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Die jüngste Miss Ward

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Diogeneserschienen am23.03.20221. Auflage
Auf herrschaftlichen Anwesen wie Mansfield Park ließen sich Gefühl und Verstand nicht so leicht vereinbaren. Erst Hatty Ward, die Joan Aiken hinzuerfunden hat, durchbricht die Konventionen. Sie verfügt zwar über keine große Mitgift, doch dank ihrer Einfühlungsgabe meistert sie die schwierigsten Situationen. Vermag sie selbst das Herz von Lord Camber zu gewinnen?

Joan Aiken, Tochter des amerikanischen Lyrikers Conrad Aiken und seiner kanadischen Frau, wurde 1924 in Sussex geboren. Ihre ersten Gedichte und Schauergeschichten schrieb sie im Alter von fünf Jahren. Sie wurde Verfasserin zahlreicher historischer Romane, moderner Thriller und vieler Kinderbücher. Joan Aiken starb 2004 in Petworth, West Sussex.
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Produkt

KlappentextAuf herrschaftlichen Anwesen wie Mansfield Park ließen sich Gefühl und Verstand nicht so leicht vereinbaren. Erst Hatty Ward, die Joan Aiken hinzuerfunden hat, durchbricht die Konventionen. Sie verfügt zwar über keine große Mitgift, doch dank ihrer Einfühlungsgabe meistert sie die schwierigsten Situationen. Vermag sie selbst das Herz von Lord Camber zu gewinnen?

Joan Aiken, Tochter des amerikanischen Lyrikers Conrad Aiken und seiner kanadischen Frau, wurde 1924 in Sussex geboren. Ihre ersten Gedichte und Schauergeschichten schrieb sie im Alter von fünf Jahren. Sie wurde Verfasserin zahlreicher historischer Romane, moderner Thriller und vieler Kinderbücher. Joan Aiken starb 2004 in Petworth, West Sussex.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783257612561
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum23.03.2022
Auflage1. Auflage
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1073 Kbytes
Artikel-Nr.9009741
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Henry Ward, Herr über das Anwesen Bythorn Lodge in der Grafschaft Huntingdon, empfand es als äußerst bitter, daß er angesichts seiner prekären Vermögensverhältnisse nur eine Mitgift von siebentausend Pfund aufbringen konnte, als seine Tochter Maria das Glück hatte, die Zuneigung von Sir Thomas Bertram zu gewinnen, der als Baronet einen stattlichen Besitz in der Grafschaft Northamptonshire sein eigen nannte. Mr. Wards anderen Töchtern sollte es später noch schlechter ergehen. Da sich bis dahin das Vermögen ihres Vaters weiter dezimiert hatte, sollte Agnes, die älteste Miss Ward, nur zweitausend Pfund erhalten, als sie sechs Jahre nach der Hochzeit ihrer Schwester eine achtbare, wenn auch keineswegs blendende Verbindung mit Mr. Norris einging, einem von ihrem Schwager protegierten Geistlichen in mittleren Jahren. Frances, die dritte Schwester, brannte dann in einer für die Familie besonders aufreibenden und kummervollen Zeit mit einem Marineleutnant aus Portsmouth durch und hieß von da an bei den Schwestern - insbesondere bei Mrs. Norris - halb herablassend, halb mißbilligend nur noch die »arme Fanny«. Harriet aber, die jüngste Miss Ward, setzte allem die Krone auf: Ihr Leben nahm einen so unerhörten, ja geradezu empörenden Verlauf, daß die Familie (natürlich bis auf Mrs. Norris) nicht einmal mehr ihren Namen in den Mund nahm.

Ihr Schicksal mit all seinen Widrigkeiten ist es, das hier geschildert wird, wobei mit falschen Anschuldigungen und Verleumdungen ein für allemal aufgeräumt werden soll.

Der jüngsten Miss Ward, Harriet - oder Hatty, wie sie meist gerufen wurde - hätte im Alter von zwölf Jahren, zu dem Zeitpunkt, da dieser Bericht beginnt, niemand ein Leben in Unehre vorausgesagt. Sie war von jeher der Liebling ihrer Mutter, die drei Jahre nach Hattys Geburt bettlägerig geworden war, und verbrachte viel Zeit in Mrs. Wards Zimmer, las mit ihr Bibeltexte, Erzählungen und Gedichte oder sang ihr mit zarter, aber reiner Stimme etwas vor.

Was das Äußere betraf, hatte das Schicksal die Ward-Schwestern sehr ungleichmäßig bedacht. Zwei von ihnen, Maria und Frances, sahen ihrem gutaussehenden Vater ähnlich. Sie konnten sich über einen strahlend klaren Teint, große blaue Augen, einen hohen schlanken Wuchs und gefällige Formen freuen, und man war sich darüber einig, daß sie zu den hübschesten jungen Frauen der Grafschaft zählten.

Die anderen beiden Schwestern, Agnes und Hatty, schlugen ihrer Mutter nach, die in die Familie Lebensart, aber weder Geld noch Schönheit eingebracht hatte. Die geborene Isabel Wisbech, entfernt mit dem Herzog von Dungeness verwandt, war eine gescheite, gutherzige und vornehme Frau, aber klein von Wuchs, schmal und unauffällig. Sie hatte dunkle Augen, einen blassen Teint und ein wenig ausgeprägtes Selbstbewußtsein. Da sie zudem sehr still und in sich gekehrt war, nährte das in der Grafschaft Gerüchte, ihre Ehe sei nicht eben glücklich.

Agnes und Hatty hatten beide den kleinen Wuchs und die dunklen Haare und Augen ihrer Mutter geerbt, nicht aber ihr passives Wesen. Hatty besaß Mrs. Wards Anmut und einen Liebreiz der Züge, durch den sie sich Fremden, die genauer hinzusehen verstanden, sofort empfahl. Agnes, die Älteste, war ein scharfzüngiges, übereifriges und herrisches Geschöpf, während Hatty Witz und Schlagfertigkeit und die Fähigkeit zu eigenständigem Denken besaß. Da zwei ihrer älteren Schwestern zu schwerfällig waren, um ihre Scherze und Einfälle zu würdigen, die dritte hingegen zu hitzig, hatte Hatty sich schon immer auf eigene Faust vergnügen müssen.

Mr. Ward war in diesem Weiberhaushalt zu einem vergrämten Mann geworden. Zeitlebens war es sein größter Wunsch, Master of Foxhounds, also oberster Jagdleiter, zu werden, denn er war ein leidenschaftlicher Waidmann, der am liebsten tagtäglich auf die Jagd gegangen wäre und den größten Teil seines Vermögens auf edle Reitpferde verwendet hatte. Zum Zeitpunkt seiner Eheschließung hatte er gehofft, verwandtschaftliche Bande mit Oberst Frederick Wisbech, einem Vetter zweiten Grades seiner Frau und jüngerem Sohn des Herzogs von Dungeness, welcher zudem in dem Ruf stand, sein Geld überaus geschickt in der City von London anzulegen, könnten ihm gesellschaftliche und finanzielle Vorteile bringen, doch war er weder in der einen noch in der anderen Hinsicht in den Genuß der ersehnten Wohltaten gekommen. Oberst Wisbech betrachtete Mr. Ward als einen Langweiler erster Güte und hielt sich tunlichst von ihm fern, während der Herzog seine Jagdmeute weiter in der recht nachlässigen Obhut seines Schwagers beließ.

Die Enttäuschung aber, die am heftigsten an Henry Ward nagte, betraf seinen Besitz, der nur in männlicher Linie vererbt werden konnte und in Ermangelung eines Erben an einen der Söhne seines Bruders fallen würde. Philip Ward war Advokat in Portsmouth und in den Augen von Henry Ward gesellschaftlich ohne jede Bedeutung. Die beiden Brüder schrieben sich nur selten und waren im Lauf von achtzehn Jahren nur einmal zusammengekommen. Für Mr. Ward war es ein ständiges Ärgernis, daß diese unerhebliche Familie aufgrund lächerlicher juristischer Federfuchsereien das Recht haben sollte, seinen Besitz zu übernehmen. Das Leben war für einen Mann wie ihn, der zwar in eine vornehme Verwandtschaft eingeheiratet hatte, aber aufgrund seiner ungenügenden Mittel niemals mit ihr von gleich zu gleich verkehren konnte, nicht eben einfach.

Vier Töchter hatte die unglückliche Mrs. Ward bis zu ihrem einunddreißigsten Lebensjahr zur Welt gebracht, und nach der Geburt der vierten erklärte ihr Hausarzt, daß ein fünftes Kind ihr sicherer Tod wäre, was Mr. Ward in helle Empörung versetzte. Von den ersten drei Töchtern hatte er kaum Notiz genommen, die vierte ignorierte er völlig. Nach Hattys Geburt hatte Mrs. Ward ein schweres Kindbettfieber bekommen, danach ging es mit ihrer Gesundheit stetig bergab, und als Miss Marias Hochzeit näher rückte, war sie schon seit acht oder neun Jahren ans Bett gefesselt.

Daß die Vorbereitungen für die einer künftigen Lady Bertram angemessenen Feierlichkeiten ihre Kräfte bei weitem übersteigen würden, war allen Beteiligten bewußt.

»Könnten wir nicht meine Base Ursula Fowldes um Hilfe bitten?« fragte sie eines Tages zaudernd ihren Mann. »Ich denke, daß sie zu bewegen wäre, ein paar Tage vor der Hochzeit zu kommen und sich um alle Einzelheiten zu kümmern. In diesen Dingen dürfte niemand kenntnisreicher und tauglicher sein als sie. Du weißt, daß zwei ihrer Schwestern bereits verheiratet sind, so daß sie reichlich Erfahrungen sammeln konnte. Und bei der Hochzeit unserer lieben Maria mit Sir Thomas Bertram wollen wir uns doch keine Fehler oder Nachlässigkeiten leisten.«

Mr. Ward nahm diesen Vorschlag sehr wohlwollend auf. Lady Ursula Fowldes, die älteste Tochter des fuchsjagdbesessenen Grafen von Elstow, des Herzogs Schwager, hatte mitgeholfen, zwei ihrer jüngeren Schwestern, Lady Mary und Lady Anne, durchaus angemessen unter die Haube zu bringen, weshalb zu vermuten stand, daß sie mit Prozedur und Etikette bis ins kleinste vertraut war. (Über die Frage, warum Lady Ursula nicht geheiratet hatte, wurde in der Nachbarschaft viel getuschelt und gerätselt, man sprach von einer romantischen Liebe, die vor einigen Jahren zerbrochen war.) Mittlerweile war sie siebenundzwanzig Jahre alt, und mit der Möglichkeit, sie könne doch noch in den Stand der Ehe treten, rechnete aus allerlei Gründen inzwischen längst niemand mehr.

»Ich glaube, daß Base Ursula bereit wäre, herzukommen und uns mit Rat und Tat zur Seite zu stehen«, wiederholte Mrs. Ward, »auch wenn ich sie lange nicht mehr gesehen habe. In jüngeren Jahren waren wir einander sehr zugetan. Wenn du mir Papier und Feder bringst, Hatty, will ich gleich an sie schreiben.«

Hatty gehorchte; allerdings konnte sie, als sie der Mutter die Schreibutensilien brachte, einen leisen Seufzer nicht unterdrücken. Bei den Töchtern der Wards war Lady Ursula recht unbeliebt, denn sie bildete sich auf ihre gesellschaftliche Stellung nicht wenig ein und gab sich (vielleicht als Folge jener legendären Romanze) stets säuerlich-formell und überheblich. Ihre stocksteife Haltung versetzte jedem geselligen Beisammensein, an dem sie teilnahm, einen betrüblichen Dämpfer. Nase, Kinn und Augenbrauen strebten ständig in verwunderter Mißbilligung nach oben. Niemand verstand es so gut wie Lady Ursula, gemeine Anmaßung niederzuhalten oder kurzen Prozeß mit parvenühafter Unverfrorenheit zu machen.

»Ja gewiß, deine Cousine Ursula ist bestimmt die geeignetste Person, um die Vorbereitungen für Marias großen Tag zu beaufsichtigen«, bestätigte Mr. Ward in ausnahmsweise hochzufriedenem Ton.

Zu jener Zeit sah Mr. Ward, nachdem Maria eine so überaus willkommene Verbindung mit Sir Thomas Bertram eingegangen war, seine Aussichten für die Zukunft noch in leidlich rosigem Licht. Es stand zu hoffen, daß Maria dank ihrer künftigen angeheirateten Verwandten auch den jüngeren Töchtern akzeptable Partien würde vermitteln können. Der Plan, Lady Ursula zu einem Besuch in seinem bescheidenen Heim zu überreden, kam ihm sehr entgegen, denn bislang hatten sich trotz der verwandtschaftlichen Verbindungen kaum...
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Joan Aiken, Tochter des amerikanischen Lyrikers Conrad Aiken und seiner kanadischen Frau, wurde 1924 in Sussex geboren. Ihre ersten Gedichte und Schauergeschichten schrieb sie im Alter von fünf Jahren. Sie wurde Verfasserin zahlreicher historischer Romane, moderner Thriller und vieler Kinderbücher. Joan Aiken starb 2004 in Petworth, West Sussex.