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Die Kameliendame

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am06.12.20221. Auflage
Ikone ihrer Zeit, Rebellin, Weltstar

Paris, 1859: Als die fünfzehnjährige Sarah Bernhardt von der Klosterschule nach Paris zurückkehrt, stellt ihre Mutter sie vor die Wahl: Entweder Sahra wird eine Kurtisane wie sie, oder sie heiratet einen Kaufmann aus Lyon. Beides ist für das rebellische Mädchen keine Option - sie will zum Theater. Doch Sarah eckt an, und ihre Bühnenkarriere an der Comédie-Française ist nur von kurzer Dauer. Aber auch wenn sie sich nun dem Willen ihrer Mutter beugen muss, gibt Sarah ihren Traum nicht auf, eines Tages die ganze Welt mit ihrem Schauspiel zu begeistern.

»Ein intimes und fesselndes Porträt von Sarah Bernhardts atemberaubender Karriere und turbulentem Leben.« Allison Pataki


C. W. Gortner wuchs in Südspanien auf. In Kalifornien lehrte er an der Universität Geschichte mit einem Fokus auf starke Frauen in der Historie. Heute lebt und schreibt er in Nordkalifornien. Im Aufbau Taschenbuch ist bereits sein Roman »Marlene und die Suche nach Liebe« erschienen. Mehr zum Autor unter www.cwgortner.com.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextIkone ihrer Zeit, Rebellin, Weltstar

Paris, 1859: Als die fünfzehnjährige Sarah Bernhardt von der Klosterschule nach Paris zurückkehrt, stellt ihre Mutter sie vor die Wahl: Entweder Sahra wird eine Kurtisane wie sie, oder sie heiratet einen Kaufmann aus Lyon. Beides ist für das rebellische Mädchen keine Option - sie will zum Theater. Doch Sarah eckt an, und ihre Bühnenkarriere an der Comédie-Française ist nur von kurzer Dauer. Aber auch wenn sie sich nun dem Willen ihrer Mutter beugen muss, gibt Sarah ihren Traum nicht auf, eines Tages die ganze Welt mit ihrem Schauspiel zu begeistern.

»Ein intimes und fesselndes Porträt von Sarah Bernhardts atemberaubender Karriere und turbulentem Leben.« Allison Pataki


C. W. Gortner wuchs in Südspanien auf. In Kalifornien lehrte er an der Universität Geschichte mit einem Fokus auf starke Frauen in der Historie. Heute lebt und schreibt er in Nordkalifornien. Im Aufbau Taschenbuch ist bereits sein Roman »Marlene und die Suche nach Liebe« erschienen. Mehr zum Autor unter www.cwgortner.com.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841230478
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum06.12.2022
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.12
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse958 Kbytes
Artikel-Nr.9142811
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe




Kapitel 1


Wenn aus widrigen Umständen großes Talent erwachsen kann, muss das meine seine Wurzeln in meiner Kindheit haben.

Ich war acht Jahre alt. Die Farben meiner Welt waren Grün und Grau: windgepeitschte Wälder und uralte Steinhügel, ausgewaschen vom über die bretonischen Felder fegenden Wind; ihre Klänge das Geläut der Schafglocken, wenn die Herden zur Weide geführt wurden, und das Gackern der Hühner in ihren Ställen dicht bei dem strohgedeckten, von Weinlaub überwucherten Häuschen, in dem ich wohnte. Es war eine bäuerliche Welt, geprägt vom Auf- und Untergang der Sonne, von unentwegten häuslichen Pflichten, von nasser Gaze, die den Ziegenkäse befeuchtete, von dem warmen, knusprigen Brot frisch aus dem Backofen und vom Brennen der wild wachsenden grünen Zwiebeln, die ich mit meinen nackten Füßen zertrat.

Bis zu dem Tag, an dem meine Mutter zurückkehrte.

»Sarah? Sarah, wo treibst du dich wieder herum?«

Ihre gereizte Stimme schallte vom Gemüsegarten zu mir herüber, wo ich zwischen verlassenen Eichhörnchenkobeln auf einem Ast des alten Feigenbaums hockte. Am Fuß des Baums rekelte sich Pitou, mein Hund, hechelnd in der Sommerhitze, doch die Frau, die mich rief, schien ihn nicht zu bemerken. Dabei hätte jeder, der mich kannte, meinen Aufenthaltsort sofort erraten, denn alle wussten, dass Pitou mir wie ein treuer Schatten überallhin folgte.

Vorsichtig spähte ich zur Terrasse, und dort entdeckte ich sie, eine ferne Gestalt wie auf einem Gemälde, die weiß behandschuhte Hand über die Augen gelegt, als sie mich, die Stimme voller Ungeduld, ein zweites Mal rief.

»Sarah, wo hast du dich verkrochen? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit, komm raus, und zwar sofort.«

Ich erkannte sie, obwohl seit ihrem letzten Besuch so viel Zeit vergangen war. Als ihre Kutsche vorgefahren war, hatte mich im ersten Moment eine große Wut überschwemmt, und ich war sofort durch das hintere Gartentor zu diesem Baum gerannt, meinem Geheimversteck. Es war über drei Jahre her, dass sie hier gewesen war. Genau wie heute war sie auch damals unangekündigt gekommen, beladen mit Schokoladenbonbons und billigem Schmuck - eine kleine, rundliche Fremde mit klaren blauen Augen, in eleganten Rüschenröcken und einer mit Seidenblumen verzierten Haube, die so groß war wie eine Servierschüssel. Sie war nur lange genug geblieben, um Luft zu schnappen, ihre Anweisungen zu verkünden und dann sofort zurück dorthin zu verschwinden, wo sie hergekommen war. Am liebsten hätte ich sie nach dieser langen Zeit gar nicht zur Kenntnis genommen, auch wenn ihr Auftauchen immerhin bewies, dass sie mich nicht vergessen hatte.

Schwanzwedelnd, aber auch alarmiert von den zornigen Rufen meiner Mutter, rappelte Pitou sich auf, doch weil ich befürchtete, er würde mich verraten, bedeutete ich ihm, sich wieder zu setzen. Etwas verloren gehorchte er mir, und ich spähte zum Haus hinüber.

In diesem Moment trat Nana Hubert, die teigigen Hände an ihrer Schürze abwischend, aus der Küchentür. Ich sah, wie meine Mutter sich an sie wandte, woraufhin sie auf meinen Baum zeigte und in ihrem harten Bretonisch brüllte: »Milchblümchen! Komm her und sag deiner Mutter Guten Tag.«

Ärgerlich rutschte ich von meinem Ast und blieb dabei mit dem Saum meines Kleids an einem Zweig hängen. Der Stoff zerriss, und während ich, Pitou auf den Fersen, unglücklich zur Terrasse trabte, dachte ich schon daran, wie Nana mich nachher ausschimpfen würde, dass Kleider nicht wie Blätter auf den Bäumen wuchsen - ihre übliche Litanei.

Als ich näher kam, taxierte meine Mutter mich von oben bis unten.

Nana machte ein finsteres Gesicht. Sie war kein unfreundlicher Mensch und liebte mich, so gut sie konnte, wenn sie die Zeit dazu hatte. Leider hatte sie davon sehr wenig. Ihr Ehemann war tot, und nun musste sie sich allein um die Ziegen, die Hühner und das Gemüse kümmern. Gerade heute Morgen hatte sie mir ein blaues Haarband geschenkt - »Blau sieht zu deiner hellen Haut und deinen roten Locken so hübsch aus« -, und als ich jetzt etwas verspätet danach suchte, fand ich das Band an meinem zerzausten Zopf baumelnd wieder. Wenigstens hatte ich es nicht zusammen mit meinen Holzschuhen auf dem Baum gelassen.

Als ich dem Blick meiner Mutter begegnete, fühlte ich mich nicht nur an meinen nackten Füßen sehr schmutzig, sondern überall. Sie dagegen wirkte ... untadelig. Makellos. Wie die heilige Jungfrau in der Dorfkirche. Dieselbe Marmorblässe. Fast erwartete ich, eine einzelne durchsichtige Träne auf ihrer Wange zu entdecken.

»Nun?«, fragte Nana. »Was sagen wir zu Mademoiselle Bernhardt?«

»Guten Tag, Mademoiselle«, murmelte ich.

Meine Mutter lächelte. Oder? Es war schwer zu erkennen. Ihre rosaroten Lippen zuckten, öffneten sich jedoch nicht, und die Zähne blieben unsichtbar. Doch ich vermutete, dass sie ebenso perfekt waren wie der Rest - nicht wie bei Nana, die ständig über ihre verfaulten Backenzähne jammerte und über Schmerzen klagte, wenn sie auch nur in ein Stück Brot biss.

»Sie erkennt mich anscheinend nicht mehr.« Die glatte Stirn meiner Mutter legte sich in Falten. »Und sie ist so dünn. War sie krank?«

Nana schnaubte. »Sie war in ihrem ganzen Leben noch keinen einzigen Tag krank. Als Sie mir die Kleine zum Stillen gebracht haben, hat sie ständig gesaugt, als wäre sie am Verhungern. Ich hab getan, worum Sie mich gebeten haben. Sie ist dünn, aber sie isst mehr als ein Maultier.«

»Und badet offensichtlich auch ungefähr so oft«, stellte meine Mutter fest.

»Kinder machen sich nun mal schmutzig«, meinte Nana achselzuckend. »Wozu Wasser verschwenden? Sie badet einmal die Woche.«

»Verstehe.« Meine Mutter musterte mich, als wüsste sie nicht, was sie mit mir anfangen sollte. »Spricht sie überhaupt französisch?«

»Wenn sie Lust dazu hat, ja. Wir haben hier nicht oft Gelegenheit dazu, das sehen Sie ja selbst. Den Kühen ist es gleich, ob man sie auf Französisch oder Bretonisch melkt.« Mit einer Grimasse fügte sie an mich gewandt hinzu: »Jetzt sag doch mal was auf Französisch zu deiner Mutter.«

Aber ich wollte überhaupt nichts zu ihr sagen, weder auf Französisch noch sonst wie. Warum sollte ich die Forderungen dieser Frau erfüllen, die sich ohnehin in weniger als einer Stunde wieder auf den Weg dorthin machen würde, wo sie hergekommen war? Doch Nana sah mich streng an, und ich hörte mich nuscheln: »Pitou est ma chien.«

»Sehen Sie?« Nana stemmte ihre Hände in die breiten Hüften. »Dumm ist sie nicht. Nur eigensinnig. Mädchen wie sie brauchen eine feste Hand.«

Damit wandte sie sich ab und wollte zurück ins Haus, doch meine Mutter sagte: »Es heißt mon chien«, und seufzte tief. »Vielleicht ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt. Ich bin zurzeit so beschäftigt ... Aber ich kann Ihnen mehr anbieten, wenn Sie sie noch ein Jahr hierbehalten.«

Abrupt blieb Nana stehen und warf ihr über die Schulter einen bösen, sehr entschlossenen Blick zu, den ich nur allzu gut kannte. »Für mich ist der Zeitpunkt genau richtig. Ich werde alt, ich muss das Haus verkaufen und zu meinem Sohn in die Stadt ziehen. Sie werden die Kleine heute mitnehmen, wie wir es vereinbart haben. Ihre Tasche ist schon gepackt.«

Ich erstarrte, die Hand auf Pitous struppigem Kopf. Ich traute meinen Ohren nicht. Nach all der Zeit war meine Mutter gekommen, um mich hier wegzuholen? Ehe ich es mir verkneifen konnte, platzte ich heraus: »Das geht nicht! Was soll denn aus meinem Pitou werden, wenn ich nicht da bin?«

Mein Hund wimmerte, und meine Mutter richtete ihre kühlen blauen Augen auf mich. »Dein Pitou? Meinst du vielleicht, ich sollte dich und deinen Köter mit nach Paris nehmen?«

Paris?

Mein Herz begann wild zu klopfen. »Aber ich ... ich kann ihn doch nicht einfach hierlassen«, sagte ich, aber meine Mutter hatte...


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Autor

C. W. Gortner wuchs in Südspanien auf. In Kalifornien lehrte er an der Universität Geschichte mit einem Fokus auf starke Frauen in der Historie. Heute lebt und schreibt er in Nordkalifornien.
Im Aufbau Taschenbuch ist bereits sein Roman »Marlene und die Suche nach Liebe« erschienen.

Mehr zum Autor unter www.cwgortner.com.