Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Flammen über der Marsch

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
304 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am17.03.2022
Cold Case am Nord-Ostsee-Kanal. Lyn Harms ist zurück! Vor vier Jahren verschwand die Studentin Mara Keller spurlos. Ein ungelöster Fall, in den unerwartet Bewegung kommt, als Kommissarin Lyn Harms von der Kripo Itzehoe in einer tödlichen Brandstiftung am Nord-Ostsee-Kanal ermittelt. Schnell gerät eine Unternehmerfamilie in den Fokus, in der offenbar jeder Dreck am Stecken hat - aber gleich zwei Morde? Lyn forscht im engsten Familienumfeld und kommt einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur.

Heike Denzau, Jahrgang 1963, ist verheiratet, hat zwei Töchter und lebt in dem kleinen Störort Wewelsfleth in SchleswigHolstein. Bereits mehrfach preisgekrönt, ist sie Verfasserin zweier erfolgreicher Krimireihen und veröffentlicht außerdem bei Droemer Knaur humorvolle Liebesromane. www.heike-denzau.de
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextCold Case am Nord-Ostsee-Kanal. Lyn Harms ist zurück! Vor vier Jahren verschwand die Studentin Mara Keller spurlos. Ein ungelöster Fall, in den unerwartet Bewegung kommt, als Kommissarin Lyn Harms von der Kripo Itzehoe in einer tödlichen Brandstiftung am Nord-Ostsee-Kanal ermittelt. Schnell gerät eine Unternehmerfamilie in den Fokus, in der offenbar jeder Dreck am Stecken hat - aber gleich zwei Morde? Lyn forscht im engsten Familienumfeld und kommt einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur.

Heike Denzau, Jahrgang 1963, ist verheiratet, hat zwei Töchter und lebt in dem kleinen Störort Wewelsfleth in SchleswigHolstein. Bereits mehrfach preisgekrönt, ist sie Verfasserin zweier erfolgreicher Krimireihen und veröffentlicht außerdem bei Droemer Knaur humorvolle Liebesromane. www.heike-denzau.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960418894
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum17.03.2022
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3647 Kbytes
Artikel-Nr.9013256
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


VOR VIER JAHREN â¦

»Ich kann dich kaum verstehen, Mama.« Mara Keller schirmte ihr Handy so gut es ging mit der linken Hand gegen den laut prasselnden Regen ab. Sie war bis auf die Unterwäsche durchnässt und bereute, an diesem Rastplatz ausgestiegen zu sein. Das WC-Häuschen bot keinen Schutz zum Unterstellen, denn es war aufgrund von Sanierungsmaßnahmen geschlossen, wie ein Schild verkündete. Aber der Typ in dem alten Fiat war ihr unheimlich geworden, und darum hatte sie ihn gebeten, bei der nächsten Gelegenheit zu halten. Die nächste Heimfahrt würde sie definitiv wieder über BlaBlaCar buchen. Bei den Mitfahrgelegenheiten dort war sie noch nie enttäuscht worden. Nur hatte es diesmal nicht geklappt, weil sie sich erst heute Morgen entschieden hatte, ihre Eltern zu besuchen.

»Falls du mich besser hörst als ich dich, Mama: Ich bin jetzt auf einer Raststätte und werde hoffentlich gleich einen Wagen finden, der mich weiter mitnimmt. Spätestens in zwei Stunden bin ich zu Hause. Ich freu mich auf deine Frikadellen. Hab dich lieb.«

Sie stopfte das Handy in den Rucksack und sah zu den mobilen Toiletten, die als Ersatz für das WC-Häuschen aufgestellt worden waren. Mit einem Naserümpfen wandte sie sich wieder ab. Lieber nass, als in einer dieser engen, stinkigen Kabinen zu stehen. Und dann gab es auch schon Hoffnung. Erwartungsvoll sah sie den beiden Wagen entgegen, die zeitgleich den Rastplatz ansteuerten und hintereinander hielten.

Sie eilte auf den ersten Wagen zu, als der Motor abgestellt wurde. Es war ein schwarzer Kombi. Ein dicker Mann saß darin, wie das Innenlicht zu erkennen gab, das er gerade einschaltete. Er stellte eine Brotdose auf das Armaturenbrett und sah zu ihr, während er die Lasche von einer Dose Red Bull zog. Die Rückbank war mit Kartons und Kisten vollgestellt, ebenso der Kofferraum.

Mara blickte zu dem anderen Wagen, einem roten Polo. Das Licht eines Handys, das die Person darin zur Hand nahm, zeigte, dass es eine Frau war. Das war gut. Sie hatte zwar grundsätzlich keine Angst, bei Männern einzusteigen, aber Frauen waren nun mal die sicherere Schiene.

Sie ging die paar Schritte und klopfte an die Beifahrertür des Polos. Doch das erhoffte Runterfahren der Scheibe blieb aus. Das war das Problem bei alleinfahrenden Frauen. Die hatten Schiss vor Trampern, und diese hier hatte gerade die Tür verriegelt.

Mara versuchte dennoch ihr Glück. Sie zog die Kapuze vom Kopf, damit die Frau ihr Gesicht besser sehen konnte. »Würden Sie mich ein Stück mitnehmen?«, schrie sie gegen die geschlossene Scheibe.

Doch die Frau wedelte mit der Hand, als wäre Mara ein lästiges Insekt.

Mist. Mara hastete zurück und klopfte an die Scheibe des Kombis.

Kauend signalisierte ihr der Fahrer mit der Hand, die Tür zu öffnen.

»Hallo, ich suche eine Mitfahrgelegenheit.« Mara musterte ihn. Er war nicht dick, er war fett. Wohl ein Geschäftsmann. Er trug ein weißes Hemd und eine edle dunkle Jeans und sah gepflegt aus. Und, das war die Hauptsache, er wirkte vertrauenswürdig.

»Ich fahre bis Itzehoe«, sagte er und biss erneut in das Sandwich.

»Echt? Super«, freute sich Mara, »genau da will ich hin. Meine Eltern wohnen da.«

Er musterte sie noch einmal kurz, dann nickte er. »Na gut, weil es so gießt. Normalerweise nehme ich keine Anhalter mit.« Er griff nach der Lederjacke, die auf dem Beifahrersitz lag, und hielt sie ihr hin. »Ich muss ja nicht auch noch nass werden. Leg die hinten auf eine der Kisten im Kofferraum. Und pass auf, dass sie nicht so nass wird, die ist neu.«

Mara nahm sie und eilte damit um den Wagen herum. Sie öffnete den Kofferraum und schüttelte die Jacke unter der schützenden Kofferraumklappe noch einmal aus, um sie von den Regentropfen zu befreien, die sich auf dem kurzen Stück Weg daraufgesetzt hatten. Dann legte sie sie auf eine der geschlossenen Stapelkisten. Durch das milchige Plastik der Behälter war zu erkennen, dass darin Klamotten lagerten.

»Puh«, stieß sie aus, als sie schließlich auf dem Beifahrersitz saß und die Tür hastig ins Schloss zog. Endlich trocken.

Der Blick des Mannes glitt über sie, während er sich das letzte Stück Sandwich in den Mund stopfte. »Nasser geht s wirklich nicht, was?«

»Allerdings.« Mara wischte die Tropfen weg, die ihr aus dem Haar über das Gesicht rannen. Dabei versuchte sie den Geruch auszublenden, der verriet, womit das Weißbrot belegt gewesen war. Ekliger Thunfisch. Noch dazu war es bullenheiß hier drin.

»So, weiter geht s«, sagte der Mann, leckte seine Finger ab und leerte den Rest des Energy Drinks in einem Zug, bevor er die Dose nach hinten in den Fußraum warf. Er startete den Wagen. Der Polo, der hinter ihnen gestanden hatte, passierte sie, während der Mann die beschlagene Seitenscheibe freiwischte und dann auf die Autobahn fuhr.

Mara schnallte sich an und war froh, als Musik erklang. Musik war gut, dann hatte man nicht das Gefühl, immer reden zu müssen. »Ich hoffe, du magst Rock«, sagte er und drehte das Radio lauter. »Ich brauche heute was Lautes.« Nach einem Moment des Schweigens setzte er hinterher: »Lautes hilft, wenn man richtig, richtig sauer ist.«

Mara warf ihm einen schnellen Blick zu, aber es kam keine Erklärung. Er blickte stur geradeaus in den Regen, während Bon Jovi röhrte: »â¦ standing on the dirt where they ll dig my grave â¦« Sie strich mit dem Ärmel über die Scheibe an ihrer Seite. Sie fühlte sich unwohl. Erwartete er, dass sie nachhakte? Als Vieltramperin hatte sie dieses Phänomen schon oft erlebt: Wildfremde Menschen gaben Persönliches preis - wohl weil sie davon ausgingen, dass man sich nie wieder begegnete.

Okay, dann würde sie mal die Therapeutin geben. Zeit genug hatten sie ja. »Warum sind Sie denn so sauer?«

»Weil es verdammte Scheißfrauen gibt.«

Fuck, jetzt durfte sie sich irgendwelche Beziehungsprobleme anhören. Sie blies sich mit der Unterlippe Luft an die Stirn, weil die Luft nicht nur schlecht, sondern vor allem so unangenehm warm war. Wie konnte er das nur aushalten? Schwitzten Dicke nicht eigentlich noch mehr als Dünne?

Sie sah zu ihm hin, weil entgegen ihrer Erwartung keine weitere Erläuterung kam. Er schien ihren Blick zu spüren, denn er schaute sie kurz an. »Du kommst aus Itzehoe, sagtest du?«

Aha, daher wehte der Wind. Er hatte Schiss, mehr zu erzählen, weil er auch aus Itzehoe war. Dabei kannten sie doch beide nicht mal ihre Namen. »Ja, ich besuche meine Eltern übers Wochenende. Ich studiere in Hannover.«

Er nickte nur und starrte wieder geradeaus. Natürlich musste er sich bei dem Starkregen auf den Verkehr konzentrieren, aber irgendwie wirkte er eher, als wäre er mit den Gedanken ganz woanders, während sie schweigend Kilometer um Kilometer zurücklegten. Sie beobachtete aus dem Augenwinkel, wie sich seine Hände in Abständen immer wieder so stark um das Lenkrad verkrampften, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Wer auch immer die »Scheißfrau« war, sie musste mächtig was verbockt haben.

Nach einer Viertelstunde hielt Mara es nicht mehr aus. Sie musste aus dem klatschnassen Hoodie raus. Sie schnallte sich ab und fuhr sich beim Ausziehen noch einmal über die immer noch nassen Haare. Dann stopfte sie den Hoodie einfach zwischen ihre Füße und entwirrte ihre feuchten Strähnen. »Ganz schön warm hier«, sagte sie in der Hoffnung, dass er die Heizung drosseln würde, und sah ihn an.

Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sein Blick bereits auf ihr ruhte. Allerdings nicht auf ihrem Gesicht. Er korrigierte den Blick zwar schnell, aber er war eindeutig gewesen.

Mara blickte an sich herunter und hielt vor Schreck kurz den Atem an. Der Regen hatte nicht nur ihren Hoodie durchnässt, sondern auch das weiße Shirt und den Baumwoll-BH darunter. Deutlich zeichneten sich ihre Brüste durch den feuchten Stoff hindurch ab. Fuck! Kein Wunder, dass er so geglotzt hatte. Hastig verschränkte sie die Arme vor der Brust.

Das Schweigen wurde belastend, insbesondere, weil sein Atmen hörbar wurde. Es wurde hastiger. Seine Finger begannen, das Lenkrad zu kneten. Ein kurzer Seitenblick verriet, dass ihm Schweiß auf der Stirn stand.

»Können wir die Heizung ein bisschen drosseln?«, bat sie. Es war eklig und beunruhigend zugleich zu sehen, wie sich Schweißtropfen von seiner Schläfe lösten und er immer kurzatmiger wurde.

Er sagte kein Wort, drehte aber die Temperatur runter, und nicht nur ein wenig. Er stellte die Klimaanlage an und drückte den Regler, bis die Anzeige achtzehn Grad anzeigte. Was zuerst erleichternd wirkte, wandte sich schnell ins Gegenteil. Die klammen Klamotten und die niedrige Temperatur ließen Mara frieren.

Sie warf ihm erneut einen Seitenblick zu. Was für eine Kacke. Sie konnte doch jetzt nicht sagen, dass es zu kalt war. Vor allem, da er es selbst nicht so zu empfinden schien. Er hatte keine Gänsehaut. Im Gegenteil. Sein Gesicht wirkte erhitzt.

Kurz entschlossen griff sie wieder nach dem Hoodie und schnallte sich ab. Die feuchte Baumwolle machte ein schnelles Hineinschlüpfen allerdings unmöglich. Es war kein schönes Gefühl, die Arme heben zu müssen, um in die Ärmel zu kommen. Sie glaubte, seinen Blick auf ihren Brüsten zu spüren. Sie zog und zerrte, um den Kopf durch die klamme Öffnung zu kriegen, als seine Stimme erklang. »Brauchst du Hilfe?«

Dann streiften heiße Finger eine ihrer vor Kälte harten Brustwarzen, während er am Hoodie zog. Mara schrie auf.

»Oh, Entschuldigung«, sagte er, als sie endlich den Kopf durch die Öffnung des Hoodies bekommen hatte. »Keine Absicht.«

Mara kamen die Tränen. Er log. Die Berührung...
mehr