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Berner Totentanz

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
214 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am09.02.2022
Pascal Ramseyer macht ein unglaubliches Schnäppchen. Er ersteigert ein nicht signiertes Aquarell von Paul Klee. Bereits kurz nach der Auktion meldet sich jedoch der Verkäufer, der das Bild unbedingt zurückhaben möchte. Ramseyer stellt sich stur und schaltet zu seinem Schutz die Detektei Müller & Himmel ein. Doch Heinrich Müller und Nicole Himmel haben nicht mit der Vehemenz gerechnet, die der Verkäufer und seine Hintermänner an den Tag legen. Und deren Geduld scheint bereits aufgebraucht ...

Paul Lascaux ist das Pseudonym des Schweizer Autors Paul Ott. Der studierte Germanist und Kunsthistoriker lebt seit 1974 in Bern und hat in den letzten 40 Jahren zahlreiche literarische Veröffentlichungen realisiert. Einige seiner Kurzkrimis liegen als Übersetzungen in Polen und den USA vor. 2020 erhielt er den Spezialpreis der Deutschsprachigen Literaturkommission des Kantons Bern. 2021 wurde das von Paul Ott initiierte 'Schweizer Krimiarchiv Grenchen' eröffnet.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
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E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextPascal Ramseyer macht ein unglaubliches Schnäppchen. Er ersteigert ein nicht signiertes Aquarell von Paul Klee. Bereits kurz nach der Auktion meldet sich jedoch der Verkäufer, der das Bild unbedingt zurückhaben möchte. Ramseyer stellt sich stur und schaltet zu seinem Schutz die Detektei Müller & Himmel ein. Doch Heinrich Müller und Nicole Himmel haben nicht mit der Vehemenz gerechnet, die der Verkäufer und seine Hintermänner an den Tag legen. Und deren Geduld scheint bereits aufgebraucht ...

Paul Lascaux ist das Pseudonym des Schweizer Autors Paul Ott. Der studierte Germanist und Kunsthistoriker lebt seit 1974 in Bern und hat in den letzten 40 Jahren zahlreiche literarische Veröffentlichungen realisiert. Einige seiner Kurzkrimis liegen als Übersetzungen in Polen und den USA vor. 2020 erhielt er den Spezialpreis der Deutschsprachigen Literaturkommission des Kantons Bern. 2021 wurde das von Paul Ott initiierte 'Schweizer Krimiarchiv Grenchen' eröffnet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839270547
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum09.02.2022
Reihen-Nr.14
Seiten214 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.8446169
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


7

Lucy hatte sich zu Heinrich Müller auf die Bank beim Stammtisch gesetzt und schaute ihm nun gebannt zu, wie er durchs Fenster nach draußen starrte. Die Pfoten der Schildpattkatze ruhten auf der Hand des Detektivs. Sie legte sich den Menschen immer noch nicht auf den Schoß. Etwas Abstand musste sein. Aber sie konnte vor allem nachts in einen Liebesanfall geraten, wenn sie Heinrich aufs Bett sprang, schnurrte, gestreichelt werden wollte und schließlich das Köpfchen am Ellbogen rieb, bis sie sich in die Kuhle warf, die zwischen Oberkörper und Oberschenkeln entstand, wenn man auf der Seite lag.

Müller hatte beobachtet, dass Lucys Schnurrhaare in den drei Jahren, die sie nun bei ihm war, gewachsen waren. Über Sinn und Zweck der Vibrissen, wie der wissenschaftliche Name lautete, wurde immer noch gerätselt. Einige vermuteten, die Katzen würden sie brauchen, um die Breite eines Spaltes zu erkennen, durch den sie kriechen wollten. Sozusagen ein nächtliches Maßband. Nun hatten aber auch Tiger und andere Tiere solche Barthaare, und nicht alle wollten ständig irgendwo durchkriechen. Müller hielt das für eine unsinnige Erklärung. Vielmehr überlegte er, ob es etwas mit dem sozialen Status zu tun haben könnte. Unterrangige Tiere besäßen demnach eher kurze, dominante Tiere eher lange Schnurrhaare. Da sich Lucy inzwischen als dominantes Weibchen erwiesen hatte, das alle Konkurrenz in die Flucht jagte, gefiel ihm der Gedanke.

Immerhin waren im letzten Jahr zwei neue Spielkameraden dazugekommen, die sie zwar durch den Garten jagen konnte, mit denen sie aber keinen Streit hatte, da sie nie kreischten und ab und zu auch friedlich in der Nähe voneinander liegen konnten. Der eine war komplett schwarzhaarig und wurde Teddy gerufen, der andere hieß Chili und hatte mitten am Hals im schwarzen Fell ein kleines, stehendes weißes Dreieck. Mal sehen, wie sich das Verhältnis im Frühling und Sommer entwickeln würde.

So war die Lage im Schwarzen Kater, als der Anruf dieses Pascal Ramseyer reinkam. Nun wartete der Detektiv auf Nicole Himmel, damit sie den Herrn gemeinsam aufsuchen und abschätzen konnten, ob sich aus dieser Geschichte ein neuer Fall für sie entwickelte. Sie nahmen die Fahrräder, denn in Pandemiezeiten hatte keiner von beiden Lust, die öffentlichen Verkehrsmittel zu benutzen. Schon in normalen Grippezeiten mied Heinrich diese Fortbewegungsart, wenn einem jeder Zweite in den Nacken nieste oder hustete. Aber zum Glück waren es nur gute zehn Minuten, bis sie vor Ort waren.

Pascal Ramseyer wohnte in einem alten Riegelbau am Melchenbühlweg, bestimmt denkmalgeschützt, rot bemalte Balken mit weißen Elementen dazwischen, rund ums Haus ein dicht bewachsener Garten. Ihr Klient lebte im Parterre und empfing sie mit einer leichten Verbeugung. Er erinnerte Heinrich an einen Popsänger aus seiner Jugendzeit, und bald fiel ihm ein, dass er aussah wie Paul Weller, der zuerst bei The Jam, dann Leader von Style Council gewesen war und schließlich solo unterwegs sein Glück versucht hatte. Das Gesicht offen und breit, von vertikalen Falten durchzogen, ein schmaler Mund und wache Augen mit breiten Brauen sowie eine Igelfrisur mit zündholzlangen Haaren.

Ramseyer bat sie in einen überraschend großen Raum.

»Das Haus ist mehrere hundert Jahre alt und war früher eine Gaststätte, aber wie lange genau, weiß ich nicht. Sie lag am Weg von Bern nach Gümligen und Worb«, erklärte er.

Nicole Himmel sagte: »Ein Stündchen von Bern. Eine schöne Landkneipe mit einer Gartenbeiz unter der Linde. Ideales Ausflugsziel für flanierende Bürger nach dem Sonntagsgottesdienst. Schade, dass die meisten dieser Beizen verschwunden sind oder umgenutzt wurden. Es täte uns heute noch gut, ab und zu â¦«

»Dafür sind wir nicht hier«, brummte Heinrich und stellte sich und seine Partnerin vor.

»Sie kennen sich mit Drohungen aus?«, fragte Ramseyer.

»Unsere Detektei ist vielseitig orientiert«, beeilte sich Nicole zu sagen. »Ursprünglich hatten wir es mit Versicherungsbetrug zu tun. Laufend haben wir unser Geschäftsfeld erweitert und auch in schwierigen Fällen ermittelt. Leider haben wir keine Referenzliste, da die meisten unserer Kunden Diskretion wünschen.«

»Das verstehe ich«, sagte Ramseyer, »mir geht es genauso.«

Müller betonte: »Wenn es sich um rechtlich heikle Dinge handelt, arbeiten wir mit der Polizei zusammen. Illegale Aktionen gibt es bei uns nicht. Allerdings ist unser Spielraum etwas weiter als der der Behörden. Aber lassen Sie uns zu Ihrem Anliegen kommen.«

Sie bewunderten zuerst die Inneneinrichtung, die zwar recht karg ausfiel, was die Wände betraf, aber doch ein reiches Angebot an Malerei und Grafik vorwies, anders gesagt: Bilder stapelten sich überall im Raum, aufgehängt waren die wenigsten. Und auf den Tischen standen Porzellan- und Keramikwaren.

»Sie sind Sammler«, stellte Nicole fest.

»Nun«, begann Pascal Ramseyer, »das ist der Grund, weshalb ich Sie herbat. Vor meiner Frühpensionierung war ich Architekt und hatte das Glück, diesen Teil des Hauses kaufen zu können.«

»Sie haben es selbst restauriert?«, fragte Himmel.

»Selbst geplant«, entgegnete Ramseyer, »die Detailarbeit überlasse ich Fachleuten. Amateure richten mehr Schaden an, als dass sie einem Gebäude nützen. Und ja, seit ein paar Jahren sammle ich Kunst. Hauptsächlich durch Ankäufe im Internet, aber ich besuche auch die Ausstellungen von Auktionshäusern, seit dem letzten Jahr natürlich nur online.«

Müller wollte wissen: »Und in diesem Zusammenhang ist etwas Ungewöhnliches geschehen?«

»Ja genau.« Er lotste sie zu einem Stehpult auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes, auf dem eine Zeichnung lag. »Ein Aquarell«, erklärte er. »Nicht signiert, aber mit dem Titel Der kleine Kaiser, zur Flucht bereit . Nach meiner Einschätzung ein Werk von Paul Klee. Es dürfte aber nicht ganz einfach sein, das zu verifizieren.«

»Dafür sind wir nicht zuständig«, sagte Nicole.

Ramseyer lächelte. »Nicht nötig. Das Zentrum Paul Klee liegt ja nur einen Steinwurf entfernt. Ich werde schon eine Gelegenheit finden, das Werk als authentisch zu erklären, wenn die Zeit gekommen ist. Ich suche stets nach dem Original. Im Internet findet man zu viel Mittelmäßiges, Handglismets, Geschmäcklerisches oder Verstaubtes. In den Wohnungen gibt es immer weniger Platz, und die Leute ziehen ein billiges Poster einem künstlerischen Original vor. Einerseits ein Glück, denn so findet man ab und zu etwas Bemerkenswertes, vor allem in den Bereichen, die momentan nicht in Mode sind. Aktuell wären es Briefmarken, Porzellan und Malerei des neunzehnten Jahrhunderts. Neuerdings steigen vermehrt Händler ins Geschäft ein, und da ist es schon ein kleines Wunder, dass ich dieses Aquarell ersteigern konnte. Offenbar hatten die meisten Angst vor einer Fälschung. Denn der Besitz von Fälschungen ist zwar nicht verboten, aber der Handel steht unter Strafe. Mein Problem ist allerdings ein anderes. Dieser Rahmen.«

Er nahm ihn vom Stapel weiterer Rahmen, aus denen er die Bilder herausgelöst hatte. Offensichtlich mochte er die Auswahl anderer Leute nicht.

»Ich sehe, das ist ein besonders hässliches Stück«, sagte der Detektiv. »Leider gibt es keine Gesetze gegen schlechten Geschmack.«

Man verstand sich spontan.

Ramseyer drehte den Rahmen um und die Verstecke wurden sichtbar.

»Mit diesen beiden Holzstückchen kann man die Behältnisse schließen«, zeigte er.

»Was war drin?«, fragte Nicole gespannt.

Ramseyer griff nach einem Beutel und ließ etwa zwanzig Steine auf den Tisch purzeln. »Wahrscheinlich Rohdiamanten«, sagte er.

Heinrich sah in den ungeschliffenen Steinen noch keinen besonderen Wert und fragte: »Teuer?«

Ramseyer wiegelte ab: »Sie haben durchaus ihren Preis, denn solche Steine sind begehrt. Vom Gewicht her sieht es nach wenig aus, und der Preis hängt stark von der Qualität ab. Wir beginnen bei achtzigtausend Franken.«

Müller pfiff durch die Zähne.

»Was ist dann passiert?«, wollte Himmel wissen.

»Der Verkäufer hat mich kontaktiert und wollte den Handel rückgängig machen, weil ihn seine Mutter unter Druck setze und behaupte, das Bild gehöre ihr und sei nach der Scheidung sozusagen als Leihgabe bei ihrem Ex geblieben.«

»Rechtlich wohl unproblematisch«, sagte der Detektiv. »Wenn der Sohn etwas verkauft, das er rechtmäßig besitzt, und seine Mutter keinen Nachweis erbringt, dass es eine Sonderreglung gibt, kann Ihnen niemand einen Vorwurf machen. Und selbst wenn, dann wäre der Sohn zuständig, um die Mutter allenfalls zu entschädigen.«

»Das habe ich ihm in etwa so erklärt«, sagte der Mann. »Er brach den Anruf aber ziemlich wütend ab. Am nächsten Tag habe ich dann diese Mail gekriegt: Du hast etwas, das uns gehört. Es hat schon einer dafür sterben müssen. Da wurde ich zum ersten Mal etwas unruhig. Es hat sich offenbar herumgesprochen, dass bei mir etwas zu holen ist.«

»Das engt den Kreis der Verdächtigen nicht gerade ein«, sagte der Detektiv. »Was erwarten Sie nun von uns?«

»Erstens muss das Problem mit dieser Hinterlassenschaft aus der Welt geschafft werden, denn ich will das Bild unbedingt behalten. Zweitens soll es keine weiteren Drohungen geben.«

»Wobei das eine wohl mit dem andern zusammenhängt«, erkannte Nicole.

»Ziemlich sicher«, entgegnete Ramseyer. »Ich habe mich dazu entschlossen, den Rahmen samt den Steinen zurückzugeben. Ich weiß allerdings nicht, ob das die Situation beruhigt. Könnten Sie die Transaktion für mich übernehmen und...

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