dr. Laduner hatte nichts abzulegen. Darum ging er auch gleich ins Eßzimmer, begrüßte die Frau des Wachtmeisters, setzte sich - all dies mit einer Selbstverständlichkeit und Sicherheit, über die sich Studer wunderte.

Dr. Laduner trug einen hellen Flanellanzug, und zwischen den Kragenspitzen seines weißen Hemdes leuchtete der dick und lasch gebundene Knoten der Krawatte kornblumenblau. Er müsse leider den Herrn Gemahl nun entführen, sagte Dr. Laduner, Frau Studer möge das nicht übelnehmen, er wolle ihn wohlbehalten wieder abliefern. Es sei da eine Sache passiert, kompliziert und unangenehm. Übrigens kenne er den Wachtmeister schon lange und gut - Studer runzelte verlegen die Stirne -, er, Dr. Laduner, habe beschlossen, den Wachtmeister als lieben Gast zu behandeln - übrigens werde es nicht so schlimm werdenâ¦

Dr. Laduners Lieblingswort schien »übrigens« zu sein. Auch sprach er ein merkwürdiges Schweizerdeutsch - Ostschweizerisch, dazwischen schriftdeutsche Worte. Seine Sprache war gar nicht urchig. Ein wenig befremdend war sein Lächeln, das an eine Maske erinnerte. Es bedeckte den untern Teil des Gesichtes bis zu den Wangenknochen. Dieser Teil war starr - und nur die Augen und die sehr hohe und sehr breite Stirne schienen zu lebenâ¦

Danke, nein, er wolle nichts nehmen, fuhr der Arzt fort, seine Frau warte daheim mit dem Frühstück auf ihn, aber jetzt müßten sie pressieren, um acht Uhr sei Rapport, heute morgen müsse er auf die »große Visite«, das Verschwinden des Herrn Direktor ändere nichts an der Sache, Dienst sei Dienst und Pflicht sei Pflicht⦠Dr. Laduner machte mit seiner linken, behandschuhten Hand kleine Bewegungen, stand dann auf, packte Studer sanft am Arm und zog ihn mit sich fort. Auf Wiedersehenâ¦

Der Septembermorgen war kühl. Die Bäume zu beiden Seiten der Thunstraße trugen vereinzelte gelbe Blätter. Dr. Laduners niederer Viersitzer benahm sich gesittet, fuhr ohne Geräusch an; durch die offenen Scheiben drang eine Luft, die leicht nach Nebel schmeckte, und Studer lehnte sich bequem zurück. Seine hohen schwarzen Schnürstiefel sahen ein wenig sonderbar aus neben den eleganten braunen Halbschuhen des Dr. Laduner.

Zuerst herrschte ein abwartendes Schweigen, und während dieses Schweigens dachte der Wachtmeister angestrengt über Dr. Laduner nach, den er doch kennen mußte⦠Von Wien her? Studer war ein paarmal in Wien gewesen, in jener fernen Zeit, da er wohlbestallter Kommissar bei der Stadtpolizei gewesen war, damals, als die Geschichte noch nicht passiert war, jene Bankaffäre, die ihn den Kragen gekostet hatte, so daß er wieder von vorne hatte anfangen müssen, als einfacher Fahnder. Es war eben manchmal schwer, wenn man einen zu ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hatte. Ein gewisser Oberst Caplaun hatte damals seine Entlassung beantragt, und dem Antrag war stattgegeben worden . Es handelte sich um jenen Oberst Caplaun, von dem der Polizeidirektor in gemütlichen Stunden manchmal sagte, er würde niemanden lieber in Thorberg wissen; unnötig, an diese alte Geschichte weitere Gedanken zu verschwenden, man war kassiert worden, gut und schön, man hatte wieder von vorne angefangen, bei der Kantonspolizei, und in sechs Jahren würde man in Pension gehen. Eigentlich war alles noch gnädig verlaufen⦠Aber seit jener Bankaffäre lief einem der Ruf nach, man spinne ein wenig, und so war eigentlich der Oberst Caplaun daran schuld, daß man zusammen mit einem Dr. Laduner in die Heil- und Pflegeanstalt Randlingen fuhr, um das mysteriöse Verschwinden des Herrn Direktor Borstli und das Entweichen des Patienten Pieterlen aufzuklärenâ¦

»Besinnen Sie sich wirklich nicht, Studer? Damals in Wien?« Studer schüttelte den Kopf. Wien? Er sah immer nur die Hofburg und die Favoritenstraße und das Polizeipräsidium und einen alten Hofrat, der den berühmten Professor Groß gekannt hatte, die Leuchte der Kriminalistik⦠Aber er sah den Dr. Laduner nicht.

Da sagte der Arzt, und seine Augen blickten angestrengt auf die Landstraße:


»An Eichhorn erinnern Sie sich nicht mehr, Studer?«

»Exakt, Herr Doktor!« sagte Studer, und er war geradezu erleichtert. Darum legte er auch seine Hand auf den Arm seines Begleiters. »Eichhorn! Natürlich! Und Ihr seid jetzt bei der Psychiatrie? Ihr wolltet doch damals die Jugendfürsorge in der Schweiz reformieren?«

»Ach, Studer!« Dr. Laduner bremste ein wenig, denn ein Lastauto kam ihnen entgegen und hielt die Mitte der Straße. »In der Schweiz treffen sie nur Maßnahmen, und was das Traurigste ist, sie treffen sie gewöhnlich nicht einmal, sondern schießen daneben⦫


Studer lachte; sein Lachen war tief. Dr. Laduner stimmte ein: das seine war ein klein wenig höherâ¦

Eichhorn !â¦

Studer sah eine kleine Stube vor sich, darin acht Buben, zwölf- bis vierzehnjährig. Das Zimmer war ein Schlachtfeld. Der Tisch demoliert, die Bänke zu...

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