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Waldviertelrache

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
315 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am09.02.2022
Im Waldviertel herrscht Aufregung. Ein Großbauprojekt steht an. Es ist vor allem für die Wiener Bevölkerung gedacht, die im idyllischen Grünen residieren will. Die Bewohner protestieren, denn ein Wald soll dafür gerodet werden. Dorfpolizist Sepp Grubinger muss die erhitzten Gemüter beruhigen. Auch, weil bei einem Umbau ein Skelett gefunden wurde. Als dann der Architekt des Wohnbauprojekts tot in einem leeren Pool liegt, kann ihm bei der Aufklärung nur eine helfen: PR-Lady Walli Winzer.

Maria Publig wurde in Wien geboren und verbrachte mit ihrer Familie viele Sommer im südlichen Waldviertel. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Journalistin für Tages- und Wochenzeitungen. Später wechselte sie für 15 Jahre als Moderatorin und als Redakteurin, in zum Teil leitender Funktion, in den ORF und schrieb Kultursachbücher, die international ausgezeichnet wurden, bevor sie sich dem Krimischreiben zuwandte. Wovon sie überzeugt ist: Für gute Gedanken und Kreativität muss man sich Zeit nehmen. Die gönnt sie sich zwischendurch, genauso wie viele anregende Gespräche mit ihren wunderbaren Nichten und das gemeinsam ziemlich oft im Waldviertel.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,50
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextIm Waldviertel herrscht Aufregung. Ein Großbauprojekt steht an. Es ist vor allem für die Wiener Bevölkerung gedacht, die im idyllischen Grünen residieren will. Die Bewohner protestieren, denn ein Wald soll dafür gerodet werden. Dorfpolizist Sepp Grubinger muss die erhitzten Gemüter beruhigen. Auch, weil bei einem Umbau ein Skelett gefunden wurde. Als dann der Architekt des Wohnbauprojekts tot in einem leeren Pool liegt, kann ihm bei der Aufklärung nur eine helfen: PR-Lady Walli Winzer.

Maria Publig wurde in Wien geboren und verbrachte mit ihrer Familie viele Sommer im südlichen Waldviertel. Nach ihrem Studium arbeitete sie als Journalistin für Tages- und Wochenzeitungen. Später wechselte sie für 15 Jahre als Moderatorin und als Redakteurin, in zum Teil leitender Funktion, in den ORF und schrieb Kultursachbücher, die international ausgezeichnet wurden, bevor sie sich dem Krimischreiben zuwandte. Wovon sie überzeugt ist: Für gute Gedanken und Kreativität muss man sich Zeit nehmen. Die gönnt sie sich zwischendurch, genauso wie viele anregende Gespräche mit ihren wunderbaren Nichten und das gemeinsam ziemlich oft im Waldviertel.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839271889
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum09.02.2022
Reihen-Nr.5
Seiten315 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.8446234
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1. Kapitel

»Hey, schauen Sie, wo Sie hintreten! Oder sind S lebensmüde?«, polterte ein Mann. Er stand geschockt in einem schmalen Erdschacht. Fast wäre der andere auf ihn gefallen. Sein Begleiter konnte ihn noch im letzten Moment vor dem Sturz bewahren.

Einige lose Bretter hatten sich verschoben. Der Arbeiter im Graben hielt einen schweren Hammer in der Hand und stützte sich mit dem Ellbogen von der hinteren Wand ab. Erde begann hinabzurieseln. Grobes Wurzelwerk ragte heraus. Durch eine ruckartige Bewegung hatte es ihn schmerzlich am Arm erwischt. Er blutete.

Der Bauarbeiter hatte die Holzbretter vom Schacht aus mit einem Querstück verbunden. Daher war er für den anderen nicht sichtbar gewesen. Ein schlanker Mann mittleren Alters war auf den noch losen Latten ausgerutscht und beinahe in den Schacht gefallen. Ein anderer konnte ihm rechtzeitig zu Hilfe kommen. Hatte ihn vor dem Sturz bewahrt.

»Wow, das war knapp!«

»Ja, ist noch einmal gut gegangen«, sagte der Betroffene erleichtert und atmete schwer. Er stützte sich auf die Schulter des anderen, um sich einigermaßen zu sammeln. Dabei sah er zu Boden und dann auf seine Hose, die beim plötzlichen Ausweichen schmutzig geworden war.

Sein Gegenüber folgte der Kopfbewegung: »Ja, Berni, wie du weißt, ist das auf der Baustelle nach einem Regen so.« Er wollte ihn beruhigen. Es klang aber hilflos.

Doch es wirkte.

Architekt Bernhard Stockreiter zog seine Hand zurück und klopfte auf den in Mitleidenschaft gezogenen teuren Stoff. Ein Teil des Matsches fiel ab. Viel war s zwar nicht, aber immerhin.

Nachdem er sich losgemacht hatte und wieder auf seinen Beinen stand, richtete der andere sich an den hämmernden Bauarbeiter: »Sagen Sie, warum befestigen Sie die Bretter nicht von oben mit den Verbindungshaken? Da sieht man die wenigstens, und für Sie geht s auch einfacher. Muss ich jetzt schon wirklich alles selbst kontrollieren?«

Der Mann zog es vor, lieber nichts zu entgegnen, und legte den Hammer aus der Hand. Dann sprang er behänd mit nur einem Satz aus der Grube und machte sich in Richtung Lagerraum auf.

Die beiden Männer in Designeranzügen waren zuvor ins Gespräch vertieft gewesen. Hatten nicht auf den Weg geachtet. Waren vielmehr davon ausgegangen, dass die Latten bereits befestigt gewesen waren. Wie sonst üblich. Architekt Stockreiter sah ein letztes Mal auf sein Hosenbein: »Besser wird das nimma, Edi. Geh ma weiter, komm«, war seine Direktive.

Baumeister Eduard Altmeier winkte mit vorwurfsvoller Geste den übrigen Arbeitern zu, verlor aber kein Wort mehr darüber, sondern setzte den Weg Richtung Wald am Ende der Baustelle fort.

Der an das weitläufige Areal angrenzende Waldteil würde gleich geschlägert werden. So hatten sie es angeordnet. Schnell sollte es gehen. Ohne Umschweife.

Als hätte die Natur ein Sensorium dafür, kehrte plötzliche Stille ein.

Ruhe. Absolute. Rundum.

Kein Rauschen der Wipfel. Kein Gesang der Vögel. Nichts war zu hören.

Als stockte allem der Atem. Eine Gruppe Männer mit entsprechender Ausrüstung war ebenfalls dorthin aufgebrochen. Sie lachten. Die Waldrodung. Ein Job. Wie viele andere. Gehörte zum Baugewerbe. Routine. Jahrzehntelang hatten die mächtigen Fichten über dem kleinen Waldviertler Dorf Großlichten gethront. Es beschützt. Vor Stürmen. Schneegestöbern. In den letzten Jahren durch seine kühlende Luft vor der brütenden Sommerhitze. Die es hier oben immer öfter gab. Es bewahrt vor dem Außenlärm der Welt. Der Lichtverschmutzung, welche die verschiedenen Sternenbilder immer weniger deutlich erkennen ließ.

Der alte Wald hatte bisher den Charakter der Landschaft geprägt. Dessen Rauschen vielen Generationen den Rhythmus ihres Lebens vorgegeben.

An seiner Stelle würde jetzt eine Erweiterung der Siedlung erfolgen. Ein Prestigeprojekt für die sogenannte friedliche Nutzung aus Eigentumswohnungen, Sozial- und Behindertenwohnungen. Deshalb wählte man auch einen prominenten Bauplatz aus. Denn nur dorthin würde man die Wiener*innen locken können. Sie dauerhaft für die Schönheit der Waldviertler Landschaft begeistern. Ja, vielleicht fänden einige deutsche Tourist*innen sogar Interesse am nördlichsten Teil Österreichs. Diesem Kanada Österreichs, in der Nähe Wiens.

Ein Immobilienentwickler und Freund des Bürgermeisters Josef Brunner hatte das Vorhaben forciert. Dass zusätzlich der gebürtige Großlichtener Architekt Bernhard Stockreiter für den Auftrag gewonnen werden konnte, war schon ein besonderes Glück gewesen. Denn inzwischen war er nicht nur eine österreichische, sondern eine internationale Berühmtheit. Der Bernhard Stockreiter war sowohl in den Fachmagazinen als auch in den Klatschblättern zu finden. Ja, er war eben ein telegener Mann, wie man so sagte. Ein grau melierter, großer und fescher dazu. Kein Event fand ohne ihn statt. Konnte man zumindest vermuten, so oft, wie er zu sehen war. Auch internationale Preise hatte er erzielt. War in Saudi-Arabien, Russland, Texas und New York tätig gewesen. Hatte dort Megabauten errichtet.

Dass er daher seine alte Heimat nicht vergessen hatte, freute viele in Großlichten. Um nicht zu sagen: Sie waren stolz auf ihn. Auf den Berni. Also, wie er sich jetzt amerikanisch aussprechen ließ: Börni. Früher hatten ihn alle Berni genannt, als sie noch gemeinsam in die Schule gegangen waren. Daher ließen sich viele auch etwas von ihm sagen, dem Börni. Denn der wusste mehr als sie. Konnte ja was. Hatte es geschafft. Und der Börni hatte trotz allem nicht auf sie vergessen. Saß mit ihnen im Wirtshaus und gab Runden aus. Das hob die Stimmung. Das mochte man. Wenn sich einer nicht zu gut war, sich mit seinen alten Kumpels zu treffen. Erinnerungen auszutauschen. Er war immer noch einer von ihnen geblieben, der Berni.

So war natürlich Bürgermeister Josef Brunner, also der Peppi, wie ihn alle nannten, sofort für das neue Wohnprojekt gewesen. Immerhin ging es ja ums Wohnen. Etwas Sinnvolles. Also kein Einkaufszentrum. Für so etwas hätte in der Gemeinde niemand gestimmt. Dazu fuhr man nach Ottenschlag. Da gab es bereits so etwas. Man ließ sich doch seine Umgebung nicht unnötig verbauen.

Aber jetzt, das Projekt mit den vielen Behindertenwohnungen: Für so etwas hatten die meisten Verständnis. Musste man doch haben! Das war doch klar.

So wie für die Spendenaktion »Licht ins Dunkel«. Diese Weihnachtsaktion war jedes Jahr etwas Gutes. Für die in Not Geratenen. Österreich war seit Jahrzehnten Spendenweltmeister. Nicht einzuholen. Eben sozial. Darauf war man stolz. Und das zu Recht.

Daher war Bernhard Stockreiter auch der Richtige für das Sozialprojekt. Ein Mann von Welt, der die Kleinen verstand. Jemand, der immer einer von ihnen geblieben war. Der die Waldviertler Gemeinde Großlichten in die Welt hinaustragen würde. Der zurückkam, um einer von ihnen zu bleiben.

Für den Wald war indes die letzte Stunde gekommen. Das Aufheulen von Kettensägen ließ keinen Zweifel daran.

Bernhard Stockreiter und Eduard Altmeier sahen in dessen Richtung und kniffen vor dem immensen Lärm die Augen zusammen. Doch dem Ort des Geschehens näherten sie sich nicht. Sie setzten den Weg eilig zum nahe gelegenen Rohbau fort. Ein Mehrfamilienhaus in mittlerer Größe würde daraus werden. Bis auf eine fertig errichtete Musterwohnung stand bloß das Betongerippe.

»Wir haben uns gedacht, wir machen schnell pro forma eine Wohnung fertig. Dann sehen die Leute, wie s später bei ihnen aussehen könnte. Großlichten lebt ja von Tagestouristen, die hier wandern oder mit dem Mountainbike unterwegs sind. Wir haben von Anfang an unser Projekt an der Hauptstraße ausgeschildert. Da kommen immer wieder Interessierte.« Baumeister Altmeier hielt eine Schlüsselkarte neben den Knauf. Fast zeitgleich sprang die Eingangstür auf.

Die Wohnung war übersichtlich eingerichtet. Die Wände weiß gestrichen und mit beeindruckendem Beleuchtungssystem ausgestattet. Das Bad war komplett eingerichtet und eine bereits fertig montierte Küche war zu sehen. Bilder hingen an den Wänden und sorgten trotz ihrer motivischen Beliebigkeit für behagliche Wärme. Ein kurzer Gang führte an einem kleinen Raum vorbei ins Wohnzimmer, hinter dem das Schlafzimmer lag.

»Hallo, Ingrid!« Eduard Altmeier ging auf eine attraktive Frau zu, die sich aus der Sitzgruppe neben dem Schreibtisch erhob, und küsste sie auf ihre Wange. »So, das feiern wir mit Champagner, dass wir den zweiten Wald auch noch geschafft haben.« Altmeier ging zu einem dekorativen Weinschrank und holte eine Flasche heraus. Der Korken knallte. »Ich habe die Forstarbeiter so rasch wie möglich herbestellt, damit nicht einige im Ort auf die blöde Idee kommen, sich querzustellen. So etwas könnten wir jetzt nicht brauchen.« Er lachte und schenkte in die bereitgestellten Gläser ein.

»Bis die das geschnallt haben, ist alles längst vorbei. Unsere Baufläche hat sich dann verdoppelt. Und: Weg ist eben weg. Und das nur mit geringen Mehrkosten.« Er reichte ihr den Champagner. »Also, weiter auf gutes Gelingen. Prost!«

Die Gläser klirrten.

»Wir verwenden den gleichen Plan wie vorher und legen ihn einfach seitenverkehrt aufs neue Areal um. Den Hofbereich, der dadurch entsteht, gestalten wir als Grünfläche, so stelle ich mir das vor«, sinnierte der Architekt und nahm einen Schluck.

»Perfekt, Berni«, jubelte der Baumeister. »Es ist schon genial, einen Professionellen wie dich an der Seite zu haben. Die Leute sind gleich ganz anders drauf, wenn man mit ihnen über dich redet. Halten mit nichts dagegen, wenn ich ihnen sage, der berühmte Stockreiter meint,...

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