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Die Toten von Mallorca

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
304 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am25.04.2024
Urlaubsparadies mit Abgründen: ein brisanter Kriminalroman vor malerischer Inselkulisse. Im mallorquinischen Hinterland kommt eine Radfahrerin bei einem Unfall ums Leben. Vom beteiligten Autofahrer fehlt jede Spur. Als in der Bucht von Palma ein Umweltschützer tot aufgefunden wird und sich Hinweise auf Mord häufen, nimmt Chefinspektor Pau Ribera von der spanischen Nationalpolizei die Ermittlungen in die Hand, um Licht in die merkwürdigen Todesfälle zu bringen. Während Mallorca von sintflutartigem Regen heimgesucht wird, gräbt Ribera immer tiefer - und gerät auf die finstere Seite der Sonneninsel ...

Klaus Späne ist als Redakteur der Frankfurter Neuen Presse tätig. Mit Mallorca und den Balearen verbindet ihn eine lange und persönliche Geschichte. Er hat auf Mallorca gelebt und gearbeitet und kennt die Eigenheiten und Schattenseiten der Insel. https://www.facebook.com/mallorcakrimi www.klausspaene.de
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextUrlaubsparadies mit Abgründen: ein brisanter Kriminalroman vor malerischer Inselkulisse. Im mallorquinischen Hinterland kommt eine Radfahrerin bei einem Unfall ums Leben. Vom beteiligten Autofahrer fehlt jede Spur. Als in der Bucht von Palma ein Umweltschützer tot aufgefunden wird und sich Hinweise auf Mord häufen, nimmt Chefinspektor Pau Ribera von der spanischen Nationalpolizei die Ermittlungen in die Hand, um Licht in die merkwürdigen Todesfälle zu bringen. Während Mallorca von sintflutartigem Regen heimgesucht wird, gräbt Ribera immer tiefer - und gerät auf die finstere Seite der Sonneninsel ...

Klaus Späne ist als Redakteur der Frankfurter Neuen Presse tätig. Mit Mallorca und den Balearen verbindet ihn eine lange und persönliche Geschichte. Er hat auf Mallorca gelebt und gearbeitet und kennt die Eigenheiten und Schattenseiten der Insel. https://www.facebook.com/mallorcakrimi www.klausspaene.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987071416
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2024
Erscheinungsdatum25.04.2024
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3978 Kbytes
Artikel-Nr.14507470
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Calvià. Für eine mallorquinische Kleinstadt mit knapp über zweitausend Einwohnern kam Ribera das Verwaltungsgebäude von Calvià überproportional groß vor. Massiv, fast wehrhaft, wie die moderne Variante einer mittelalterlichen Burg thronte der Bau mit seiner gelblichen Marès-Stein-Fassade am Ende einer schmalen Straße auf einer Anhöhe. Genauer gesagt setzte er sich aus zwei nahezu identischen quadratischen Gebäudekomplexen im mediterranen Stil zusammen, die durch einen flachen Vorbau miteinander verbunden waren. Unterhalb des Rathauses schloss sich ein kleiner, gepflegter und von Palmen bestandener Park an, was den grobschlächtigen Gesamteindruck abmilderte.

Der Gedanke, dass Calvià zu den reichsten Gemeinden der Insel gehörte, drängte sich Ribera geradezu auf, als er die breite Treppe zum Rathaus hinaufging. Eine Gruppe von Angestellten, die auf dem Weg in die Mittagspause waren, kam ihm entgegen. Am Empfang im Foyer meldete er sich an. Wenig später erschien aus dem Inneren des Rathauses ein Mann mit Vollglatze, der trotz seiner Korpulenz mit dynamischen Schritten auf ihn zusteuerte. Lächelnd streckte er ihm die Hand entgegen. »Señor Ribera? Ich bin Miquel Molina, wenn Sie mir bitte in mein Büro folgen würden.«

»Vielen Dank, dass Sie so kurzfristig Zeit hatten«, begann Ribera.

Molina winkte ab. »Ich bitte Sie, wir unterstützen die Polizei doch nach bestem Wissen und Gewissen. Was kann ich für Sie tun, Chefinspektor?«

Ribera erzählte ihm von Castro und dass dieser vermutlich kurz vor seinem Tod im Rathaus von Calvià gewesen sei. Im Zuge der noch laufenden Ermittlungen sammle man weitere Informationen, um sich ein vollständiges Bild machen zu können, die man dann im bevorstehenden Prozess gegen den Tatverdächtigen präsentieren wolle. Unerwähnt ließ er seine Zweifel und seine Skepsis.

Molina hatte den Kopf schief gelegt und stumm zugehört. Als Ribera fertig war, nickte er bestätigend. »Es stimmt, Señor Castro war wirklich hier. Das hatte einen ganz simplen Grund. Hauptsächlich wollte er sich über unser Abwassermanagement informieren. Sie müssen wissen, dass wir in den vergangenen Jahren eine Menge investiert haben, um unser Entsorgungs- und auch Versorgungssystem zu sanieren und zu modernisieren.«

Mit einem Schwung drehte er sich mitsamt seinem Schreibtischstuhl um hundertachtzig Grad und deutete auf ein Poster, das hinter ihm an der Wand hing. Es zeigte zwei stilisierte, weit geöffnete Hände, die einen riesigen blauen Wassertropfen auffingen. Darüber in großen Buchstaben der Slogan »Aigua és Vida«.

Wieder dieses Lächeln, das Ribera etwas aufgesetzt vorkam. » Wasser ist Leben . Das stammt aus einer Kampagne zum Sparen von Wasser, die wir vor einiger Zeit gestartet haben. Wie Ihnen sicherlich bekannt sein dürfte, leidet Mallorca zunehmend unter einem Wasserproblem. Calvià macht da natürlich keine Ausnahme, weshalb wir gezwungen sind, mit dem kostbaren Nass zu haushalten. Die Verwaltung versucht, dabei mit gutem Beispiel voranzugehen.« Er schwang sich auf seinem Stuhl zurück. »Außerdem kannten Señor Castro und ich uns persönlich. Zum einen, weil er ursprünglich aus dieser Ecke stammte und hier gelebt hat, bevor er nach Can Pastilla gezogen ist. Zum anderen teilten wir die Leidenschaft fürs Angeln. Da läuft man sich zwangsläufig über den Weg, wenn man das regelmäßig betreibt. Durch meine Arbeit hatte ich in den letzten Jahren leider immer weniger Zeit dafür. Dennoch nehme ich an, dass das ein Grund war, weshalb er sich explizit an mich wandte. Über unser gemeinsames Hobby haben wir natürlich auch ausgiebig gesprochen.« Er stockte und strich sich über die Augen. »Verzeihen Sie, sein plötzlicher Tod geht mir nahe. Wie schrecklich, und das auf unserer Insel.« Fast im selben Atemzug griff er zu seinem Mobiltelefon, das vor ihm lag, und warf einen Blick darauf.

Ribera schätzte Molina auf Mitte vierzig. Er trug ein weißes Hemd, die Ärmel leger bis zu den Ellbogen hochgekrempelt. Ein smarter Karrierebeamter, vielleicht mit politischen Ambitionen auf den Chefsessel im Rathaus. Die geschliffene Rhetorik dafür beherrschte er jedenfalls, und auch das Auftreten - inklusive des inflationär eingesetzten Lächelns, wie Ribera fand. Ihm kam es vor, als könnte Molina es nach Belieben ein- und ausschalten, gesteuert von einem inneren Algorithmus. Vorstellbar, dass das auch für andere Emotionen wie den gerade gezeigten Anflug von Trauer galt. Er bemerkte einen silbernen und einen bronzenen Pokal auf einem niedrigen Schrank neben dem Schreibtisch. Beide trugen eingravierte Inschriften: »2. Platz beim Benefizturnier Golf Royal« und »3. Platz Charity Golf Royal«.

Er wies mit dem Kinn darauf. »Sie spielen auch Golf?«

Belustigtes Schnauben. »Kaum der Rede wert. Sporadisch für einen guten Zweck wie in diesem Fall. In meiner Position muss man gelegentlich öffentliche Präsenz zeigen. Bei meinem Handicap ist jedoch eine Menge Luft nach oben.« Komplizenhaftes Augenzwinkern. »Warum fragen Sie? Spielen Sie ebenfalls?«

Ribera lachte auf. »Dios mío, nein, damit habe ich nichts am Hut. Aber mein Chef versucht sich seit einiger Zeit in dem Sport. Castro hat auch Golf gespielt. Wussten Sie das?«

Molinas Strahlen verschwand. »Nein, das höre ich heute zum ersten Mal. So eng war unser Verhältnis auch wieder nicht.«

»Nach unseren Informationen hat er vor seinem Tod ein paar Golfplätze in der Gegend besucht - unter anderem den Club Golf Royal. Möglicherweise sind Sie sich dort ja begegnet.«

Molina faltete die Hände und rieb die beiden Daumen hin und her. »Nicht dass ich wüsste. Mag sein, dass er verschiedene Plätze ausprobiert hat. Das ist gang und gäbe in der Golfszene. Zwischen den einzelnen Anlagen gibt es teilweise gewaltige Unterschiede. Wir pflegen seitens der Kommune ein gutes Verhältnis zu den Betreibern und kooperieren auf verschiedenen Ebenen mit ihnen. Immerhin sind das Freizeiteinrichtungen von beträchtlichem touristischem Wert. Von daher sind sie für unsere Gemeinde wichtig und wertvoll.« Nach dem letzten Satz schaute Molina demonstrativ auf seine Armbanduhr. »Entschuldigen Sie, Chefinspektor, ich würde mich gern weiter mit Ihnen unterhalten, aber die Pflicht ruft. Ein dringender Termin. Wir sind ja auch am Ende, glaube ich. Ich hoffe, dass ich Ihnen ein bisschen weiterhelfen konnte und dass diese unselige Geschichte bald abgeschlossen ist.« Die Mundwinkel gingen nach oben - wie ein endgültiger Schlusspunkt des Gesprächs.

Elegant hinauskomplimentiert, dachte Ribera, als er die Drehtür passierte und draußen vor dem gläsernen Eingangsportal des Rathauses stand. Es war offensichtlich, dass Molina keine Lust auf eine weitere Unterhaltung gehabt hatte. Sonderlich verheißungsvoll war der Auftakt nicht gewesen, eher Wasser auf die Mühlen von Moix, hätte der das mitbekommen. Dennoch hatte das Gespräch eine wertvolle Erkenntnis gebracht: Castros Aufschlag in Calvià kam nicht von ungefähr. Und es gab irgendeinen Zusammenhang mit den Golfplätzen. Dafür sprach die Häufung der Besuche in dieser Region. Denn wäre es nur ums Golfen gegangen, wären näher an seinem Wohnort gelegene Anlagen für ihn bequemer gewesen. Er nahm Molina auch nicht ab, dass er von Castros Aktivitäten nichts mitbekommen hatte. Abgesehen davon, dass er sich verdammt gut in diesem Sport auszukennen schien, dafür, dass er angeblich nur sporadisch spielte. Überhaupt sagte Ribera seine Nase, dass der Dezernent ihm nicht den wahren Grund für Castros Besuch genannt hatte. Wenn er etwas aus den Informationen über Castro gelernt hatte, dann gehörte eine Schlussfolgerung dazu: Ein fanatischer Umweltschützer wie er hätte sicherlich keinen derartigen Aufwand betrieben, um sich mit einem Bekannten über das Angeln zu unterhalten und sich über ein angeblich so vorbildliches Abwassermanagement zu erkundigen. Nein, Castro war konfliktorientiert, da musste etwas anderes dahinterstecken. Von Molina würde er schwerlich mehr erfahren. Aber von wem dann?

Riberas Blick schweifte über die Umgebung. Der Himmel hatte sich bewölkt. Als er die Treppe hinunterging, bemerkte er auf der anderen Straßenseite direkt auf Höhe eines Zebrastreifens eine kleine, von außen unscheinbare Bar, die er bei seiner Ankunft übersehen hatte. Das einzig Auffällige war der Name: »Can Pau«, stand in weißen Buchstaben auf dem Fenster. Geradezu ein Wink mit dem Zaunpfahl, wenn die Kneipe schon hieß wie er. Außerdem waren solche Orte die klassischen sozialen Netzwerke eines Dorfes. Er zögerte keine Sekunde und trat ein.

Die Bar Can Pau war eine typische Dorfkneipe. Unprätentiöse Einrichtung mit schlichten quadratischen Holztischen, roten Terrakottafliesen auf dem Boden, sich träge drehenden Ventilatoren an der Decke. Alte Emailschilder an den Wänden, die für Zigaretten, Kaffee und Likör warben, und ein Festnetztelefon neben der Eingangstür verliehen ihr einen nostalgischen Charme.

Ribera setzte sich an einen freien Platz in der Nähe der Theke, die am Kopfende des schmalen Raums angesiedelt war. Gegen fünfzehn Uhr leerte sich die Bar allmählich, die letzten Zuckungen der Mittagspause, die manche Rathausbedienstete hier verbrachten. Das schlussfolgerte er aus ein paar Gästen am Nebentisch. Unter ihnen erkannte er welche aus der Gruppe, die ihm vorhin draußen auf der Treppe begegnet war. Nach wenigen Minuten servierte ihm ein bärtiger Mann mit Halbglatze ein pa amb oli und eine caña, die er bestellt hatte.

»Ganz schön was los bei euch«, sprach Ribera den Kellner auf Katalanisch an und deutete mit dem Daumen nach draußen in Richtung Rathaus. »Aber kein Wunder, bei der Nachbarschaft.«

Der Mann stellte...
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