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Da fliegt mir doch das Blech weg

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
210 Seiten
Deutsch
Bedey Media GmbHerschienen am20.04.20221. Auflage
»Es war außergewöhnlich, mit Spliff und der Nina Hagen Band zu spielen. Mitglieder fortschrittlicher, international immens erfolgreicher Rockbands wie Foreigner, Police und Saga gehörten zu unseren Fans. Beim Rockpalast in den Dortmunder Westfalenhallen rutschte der Saga-Schlagzeuger Steve Negus auf Knien und betete uns in einem gemimten Akt der Ehrerbietung an.« Bernhard »Potsch« Potschka ist ein begnadeter Gittarist und seit mehr als fünfzig Jahren in der Musikbranche tätig. Er wurde vor allem mit der »Nina Hagen Band« und »Spliff« Ende der 1970er- bis Mitte der 1980er-Jahre bekannt. Songs wie »TV-Glotzer«, »Unbeschreiblich Weiblich«, »Rangehn«, »Carbonara«, »Déjà-vu«, »Das Blech« oder »Herzlichen Glückwunsch« sind bis heute Ohrwürmer, die Generationen von Musikfans in den Bann zogen. In diesem Buch schildert »Potsch« Potschka seinen Werdegang vom nachkriegsgeprägten, streng konservativen Würzburg über das geteilte Berlin bis hin zu nationalen und internationalen Erfolgen, die selbst Frank Zappa aufhorchen ließen. »Potsch« Potschka erzählt von persönlichen Schicksalsschlägen, die auch seine musikalische Entwicklung bis hin zu Flamenco und Weltmusik beziehungsweise Fusion prägten, und gibt zahlreiche lustige und erstaunliche Anekdoten aus der Welt des Musikbusiness. Gleichzeitig betrachtet er gesellschaftliche, politische und soziale Entwicklungen, die ihn bei den Musikstationen »Pozzokko«, »Lokomotive Kreuzberg«, »Nina Hagen Band« und »Spliff« begleiteten.

Klaus Marschall, geboren 1971 im westfälischen Ibbenbüren und aufgewachsen im beschaulichen Dorf Schale, studierte in Münster Mathematik und Chemie. Hauptberuflich arbeitet er heute als Lehrer in einem Berufskolleg im sauerländischen Arnsberg. Er wohnt in Soest und hat seit seinem Kontakt mit Malte Jochimsen ein Faible für die Landschaft der Halligen und im Besonderen für die Reihe 'Kultur auf den Halligen'. Darüber hinaus ist Marschall Mitglied im Soester Verein 'Bördeautoren'. Als Co-Autor wirkte er neben den Autobiografien 'Der Clown mit der Trommel' vom ehemaligen TRIO-Schlagzeuger Peter Behrens und 'Hauptsache Laut!' vom Ex-Spider-Murphy-Gang-Drummer Franz Trojan an 'Mok Man!' von Malte Jochimsen und 'Kult war nicht geplant' von Peter Illmann mit. Zurzeit arbeitet er mit dem Moderator und Zauberer Frank Katzmarek am Unterhaltungsroman 'Kreuzfahrt der Eitelkeiten'. Für 'Der Clown mit der Trommel' erhielt Klaus Marschall die Auszeichnung 'Deutscher Biographiepreis 2014'.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR18,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR12,99

Produkt

Klappentext»Es war außergewöhnlich, mit Spliff und der Nina Hagen Band zu spielen. Mitglieder fortschrittlicher, international immens erfolgreicher Rockbands wie Foreigner, Police und Saga gehörten zu unseren Fans. Beim Rockpalast in den Dortmunder Westfalenhallen rutschte der Saga-Schlagzeuger Steve Negus auf Knien und betete uns in einem gemimten Akt der Ehrerbietung an.« Bernhard »Potsch« Potschka ist ein begnadeter Gittarist und seit mehr als fünfzig Jahren in der Musikbranche tätig. Er wurde vor allem mit der »Nina Hagen Band« und »Spliff« Ende der 1970er- bis Mitte der 1980er-Jahre bekannt. Songs wie »TV-Glotzer«, »Unbeschreiblich Weiblich«, »Rangehn«, »Carbonara«, »Déjà-vu«, »Das Blech« oder »Herzlichen Glückwunsch« sind bis heute Ohrwürmer, die Generationen von Musikfans in den Bann zogen. In diesem Buch schildert »Potsch« Potschka seinen Werdegang vom nachkriegsgeprägten, streng konservativen Würzburg über das geteilte Berlin bis hin zu nationalen und internationalen Erfolgen, die selbst Frank Zappa aufhorchen ließen. »Potsch« Potschka erzählt von persönlichen Schicksalsschlägen, die auch seine musikalische Entwicklung bis hin zu Flamenco und Weltmusik beziehungsweise Fusion prägten, und gibt zahlreiche lustige und erstaunliche Anekdoten aus der Welt des Musikbusiness. Gleichzeitig betrachtet er gesellschaftliche, politische und soziale Entwicklungen, die ihn bei den Musikstationen »Pozzokko«, »Lokomotive Kreuzberg«, »Nina Hagen Band« und »Spliff« begleiteten.

Klaus Marschall, geboren 1971 im westfälischen Ibbenbüren und aufgewachsen im beschaulichen Dorf Schale, studierte in Münster Mathematik und Chemie. Hauptberuflich arbeitet er heute als Lehrer in einem Berufskolleg im sauerländischen Arnsberg. Er wohnt in Soest und hat seit seinem Kontakt mit Malte Jochimsen ein Faible für die Landschaft der Halligen und im Besonderen für die Reihe 'Kultur auf den Halligen'. Darüber hinaus ist Marschall Mitglied im Soester Verein 'Bördeautoren'. Als Co-Autor wirkte er neben den Autobiografien 'Der Clown mit der Trommel' vom ehemaligen TRIO-Schlagzeuger Peter Behrens und 'Hauptsache Laut!' vom Ex-Spider-Murphy-Gang-Drummer Franz Trojan an 'Mok Man!' von Malte Jochimsen und 'Kult war nicht geplant' von Peter Illmann mit. Zurzeit arbeitet er mit dem Moderator und Zauberer Frank Katzmarek am Unterhaltungsroman 'Kreuzfahrt der Eitelkeiten'. Für 'Der Clown mit der Trommel' erhielt Klaus Marschall die Auszeichnung 'Deutscher Biographiepreis 2014'.

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Kapitel 2: Die Sache mit der Musik - Anfänge

Meine Mutter prägte mich durch ihre Vergangenheit als Konzertpianistin und auch mein Vater hatte Gitarre gespielt.

Vor allem aber beeinflusste mich die Gewohnheit im Hause Potschka, oft gemeinsam zu singen. In jungen Jahren, ich war vielleicht sechs oder sieben Jahre alt, drückte mir meine Mutter ein Gesangsbuch in die Hand und forderte mich auf, mich nun gesanglich einzubringen. Mir war zwar zu Beginn schleierhaft, was die Noten bedeuteten, geschweige denn konnte ich sie beim Namen nennen, aber durch die Abstände, die Intervalle der einzelnen Zeichen ausgehend von einem Grundton, erschloss sich mir die Systematik autodidaktisch so weit, dass ich mit ungefähr neun oder zehn Jahren vom Blatt singen konnte.

Das gemeinsame Intonieren von Liedern verselbstständigte sich im Laufe der Zeit. Meine Mutter brauchte sich nur ans Klavier zu setzen und dann wusste jeder sich bereitwillig so einzuordnen, dass in allen erforderlichen Höhen der Tenöre und der Altstimmen das angeschlagene Lied dreistimmig interpretiert wurde.

Das bestätigte einen für mich bis heute geltenden Grundsatz: Singen ist in jungen Jahren die beste musikalische Grundbildung. Man lernt die Gewissheit, einen Ton zu treffen und bilden zu können, mit der daraus resultierenden Fähigkeit, zu erkennen, ob jemand einen falschen Ton anschlägt oder die Rhythmik passt.

Je mehr sich die musikalische Bildung in der Familie vertiefte, desto mehr Instrumente kamen zum Einsatz: Klavier, Cello, Geige, Bratsche, Trompete und Kontrabass sorgten nicht nur für ein beeindruckendes Klangerlebnis, sondern förderten darüber hinaus die Sicherheit im Umgang mit dem musikalischen Gerät. Es war allemal besser, als allein auf den Saiten herumzukratzen, isoliert Tasten zu drücken oder entkoppelt Töne zu blasen.

Bei heutigen Geschwistertreffen schweißt uns die verbindende Erinnerung derart zusammen, dass manchmal spontan dreistimmig ein Lied gesungen wird. Alle wissen um den Text, die Melodie, ihre stimmliche Position â¦und dann geht es ohne Absprache direkt los.

Zu Beginn meiner musikalischen Sozialisation überwog vornehmlich die romantische Ader. Im Alter von zehn Jahren nahm ich regelmäßig Samstagnachmittags das dann immer freie Wohnzimmer allein in Beschlag, um mir dort den dramatischen Zweig klassischer Musik von Dworzak, Smetana (Die Moldau), weniger Beethoven (Favorit meines ältesten Bruders), noch weniger Mozart (Favorit meiner Mutter), aber auch populärere Sachen wie von Gershwin auf dem dort befindlichen Plattenspieler anzuhören. Das gefiel mir außerordentlich und ich setzte mich anschließend mit dem Ziel, Komponist werden zu wollen, an das elterliche Klavier. Ich wollte ein Stück schreiben, bei dem die Menschen beginnen zu weinen. Ohne jegliche theoretische Musikkenntnisse, dafür mit sehr talentiertem Gehör ausgestattet, drückte ich tiefe Mollakkorde und probierte mich an deren Kombination. Meine Mutter wunderte sich über die Beschäftigung, wusste sie doch nichts über die Motivation des Agierens, ließ mich aber gewähren.

Außerhalb des Plattenschranks rissen mich im höheren Alter die Werke von Gustav Mahler mit. Meiner Meinung nach suchen seine filigranen Arbeiten ihresgleichen, seine Arrangements sind unerreicht. Trotz der Komplexität von 50 Nebenstimmen fügen sich die Kompositionen in ein harmonisches Gesamtbild ein. Der normale Durchschnittskonsument kann vielfach wenig damit anfangen, weil das Ergebnis Ungeübte in seiner Kompliziertheit und Mächtigkeit erschlägt. Zu tragisch, zu romantisch â¦ auf jeden Fall zu überbordend. Aber ich mag das und höre mir gerne in Ruhe über Kopfhörer - und immer mit großer Faszination - eine Mahler Symphonie auf meiner Couch an und genieße dabei alles an soundtechnischen Kniffen und Verbindungen. Mahler brachte als Erster Jazz Akkorde in die klassische Musik ein, was von George Gershwin aufgegriffen und fortgeführt wurde.

Gemäß den Ansprüchen eines Akademikerhaushaltes besuchte ich zunächst das humanistische Wirsberg Gymnasium, was bedeutete, Latein und Griechisch büffeln müssen. Die vermittelte Bildung war gut, allerdings schmeckte mir vor allem das Altgriechische gar nicht, genügte es mir doch schon, sich der toten Sprache des antiken Roms widmen zu müssen. Allerdings förderte die Bildungseinrichtung neben den traditionellen Disziplinen stark den musikalischen Zweig, was mir sehr entgegenkam. Ich lernte Notensätze, alle notwendigen, theoretischen Grundlagen, verfügte ohne Zweifel über ein gebührendes Talent auf dem musischen Gebiet. Völlig fassungslos nahm der Musiklehrer zur Kenntnis, dass ich ihm in der sechsten Klasse die erweiterte Kadenz von C-Dur nach G-Dur in gebrochenen Akkorden vorsang. So etwas hatte er zuvor noch nie erlebt. Auf sein Geheiß hin führte mein Weg zum Chor in der Gruppe der Altstimme und auch meinem Wunsch, das romantisch klingende Cello zu spielen, wurde entsprochen. Aufgrund meines Potenzials bezahlte die Schule sogar den Unterricht beim Ersten Cellisten des Stadtorchesters, denn im Hause Potschka herrschte unverändert finanzielle Ebbe. Nach einem Jahr attestierte mir mein Lehrer »Du bist der beste Schüler, den ich je hatte.«, was rückblickend ein Fehler war, weil ich das Lob deplatziert empfand. Wie wollte der Proficellist das zu diesem Zeitpunkt schon beurteilen können? Ungeachtet dessen erschien ich regelmäßig zum Unterricht, übte fleißig, machte die Stücke zu meinen und der Stadtorchestercellist zeigte sich begeistert, bis mir eines Tages in einer Stunde beim Spielen dreimal der gleiche Fehler unterlief. Das brachte den Ausbilder zu meinem völligen Unverständnis zum Ausrasten. Aufgrund meiner antiautoritären Einstellung, ich möchte mich in dieser Entwicklungsphase sogar als nonkonform, arrogant bezeichnen, erwiderte ich: »So Schluss, das muss ich mir nicht bieten lassen! Ich gehe jetzt!« und zog das auch durch.

Das Einholen der Unterschrift zur Bestätigung der Beendigung des Unterrichts erforderte noch ein letztmaliges Aufeinandertreffen. Ich blieb im Türrahmen stehen und hielt lediglich das Schreiben hin, das es zu signieren galt. »Du weißt schon, dass du das jetzt gleich bereuen wirst, ne?«, setzte der Lehrer zu einem letzten Umstimmungsversuch an, erntete von mir aber nur ein barsches »Nääää!«. Noch nicht einmal ganz unten am Ende der Gebäudetreppe angelangt bedauerte ich schon die Entscheidung â¦allerdings nur kurz, denn mit Beginn der achten Klasse folgte der Wechsel zum musischen Matthias-Grünewald-Gymnasium, um dem ungeliebten Altgriechisch aus dem Wege zu gehen.

In der neuen Umgebung kam ich zu meiner großen Freude wieder mit meinem Zwillingsbruder Christof - wir hatten nach der vierten Klasse unterschiedliche Bildungswege beschritten - zusammen. Leider erlaubte man dort Cello als nur Nebenfach, sodass ich für die Dauer von zwei Jahren im Hauptfach zum Klavier umschwenkte.

Im Unterschied zu mir bereitete es meinen Geschwistern wie Christof viel Mühe, Klavierstücke zu lernen. Mehr noch, ich eignete mir das Verlangte durch intensives Üben auswendig an - vom Blatt zu spielen schloss ich für mich aus -, um es anschließend auf meine Weise zu interpretieren, also die Höchststufe zu erreichen. Selbst die strengste Pianolehrerin der Schule, vor der selbst die Abiturienten zitterten, fraß mir deswegen aus der Hand. Ich durfte bei ihr alles. Duldete sie bei keinem anderen Disziplinlosigkeiten wie Verspätungen, akzeptierte sie bei mir die fadenscheinigsten Ausreden. »Okay, setz dich hin.« hieß es dann nur, denn die Gute wusste nur zu gut, dass ich sie anschließend verzücken würde, indem ich die von ihr gestellte Aufgabe nicht nur erfüllte, sondern regelrecht abperlte. Zur Belohnung malte sie mir regelmäßig ein Häschen auf mein Notenblatt, gleichbedeutend mit der Note 1+. Zusammenfassend kann man sagen, dass ich Musik machte, während alle anderen versuchten, einigermaßen der Anforderung zu genügen, insbesondere mein Zwillingsbruder, den beim Vortragen permanent Unsicherheit plagte.

Bei Michael ähnelte die Bedienung der Tasten sogar eher der Bearbeitung eines Hackklotzes. Er beneidete mich um meine Musikalität, gönnte sie mir aber und entwickelte sich zu einem großen Fan, der in den späteren Jahren meine Bandkonzerte besuchte und voller Stolz mein Treiben auf der Bühne verfolgte.

Mein erster, leider von Gicht geplagter Cellolehrer am musischen Gymnasium war ein totaler Freak, der manchmal den Unterricht in der Form gestaltete, dass er unter Kratzen und Knarzen eine Platte auflegte und dann skandierte: »So, heute hören wir mal ein bisschen Musik!«. Ungewöhnliche Methode, aber wirkungsvoll. Durch seine Art motivierte er selbst 15-jährige, pubertierende Jungs, allein vor der Klasse zu singen. Das wurde zwar ohnehin verlangt, gelang aber selten genug.

Den zweiten Lehrer am Instrument verortete ich in der Sparte »Idiot«. Ich verstand mich mit ihm nicht im Geringsten. Auf dem Halbjahreszeugnis verpasste er mir eine 5, weil mir die Begrüßung »Grüß Gott, Herr Professor« einfach nicht über die Lippen rutschen wollte. Den Notengrund nannte er mir nicht explizit, aber es war offensichtlich, dass es an der angeblichen Respektlosigkeit gelegen hatte.

Nach Durchsicht meines Zeugnisses bat mich der Direktor, ein sehr fähiger Deutsch- und Geschichtslehrer und dufter Typ obendrein, zu sich. »Sag mal, du hast hier eine Fünf. Das kann doch gar nicht sein. Du hast doch sonst immer eine Eins in Cello gehabt. Außerdem bist du doch Erster Cellist im Schulorchester. Was ist denn da los?«, fragte er mich sichtlich irritiert. Daraufhin schilderte ich ihm die Sachlage aus meiner Sicht, dem ein...

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