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Blüte der Zeit

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am23.12.20221. Aufl. 2022
Imposante Schlösser, bezaubernde Gärten und zukunftsweisende Entwicklungen - Sabine Weiß zeigt Amsterdam, Brandenburg und England in der Blüte der Zeit




1672. Weil Krieg droht, flieht der junge Landschaftsgärtner Max mit seiner Mutter und seinem Bruder aus den Niederlanden nach Brandenburg-Preußen. Dort setzt Kurfürst Friedrich Wilhelm nach den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges alles daran, sein Land wieder aufzubauen. Prachtvolle Schlösser und gewaltige Parkanlagen entstehen. Für Max, der die geheimen Bedürfnisse von Pflanzen und Menschen spüren kann und einen Sinn für die Schönheit der Gartengestaltung hat, bedeutet diese Landschaft Seelenbalsam und Zerstreuung. Doch es naht schon ein neuer Krieg, der ganz Europa in Mitleidenschaft ziehen wird und in den auch Max und die junge Heilkundige Elvina verwickelt werden ...


Sabine Weiß arbeitete nach ihrem Germanistik- und Geschichtsstudium als Journalistin. Seit 2007 veröffentlicht sie erfolgreich Historische Romane, seit 2016 auch Kriminalromane um die junge Kommissarin Liv Lammers. Wenn sie nicht gerade mit ihrem Camper auf den Spuren ihrer Figuren reist und recherchiert, lebt Sabine Weiß mit ihrem Mann und ihrem Sohn in der Nähe von Hamburg.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextImposante Schlösser, bezaubernde Gärten und zukunftsweisende Entwicklungen - Sabine Weiß zeigt Amsterdam, Brandenburg und England in der Blüte der Zeit




1672. Weil Krieg droht, flieht der junge Landschaftsgärtner Max mit seiner Mutter und seinem Bruder aus den Niederlanden nach Brandenburg-Preußen. Dort setzt Kurfürst Friedrich Wilhelm nach den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges alles daran, sein Land wieder aufzubauen. Prachtvolle Schlösser und gewaltige Parkanlagen entstehen. Für Max, der die geheimen Bedürfnisse von Pflanzen und Menschen spüren kann und einen Sinn für die Schönheit der Gartengestaltung hat, bedeutet diese Landschaft Seelenbalsam und Zerstreuung. Doch es naht schon ein neuer Krieg, der ganz Europa in Mitleidenschaft ziehen wird und in den auch Max und die junge Heilkundige Elvina verwickelt werden ...


Sabine Weiß arbeitete nach ihrem Germanistik- und Geschichtsstudium als Journalistin. Seit 2007 veröffentlicht sie erfolgreich Historische Romane, seit 2016 auch Kriminalromane um die junge Kommissarin Liv Lammers. Wenn sie nicht gerade mit ihrem Camper auf den Spuren ihrer Figuren reist und recherchiert, lebt Sabine Weiß mit ihrem Mann und ihrem Sohn in der Nähe von Hamburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751728171
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum23.12.2022
Auflage1. Aufl. 2022
SpracheDeutsch
Dateigrösse1560 Kbytes
Artikel-Nr.9166214
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Prolog

Hof te Dieren, August 1667

Hoch spritzten die Erdbrocken, als Paulus und Wilhelm dem Keiler über die Wiese hinterherpreschten. In einer Staubwolke folgten ihnen die Jagdhunde. Kaum einen Blick hatte Paulus für die violetten Heideblüten, die mit Buchengrün und dem blaugrauen Himmel ein strahlendes Band bildeten. Seine Sinne waren gänzlich auf die Jagd ausgerichtet: die Rotte Wildschweine, auffliegende Schwarzkehlchen und Ziegenmelker, in der Ferne der Schemen eines fliehenden Rehbocks - und natürlich das Wildschwein, das ihnen geschickt entkommen war. Bis jetzt.

Das Blut brannte in seinen Adern, trieb Paulus an. Mal wieder hatten sein Gefährte und er sich über die Regeln der höfischen Jagd hinweggesetzt, waren ihrem eigenen Instinkt gefolgt, mochte es auch noch so gefährlich sein.

Sie näherten sich einem der ausgetrockneten Gräben, als sich die Bewegungen des Tieres veränderten. Gleich schlägt es einen Haken. Paulus drückte seinem Hengst die Hacke in die Flanke, zog sacht am Zügel. Ein vages Triumphgefühl durchströmte ihn, als er trotz des Richtungswechsels zu dem Eber aufschloss. Im Galopp setzte er über den Graben. Enten stoben aus dem Brackwasser auf. Auch sein Vorsprung zu Wilhelm war gewachsen. Kurz spielte Paulus mit dem Gedanken, dem Prinzen den Sieg zu überlassen. Wilhelm war zwei Jahre jünger, also sechzehn, und mit seiner schwächlichen Konstitution benachteiligt. Als Kind hatte der Prinz sich schonen müssen und außer Billard und Tanz keine Leibesertüchtigung treiben dürfen.

Dann gewann Paulus´ Ehrgeiz Oberhand. Ohnehin würde der Stolz es seinem Freund verbieten, eine derartige Gefälligkeit anzunehmen. Gleichauf war er nun mit dem Wild, trieb es in den Wald, wo sich eine Senke befand. Horrido! Die ersten Hatzhunde wetzten heran und halfen, den Eber einzukesseln. Paulus sprang von seinem Pferd. Wilhelm riss an den Zügeln, sodass sein Ross stieg. Erst als es ruhig stand, saß er ab. Der Eber keuchte, Schaum tropfte von seinem Gewaff.

»Ihr seid ein Teufelskerl! Beinahe hätte ich Euch geschlagen, Jonkheer!«, rief Wilhelm aus. Sein langes dunkelbraunes Haar war zerzaust, und er rieb sich lachend über die große huckelige Nase, die seinem fein geschnittenen Gesicht eine markante Note gab. Auch sonst war er nicht gerade ein Adonis, vor allem waren seine Beine kurz und ließen den Rumpf lang erscheinen. Paulus kam sich verglichen mit ihm mit seinem vom Reiten, Ringen und Fechten gestählten Körper, den dicken schwarzen Haaren und den glühenden Wangen beinahe martialisch vor.

»Um Haaresbreite, in der Tat, Hoheit! Und es wäre mehr als verdient gewesen!«, gab er zurück.

Es tat ihm gut, seinen Freund so glücklich zu sehen, denn das Schicksal hatte Wilhelm, dem dritten Prinzen von Oranien dieses Namens, von Anfang an übel mitgespielt. Der Tod des Vaters, noch ehe Wilhelm das Licht der Welt erblickt hatte. Das überraschende Sterben der Mutter wenige Jahre später. Der schleichende Verlust seiner Privilegien, seiner Macht, seines Besitzes. Viele Nackenschläge hatte Paulus miterlebt.

Die Jagdhumkläfftenunde umkläfften sie nun, und das Horn wurde geblasen. Hans Willem Bentinck war hochrot unter seinem orangenen Haarschopf, als er mit der Nachhut eintraf. Paulus sah ihm an, dass er sich ärgerte, schließlich kannten sie einander beinahe ihr ganzes Leben lang, waren als Kinder gemeinsam am Hof des Prinzen eingeführt worden und als dessen Pagen mit ihm aufgewachsen. Paulus ahnte, was seinen Freund so erzürnte: Noch immer musste Bentinck mit den lahmen Rössern vorliebnehmen, die seine älteren Geschwister ausgemustert hatten - und das, obgleich er derzeit Wilhelms Liebling war.

»Hast du einen kleinen Ausflug gemacht, um den Garten zu besichtigen, oder warum trabst du erst jetzt hier an?«, spottete Paulus freundschaftlich.

Bentinck konnte über die Stichelei nicht lachen. »Rede nicht, sondern bring lieber diese Bestie unter Kontrolle!«, brummte er, zog aus seinem Reitmantel ein Spitzentaschentuch und tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Tatsächlich hatte der Eber gerade eine Dogge angegriffen und riss an deren leinenem Panzer. Die anderen Hunde kamen der Dogge sogleich zu Hilfe und verbissen sich im borstigen Fell des Keilers. Es war ein Schauspiel, wie es das Herz eines jeden Jägers höherschlagen ließ.

Eilends brachte ein Bursche die Saufeder. Paulus wandte sich zu Wilhelm und deutete eine Verneigung an: »Diese Ehre steht Euch zu.«

»Hoheit, wäre es nicht besser ...«, mischte Bentinck sich ein, aber in den Augen des Prinzen funkelte es. Dieser Versuchung konnte er nicht widerstehen. Wie schon sein Vater liebte auch Wilhelm die Jagd, weshalb er sich am liebsten nach Dieren in der Provinz Gelderland zurückzog. Hier, inmitten der weiten Heideflächen und der wilden Wälder der Veluwe, gab es Raum genug für Beizjagd, Wildschweinhatz oder Parforcejagd. Wilhelm schätzte die Kameraderie und den freundschaftlichen Wettstreit auf seinem Jagdschloss. Entschlossen packte er den Spieß und stellte sich in Positur, die scharfe Lanze auf den rasenden Eber gerichtet.

»Denkt an die Gefahren, Hoheit«, setzte Bentinck noch einmal nach, aber Wilhelm ignorierte ihn.

Eine spürbare Unruhe senkte sich über die Gruppe, und auch zwischen Paulus´ Schulterblättern prickelte es. Auf Wilhelms Befehl hin lenkten die Jäger und der Saurüde die Aufmerksamkeit auf ihn, um dadurch das Tier in seine Richtung zu treiben. Kurz durchzuckte Paulus die Sorge, dass der Eber Wilhelms Schlagader aufreißen und der Prinz verbluten könnte. Wäre er dann schuld? Er packte einen weiteren Sauspieß, bereit, sich zwischen den Keiler und den Prinzen zu werfen. Das Blut rauschte in seinen Ohren.

Schnaubend stürmte der Eber auf Wilhelm zu. Alle schienen den Atem anzuhalten. Doch der Prinz trieb die Saufeder geschickt in den Brustkorb des Tieres. Sofort sackte es zusammen.

»Ein perfekter Stich ins Herz, Hoheit!«, jubelte Bentinck aus sicherer Entfernung.

Wilhelm wandte sich Paulus zu. Der nickte anerkennend, aber der Prinz legte ihm die Hand um den Nacken, lachte auf und zog ihn an sich, was für den sonst so reservierten jungen Mann ungewöhnlich war.

Die Jäger brachen das Wildschwein auf und schwarteten es ab. Als den Hunden das Curée bereitet wurde und der Eisengeruch des Blutes in der Augusthitze drückend wurde, ritten sie zurück.

Während Bentinck schwieg, ließen Paulus und der Prinz die Jagd noch einmal Revue passieren. »Ihr solltet Euch nicht über das Garteninteresse unseres Freundes lustig machen«, sagte Wilhelm schließlich zu Paulus. »Ich habe große Pläne, was Paläste, Lustgärten und Wasserkunst angeht. Wenn ich erst über meine Besitzungen verfügen kann, wird Bentinck mir eine große Hilfe sein.«

»Mit Verlaub: Was wollt Ihr mit Blumen, Wasserspeiern und Rabatten? Wenn Ihr Euch amüsieren wollt, braucht Ihr größere Wildgehege, Hoheit!«, wandte Paulus ein.

Bentinck unterbrach ihn: »Auch wenn ein fanatischer Reiter wie du es kaum glauben mag, gibt es auch angemessene Zerstreuungen jenseits der Jagd. Ein Lustgarten - «

»Oh, bitte nicht! Verschone uns - mich zumindest - mit deinen Vorträgen!«, fiel Paulus ihm ins Wort.

»Ich hörte von neuartigen Wasserspielen, die König Ludwig in Versailles anlegen lässt«, fuhr Bentinck unbeirrt fort.

»Ich hörte, ich las, mir wurde zugetragen - wen interessiert´s?«, rief Paulus.

»Ihr habt eben nichts für die verfeinerte Lebensart übrig, Jonkheer«, meinte Wilhelm mit einem Augenzwinkern.

Gleich bin ich wieder abgemeldet, dachte Paulus resigniert. Doch ihr Wortwechsel verebbte ohnehin, denn sie hatten die Kutsche im Hof des Jagdschlosses auf dem Rouwenberg entdeckt. »Schloss« war eine grandiose Übertreibung, denn der Hof te Dieren war ein ehemaliges Landgut des Deutschen Ordens, dessen Ausbau durch den Tod von Wilhelms Vater zum Erliegen gekommen war.

Prinz Wilhelm ließ sofort sein Ross zurückfallen. Paulus wandte sich zu ihm um, schluckte seine Entgegnung aber herunter. Das Gesicht seines Freundes hatte sich beim Anblick seines Gastes in eine abweisende Maske verwandelt.

*

Wilhelms Brust war schlagartig eng geworden. Es hatte nichts Gutes zu bedeuten, wenn Johan de Witt ihn im Jagdschloss aufsuchte, statt ihren nächsten Termin in ´s-Gravenhage abzuwarten. Mit einem Wink verabschiedete er sich von seinen Freunden und übergab sein Pferd einem Stallknecht.

»Hoheit, eine dringende Angelegenheit treibt mich hierher. Ich muss Euch um ein Gespräch bitten.« Der höchste Staatsmann der Republik der Sieben Vereinigten Niederlande begrüßte ihn formvollendet. Im Gegensatz zu seinem Bruder Cornelis, der ein Trampel in einem Samtanzug war und unter der Fuchtel seiner Frau stand, hatte Johan de Witt die klassischen Züge einer antiken Statue: ein Raubvogelgesicht, umrahmt von langen schwarzen Haaren. Seine tiefschwarze Kleidung - natürlich aus teuersten Stoffen - unterstrich diesen Eindruck noch.

Den Regeln der Höflichkeit gehorchend, bat Wilhelm den Ratspensionär in den Salon. Er kannte de Witt, seit er denken konnte. Er hatte bereitgestanden, nachdem die Pocken seinen Vater dahingerafft hatten, und nach dem Tod der Mutter, als er zehn Jahre alt gewesen war, hatte der Ratspensionär sich noch mehr in sein Schicksal eingemischt. Seither war Johan de Witt immer mächtiger geworden, nicht zuletzt, nachdem er in die reiche und bestens vernetzte Amsterdamer Regentenfamilie Bicker eingeheiratet hatte. Vor zwei Jahren hatte de Witt ihn sogar zum »Kind des Staates« erklärt und seine Erziehung ganz an sich...

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Sabine Weiß arbeitete nach ihrem Germanistik- und Geschichtsstudium als Journalistin. Seit 2007 veröffentlicht sie erfolgreich Historische Romane, seit 2016 auch Kriminalromane um die junge Kommissarin Liv Lammers. Wenn sie nicht gerade mit ihrem Camper auf den Spuren ihrer Figuren reist und recherchiert, lebt Sabine Weiß mit ihrem Mann und ihrem Sohn in der Nähe von Hamburg.
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