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Die Knochenschiffe - Gezeitenkind-Trilogie 1

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
608 Seiten
Deutsch
PANINIerschienen am22.03.2022Neuauflage
ZWEI NATIONEN IM KRIEG. EIN UNERMESSLICHER SCHATZ. Seit Generationen bauen die Einwohner der Hundert Inseln ihre Schiffe aus den Knochen der alten Drachen, um ihren endlosen Krieg zu fu?hren. Die legendären Riesenechsen sind zwar längst verschwunden, doch die Kämpfe um die Vorherrschaft dauern an. Jetzt wurde seit Jahrhunderten zum ersten Mal wieder ein Drache gesichtet und die verfeindeten Nationen sehen ihre Chance gekommen, das Kräfteverhältnis zu ihren Gunsten zu verändern.

RJ Barker lebt in Leeds mit seiner Frau, seinem Sohn und einer Sammlung fragwürdiger ausgestopfter Tiere, seltsamer Kunstobjekte, schauriger Musik und mehr Büchern, als sie eigentlich unterbringen können. In seiner Jugend hat er alles gelesen, was er in die Finger bekam, und war immer »der mit dem Buch in der Tasche«. Nachdem er eine Weile in einer Rockband gespielt hatte, erkannte RJ, dass er ein lausiger Musiker war, und kehrte zu seiner ersten Liebe, der Schriftstellerei, zurück, wo er feststellte, dass er das tatsächlich besser beherrschte. Neben seinem Debüt-Fantasyroman Die Stunde der Assassinen hat RJ Kurzgeschichten und historische Stücke geschrieben, die im ganzen Land aufgeführt werden. Auf seine wallenden Locken wäre auch jeder mittelalterliche Kavalier überaus stolz.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR19,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextZWEI NATIONEN IM KRIEG. EIN UNERMESSLICHER SCHATZ. Seit Generationen bauen die Einwohner der Hundert Inseln ihre Schiffe aus den Knochen der alten Drachen, um ihren endlosen Krieg zu fu?hren. Die legendären Riesenechsen sind zwar längst verschwunden, doch die Kämpfe um die Vorherrschaft dauern an. Jetzt wurde seit Jahrhunderten zum ersten Mal wieder ein Drache gesichtet und die verfeindeten Nationen sehen ihre Chance gekommen, das Kräfteverhältnis zu ihren Gunsten zu verändern.

RJ Barker lebt in Leeds mit seiner Frau, seinem Sohn und einer Sammlung fragwürdiger ausgestopfter Tiere, seltsamer Kunstobjekte, schauriger Musik und mehr Büchern, als sie eigentlich unterbringen können. In seiner Jugend hat er alles gelesen, was er in die Finger bekam, und war immer »der mit dem Buch in der Tasche«. Nachdem er eine Weile in einer Rockband gespielt hatte, erkannte RJ, dass er ein lausiger Musiker war, und kehrte zu seiner ersten Liebe, der Schriftstellerei, zurück, wo er feststellte, dass er das tatsächlich besser beherrschte. Neben seinem Debüt-Fantasyroman Die Stunde der Assassinen hat RJ Kurzgeschichten und historische Stücke geschrieben, die im ganzen Land aufgeführt werden. Auf seine wallenden Locken wäre auch jeder mittelalterliche Kavalier überaus stolz.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783736798441
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum22.03.2022
AuflageNeuauflage
Reihen-Nr.1
Seiten608 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3616 Kbytes
Artikel-Nr.9093698
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

Der Ausgestoßene

»Gebt mir Euren Hut.«

Das sind nicht die Worte, mit denen man zu Beginn einer Legende rechnet, aber es waren die ersten, die er sie je sagen hörte.

Sie sagte sie natürlich zu ihm.

Es war früh. Fischgeruch drang ihm in die Nase und arbeitete sich bis hinab in seinen Magen, wo sich die aufsteigende Übelkeit umso deutlicher bemerkbar machte. Er hatte Kopfschmerzen, und seine Hände zitterten auf eine Art und Weise, die sich nur durch den ersten Becher Schiffswein besänftigen ließ. Danach würde der Schmerz in seinem Schädel nachlassen, während ihm das dickflüssige Getränk die Kehle herunterrann und ihm den Hals und den Bauch wärmte. Dem ersten Becher würde der zweite folgen, der auch die Benommenheit mit sich brachte, die ihm verriet, dass er auf dem besten Weg war, seinen Verstand ebenso abzutöten, wie er es längst mit seinem Körper tat oder es zumindest versuchte. Danach würde er einen dritten Becher trinken, einen vierten und einen fünften, bis der Tag vorbei war und er in der Dunkelheit versank.

Aber das schwarze Schiff würde noch immer im ruhigen Hafen ankern. Seine Knochen würden knarzen, wenn die Gezeiten daran zerrten. Die Mannschaft würde stöhnen und ächzen, während sie auf den Decks trank, und er würde in der alten Flenserhütte in der Bewusstlosigkeit versinken. Hier war er nun, nur dem Namen nach Schiffsfrau. Kommandant bloß dem Titel zufolge. Ein Versager.

Stimmen von draußen, denn selbst hier auf der lange verlassenen und von Geistern heimgesuchten Flenswerft gab es kein Entkommen vor den anderen. Nicht einmal die Erinnerung an die Keyshanfäule, die Krankheit der Knochenwerften, konnte die Leute von hier fernhalten.

»Die Zerschmetterter Stein kam heute Morgen rein, hat angeblich einen Archeyex über Listholm gesichtet. Es heißt, ihr Windflüsterer wäre verrückt geworden und hätte sie beinahe kentern lassen. Sie mussten die Kreatur töten, damit sie keinen Wind herbeirief und sie an der nächsten Küste zerschmetterte.«

»Ich hab in meinem ganzen Leben noch keinen Archeyex gesehen. Das hat nichts Gutes zu bedeuten - schreib´s auf einen Felsen für die Seehexe.« Und die Stimmen wurden leiser, gingen unter im Zischen der Wellen am Strand, wurden vom Meer verschlungen, so wie es das Schicksal von allem war, während er über das nachdachte, was sie gesagt hatten - »hat nichts Gutes zu bedeuten«. Da konnte man gleich behaupten, Skeariths Auge würde am Morgen aufgehen, denn dies waren die Hundertinseln - wann geschah hier schon jemals etwas Gutes?

Die nächste Stimme, die er hörte, forderte ihn heraus. Als sie erklang, hatte er die Augen geschlossen und kämpfte gegen die Wogen der Übelkeit an, die in heißen, sauren Wellen durch seinen Magen schwappten.

»Gebt mir Euren Hut.« Eine Stimme, in der das Meer mitschwang, ein vogelkreischendes Krächzen im Befehlston. Die Art von Stimme, der man sogleich gehorchte, die einen in die Takelage flitzen ließ, um die Flügel des Schiffs zu spreizen. Vielleicht, nur vielleicht, hätte er an einem anderen Tag oder nach einem einzigen Becher Schiffswein getan, was sie verlangte, und ihr seinen Schiffsfrauenzweispitz überlassen, der ihn ebenso wie die helle Farbe in seinem Haar als Kommandanten auswies - auch wenn er das gar nicht verdient hatte.

Doch in der unruhigen Nacht hatten Gedanken an seinen Vater und an ein anderes Leben ihn im Schlaf geplagt. Kein besseres Leben, kein leichteres, aber ein nüchternes, eines ohne Schande. Eins, in dem er nicht die schleimigen Hände der Seehexe spürte, die ihn ins Verderben zu zerren versuchte. Eins mit langen Tagen am Flügel eines Flukenboots, wo er zum Meer sang und an den Seilen zog, während sein Vater stolz zusah, wie sein kleiner Fischerjunge den Wind beherrschte. Lange bevor der kräftige und starke Körper seines Vaters so leicht wie eine dünne Varisk-Ranke zerbrochen war, zermahlen zwischen der Seite seines Bootes und dem gnadenlosen Rumpf eines Knochenschiffs. Seine Hand, die aus dem schwarzen Wasser ragte, das bärtige Gesicht mit offenem Mund, als hätte er seinem Jungen in der letzten qualvollen Sekunde noch etwas zurufen wollen. So große Kraft, und doch hatte sie gar nichts bedeutet.

Möglicherweise war er gerade an diesem Tag mit der Vorstellung aufgewacht, wie wundervoll es wäre, wenn er ein wenig Stolz besäße. Und falls es je einen Tag gegeben hatte, an dem er den Schiffsfrauenzweispitz aufgegeben hätte, so war es nicht dieser Tag heute.

»Nein«, erwiderte er. Dafür musste er die Worte im Kopf zusammenkratzen, und genauso fühlte es sich auch an: Als würde er mit der gekrümmten Klinge des Curnows an der Innenseite seines Schädels entlangschaben; und die Worte kamen ihm über die schlaffen Lippen. »Ich bin Schiffsfrau der Gezeitenkind, was hieran zu erkennen ist.« Bei diesen Worten berührte er die Krempe des schwarzen Zweispitzes. »Ich bin Schiffsfrau und Ihr werdet mir diesen Hut schon mit Gewalt abnehmen müssen.«

Wie seltsam es sich anfühlte, diese Worte auszusprechen, diese Flottenworte, die er eher aus den Geschichten seines Vaters als aus eigener Erfahrung kannte. Aber es waren gute Worte, starke Worte mit Geschichte, und sie fühlten sich auf seiner Zunge richtig an. Wenn er denn sterben musste, waren dies keine schlechten letzten Worte, die an die Ohren seines Vaters drangen, der tief unter dem Meer warm und geborgen am ewigen Knochenfeuer der Hexe stand.

Er starrte die Gestalt vor sich mit zusammengekniffenen Augen an. Gedanken rangen in seinem schmerzenden Kopf miteinander: Wer hatte es auf ihn abgesehen? Seitdem er Schiffsfrau geworden war, hatte er gewusst, dass die Herausforderung kommen würde. Er befehligte wütende Frauen und Männer, böse Frauen und Männer, grausame Frauen und Männer - und es war nur eine Frage der Zeit, bis eines seiner Mannschaftsmitglieder es auf seinen Hut und die Farben abgesehen hatte. War es Barlay, die am Türloch der Schutzhütte stand? Sie war eine harte, brutale Frau. Aber nein, die Gestalt war zu klein, und ihre Silhouette ließ langes Haar erkennen und nicht etwa ganz kurz geschorenes. Also Kanvey? Er war ein Mann, der jedem alles neidete und der schnell das Messer zückte. Aber nein, die Silhouette wirkte weiblich, ganz eindeutig sogar. Unter der engen Kleidung aus Fischschuppen und Federn schien es keine geraden Linien zu geben. Dann also Cwell? Ihr war es zuzutrauen, zudem konnte sie schwimmen und somit vom Schiff runterkommen.

Er stemmte sich hoch und spürte das noch immer ungewohnte Gewicht des Curnows an seiner Hüfte.

»Dann kämpfen wir«, entschied die Gestalt, drehte sich um und ging hinaus in die Sonne. Ihr Haar war lang, grau und in den Befehlsfarben gestreift: leuchtenden Rot- und Blautönen. Die Sonne schimmerte auf den Fischschuppen ihrer Kleidung, die sie eng am muskulösen Körper trug und mit Riemen festgezurrt hatte. An diesen Riemen hingen Messer, kleine Armbrüste und eine zuckende, schimmernde, klimpernde Sammlung von Glücksbringern, die ein Leben im Dienst und voller Gewalt bezeugten. Um ihre Schultern lag ein kostbarer Federumhang, und wo die Fischschuppen das Sonnenlicht zerstreuten, fingen die Federn es ein, funkelten und glitzerten, schienen Lichtflecken weiterzureichen, sodass jede Farbe strahlend hervortrat.

Ich werde sterben, dachte er.

Sie schlenderte von der windschiefen Hütte weg, in der er geschlafen hatte, weg von dem kleinen, stinkenden, verlassenen Dock, und er folgte ihr. Sonst war niemand in der Nähe. Er hatte diesen Platz wegen seiner relativen Abgeschiedenheit ausgewählt und gestaunt, wie leicht er zu finden gewesen war; selbst auf einer derart geschäftigen Insel wie Schiffshulme neigten die Leute dazu, sich zusammenzurotten, Nähe zu suchen, und selbstverständlich mieden sie einen derart hexenverseuchten Ort wie diesen hier, an dem der Keyshanfluch noch immer lauerte.

Sie liefen über den Kieselstrand: sie energisch und auf der Suche nach einer passenden Stelle; er folgte ihr wie ein verlorener Kuwai - einer der flugunfähigen Vögel, die sie wegen ihres Fleisches züchteten - als würde er nach einem Schwarm Ausschau halten, dem er sich anschließen konnte. Doch ein Mann wie er fand natürlich keinen Anschluss, nur den sicheren Tod, auf den er zumarschierte.

Mit dem Rücken zu ihm blieb sie stehen, als wäre er ihre Aufmerksamkeit nicht einmal wert. Sie überprüfte den Strand zu ihren Füßen, schob die Kiesel mit den Spitzen ihrer hohen Stiefel herum, als befürchtete sie, dass sich unter den Steinen etwas erhob, um sie zu beißen. Er musste daran denken, wie er als Kind im Sand nach Jullywyrmern gesucht hatte, bevor er mit einer Gruppe imaginärer Freunde spielte. Von jeher ein Außenseiter. Ach, er hätte wissen müssen, dass es so kommen würde.

Als sie sich umdrehte, erkannte er sie, wusste, wen er vor sich hatte. Nicht weil sie einander schon begegnet waren oder sich im Kampf gegenübergestanden hatten, denn er hatte noch nie gegen jemanden gekämpft, aber er hatte ihr Gesicht schon mal gesehen - die spitze Nase, die markanten Wangenknochen, die wettergegerbte Haut, die schwarzen Muster um die Augen und die schillernden Gold- und Grüntöne auf den Wangen, die sie als wichtige Person kennzeichneten. Er erkannte sie und hatte sie schon vor Gefangenen auf und ab stolzieren sehen. Ebenso vor Kindern, die sie bei Raubzügen auf den Hageren Inseln erbeutet hatten, Kindern, die bereit gemacht wurden für die durstigen Klingen der Priester der Dreizehnbern, Kindern, die zur Hexe geschickt wurden oder als Leichenlichter auf den Knochen eines Schiffes mitfahren sollten - als fröhliche Farben, die...

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Autor

RJ Barker lebt in Leeds mit seiner Frau, seinem Sohn und einer Sammlung fragwürdiger ausgestopfter Tiere, seltsamer Kunstobjekte, schauriger Musik und mehr Büchern, als sie eigentlich unterbringen können. In seiner Jugend hat er alles gelesen, was er in die Finger bekam, und war immer »der mit dem Buch in der Tasche«. Nachdem er eine Weile in einer Rockband gespielt hatte, erkannte RJ, dass er ein lausiger Musiker war, und kehrte zu seiner ersten Liebe, der Schriftstellerei, zurück, wo er feststellte, dass er das tatsächlich besser beherrschte. Neben seinem Debüt-Fantasyroman Die Stunde der Assassinen hat RJ Kurzgeschichten und historische Stücke geschrieben, die im ganzen Land aufgeführt werden. Auf seine wallenden Locken wäre auch jeder mittelalterliche Kavalier überaus stolz.