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Merano mortale

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
272 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am20.01.2022
Meraner Atmosphäre, Humor und skurrile Figuren . . . eine tödlich-unterhaltsame Mischung. Ispettore Emmenegger hat als neuer Chef der Meraner Mordkommission alle Hände voll zu tun. Seine Nachbarin Lisa Granelli wird bei einem frühmorgendlichen Spaziergang erschlagen. Vom Täter fehlt jede Spur, doch Feinde hatte Granelli viele. Als Leiterin der Kreditabteilung einer Meraner Bank stürzte sie so manchen in den finanziellen Ruin. Emmeneggers erster Fall wird zur echten Bewährungsprobe, denn die Indizien sprechen eine klare Sprache: Der Hauptverdächtige ist er selbst.

Elisabeth Florin wuchs in Süddeutschland auf; ihre journalistische Laufbahn begann sie in den 1980er Jahren bei der RAI in Bozen. Von den Menschen in Südtirol und ihrer Geschichte fasziniert, verbringt sie seither viel Zeit in Meran und Umgebung. Sie arbeitete 25 Jahre lang als Finanzjournalistin und Kommunikationsexpertin in Frankfurt am Main.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextMeraner Atmosphäre, Humor und skurrile Figuren . . . eine tödlich-unterhaltsame Mischung. Ispettore Emmenegger hat als neuer Chef der Meraner Mordkommission alle Hände voll zu tun. Seine Nachbarin Lisa Granelli wird bei einem frühmorgendlichen Spaziergang erschlagen. Vom Täter fehlt jede Spur, doch Feinde hatte Granelli viele. Als Leiterin der Kreditabteilung einer Meraner Bank stürzte sie so manchen in den finanziellen Ruin. Emmeneggers erster Fall wird zur echten Bewährungsprobe, denn die Indizien sprechen eine klare Sprache: Der Hauptverdächtige ist er selbst.

Elisabeth Florin wuchs in Süddeutschland auf; ihre journalistische Laufbahn begann sie in den 1980er Jahren bei der RAI in Bozen. Von den Menschen in Südtirol und ihrer Geschichte fasziniert, verbringt sie seither viel Zeit in Meran und Umgebung. Sie arbeitete 25 Jahre lang als Finanzjournalistin und Kommunikationsexpertin in Frankfurt am Main.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960417866
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum20.01.2022
Seiten272 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3794 Kbytes
Artikel-Nr.8781917
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Tag 1 - Kein schlechter Platz zum Sterben

Oberlana bei Meran. Hundeplatz am Falschauer-Ufer

21. März. Sieben Uhr morgens

Zum dritten Mal biegt Emmenegger mit dem Einsatzwagen in dieselbe Straße ein. Weit und breit ist kein freier Parkplatz zu sehen. Wenn es nach ihm ginge, könnten sie ewig um die Häuser kreisen.

Eine Putzkolonne marschiert vorbei, zur Eingangstür des Bräukellers. Der Besitzer eines teuren Schuhladens steht vor seiner Ladentür und betrachtet die Runden des Polizeiwagens mit gerunzelter Stirn.

Seine Kollegin Eva Marthaler hält es kaum noch im Beifahrersitz. Ihre blauen Augen leuchten.

Eva ist Mitte dreißig, rothaarig und der Traum seiner schlaflosen Nächte, aber manchmal wünscht er sich, sie hätte ein bisschen weniger Tatendurst.

Die Temperaturanzeige im Cockpit meldet fünfundzwanzig Grad Außentemperatur. Durchs Fenster strömt feuchtwarme Luft. Emmenegger fühlt sich wie im Dampfbad »Passerstein« der Meraner Therme.

Eine Stechmücke lässt sich auf seinem Handrücken nieder und schickt sich an, ihr Frühstück einzunehmen. Emmenegger schlägt mit Wucht zu - Blut spritzt auf sein weißes Hemd.

»Pfui!« Eva rückt von ihm ab.

»Entschuldigung«, stammelt er.

»Da vorn!« Sie zeigt auf einen ausscherenden Wagen.

»Fußgängerzone. Absolutes Halteverbot.«

»Na und? Wir sind im Einsatz.«

Emmenegger gibt sich geschlagen. In seiner Brust schwingt ein bleiernes Pendel hin und her.

Emmenegger hat den Wagen kaum abgesperrt, da steuert Eva Marthaler mit wehenden Rockschößen auf einen Spazier- und Radweg zu, der am Fluss entlangführt.

Wohl oder übel folgt er ihr.

Auf dem Hundeplatz in Oberlana liegt eine Tote. Die Identität ist unbekannt, die Todesursache ebenfalls. Als Emmenegger Details wissen wollte, hatte Pitti gesagt: »Komm halt her.«

Vielleicht ist es eine Obdachlose, deren Leber schlappgemacht hat. Emmeneggers Bauchgefühl sagt was anderes.

***

Emmenegger kennt den Hundeplatz. Es ist eine umzäunte Wiese, unmittelbar am Falschauer-Ufer, wo wilde, aromatische Sträucher wachsen. Ein paar große Felsbrocken laden zum Sitzen ein. Ein verwunschenes Fleckchen Erde, wo man einen Hund von der Leine lassen und in den Himmel starren kann.

Kein schlechter Platz zum Sterben.

Auf der Treppe, die zur Pforte hinabführt, fällt ihm die Stille auf. Eigentlich sollte der übliche Zirkus bereits in vollem Gange sein. Was bedeutet, dass er Kohlgrubers laute Stimme hören müsste.

Doch statt der Kommandos, die der Leiter der Spurensicherung an jedem Tatort bellt, ist ein nicht menschliches Jaulen und Knurren zu vernehmen.

Die in grüne Plastiküberzüge gehüllten Spusi-Leute stehen mucksmäuschenstill in einer Ecke der Wiese.

Da ist auch Arnold Kohlgruber. Ausnahmsweise ist er still und starrt auf etwas, das sich am Falschauer-Ufer neben einer kleinen Baumgruppe abspielt.

Die Hauptakteure sind ein Hund und ein Mensch. Der Hund ist eine hässliche kupferfarbene Promenadenmischung. Mit vorgestrecktem Kopf steht das Tier über einer verkrümmten Gestalt. Der Hund fletscht die Zähne und knurrt, um einen Augenblick später die Schnauze zu heben und erbärmlich zu heulen.

Einen kurzen glücklichen Moment lang spielt Emmenegger mit dem Gedanken, der Hund wäre der Täter. Ein Biss in die Halsschlagader, und der Tag ist sein Freund.

Dann schaut Emmenegger genauer hin, und sein Magen zieht sich zusammen. Er kennt diesen Hund.

Der Mann vom »TIERHEIM NATURNS« (weiße Großbuchstaben auf schwarzem T-Shirt) sieht aus wie ein Schülerpraktikant, mit Pickeln und blasser Gesichtshaut um die Nase. Er betrachtet seine ausgestreckte Hand so ängstlich, geradezu wehmütig, als müsste er sich gleich von ein paar Fingern verabschieden. Die Beschwörungsformeln, die er vor sich hin murmelt, hören sich an, als würden sie ihm selbst gelten: »Alles ist gut. Alles ist fein â¦«

Emmenegger setzt sich in Bewegung. Eva will ihn zurückhalten. »Ich würde das nicht machen. Der Hund wird Sie beißen, Chef.«

»Es ist eine Sie. Die Hilde tut keiner Fliege was.«

Schnell streift er Einwegüberzieher über die Schuhe, dann geht er langsam, aber bestimmt auf das Tier zu und packt es am Halsband.

»Komm, mein Mädchen. Die Show ist vorbei.«

Die Hündin sieht das nicht so, sie versucht, sich ihm zu entwinden, aber mit seinen neunzig Kilo ist Emmenegger dreimal so schwer.

Als er Hilde abführt, sieht er sich die Leiche an. Sie liegt auf dem Rücken, ihr blutverkrusteter Kopf ist zur Seite gefallen. Daneben ein rot verschmierter Stein.

Wie er schon vermutet hat, kennt er die Frau. Sie ist seine Nachbarin. Ihre Wohnung befindet sich ein Stockwerk unter der von Emmenegger. Sie ist - war - um die sechzig und eine Schreckschraube ersten Ranges. Wenn Emmenegger an sie denkt, dann als »die alte Granelli«.

Neben dem metallischen Geruch, der von der Toten ausgeht, kann Emmenegger noch etwas anderes riechen: schweren Ärger.

***

In die Menge kommt Bewegung. Alle reden durcheinander. Der Polizeifotograf bringt seine Kamera in Stellung. Auf der Bildfläche erscheint Frau Dr. Landers, Gerichtsmedizinerin und wegen ihres Dünkels und einer bürokratischen Arbeitsauffassung, die ihre Faulheit kaschieren soll, nicht gerade beliebt. Als sie mit ihren Stöckelschuhen einen Hundehaufen aufspießt, muss sich Emmenegger abwenden, damit niemand sein breites Grinsen sieht.

Auch Arnold Kohlgruber hat eine stille Sekunde der Freude eingelegt, aber jetzt fängt er an, seinen Leuten Anweisungen zuzubrüllen.

Einer seiner Mitarbeiter bringt Emmenegger die Handtasche der Toten. »Nicht mehr nötig«, sagt der Spusi-Mann, als Emmenegger Gummihandschuhe überstreifen will. Aus Gewohnheit tut er es trotzdem.

Die Handtasche ist mit zwei goldenen C verziert.

»Gucci. Nicht billig.« Evas erster Kommentar, seit sie am Tatort sind. Jetzt, wo der Tod ein Gesicht bekommen hat, ist sie ein wenig kleinlaut.

Eine Brieftasche mit einer Latte goldener Kreditkarten und einer Codekarte. Der Vorname der Frau ist Lisa. Emmenegger fällt er jetzt wieder ein. Die goldene Plakette neben ihrer Wohnungstür, mit einer kunstvoll geschwungenen Schrift, als ginge es zum Allerheiligsten: »Lisa Granelli, Direktionsmitglied, Cassa Popolare Meran«.

Aus den hinteren Fächern lugen fünfhundert Euro in Hundertern hervor. Ein Raubmord scheidet schon mal aus.

In der Tasche sind außerdem ein Kamm und ein Lippenstift in einem garstigen violetten Rotton.

In einem Seitenfach findet Emmenegger das Foto eines jungen Mannes mit langen blonden Haaren, zerknittert und an den Ecken abgegriffen.

Das letzte Utensil ist ein goldenes Blöckchen mit einer Kette, an der ein winziger Bleistift hängt. Emmenegger ist unbehaglich zumute, als er es aufklappt. Alle Seiten sind herausgerissen. Er atmet auf. Diese filigrane Komposition hat er erst kürzlich zu Gesicht bekommen.

***

Emmenegger hatte es eilig gehabt und seine schwere BMW im Innenhof des Hauses abgestellt, in dem er wohnt. Das Verbotsschild samt der per Hand aufgemalten Ausrufungszeichen ignorierte er geflissentlich.

Die Granelli musste ihm aufgelauert haben. Wie aus dem Nichts stand sie vor ihm und zückte das Blöckchen.

»Jetzt drücken Sie mal ein Auge zu«, sagte er. »Es ist schon spät, und das Bike stört keinen.«

»Nichts da.« Die Frau kritzelte etwas aufs Papier. »Ich werde den Verstoß melden. Es geht schließlich ums Prinzip.«

Komischerweise sah sie dabei nicht wütend aus, sondern irgendwie - erfreut.

***

Carabiniere Pitti hat einen vierschrötigen Mann in Emmeneggers Alter im Schlepptau. In seinen Armen zappelt ein kleiner Yorkshire Terrier, der anfängt, wie wild zu kläffen, als er Hilde sieht.

»Nehmen Sie das Vieh weg«, sagt der Mann in bissigem Ton. »Fast hätte die Töle meinen Cäsar gebissen!«

»Aber woher denn. Die Hilde ist eine ganz Liebe«, sagt Emmenegger, immer bereit, die Ehre einer Dame zu verteidigen.

»Pfhhht! Lächerlich!«

Da hat der Mann recht, jedenfalls in Bezug auf den kleinen Cäsar.

Pitti schaltet sich ein. »Das ist Signor Mandel. Er hat die Tote gefunden.«

»Dann erzählen Sie mal«, sagt Emmenegger.

Offenbar wohnt Herr Mandel ganz in der Nähe und kommt jeden Morgen um dieselbe Zeit hierher, damit Cäsar seine Geschäfte erledigen kann. »Immer um Punkt halb sieben. Cäsar und ich leben genau nach der Uhr.« So seht ihr auch aus, denkt Emmenegger.

Es stellt sich heraus, dass Mandel die Tote schon ein paarmal gesehen hat. Nicht gekannt, wie der Mann betont. »Wir haben uns zugenickt, das war s. Ich wusste nicht mal, wie die hieß.«

Die Granelli und ihr Hund waren offenbar Stammgäste auf dem Hundeplatz. »Glücklicherweise nicht zur selben Zeit wie Cäsar und ich. Sie ging, wenn wir kamen«, sagt Mandel und wirft Hilde einen scheelen Blick zu. »Ihr hässliches Vieh hörte überhaupt nicht. Mein Cäsar hatte jedes Mal eine Heidenangst.«

Cäsar sieht nicht besonders ängstlich aus, eher wild entschlossen.

»Und heute Morgen?«

»Da kam sie natürlich nicht raus wie sonst.« Ein verächtlicher Blick streift Emmenegger. »Sie war ja tot.«

»Haben Sie jemanden gesehen?«

»Wer sollte das gewesen sein?«

Emmenegger spart sich die Antwort. »Ist Ihnen irgendetwas Besonderes aufgefallen?«

»Na, die Tote halt. Gottlob hatte ich Cäsar auf den Arm genommen, weil ich schon von Weitem gehört hab, dass dieses Vieh wie verrückt...
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Elisabeth Florin wuchs in Süddeutschland auf; ihre journalistische Laufbahn begann sie in den 1980er Jahren bei der RAI in Bozen. Von den Menschen in Südtirol und ihrer Geschichte fasziniert, verbringt sie seither viel Zeit in Meran und Umgebung. Sie arbeitete 25 Jahre lang als Finanzjournalistin und Kommunikationsexpertin in Frankfurt am Main.