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Der Schmuck der Lady Catherine

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
224 Seiten
Deutsch
Diogeneserschienen am23.03.20221. Auflage
Auf Rosings Park lief immer alles so, wie es sich gehörte, und vor allem so, wie Lady Catherine es wollte. Doch plötzlich bringen ein Kutschenunfall und unerwarteter Besuch den gewohnten Lauf der Dinge durcheinander und die Gefühle aller Beteiligten in Aufruhr...

Joan Aiken, Tochter des amerikanischen Lyrikers Conrad Aiken und seiner kanadischen Frau, wurde 1924 in Sussex geboren. Ihre ersten Gedichte und Schauergeschichten schrieb sie im Alter von fünf Jahren. Sie wurde Verfasserin zahlreicher historischer Romane, moderner Thriller und vieler Kinderbücher. Joan Aiken starb 2004 in Petworth, West Sussex.
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Produkt

KlappentextAuf Rosings Park lief immer alles so, wie es sich gehörte, und vor allem so, wie Lady Catherine es wollte. Doch plötzlich bringen ein Kutschenunfall und unerwarteter Besuch den gewohnten Lauf der Dinge durcheinander und die Gefühle aller Beteiligten in Aufruhr...

Joan Aiken, Tochter des amerikanischen Lyrikers Conrad Aiken und seiner kanadischen Frau, wurde 1924 in Sussex geboren. Ihre ersten Gedichte und Schauergeschichten schrieb sie im Alter von fünf Jahren. Sie wurde Verfasserin zahlreicher historischer Romane, moderner Thriller und vieler Kinderbücher. Joan Aiken starb 2004 in Petworth, West Sussex.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783257612479
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum23.03.2022
Auflage1. Auflage
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse946 Kbytes
Artikel-Nr.9009744
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Die Grafschaft Kent ist berühmt für ihren Reichtum an Obst und Blumen, aber auch für ihre sibirisch kalten Winter und jähen Witterungsumschwünge mit arktischen Temperaturen zu einer Jahreszeit, da man ganz anderes zu erwarten gewöhnt ist.

Von einem dieser unerwarteten Schneestürme wurden ein Herr und eine Dame überrascht, die an einem zunächst milden Apriltag in einer Kutsche über die Mautstraße zwischen Canterbury und Ashford rollten. Die vom peitschenden Schneeregen geblendeten Pferde waren von der Fahrbahn abgekommen und hatten das Fahrzeug in einen Graben gerissen, so daß es kippte und erheblich beschädigt wurde. Zudem hatte die Dame, als ihr Gefährte ausgestiegen war, um ihr aus der Kutsche zu helfen, noch das Pech, beim Herunterspringen in dem vereisten Schlamm auszurutschen.

Sie stieß einen spitzen Schmerzensschrei aus.

»O Himmel! Mein Knöchel!«

Der fluchende und mit seinem Gespann kämpfende Kutscher schien nicht gewillt, ihr Beistand zu leisten, aber als ihr Begleiter sich hilfesuchend umsah, gewahrte er zu seiner Erleichterung durch das Schneegestöber am Ende des sanft ansteigenden Geländes ein offenbar recht stattliches Herrenhaus.

»Am Ende des Weges, der hier auf die Landstraße einmündet, scheint das Pförtnerhaus zu sein«, sagte er. »Glaubst du, daß du dich bis dahin schleppen könntest? Von dort wäre man gewiß bereit, ins Herrenhaus um Hilfe zu schicken.«

Doch während die Dame noch heftig beteuerte, sie könne keinen Schritt, keinen einzigen Schritt tun und würde lieber sterben, als sich auf dieser abscheulichen schneebedeckten Böschung niederzulassen, eilten schon zwei vertrauenerweckend aussehende Männer - Gärtner oder Wildhüter - herbei, um ihre Dienste anzubieten. Ein Tragstuhl war schnell beschafft, und die Verletzte wurde zunächst zum Pförtnerhaus transportiert.

Der Aufenthalt in dieser bescheidenen, durch schreiende Kleine und ihre geplagte Mutter sowie zahlreiche Wäscheleinen mit nassem Kinderzeug recht beengten Behausung erwies sich als nicht viel genußreicher als der Verbleib unter freiem Himmel. Doch sehr bald kehrte ein ins Herrenhaus entsandter dienstbarer Geist mit der Nachricht zurück, man sei bereit, ihnen dort Gastfreundschaft zu gewähren und ärztlichen Rat zukommen zu lassen. Während man die Dame ins Herrenhaus trug, bemühte sich ihr Begleiter, die Überführung seiner Chaise zum nächstgelegenen Hufschmied in die Wege zu leiten.

»Wie heißt der Ort, in dem wir uns befinden?« erkundigte sich die Dame, während sie die von sauber beschnittenen Hecken gesäumte Auffahrt zu einem Haus getragen wurde, das sich als imponierend prachtvoll erwies. Es war ein offenbar erst unlängst errichteter, großzügig mit Fenstern versehener steinerner Bau.

»Unser Dorf heißt Hunsford, Ma´am, und der Landsitz ist Rosings Park«, äußerte einer der Träger so verwundert, als müsse das eigentlich jedem Kind bekannt sein.

»So? Der Name kommt mir in der Tat bekannt vor. Ist das nicht der Landsitz eines - eines gewissen Sir Lawrence de Bourgh?«

»Ganz recht, Ma´am, Sir Lewis de Bourgh, nur ist der schon seit fünfzehn Jahren unter der Erde. Wir bringen Sie zu seiner Gemahlin, Lady Catherine, und ihrer Tochter, Miss Anne. Eine große und wirklich feine Dame, die Lady Catherine, alles was recht ist.«

Der Eindruck, daß Lady Catherine ein großes Haus führte, bestätigte sich vollauf, als die Verletzte durch eine geräumige, elegant möblierte und mit Marmorfiguren ausgeschmückte Eingangshalle und ein großes kreisförmiges Vorzimmer in den prächtigen Salon gebracht wurde, wo sich Lady Catherine höchstselbst mit zwei weiteren Damen, vermutlich ihrer Tochter und der dame de compagnie, niedergelassen hatte.

Die Hausherrin sah davon ab, sich zur Begrüßung zu erheben - vielleicht weil sie zunächst in Erfahrung bringen wollte, welcher Art die Aufmerksamkeit war, die dieser unerwartete Besuch beanspruchen konnte.

»Sie sind mit Ihrer Kutsche verunglückt, wie ich höre«, sagte sie. »Ein bedauerliches Mißgeschick - oder womöglich eine Unachtsamkeit des Kutschers? Mietkutscher sind zuweilen unerhört leichtsinnig. Wie sie auf unseren Wegen dahinfegen, ist geradezu schändlich. Ich war schon oft genötigt, ihnen einen Verweis zu erteilen. Ist die Kutsche schwer beschädigt?«

»Wir hoffen, daß es sich schlimmstenfalls um einen Radbruch handelt, Ma´am. Mein Bruder kümmert sich darum. Aber erlauben Sie mir, mich vorzustellen, und verzeihen Sie, daß ich so mir nichts dir nichts vor Ihnen erscheine ...« Die beiden Männer hatten den Tragstuhl kurzerhand auf dem Teppich abgestellt und sich dann eiligst aus dem Gesichtskreis ihrer Herrin zurückgezogen. »Ich bin Priscilla Delaval, und in Kürze wird auch mein Bruder Ralph Delaval hier eintreffen, um Ihnen seine Aufwartung zu machen. Wir sind Ihnen über die Maßen dankbar für Ihre Hilfsbereitschaft und bitten für diese Ruhestörung in aller Form um Verzeihung. Ohne meinen verletzten Knöchel hätten wir uns gewiß behelfen können ...«

»Delaval? Hm«, bemerkte ihre Ladyschaft, ein wenig milder gestimmt durch die Artigkeiten der jungen Dame und ihre Entschuldigung oder aber durch den Namen. »Handelt es sich um die Delavals aus Somersetshire oder um die Flintshire-Linie?«

»Weder das eine noch das andere, Ma´am. Wir sind aus Wensleydale.«

»So? Da haben Sie ja schon eine weite Reise hinter sich. Und was verschlägt Sie in unsere Gegend?«

»Wir wollten eine kürzlich verwitwete Tante in Salisbury besuchen.«

»Salisbury? Das ist doch eine völlig andere Richtung.« In Lady Catherines Ton schwang neben Mißbilligung auch eine gewisse Genugtuung mit.

Die Herrin von Rosings war eine hochgewachsene, kräftig gebaute Dame weit jenseits der ersten Jugend. Sie war vornehm gekleidet und trug eine Fülle prächtiger Schmuckstücke zur Schau. Daß Mißmut ihre vorherrschende Stimmungslage war, verrieten die tiefen Falten, die von der Nase zum Kinn gingen und sich senkrecht auf der Stirn eingegraben hatten. Lady Catherine hatte die Gewohnheit, die trübbraunen Augen mit den Tränensäcken unter schweren Lidern forschend und sehr direkt auf ihr Gegenüber zu richten, was die betreffende Person meist nicht wenig inkommodierte.

Die derzeitige Besucherin indes ließ sich die gestrenge Musterung ohne jedes Anzeichen von Beunruhigung gefallen. Ihre Kleidung war, wenn auch durch den Unfall durchnäßt, zerknittert und verschmutzt, über jeden Tadel erhaben. Zu einem Reisekostüm aus dunkelolivfarbenem Seidentaft mit gelben Streifen trug sie eine Pelerine und eine Kappe mit Pelzbesatz. Miss Delaval mochte Mitte Zwanzig sein und war keine ausgesprochene Schönheit, hatte aber ein durch seine Lebhaftigkeit sehr einnehmendes Gesicht. Das Haar war, soweit man es unter der Pelzkappe erkennen konnte, dunkel wie ihre Augen.

Unberührt von Lady Catherines brüskem Empfang schenkte Miss Delaval ihrer Gastgeberin ein Lächeln und schloß darin die anderen beiden Damen ein, die sie mit unverhülltem Interesse musterten. Wenn Miss Delaval lächelte, kam ein Grübchen zum Vorschein.

»Ja, sehen Sie, Ma´am, es wäre mir oder vielmehr meinem Bruder gänzlich unmöglich gewesen, die südlichen Grafschaften Englands zu bereisen, ohne dabei ihrem größten und wertvollsten Kleinod, der Stadt Canterbury mit ihrem Dom, einen Besuch abzustatten.«

»Soso. Sie logierten auf Chequers, vermute ich?«

»Nein, Ma´am. Ein früherer Bediensteter meines Vaters, der sich inzwischen zur Ruhe gesetzt hat, stellte uns eine Unterkunft zur Verfügung.«

Lady Catherine ließ bedächtig ihren Turban wippen, als könne sie diese Vorgehensweise - da nicht von ihr selbst vorgeschlagen - zwar nicht gerade billigen, sei aber bereit, sie fürs erste durchgehen zu lassen.

»Und Sie haben sich den Fuß verletzt?«

»Ja, Ma´am. Der plötzliche Schneesturm ... der vereiste Boden ... Ich hoffe, daß es sich nur um eine Bagatelle handelt, nur kann ich leider zur Zeit mit dem Fuß nicht auftreten.«

»Lassen Sie unverzüglich nach dem Arzt schicken, Mrs. Jenkinson. Auf der Stelle, wenn ich bitten darf. Und ... hm ... ja, lassen Sie Zimmer für Miss Delaval und ihren Bruder herrichten.«

»Das ist überaus gütig von Ihnen, Ma´am«, setzte Miss Delaval an, »und wir wissen kaum, womit wir soviel Wohlwollen verdient haben ...«

Lady Catherines Gesichtsausdruck ließ erahnen, daß sie geneigt war, sich dieser Meinung anzuschließen, doch zum Glück meldete der Lakai in diesem Moment: »Mr. Ralph Delaval«, und Miss Delavals Reisegefährte trat ein. Seine Erscheinung sprach sogleich zu seinen Gunsten. Auch er war nicht das, was man einen ausgesprochen schönen Mann nennen konnte, aber die ausdrucksvollen Züge und die funkelnden dunklen Augen wirkten sehr einnehmend, und sein Auftreten, seine Haltung und seine Reisekleidung waren unauffällig, aber elegant. Er machte drei gewandte Verbeugungen vor den Damen des Hauses.

»Mylady ..., meine Damen ..., wir bedauern es unendlich, Sie in dieser unverzeihlichen Weise überfallen zu haben. Erlauben Sie mir, mich vorzustellen - Ralph Delaval, Ihnen zu Diensten - und Ihnen meine untertänigste Entschuldigung zu Füßen zu legen.«

Man merkte, daß Lady Catherine gegen ihren Willen beeindruckt war. Ein frostiges Lächeln ging über ihr Gesicht. Mrs. Jenkinson, die gerade dabei war, aufgeregt zappelnd das Zimmer zu verlassen, um Lady Catherines Weisung gemäß nach dem Arzt zu schicken, blieb einen...
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Joan Aiken, Tochter des amerikanischen Lyrikers Conrad Aiken und seiner kanadischen Frau, wurde 1924 in Sussex geboren. Ihre ersten Gedichte und Schauergeschichten schrieb sie im Alter von fünf Jahren. Sie wurde Verfasserin zahlreicher historischer Romane, moderner Thriller und vieler Kinderbücher. Joan Aiken starb 2004 in Petworth, West Sussex.