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Jane Fairfax

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
336 Seiten
Deutsch
Diogeneserschienen am23.03.20221. Auflage
Gemäß Jane Austens Emma war Jane Fairfax musikalisch, vielseitig begabt und elegant. Aber wie verliefen ihre Jugendjahre als Waise, wie verlief ihre Kinderfreundschaft mit Emma Woodhouse, und ­ viel wichtiger ­ was passierte bei ihrem Sommeraufenthalt in Weymouth? Nach Janes Rückkehr ins Provinzstädtchen Highbury bieten zahlreiche gesellschaftliche Anlässe Emma beste Gelegenheiten für Nachforschungen.

Joan Aiken, Tochter des amerikanischen Lyrikers Conrad Aiken und seiner kanadischen Frau, wurde 1924 in Sussex geboren. Ihre ersten Gedichte und Schauergeschichten schrieb sie im Alter von fünf Jahren. Sie wurde Verfasserin zahlreicher historischer Romane, moderner Thriller und vieler Kinderbücher. Joan Aiken starb 2004 in Petworth, West Sussex.
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Produkt

KlappentextGemäß Jane Austens Emma war Jane Fairfax musikalisch, vielseitig begabt und elegant. Aber wie verliefen ihre Jugendjahre als Waise, wie verlief ihre Kinderfreundschaft mit Emma Woodhouse, und ­ viel wichtiger ­ was passierte bei ihrem Sommeraufenthalt in Weymouth? Nach Janes Rückkehr ins Provinzstädtchen Highbury bieten zahlreiche gesellschaftliche Anlässe Emma beste Gelegenheiten für Nachforschungen.

Joan Aiken, Tochter des amerikanischen Lyrikers Conrad Aiken und seiner kanadischen Frau, wurde 1924 in Sussex geboren. Ihre ersten Gedichte und Schauergeschichten schrieb sie im Alter von fünf Jahren. Sie wurde Verfasserin zahlreicher historischer Romane, moderner Thriller und vieler Kinderbücher. Joan Aiken starb 2004 in Petworth, West Sussex.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783257612448
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum23.03.2022
Auflage1. Auflage
Seiten336 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse980 Kbytes
Artikel-Nr.9009743
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Die Vermählung von Miss Jane Bates mit Leutnant Fairfax war von den üblichen glückverheißenden Vorzeichen begleitet: Kirchenglocken läuteten, die Sonne schien, und viele Taschentücher wurden geschwenkt. Doch leider hielten diese Vorzeichen nicht, was sie versprachen, denn der Leutnant, ein vortrefflicher Offizier und überaus verdienstvoller junger Mann, wurde nur drei Wochen nach der Eheschließung mit seinem Regiment ins Ausland verlegt und fiel, ehe er seine Heimat und die inzwischen geborene kleine Tochter noch einmal hatte wiedersehen können. Seine junge Witwe, die unter der doppelten Belastung des Kummers und einer zehrenden Krankheit ihr Ende nahen fühlte, befahl das vaterlose Kind der Obhut ihrer betagten Eltern, denn Leutnant Fairfax selbst hatte keine Angehörigen.

Hochwürden George Bates, Pfarrer von Highbury, damals schon ein alter Herr und von angegriffener Gesundheit, war den ungewohnten Aufregungen und Strapazen nicht gewachsen, die eine lebhafte Vierjährige in seinen ruhigen Haushalt brachte; ein akuter Anfall des Bronchialleidens, das ihm schon seit langem zu schaffen machte, setzte sehr bald seinem Leben ein Ende. Die Witwe und seine unverheiratete Tochter (die sehr viel älter war als ihre Schwester Jane) mußten daraufhin das Pfarrhaus verlassen und sich, da der Pfarrer, ein Mann von scharfem Verstand, aber unsicherem Urteilsvermögen, zu impulsiver, gedankenloser Großherzigkeit geneigt und die beiden sehr schlecht versorgt zurückgelassen hatte, ein notgedrungen äußerst bescheidenes Quartier suchen. Sie bezogen das Obergeschoß eines Hauses an der Hauptstraße des Dorfes Highbury; im Erdgeschoß wohnte ein Barbier, der dort auch seinen Laden hatte, ein Garten war nicht vorhanden. Das Dorf selbst allerdings befand sich in ansprechender, offener Lage in der reizvollen Grafschaft Surry, und die Befürchtungen, das kleine Mädchen habe möglicherweise die Lungenschwäche geerbt, die ihre unglückliche Mutter und ihren Großvater dahingerafft hatte, erwiesen sich bald als unbegründet. Eine in die Enkelin vernarrte Großmutter und liebevolle Tante taten für das Kind, was in ihren Kräften stand, und alles sprach dafür, daß Klein-Jane ihr ganzes künftiges Leben in Highbury verbringen und nur so viel lernen würde, wie die nur sehr beschränkt zur Verfügung stehenden Mittel erlaubten, fehlte es doch ganz an Verbindungen oder Weiterbildungsmöglichkeiten, um das zu fördern und zu vertiefen, was die Natur ihr an Verstand und angenehmem Wesen geschenkt hatte.

Daß die Kleine weit überdurchschnittliche Anlagen und Fähigkeiten besaß, blieb weder ihren zärtlichen Verwandten noch den weniger parteiischen und deshalb klarsichtigeren Nachbarn verborgen, und bald kam man ihr auf verschiedene Weise zu Hilfe, soweit sich dies ohne Kränkung bewerkstelligen ließ. Mrs. Pryor, die Frau des neuen Pfarrers, deren vier Kinder in jungen Jahren an der Cholera gestorben waren, erklärte sich gern bereit, die kleine Jane im Schreiben und Rechnen zu unterrichten, und fand in ihr eine eifrige und gelehrige Schülerin. Ebenso willkommen war die eher praktische Unterstützung, die Janes Angehörige durch die führende Familie des Ortes erfuhren: Mr. und Mrs. Woodhouse steuerten Kleidungsstücke bester Qualität bei. Die beiden Töchter des Hauses waren größer als die verwaiste Jane; Isabella, die Erstgeborene, war sieben Jahre älter, und Emma Woodhouse, im gleichen Alter wie Jane, war so groß und kräftig, daß sie mindestens zwei Jahre älter wirkte.

Mit dem Weiterreichen der ausgewachsenen Kleidungsstücke war so früh begonnen worden - zu einer Zeit, da die Kinder den Unterschied zwischen Getragenem und Neuem noch gar nicht erfassen konnten -, daß es für die Mehrzahl der Beteiligten bald zur selbstverständlichen Gewohnheit wurde. Das Vorgehen war so vernünftig, die Absicht so gut, daß keiner der Erwachsenen auch nur auf die Idee kam, darüber nachzudenken, wie einem stolzen, sensiblen Kind wohl zu Mute sein mochte, wenn es sich auf der Dorfstraße ständig in - zugegebenermaßen bestens erhaltenen - Hauben, Stiefeln und Mäntelchen zeigen mußte, die den Nachbarn von den Woodhouse-Töchtern her wohlbekannt und die ursprünglich nach dem Geschmack und den Maßen eines anderen Kindes ausgewählt worden waren.

»Der kirschrote Musselin steht dir viel besser zu Gesicht als Emma Woodhouse, besonders jetzt, wo er ein bißchen ausgeblichen ist«, sagte dann wohl eine alte Dame, wenn sie die kleine Jane auf ihrem täglichen Weg zum Unterricht im Pfarrhaus traf, oder: »Meiner Seel, Kind, du mußt wirklich schauen, daß du ein bißchen schneller wächst! Ich erinnere mich noch gut, wie Isabella als Vierjährige in dem Mäntelchen da herumgelaufen ist, und dir paßt es immer noch, obgleich du schon sechs geworden bist.«

In der Tat war die kleine Jane jahrelang sehr zierlich für ihr Alter, was möglicherweise auf ihre recht beengten und stickigen Wohnverhältnisse zurückzuführen war. Zu jener Zeit war sie ein mageres, brünettes Kind mit leiser Stimme, das immer erschrekkend blaß war. Allein die großen, ausdrucksvollen dunklen Augen, ein Erbteil ihres Vaters, deuteten auf mögliche spätere Schönheit hin. Kein Tag verging, an dem ihre Tante Hetty nicht Klage über Janes langes glattes Haar geführt hätte, wohingegen ihre ähnlich lang ausgefallenen Hände, Füße und Gliedmaßen die Hoffnung aufkommen ließen, an Janes kleinem Wuchs werde sich in späteren Jahren noch etwas ändern.

Jane selbst klagte nie, wenn die Ballen mit gebrauchter Kleidung unten beim Barbier abgeliefert wurden, sondern sah stumm zu, wie Tante und Großmutter eifrig die Köpfe zusammensteckten und berieten, welche Stücke geflickt und neu gefüttert werden mußten und wo es zweckmäßig schien, die Ärmel des einen Kleides an das Oberteil eines anderen zu nähen. Fügsam und geduldig stand sie da, während Röcke anprobiert und abgenäht, gekürzt und mit breiten Säumen versehen wurden. Nur manchmal entschlüpfte ihr unversehens ein kaum vernehmlicher Seufzer. Und als einmal ihre Großmutter nachdenklich bemerkte: »Es nimmt mich doch wunder, daß die arme, liebe Mrs. Woodhouse Klein-Emma so oft in dieses besonders grelle Flohgelb steckt, ich kann die Farbe nicht sehr kleidsam finden«, hörte man Klein-Jane ein nachdenkliches »Ich auch nicht!« murmeln. Tante Hetty, eine grundgütige Seele, aber weder mit besonderen Geistesgaben noch mit großem Scharfblick gesegnet, machte sich niemals Gedanken darüber, warum Jane manchmal vor der Tuch- und Modewarenhandlung von Ford sehnsüchtig den Schritt verhielt und die dort ausgestellten Waren bewunderte. Sie war von Herzen dankbar dafür, daß ihr Liebling ohne großen Kostenaufwand so gut und warm gekleidet werden konnte, und Jane, deren Verstand und Beobachtungsgabe weit über ihre Jahre hinaus entwickelt waren, begriff sehr rasch, wie knapp es bei ihnen zu Hause zuging und daß jeder Halfpenny mehrmals umgedreht werden mußte. Noch nie im Leben hatte sie etwas getragen, was ganz allein und ausschließlich ihr gehörte.

Die Gutherzigkeit von Mr. und Mrs. Woodhouse erstreckte sich nicht nur auf abgelegte Kleidung, sondern sie ließen Jane noch eine andere Wohltat zukommen, die diese weit höher zu schätzen wußte.

Mrs. Pryor hatte ihrer gelehrigen Schülerin unter anderem auch Kinderlieder und Balladen beigebracht und schnell festgestellt, daß die Kleine eine liebliche Stimme und ausgeprägte Musikalität besaß. Sie faßte sich deshalb ein Herz und fragte die wohlmeinende Mrs. Woodhouse, ob Signor Negretti, der zweimal in der Woche aus London kam, um Isabella und Emma Klavierstunden zu geben, nicht auch Jane in seine musikalische Obhut nehmen könne. Auf diesen ebenso vernünftigen wie zweckmäßigen Vorschlag ging Mrs. Woodhouse sofort ein, und so wurde denn Jane jeden Dienstag und Donnerstag von der Magd Patty bis zum Nebeneingang von Hartfield gebracht, dem großen, stattlichen Haus am Rande von Highbury, das Mr. Woodhouse mit seiner Familie bewohnte.

Bald waren diese beiden Tage für Jane die schönsten der ganzen Woche.

Die besondere Veranlagung von Mr. Woodhouse, der ein nervöser Mann war und dessen nie sehr gehobene Stimmung leicht durch unwillkommene Geräusche (wie das Klimpern kleiner Händchen und die ständige Wiederholung von Fingerübungen auf dem Pianoforte) getrübt werden konnte, hatte die Anschaffung eines zweiten Instrumentes notwendig gemacht, das ausschließlich für die Unterrichts- und unvermeidlichen Übungsstunden der Kinder bestimmt und so weit von jenen Räumen entfernt war, die der Hausherr normalerweise benutzte, daß ihm die Klänge keine Pein bereiteten. Die Wahl war auf eine unbenutzte Vorratskammer neben dem Zimmer der Haushälterin gefallen, und bald konnte sich Jane an diesen Zufluchtsort zurückziehen, wann immer es ihr beliebte, denn die beiden Woodhouse-Töchter machten ihr den Raum selten, ja eigentlich so gut wie nie streitig, und da sie das Haus durch den Nebeneingang betrat, brauchte sie im allgemeinen auch keine Begegnung mit Dienstboten oder Familienmitgliedern zu fürchten. Viele Stunden verbrachte Jane hier in glückseliger Einsamkeit, und diese Erfahrung war von entscheidendem Einfluß auf ihren Charakter und späteren Lebensweg.

Nach einem Jahr trug Signor Negretti zur großen Verwunderung des ganzen Ortes Mrs. Woodhouse die Bitte vor, Jane Einzelunterricht erteilen zu dürfen, da sie ihre beiden Mitschülerinnen - sogar die dreizehnjährige Isabella - inzwischen weit überflügelt...
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Autor

Joan Aiken, Tochter des amerikanischen Lyrikers Conrad Aiken und seiner kanadischen Frau, wurde 1924 in Sussex geboren. Ihre ersten Gedichte und Schauergeschichten schrieb sie im Alter von fünf Jahren. Sie wurde Verfasserin zahlreicher historischer Romane, moderner Thriller und vieler Kinderbücher. Joan Aiken starb 2004 in Petworth, West Sussex.