Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

WeserStrudel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
282 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am09.03.2022
Nachdem der Lokalreporter Hubert Wesemann seine Hochzeit in den Sand gesetzt hat, tröstet er sich im neu eröffneten »KaFEEchen« in Hamelns Altstadt mit Nelas leckeren Torten. Auch KHK Marike Kalenberger ist hier Stammgast, seit sie von Hannover nach Hameln versetzt wurde. Als nur wenige Schritte entfernt der Inhaber eines Chinarestaurants tot aufgefunden wird, nehmen die beiden die Ermittlungen auf, denn sie glauben nicht an einen tragischen Unfall. Am Weserufer werden sie fündig ...

Günter von Lonski, geboren 1943 in Duisburg, lebt in der Region Hannover. Er verbindet den Humor des Ruhrgebiets mit der Treffsicherheit des Nordens. Der Autor hat das Gymnasium durchlitten, Schriftsetzer gelernt, an der Universität der Künste Berlin studiert, war Texter sowie freier Werbeberater für Großunternehmen. Seit 1983 ist er freiberuflicher Schriftsteller, 2007 gründete er eine Theatergruppe mit Uraufführung eigener Stücke. Im Jahr 2010 erhielt er einen Literaturpreis für seine Kriminalgeschichten. Günter von Lonski schreibt Romane, Krimis, Theaterstücke, Musicals, Anthologien, Kinderbücher, Jugendbücher, Hörspiele, Satiren, Glossen und Schulbuchbeiträge.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextNachdem der Lokalreporter Hubert Wesemann seine Hochzeit in den Sand gesetzt hat, tröstet er sich im neu eröffneten »KaFEEchen« in Hamelns Altstadt mit Nelas leckeren Torten. Auch KHK Marike Kalenberger ist hier Stammgast, seit sie von Hannover nach Hameln versetzt wurde. Als nur wenige Schritte entfernt der Inhaber eines Chinarestaurants tot aufgefunden wird, nehmen die beiden die Ermittlungen auf, denn sie glauben nicht an einen tragischen Unfall. Am Weserufer werden sie fündig ...

Günter von Lonski, geboren 1943 in Duisburg, lebt in der Region Hannover. Er verbindet den Humor des Ruhrgebiets mit der Treffsicherheit des Nordens. Der Autor hat das Gymnasium durchlitten, Schriftsetzer gelernt, an der Universität der Künste Berlin studiert, war Texter sowie freier Werbeberater für Großunternehmen. Seit 1983 ist er freiberuflicher Schriftsteller, 2007 gründete er eine Theatergruppe mit Uraufführung eigener Stücke. Im Jahr 2010 erhielt er einen Literaturpreis für seine Kriminalgeschichten. Günter von Lonski schreibt Romane, Krimis, Theaterstücke, Musicals, Anthologien, Kinderbücher, Jugendbücher, Hörspiele, Satiren, Glossen und Schulbuchbeiträge.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839272220
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum09.03.2022
Seiten282 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.8446273
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


ZWEI

Die Eingangstür wird aufgedrückt, eine kräftige Frau Mitte 50 betritt das Café. Marike Kalenberger, Stammgast, hat im öffentlichen Dienst in Hannover gearbeitet und ist wegen persönlicher Differenzen nach Hameln versetzt worden. Sie kommt aus dem Regen, nass, kalt, sie schüttelt sich. »Wie Weihnachten, bloß ohne Michael Bublé.«

»Sie werden schon sehnsüchtig erwartet«, sagt Wesemann.

»Von wem?« Kalenberger quetscht ihren Taschenschirm in den Schirmständer.

»Von mir!« Nela löst ihre Schürze. »Kannst du für ein Viertelstündchen übernehmen?«

Kommentarlos löst Kalenberger Nela ab. Sie bindet sich Nelas Schürze um, interessiert sich für das letzte Stück Schokokuchen mit Orangenmousse und Rosmarin in der Kühltheke und versteckt es hinter dem Käsekuchen von gestern.

Nela zieht ihren Laptop unter der Kasse hervor und setzt sich an den Tisch zu Wesemann.

»Wie weit bist du?«, fragt Wesemann.

»In zehn Wochen kommt der dicke Mann im roten Outfit, und ich bin erst bei Rezept Nummer 14.«

»Geht doch voran.«

»Muss.« Nela fährt den Computer hoch, will den Ordner mit den Backrezepten öffnen. Es dauert eine Weile - als hätte ihr Laptop Arthrose. Sie trommelt vor Ungeduld mit den Fingern auf die Tischplatte und schreckt plötzlich zurück. »Was soll das denn?«

»Probleme?« Wesemann liebt Nelas Probleme.

»Ich komme nicht an meine Daten. Kann nichts anklicken, umblättern oder öffnen.«

»Einfach wegklicken.«

»Geht nicht. Schau doch selber!« Nela dreht den Laptop zu Wesemann.

»Das haben wir gleich.« Wesemann ist optimistisch. Ein roter Kasten prangt auf dem Bildschirm, die Einblendung sieht fast wie eine Abrechnung oder Mahnung aus. »Nela, Nela!« Tatsächlich tut sich nichts auf dem Bildschirm, es geht weder vor noch zurück. »Ich starte den Computer neu«, meint Wesemann, »das hilft bei Windows fast immer.«

»Mach, was du willst«, sagt Nela, »aber bring den Kasten wieder zum Laufen.«

Von draußen ist ein dumpfes Grollen zu hören. Ein Gewitter zu dieser Jahreszeit? Die Welt ist völlig durcheinander! Der Regen wird heftiger, der Neon-Schriftzug »Open« im Schaufenster flackert. Nela wechselt wieder hinter die Theke. Bei elektrischen Störungen erfasst sie neben der Angst vor dem Einschlag eine tiefe Sorge um ihre Kaffeemaschine.

Der Computer wird neu gestartet. Surrt einwandfrei. Das Bild baut sich auf, Wesemann starrt auf den Bildschirm. Starrt und starrt.

»Sag schon was!«

»Hmm, ich weiß nicht«, murmelt Wesemann. »Du hast deine Daten bestimmt gesichert, oder?«

»Ich muss arbeiten und hab für so was keine Zeit.«

»Dann wird s schwierig!«

»Was wird schwierig?« Nela kommt an den Tisch, schaut Wesemann über die Schulter. »Das ist doch derselbe Kasten wie vorhin!«

Wesemann reanimiert sein schütteres Schulenglisch und liest stockend: »Uuups, your important files are encrypted. Your important files encryption produced on this computer: photos, videos, documents etc. Here is a complete list â¦«

»Was heißt das denn?«

»Versteh ich auch nicht so genau, man müsste es übersetzen lassen. Da gibt es im Internet recht nützliche Programme.«

»Ich komme ja nicht ins Internet!«

»Das geht auch mit dem Handy«, meint Kalenberger von der Theke her, »eine Übersetzungs-App aufrufen und â¦«

»Stimmt«, sagt Nela und zückt ihr Handy. Sie tippt den Text in die Übersetzungs-App ein, starrt eine Weile auf das Handydisplay und sagt: »Scheiße!« Sie schiebt Wesemann das Handy zu.

Wesemann ist es peinlich, laut vorzulesen wie in der Schule.

Kalenberger wird neugierig, kommt herüber und stellt sich neben Nela.

Wesemann beginnt nochmal von vorn: »Uuups, Ihre wichtigen Dateien sind verschlüsselt. Ihre wichtigen Dateien auf diesem Computer werden verschlüsselt: Fotos, Videos, Dokumente etc. Hier ist eine vollständige Liste der verschlüsselten Dateien, Sie können dies persönlich überprüfen. Die Verschlüsselung wurde unter Verwendung eines eindeutigen öffentlichen Schlüssels RSA-2048 erzeugt, der für diesen Computer generiert wurde. Um die Dateien zu entschlüsseln, müssen Sie den privaten Schlüssel erhalten. Die einzige Kopie des privaten Schlüssels, mit dem Sie die Dateien entschlüsseln können, befindet sich auf einem geheimen Server im Internet. Der Server vernichtet den Schlüssel nach der in diesem Fenster festgelegten Zeit. Danach wird niemand in der Lage sein, die Dateien wiederherzustellen. Um den privaten Schlüssel für diesen Computer zu erhalten, der automatisch die Dateien entschlüsselt, müssen Sie 600 USD / 500 EUR / ähnlicher Betrag in einer anderen Währung bezahlen.«

»500 Euro?«, mault Nela. »Das Gerät spinnt. Gelegentlich lohnt es sich wohl doch, Markenartikel zu kaufen.«

»Moment, nur noch ein paar Zeilen«, unterbricht Wesemann und liest weiter: »Klicken Sie auf Weiter , um die Zahlungsmethode und die Währung auszuwählen. Jeder Versuch, diese Software zu entfernen oder zu beschädigen, führt zur sofortigen Zerstörung des privaten Schlüssels durch den Server. Privater Schlüssel wird zerstört in 54:15:15.«

»500 Euro!«

»Der Computer wurde gehackt.« Wesemann schaut ziemlich ratlos. »Glaube ich zumindest.«

»Das kann doch nur ein schlechter Scherz von so einem Neidhammel aus der Nachbarschaft sein«, macht sich Nela selber Mut.

»Glaube ich nicht«, sagt Kalenberger. Sie zieht die Schürze aus und hängt sie über Wesemanns Stuhllehne. »Das hört sich ganz nach einem professionellen Hackerangriff an.«

»Woher wollen Sie das wissen?«

»Liest man doch gelegentlich.«

»Was liest man?«

»Über die dunklen Seiten des Internets.«

»Ich kaufe fast nichts im Internet.« Wesemann lenkt seine Aufmerksamkeit zurück auf den Bildschirm. »Ganz unten ist ein Eingabefeld, mit dem eine Datei zur Probe zurückgeholt werden kann.«

»Probier es aus!«

Wesemann bearbeitet die Tastatur, wartet, tippt erneut - auf dem Bildschirm erscheint eine Datei mit einem einzelnen Kuchenrezept, in Frakturschrift.

»Was soll ich mit einem einzigen Rezept?«, fragt Nela.

»Mach ein Handyfoto vom Bildschirm und geh zur Polizei«, sagt Kalenberger.

»Und die holen mir dann meine Rezepte zurück?«

»Wohl kaum.« Wesemann macht auf überlegenen Zyniker.

»Also 500 Euro?« Nelas Gesicht hat mittlerweile die Farbe ihrer Preiselbeersahnetorte von vorgestern angenommen. »Ich wollte nie mehr meine Eltern um etwas bitten müssen.«

»Erpressungen sollte man niemals nachgeben, Erpresser hören nicht auf, Erpresser kassieren und machen weiter.« Kalenbergers ruhige Stimme kann sich kaum gegen Nelas Erregungspegel behaupten.

»Schön, schön, wir sind die Guten, ich kloppe meinen Laptop in die Tonne, und das war s mit meinem Backbuch.« Nela hat Tränen in den Augen.

»Ich muss los«, sagt Kalenberger, »habe einen Arzttermin. Bis morgen!«

Eine Gruppe junger Mädchen stürmt das Café, sie suchen sich Kuchen am Büfett aus und bestellen dazu Cola light, Sprite oder einen Pott Schokolade. Nela hat alle Hände voll zu tun, um den Wünschen der Mädchen nachzukommen und ihnen alles zum Mitnehmen einzupacken.

»Warst du schon mal im Darknet?«, wendet sich Nela an Wesemann, als die Gruppe wieder draußen ist.

»Wie man s nimmt.«

»Mal wieder so eine Antwort, mit der ich nichts anfangen kann.«

Wesemann schaut hinaus auf die Straße, drei Touristen nähern sich von rechts, die beiden Erwachsenen im Anorak-Partnerlook, der Sohn in Spiderman-Regenjacke und mit Lichtschwert. Gleich laufen sie der jungen südländischen Frau, hochschwanger und mit einem Kind am Rockzipfel, in die Arme, sie wird jede Stunde von einem alten Sack im SUV abkassiert.

Vor dem Steuerberaterbüro drei Häuser weiter werden die fahrbaren Angebotsständer mit Schnickschnack und Krimskrams aus China herausgestellt. Alles massentauglich. Laufkundschaft dort gegen Stammkundschaft hier. Ein Polizeiwagen mit eingeschaltetem Blaulicht, aber ohne Signal, schleicht entgegen der Fahrtrichtung die Wendenstraße hinauf. Ladendiebstahl oder Kreditkartenbetrug? Oder wird die Schwangere schon wieder kontrolliert? Sie wird sich trotzdem nicht vertreiben lassen.

Als Journalist ist Wesemann ein Meister des opulenten Halbwissens. Darknet hin, Darknet her, Menschlichkeit ist sein Kapital. Empathie. »Ich lasse dich nicht hängen, das ist nicht meine Art.« Er erhebt sich, zieht seine Lederjacke über und nimmt die Fototasche. »Ich muss mich zurückziehen, konzentrieren, das Darknet ist nichts für holterdiepolter.« Er lächelt Nela an, verabschiedet sich mit einem Luftküsschen rechts und links.

Nela seufzt und murmelt: »Verbrecher. Alles Verbrecher.«

*

»Der sogenannte Fortschritt bringt uns noch alle um«, mault Wesemann im Auto, »da sind unkontrollierte Kräfte am Werk, die uns weit voraus sind. Wir haben ein Empfinden für Recht und Ordnung wie zur Zeit der Pferdekutschen. Andere agieren bereits im interplanetaren Raum ohne jegliche moralische Schranken! Arme Nela.«

Was für eine fundamentale Erkenntnis, vielleicht das Konzept für ein neues Feature. Der Sender wird es ihm aus der Hand reißen. Also weiter: »Wie bei jeder gesellschaftlichen Entwicklung gibt es auch bei der Digitalisierung kaum kontrollierbare Randbereiche, die von besonders...

mehr