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Im Sog der Knochen-Schiffe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
688 Seiten
Deutsch
PANINIerschienen am22.04.2023Neuauflage
VON ZERFALL UND PROPHEZEIUNGEN Joron Twiners Träume von Freiheit liegen in Schutt und Asche. Seine Schiffsfrau wird vermisst, und alles, was er noch hat, ist Rache. Vom Deck der Gezeitenkind aus führt er die Schwarze Flotte an und nutzt jede sich bietende Gelegenheit, um den Hundertinseln möglichst verheerenden Schaden zuzufügen. Doch seine Zeit ist begrenzt. Seine Flotte schrumpft, die Fäulnis des Keyshan wütet in seinem Körper und er versucht, sich vor einer Prophezeiung zu verstecken, die besagt, dass er und sein vogelartiger Zauberer dazu auserkoren sind, die ganze Welt ins Chaos zu stürzen. Aber die Seedrachen sind zurückgekehrt, was an sich schon ein Wunder ist, und wer vermag schon zu sagen, dass es nach einem Wunder nicht noch ein zweites geben kann? Der furiose Abschluss der einzigartigen Knochenschiffsaga von RJ Barker! Band 3 der Gezeitenkind-Trilogie.

RJ Barker lebt in Leeds mit seiner Frau, seinem Sohn und einer Sammlung fragwürdiger ausgestopfter Tiere, seltsamer Kunstobjekte, schauriger Musik und mehr Büchern, als sie eigentlich unterbringen können. In seiner Jugend hat er alles gelesen, was er in die Finger bekam, und war immer »der mit dem Buch in der Tasche«. Nachdem er eine Weile in einer Rockband gespielt hatte, erkannte RJ, dass er ein lausiger Musiker war, und kehrte zu seiner ersten Liebe, der Schriftstellerei, zurück, wo er feststellte, dass er das tatsächlich besser beherrschte. Neben seinem Debüt-Fantasyroman Die Stunde der Assassinen hat RJ Kurzgeschichten und historische Stücke geschrieben, die im ganzen Land aufgeführt werden. Auf seine wallenden Locken wäre auch jeder mittelalterliche Kavalier überaus stolz.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR20,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextVON ZERFALL UND PROPHEZEIUNGEN Joron Twiners Träume von Freiheit liegen in Schutt und Asche. Seine Schiffsfrau wird vermisst, und alles, was er noch hat, ist Rache. Vom Deck der Gezeitenkind aus führt er die Schwarze Flotte an und nutzt jede sich bietende Gelegenheit, um den Hundertinseln möglichst verheerenden Schaden zuzufügen. Doch seine Zeit ist begrenzt. Seine Flotte schrumpft, die Fäulnis des Keyshan wütet in seinem Körper und er versucht, sich vor einer Prophezeiung zu verstecken, die besagt, dass er und sein vogelartiger Zauberer dazu auserkoren sind, die ganze Welt ins Chaos zu stürzen. Aber die Seedrachen sind zurückgekehrt, was an sich schon ein Wunder ist, und wer vermag schon zu sagen, dass es nach einem Wunder nicht noch ein zweites geben kann? Der furiose Abschluss der einzigartigen Knochenschiffsaga von RJ Barker! Band 3 der Gezeitenkind-Trilogie.

RJ Barker lebt in Leeds mit seiner Frau, seinem Sohn und einer Sammlung fragwürdiger ausgestopfter Tiere, seltsamer Kunstobjekte, schauriger Musik und mehr Büchern, als sie eigentlich unterbringen können. In seiner Jugend hat er alles gelesen, was er in die Finger bekam, und war immer »der mit dem Buch in der Tasche«. Nachdem er eine Weile in einer Rockband gespielt hatte, erkannte RJ, dass er ein lausiger Musiker war, und kehrte zu seiner ersten Liebe, der Schriftstellerei, zurück, wo er feststellte, dass er das tatsächlich besser beherrschte. Neben seinem Debüt-Fantasyroman Die Stunde der Assassinen hat RJ Kurzgeschichten und historische Stücke geschrieben, die im ganzen Land aufgeführt werden. Auf seine wallenden Locken wäre auch jeder mittelalterliche Kavalier überaus stolz.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783756999996
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum22.04.2023
AuflageNeuauflage
Reihen-Nr.3
Seiten688 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3711 Kbytes
Artikel-Nr.11613634
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

Das schreckliche Hier und das schreckliche Jetzt

Wellen wie Bauwerke. Gewaltig und kalt, brutal und scheußlich. Wellen, die über alles hinwegbranden, über Schall und Sicht und Sinne. Wellen, die einem den Atem rauben. Wellen, die einen nach Luft schnappen lassen. Unaufhaltsame, quälende Wellen.

»Und wie genau erweckt Ihr die Meeresdrachen, Meas Gilbryn?«

Mit den zurückweichenden Wellen, mit dem abflauenden Sturm klingt auch die Qual ab und hinterlässt tausend andere, schwächere Schmerzen. Die Haut an ihren Handgelenken und Fußknöcheln, wo die Seile sie an den Stuhl fesseln, wund und aufgeschürft, nachdem sie sich wieder und wieder gegen ihre umeinander gewundenen Fesseln gestemmt hat. Das Nagen des Hungers in ihrem Bauch, das Kratzen in ihrer Kehle von ihren Schreien, der Schmerz ihrer Füße, von den gebrochenen und nie richtig verheilten Zehen. Das Spannen der Kleider auf ihrem Rücken über den Striemen, die die Schläge der Knute hinterlassen haben.

Das Pochen eines kranken Zahns hinten in ihrem Kiefer, etwas, worauf diese Leute noch nicht aufmerksam geworden waren. Daraus schöpft sie ein winziges bisschen Trost. Dieser eine kleine Schmerz gehört ihr, ihr ganz allein, ein winziger Schmerz, den sie sich zunutze machen könnten, es aber nicht getan haben. Noch nicht. Eines Tages werden sie genau das tun, daran besteht keinerlei Zweifel. Sie sind, was Meas´ Schmerzen angeht, genauso penibel wie hinsichtlich der Art und Weise, auf die sie sich um sie kümmern. Aber heute ist es ein kleiner Sieg über ihre Peiniger, den sie für sich beanspruchen wird.

»Ich weiß nicht, wie man einen Meeresdrachen ruft.«

Ein Seufzen. Meas öffnet die Augen und sieht die Hexenpriesterin vor sich auf einem Hocker sitzen. Sie ist wunderschön, diese junge Frau. Ihre braunen Augen sind klar, ihre dunkle Haut ist makellos und schimmert in dem Licht, das durch das vergitterte Fenster hereindringt. Ihr weißes Gewand ist - angesichts ihres Berufs ein wahres Wunder - frei von Blut oder sonstigen Flecken, als sie das Brenneisen nun in die Kohlenpfanne zurücklegt. Meas riecht ihr eigenes verschmortes Fleisch. Es lässt ihr vor Hunger das Wasser im Mund zusammenlaufen, obwohl ihr zugleich der Schmerz von den Brandwunden qualvoll durch die Narben schneidet.

Sie fügen ihr die Brandwunden hinten an der Wade zu. Ganz so, als wollten sie nicht, dass ihr grausames Werk sofort auffällt.

»Das könnte alles aufhören, Meas, Ihr braucht nur die Wahrheit zu sagen.«

Sie sagt ihnen schon seit Wochen die Wahrheit, aber sie glauben ihr nicht. Und so fängt sie wieder an derselben Stelle an. An derselben Stelle, an der sie immer anfängt: »Man pflegt mich mit meinem Titel Schiffsfrau anzureden. Und wenn meine Mutter meine Geheimnisse wissen will, dann sagt ihr, sie soll herkommen und mich darum bitten, sie ihr zu sagen.«

Lachen über ihre Worte. Immer Lachen.

»Ihr seid nicht wichtig genug, um mächtige Leute hier herunterkommen zu lassen«, erklärt ihre Peinigerin. Sie steht auf, geht in den hinteren Teil des kleinen, sauberen weißen Raums und öffnet einen Schrank. »Ihr solltet wissen, dass ich die Allergeringste meines Ordens bin, die Unbedeutendste der Novizinnen. Und ich fürchte, ich bin alles, dessen man Euch für würdig erachtet.« Sie nimmt sich einen Moment Zeit, begutachtet die Regale und trifft ihre Wahl unter den Folterinstrumenten, die dort aufbewahrt werden. Schließlich entscheidet sie sich für eine Rolle aus Varisk-Tuch, die sich in ihren Armen biegt und in der bei jeder Bewegung die darin verborgen Werkzeuge klirren. Meas´ Herzschlag beschleunigt sich, als die Hexenpriesterin zurückkehrt und ihr gegenüber Platz nimmt.

»Ich weiß, dass ich wichtig bin«, betont Meas, während sich Schweißperlen auf ihrer Stirn bilden, »und ich weiß auch, dass meine Mutter hier herunterkommt, denn ich habe Euch draußen vor der Tür mit ihr reden hören. Ich kann euch hören, ganz gleich, wie leise ihr sprecht.« Sie ist sich da ganz sicher.

Die Hexenpriesterin lächelt und legt die Rolle aus Varisk-Tuch auf einen kleinen Tisch neben der Kohlenpfanne.

»Es tut mir leid, Euch enttäuschen zu müssen, Schiffsfrau Meas, aber das ist nur eine andere Frau aus meinem Orden gewesen. Nach allem, was mir gesagt wurde, hat Eure Mutter nie auch nur davon gesprochen, hier herunterzukommen.« Sie sieht Meas eindringlich an. »Sie hat Euch noch nicht einmal erwähnt.«

Bei diesen Worten zerbricht etwas Kleines, aber Bedeutsames in ihr. Sie ist sich so sicher gewesen. Aber die Worte der Hexenpriesterin klingen ehrlich und glaubhaft.

»Jetzt, Schiffsfrau Meas, wollen wir uns einmal Eure Hände ansehen.« Die Finger der Hexenpriesterin sind sanft, als sie Meas berührt, weich und so ganz anders als Meas´ eigene Hände - von den langen Jahren auf See hart und schwielig. Aber sie sind auch kräftig, als sie Meas nun zwingt, die Fäuste zu öffnen, zu denen sie ihre Hände geballt hat. »Die Nägel sind bemerkenswert gut nachgewachsen«, bemerkt die Hexenpriesterin. »Wenn sie aus dem Nagelbett gerissen werden, wachsen sie manchmal missgebildet nach oder auch überhaupt nicht mehr. Aber Ihr seid stark.« Sie lässt Meas´ Hand los und wendet sich dem Tisch zu, rollt das Varisk-Tuch auseinander, um die Werkzeuge darin zu enthüllen: eine Reihe von Zangen verschiedener Größen mit seltsamen Greifbacken und Köpfen, wiewohl Meas mit ihnen inzwischen viel vertrauter ist, als sie sich das je gewünscht hätte. Die Hexenpriesterin lässt sich wählerisch Zeit, nimmt erst eine Zange heraus und inspiziert sie, dann die nächste. »Es ist betrüblich für Euch, dass Ihr ein so wichtiges Geheimnis hütet. Und wohl auch betrüblich für mich. Ich muss vorsichtig mit Euch sein, ach, so vorsichtig, und wir müssen uns Zeit lassen. Wären Eure Geheimnisse weniger wichtig, wäre unsere Beziehung weitaus erfreulicher.« Sie lässt eine Zange vor Meas´ Gesicht klacken.

Auf. Zu.

Auf. Zu.

»Womit ich meine, dass es für Euch eine kurze Beziehung gewesen wäre, Schiffsfrau. Oh, qualvoll, in der Tat, viel qualvoller als alles, was ich Euch bisher habe durchleiden lassen. Aber Ihr hättet es mir gedankt, wenn ich das Messer hervorgeholt hätte, um Euch zur Hexe zu schicken, wenn es das Euch bestimmte Schicksal ist.« Sie legt die Zange zurück. Nimmt eine andere, kleinere heraus.

Auf. Zu.

Auf. Zu.

Sie wendet sich zu Meas um. »Häufig bedanken sie sich wirklich bei mir, wisst Ihr? Menschen haben so viele Geheimnisse und sie werden ihnen zur Last. Ich verschaffe ihnen die Möglichkeit, sich von dieser Last zu befreien. Und ich lasse den Schmerz enden.« Sie öffnet noch einmal mit Gewalt Meas´ Hand und schließt die Zange um das Ende des Nagels an Meas´ längstem Finger. Ein langsam wachsender Druck im Nagelbett. »Sie weinen, Meas. Sie bedanken sich bei mir, und sie weinen vor Freude, wenn ich ihrem Leben ein Ende setze.« Mehr Druck; kein Schmerz, noch nicht. Nur dessen Ankündigung. »Jetzt erzählt mir doch, wie erweckt Ihr die Arakeesianer, Meas Gilbryn?«

Meas starrt in die Augen ihrer Folterin und kann kein Mitleid in ihnen entdecken. Schlimmer noch, sie ist sich sicher, dass die Frau dennoch davon überzeugt ist, Mitgefühl für Meas zu empfinden. Dass sie glaubt, eine Frau zu sein, die eine wichtige Aufgabe erfüllt, wie unangenehm sie auch sein mag. Und dass sie Meas wirklich und aufrichtig bemitleidet. Dass sie glaubt, es sei doch ein Jammer, dass Meas´ Ende nicht schnell, wenn auch qualvoll über sie kommen kann. Druck und Schmerz in ihrem Nagelbett werden stärker und stärker. Und sie weiß, wie sie es schon so viele Male zuvor gewusst hat, dass sie es nicht mehr länger ertragen kann.

»Ich kann keine Keyshan erwecken.« Worte wie Scham brennen in ihrer Kehle, als seien sie giftig. Sie bringen Tränen und ein ersticktes Schluchzen mit sich. »Es ist mein Deckwahrer, Joron Twiner. Der Gullaime nennt ihn Rufer, und sein Gesang weckt die Keyshan aus ihrem Schlaf und ruft sie herauf.«

Die Hexenpriesterin sieht ihr in die Augen. »Dieselben Lügen, Meas, sie werden nicht wahrer, nur weil Ihr sie wiederholt. Aber ich bewundere Eure Kraft. Wir werden Euren Deckwahrer aufspüren, keine Bange, und ich werde mich mit ihm unterhalten.«

Meas wappnet sich, gefasst auf das Abreißen des Nagels und die damit verbundene Qual. Doch stattdessen verschwindet der Druck.

»Ich glaube, meine liebe Meas«, beginnt die Hexenpriesterin und streichelt ihr die Wange, »für heute sind wir fertig. Ihr seid müde und braucht Ruhe. Denkt über den heutigen Tag nach und darüber, was uns die Zukunft bringen mag. Denkt über Eure Geheimnisse nach und darüber, was Ihr mir anvertrauen könntet, um Eurem Schmerz ein Ende zu machen.« Sie rollt ihre Werkzeuge wieder zusammen, geht zum Schrank hinüber und legt die Rolle hinein. »Ich lasse die Seewacht kommen, sie soll Euch in Eure Räume zurückbringen. Ich habe ein Bad für Euch vorbereiten lassen.« Sie dreht sich um, tritt wieder neben Meas und wechselt dann von sanft zu brutal. Umfasst Meas´ Gesicht und drückt ihren Kopf nach hinten, sodass sie durch Tränen der Scham zu der Hexenpriesterin aufschauen muss. »Ihr seid eine gut aussehende Frau, wisst Ihr das? Ihr seht wirklich sehr hübsch aus.« Sie beugt sich dicht zu ihr. »Ich hoffe«, flüstert sie, »wenn ich nur freundlich genug darum bitte, werden sie mich eines Eurer Augen herausreißen lassen.«

Die Hexenpriesterin lässt sie los und geht davon, und Meas bleibt mit zwei widersprüchlichen Gedanken zurück, die in ihrem Kopf miteinander ringen:

Joron, wo bist du? Du hast gesagt, du...

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Autor

RJ Barker lebt in Leeds mit seiner Frau, seinem Sohn und einer Sammlung fragwürdiger ausgestopfter Tiere, seltsamer Kunstobjekte, schauriger Musik und mehr Büchern, als sie eigentlich unterbringen können. In seiner Jugend hat er alles gelesen, was er in die Finger bekam, und war immer »der mit dem Buch in der Tasche«. Nachdem er eine Weile in einer Rockband gespielt hatte, erkannte RJ, dass er ein lausiger Musiker war, und kehrte zu seiner ersten Liebe, der Schriftstellerei, zurück, wo er feststellte, dass er das tatsächlich besser beherrschte. Neben seinem Debüt-Fantasyroman Die Stunde der Assassinen hat RJ Kurzgeschichten und historische Stücke geschrieben, die im ganzen Land aufgeführt werden. Auf seine wallenden Locken wäre auch jeder mittelalterliche Kavalier überaus stolz.