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Süße Versuchung

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Eisele eBookserschienen am28.04.2022Auflage
Ein schöner Ort zum Sterben Ein mysteriöser Autounfall und ein Selbstmord ohne ersichtliches Motiv - zwei Todesfälle bringen Unruhe das abgelegene sardische Bergdorf Telévras. Hierher verirrt sich kaum ein Tourist, die Bewohner müssen sich also etwas ausdenken, um der Entvölkerung des Ortes etwas entgegenzusetzen. Es sind moderne Zeiten, aber die Bewohner des Dorfes, mit ihren schrulligen Gewohnheiten und verqueren Ansichten, tun sich schwer damit, sich ihnen anzupassen. Zu den Mitgliedern des vielleicht kleinsten Tourismusvereins Italiens zählen Donamìnu Stracciu, seines Zeichens selbsternannter Dorfdichter, die überaus fromme Titina Inganìa, die man noch nie allein mit einem Mann gesehen hat, und Michelangelo Ambéssi, der jedem mit einer Körpergröße über 1,60 m grundsätzlich misstraut. Als eines kalten Wintermorgens Inspektor Marzio Boccinu - von seiner Dienststelle suspendiert - sich in Telévras einmietet, gerät er in ein Gewirr aus Verdächtigungen, Intrigen und eigenen romantischen Gefühlen, mit Konsequenzen, die jede Vorstellungskraft übersteigen ...

Gesuino Némus (der mit richtigem Namen Matteo Locci heißt) wurde 1958 in Jerzu geboren, einem kleinen Dorf auf Sardinien. Heute lebt er in Mailand. Seit frühester Jugend hielt er sich mit verschiedensten Tätigkeiten über Wasser. Für seine mittlerweile fünf Teile umfassende Krimireihe um das sardische Dorf Telévras wurde er in Italien mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, u.a. dem Premio Campiello und dem John-Fante-Preis. Nach Die Theologie des Wildschweins und Süße Versuchung ist Die Frömmigkeit der Schafe der dritte Sardinien-Krimi, der auf Deutsch erscheint.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,99
HörbuchCD-ROM
EUR14,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextEin schöner Ort zum Sterben Ein mysteriöser Autounfall und ein Selbstmord ohne ersichtliches Motiv - zwei Todesfälle bringen Unruhe das abgelegene sardische Bergdorf Telévras. Hierher verirrt sich kaum ein Tourist, die Bewohner müssen sich also etwas ausdenken, um der Entvölkerung des Ortes etwas entgegenzusetzen. Es sind moderne Zeiten, aber die Bewohner des Dorfes, mit ihren schrulligen Gewohnheiten und verqueren Ansichten, tun sich schwer damit, sich ihnen anzupassen. Zu den Mitgliedern des vielleicht kleinsten Tourismusvereins Italiens zählen Donamìnu Stracciu, seines Zeichens selbsternannter Dorfdichter, die überaus fromme Titina Inganìa, die man noch nie allein mit einem Mann gesehen hat, und Michelangelo Ambéssi, der jedem mit einer Körpergröße über 1,60 m grundsätzlich misstraut. Als eines kalten Wintermorgens Inspektor Marzio Boccinu - von seiner Dienststelle suspendiert - sich in Telévras einmietet, gerät er in ein Gewirr aus Verdächtigungen, Intrigen und eigenen romantischen Gefühlen, mit Konsequenzen, die jede Vorstellungskraft übersteigen ...

Gesuino Némus (der mit richtigem Namen Matteo Locci heißt) wurde 1958 in Jerzu geboren, einem kleinen Dorf auf Sardinien. Heute lebt er in Mailand. Seit frühester Jugend hielt er sich mit verschiedensten Tätigkeiten über Wasser. Für seine mittlerweile fünf Teile umfassende Krimireihe um das sardische Dorf Telévras wurde er in Italien mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, u.a. dem Premio Campiello und dem John-Fante-Preis. Nach Die Theologie des Wildschweins und Süße Versuchung ist Die Frömmigkeit der Schafe der dritte Sardinien-Krimi, der auf Deutsch erscheint.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783961611362
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum28.04.2022
AuflageAuflage
Reihen-Nr.2
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3314 Kbytes
Artikel-Nr.8451932
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



16.

Kein Problem, damit hatte ich gerechnet. Ich wollte euch nur warnen«, sagte Marzio Boccinu, als Donamìnu noch am gleichen Abend niedergeschlagen das Abstimmungsergebnis überbrachte.

»Ambéssi hat Durchsetzungsvermögen. Als Signor Venanzio Vorstand war, hatte trotzdem immer er das letzte Wort. Er hatte immer irgendwelche Verbindungen, über die wir für unsere Projekte an kleine Geldsummen kamen, er hat es immer geschafft, an finanzielle Unterstützung zu kommen, auch vonseiten der regionalen Behörden.«

»Wirklich kein Problem. Wir kennen doch beide die Hausmacht des Jockeys. Er ist berühmt und im Pferdesport eine feste Größe. Bei den Züchtern zählt seine Meinung immer noch. Ich hätte aber gerne gewusst, wie ich mein Tablet in Betrieb nehmen soll. Ich habe gesehen, dass bei euch ein PC herumsteht. Wie funktioniert der? Habt ihr hier ein schnelles Internet oder ein VPN?«

»Wir beten, manchmal funktioniert es, manchmal nicht.«

»Egal, ist auch nicht wichtig. Wenigstens das Telefon funktioniert, und das reicht für meine Bedürfnisse.«

»Auch beim Telefon hilft ein Stoßgebet, bevor man wählt.«

»Alles klar«, sagte er und gab seinem Vermieter zu verstehen, dass er müde war.

Der Dichter ging in die Nacht hinaus, draußen schneite es wieder.

Dichter mögen Schnee, Polizisten weniger, und so ging Donamìnus Einladung an Marzio, doch noch kurz mit hinauszukommen, um den Neuschnee zu bewundern, ins Leere. Der Dichter folgte anschließend der kleinen Straße zu seinem Haus und musste sehr aufpassen, auf der dünnen Schneedecke, unter der sich von den Tagen zuvor Eis gesammelt hatte, nicht hinzufallen.

Er wollte an seinem Buch weiterschreiben.

Nur er allein wusste, dass er sich der Prosa zugewandt hatte.

Er hatte einen PC, auf dem er des Nachts schrieb.

In sechzig Jahren hatte er die wenigen Gedichte, die er zuwege gebracht hatte, alle in Hochitalienisch verfasst, denn das Sardische verstand so gut wie niemand mehr, und gerade die Jungen schämten sich, es zu sprechen.

Das Prosaprojekt war aus einer Idee Venanzios entstanden, der ihm einige Jahre zuvor eines Tages vorgeschlagen hatte: »Du kannst doch gut mit Worten umgehen. Wir müssen uns einen Ort einfallen lassen, an dem Wunder passieren, etwas, womit wir Touristen anlocken können.«

»Eine Marienerscheinung vielleicht?«

»Was willst du denn mit der Heiligen Jungfrau? Vergiss die Heiligen.«

»So was wie die Janas, unsere Tropfsteinhöhlen? Lass uns einen magischen Ort erfinden.«

»Gibt´s alles schon, sowas funktioniert nicht.«

»Vielleicht kleine listige spaßige Teufelchen in unserem Kalksteingebirge?«

»Auch schon alles dagewesen. Außerdem gehen die Touristen aus anderen Gründen in die Höhlen.«

»Dann weiß ich auch nicht weiter«, sagte der Dichter entmutigt.

»Etwas, das überzeugt und mit dem wir Jung und Alt anlocken können. Etwas, das den Mythos unserer Insel von einer Oase, einem Paradies auf Erden belebt.«

»Die einzige Oase, an der die Leute wirklich Interesse haben, ist eine Steueroase, aber die werden sie uns hier nicht gestatten.«

Venanzio lachte, forderte ihn aber auch auf, weiter nachzudenken. »Zeig hin und wieder mal, was du als Dichter drauf hast! Denk dir was aus, erschaffe etwas, denn sonst kommen wir hier noch um mit unseren ganzen Bräuchen. In unserem Alter tanzen wir immer noch und zeigen allen, dass wir uns mit den launeddas im Kreis drehen können. Piri piri pì und piri piri pì ... ich ertrage es nicht mehr, su passu torrau. Und wenn ich dabei fotografiert werde, bekomme ich fast einen Infarkt. Ich sag´s dir ganz offen, aber behalt es für dich! Ich hasse die launeddas!«

»Meinst du das wirklich ernst?«

»Ich hasse diesen Tanz, von ganzem Herzen! Ich habe keine Lust mehr! Ich halt´s nicht mehr aus!«

»Aber du sagst doch immer, dass wir uns so zeigen sollen, wie man uns sehen will.«

»Tja, aber ab heute ist mir das schnurzegal. Und zwar offiziell ... aber verrat das bloß keinem.«

»Und was ist mit den Dorffesten? Die laufen doch ganz gut«, wandte der Dichter ein.

»Von wegen. Jedes Jahr müssen wir noch was aus eigener Tasche drauflegen. An der Küste berappen sie 30 Euro für eine Pizza, und hier regen sie sich auf, weil wir pro Kopf für Schaffleisch und Wein so viel sie wollen 10 Euro verlangen. Also, Schluss mit diesen Dorffesten. Vom nächsten Jahr an denken wir uns ein Wundertier aus, etwas Mythologisches.«

»Den Dantehirsch? Oder einen Mufflon mit Tigerstreifen? Ein Panthertier, gewandt und sehr behänd, wie aus Dantes Inferno? Wie wäre es damit!«

»Denk dir was aus, denk dir was aus, wir servieren ihnen trotzdem nach wie vor Schaffleisch.«

Venanzio war wirklich untröstlich, aber er lächelte, denn er war eine Seele von Mensch. Er hatte nur einfach keine Lust mehr, weiter bei Vertretungen der Region, der Provinz und der Gemeinde anzuklopfen und um Almosen für den wirtschaftlichen Aufschwung seiner Gegend und ihrer typischen Produkte zu betteln.

»Hoffen wir im nächsten Sommer auf die Franzosen«, sagte er wie zu sich selbst.

»Die Franzosen? Was haben die denn damit zu tun? Die lassen sich hier doch nicht mal sehen, wenn man sie dafür bezahlt.«

»Das hängt davon ab. Ich verhandle gerade mit einer sympathischen Französin. Sie hat eine Agentur in Paris und sagt, dass wir aggressiver auftreten müssen, mehr wir typische Sarden. Die Pariser finden Banditen, Räuber und etwas Risiko in den Sommerferien toll. Deshalb reisen sie gerne in arabische Länder und lassen sich dort ausrauben. Denen ist das Meer egal, die wollen, dass es ihnen kalt den Rücken runterläuft. Am Ende findet sich immer jemand fürs Lösegeld.«

»Was redest du denn da, Venanzio! Immer diese Räubergeschichten! Am Ende geht es sogar noch um Entführung.«

»Genau! Siehst du, du bist ganz von selbst draufgekommen! Warum nicht auch Entführungen. Schau dir nur an, was während der Jahre gelaufen ist, in denen das Geschäft gebrummt hat! Eine Entführung nach der anderen.«

»Aber das liegt doch alles zwanzig Jahre zurück. Wir haben uns weiterentwickelt. Ich glaube, du machst Witze, sag mir, dass du das alles nicht ernst meinst. Das denkst du nicht wirklich?«

»Doch, das denke ich wirklich. Aber du bist eben ein Dichter, und auch wenn ich dafür gesorgt habe, dass du den Wettbewerb nicht gewinnst, magst du mich sicher immer noch.«

»Du weißt genau, dass die Kosten für die Anreise uns das Leben schwer machen. Die ist teuer, allein die Fähre kostet so viel wie eine Woche New York. Man erpresst uns, lässt uns nicht hochkommen. Wir müssen uns mit dem begnügen, was man uns zugesteht, und die Klappe halten, die Preise werden immer von anderen gemacht. Wir sind in unserem Paradies gefangen, uns bleibt höchstens noch der Luxus abzuhauen, aber dann gibt es keine Rückkehr mehr. Von wegen Paradies, wir sind am Arsch. Wir können zwar abhauen, aber wiederkommen können wir nicht«, sagte der Dichter.

»Besser, wenn du den Mund hältst, in diesem Fall ist das so eine Sache mit dem Rechthaben ...«

Aber Donamìnu war nicht der Typ, der seinen Mund hielt, auch wenn er sonst nicht zu den Mutigen gehörte. Sobald er bei sich zu Hause war, machte er Feuer im Kamin und las sich noch einmal durch, was auf ein paar Blatt Papier geschrieben stand.

Schade, dass es nicht von ihm stammte. Aber wem sollte das schon auffallen?

Nuraghe 51

Hätte man Elvis Presley prophezeit, dass er eines Tages in einer düsteren Enklave auf einer Mittelmeerinsel untertauchen würde, hätte er es sich zweimal überlegt, ein Flugzeug von Memphis nach Denver zu besteigen und sich dort in der einzigen Kneipe, wo er sein Lieblingssandwich Fool´s God bekam, an einen Tisch zu setzen. Hier eine Liste mit den Zutaten:

Ein Baguette von achtzig Zentimeter Länge und dreißig Zentimeter Höhe dreimal längs durchschneiden und mit einem halben Kilo gebratenem Bauchspeck, einem Glas Erdnussbutter, einem Glas Traubengelee und einem Päckchen Butter belegen beziehungsweise bestreichen. Das Ganze ist dann über dreißig Zentimeter hoch.

Insgesamt 42.345 Kalorien.

Sein Manager »Colonel« Tom Parker hatte sich klar ausgedrückt, wie es sein Stil war. Knapp und bündig hatte er ihm am Telefon angeordnet: »Nimm nur deine weiße Gitarre mit. Wir brechen auf. Wir können nicht länger in Maui bleiben. Zu riskant. Sag Jim Morrison, Michael Jackson und Prince Bescheid. Ich kümmere mich um Marilyn. Weißt du eigentlich, wo Kurt abgeblieben ist? Und wann hast du Hendrix und die Joplin das letzte Mal gesehen? Und pass auf die vom Klub 27 auf.«

»Was soll das heißen, ich halte mich hier seit vierzig Jahren auf, Colonel. Soll das ein Witz sein?«

»Ich mache keine Witze. Mach, was ich dir sage. Wir riskieren eine Menge, wenn wir länger hierbleiben.«

»Warum denn? Und wohin geht es? Und wer sagt den anderen, die hier Familie haben, Bescheid?«

»Donald hat im Wahlkampf versprochen, die Archive des CIA öffnen zu lassen und die Wahrheit über euer Ableben ans Licht zu bringen. Und das wird er auch machen!«

»Klar, der ist doch einer von uns! Hast du seine Frisur gesehen?«

»Genau. Als hätte er in einem Windkanal gestanden. So einem trau ich nicht. Deshalb tauchen wir besser für eine Weile unter.«

»Nein, bitte! Wo wollen wir...

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Gesuino Némus (der mit richtigem Namen Matteo Locci heißt) wurde 1958 in Jerzu geboren, einem kleinen Dorf auf Sardinien. Heute lebt er in Mailand. Seit frühester Jugend hielt er sich mit verschiedensten Tätigkeiten über Wasser. Für seine mittlerweile fünf Teile umfassende Krimireihe um das sardische Dorf Telévras wurde er in Italien mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet, u.a. dem Premio Campiello und dem John-Fante-Preis. Nach Die Theologie des Wildschweins ist Süße Versuchung der zweite Sardinien-Krimi, der auf Deutsch erscheint.