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Blutige Düne

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
415 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am30.04.20201. Aufl. 2020
Ein kalter Sturm fegt über Sylt, und wer schuldig ist, wird sterben ...





Der lang ersehnte Kurzurlaub von Kommissarin Liv Lammers endet abrupt, als in der Mörderkuhle bei Tinnum ein Toter gefunden wird. 'Schuldig' steht mit schwarzem Nagellack auf seiner Haut. Das Opfer: ein Rocker, der für seine Skrupellosigkeit bekannt ist. Liv und ihre Kollegen von der Flensburger Mordkommission denken zunächst an eine Vergeltungsaktion. Doch bald gibt es einen zweiten Mordanschlag auf einen jungen Mann, der als Freiwilliger für eine Meeresschutz-Organisation arbeitet. Die Handschrift des Täters ist dieselbe ...




Liv Lammers ermittelt in ihrem vierten Fall auf Deutschlands beliebtester Ferieninsel


Sabine Weiß, Jahrgang 1968, arbeitete nach ihrem Germanistik- und Geschichtsstudium als Journalistin. Seit 2007 veröffentlicht sie erfolgreich Historische Romane, seit 2017 zusätzlich Krimis. Um an den Schauplätzen zu recherchieren, reist sie im Camper auf den Spuren ihrer Figuren durch Europa. Wenn sie nicht unterwegs ist, lebt Sabine Weiß mit ihrem Mann und ihrem Sohn in der Nähe von Hamburg.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEin kalter Sturm fegt über Sylt, und wer schuldig ist, wird sterben ...





Der lang ersehnte Kurzurlaub von Kommissarin Liv Lammers endet abrupt, als in der Mörderkuhle bei Tinnum ein Toter gefunden wird. 'Schuldig' steht mit schwarzem Nagellack auf seiner Haut. Das Opfer: ein Rocker, der für seine Skrupellosigkeit bekannt ist. Liv und ihre Kollegen von der Flensburger Mordkommission denken zunächst an eine Vergeltungsaktion. Doch bald gibt es einen zweiten Mordanschlag auf einen jungen Mann, der als Freiwilliger für eine Meeresschutz-Organisation arbeitet. Die Handschrift des Täters ist dieselbe ...




Liv Lammers ermittelt in ihrem vierten Fall auf Deutschlands beliebtester Ferieninsel


Sabine Weiß, Jahrgang 1968, arbeitete nach ihrem Germanistik- und Geschichtsstudium als Journalistin. Seit 2007 veröffentlicht sie erfolgreich Historische Romane, seit 2017 zusätzlich Krimis. Um an den Schauplätzen zu recherchieren, reist sie im Camper auf den Spuren ihrer Figuren durch Europa. Wenn sie nicht unterwegs ist, lebt Sabine Weiß mit ihrem Mann und ihrem Sohn in der Nähe von Hamburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732586042
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum30.04.2020
Auflage1. Aufl. 2020
Reihen-Nr.4
Seiten415 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2123 Kbytes
Artikel-Nr.4937730
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

3
Westerland, 12.23 Uhr

Liv trug das Surfbrett aus der Brandung. Auch wenn im September das Meer noch aufgeheizt vom Sommer war, zitterte sie am ganzen Leib. Der Ritt über die Wellen war erfüllend, aber auch kräftezehrend gewesen. Geschick, Tempo, Kraft - die Nordsee vor dem Brandenburger Strand hatte sie komplett gefordert. Dabei war der Sturm, der gestern über die Insel gefegt war, deutlich abgeflaut. Aber mit seiner kraftvollen Brandung und den Sandbänken war es eben ein anspruchsvolles Surfrevier, nicht umsonst maßen sich hier alljährlich die weltbesten Windsurfer.

Am Strand puderte feiner Sand ihre Füße. Liv legte Board und Rigg hin, wrang das Salzwasser aus den langen rotblonden Haaren und ließ den Blick schweifen. Obgleich Wolkenbank und Sonne noch um die Vorherrschaft kämpften, belebte sich der Strand vor der Westerländer Promenade stetig. In den Übergangsmonaten war das Wetter auf Sylt wie eine Wundertüte. Liv liebte die Nordseeküste bei jeder Witterung. Wenn die Sonne im Meer glitzerte und die Dünen oder das Kliff zum Strahlen brachte, kam sie zur Ruhe. Wenn der Sturm das Meer aufbäumte, Dünengräser durchzauste und Bäume in ihre windschiefe Form zwang, fühlte sie sich quicklebendig. Und sie liebte den Sound des Meeres: das Brodeln der Brandung genauso wie das Knistern und Glucksen des Watts, das heisere Rascheln des Strandhafers und des Flugsands, das Lied der Meerstrandläufer ebenso wie das gehässige Keckern der Möwen. Glasblau brandete die Nordsee vor ihr an den Strand und ließ Millionen winziger Tropfen aufsprühen, die in der Luft funkelten. Liv genoss das Glück dieses Augenblicks. Sie schmeckte das Meersalz auf den Lippen und atmete so tief ein, dass sie die Nordseeluft bis in ihre Schlüsselbeine und hinein in das Zwerchfell zu spüren meinte.

Jetzt suchte sie die Nordsee nach Sanna und Jan ab. Endlich hatte Liv die Jugendlichen entdeckt, die weit draußen mit den Wellen kämpften. Gebannt sah sie zu, wie Jan auf seinem Board zu einem Frontloop ansetzte: Ihr sechzehnjähriger Neffe war ein erfahrener Windsurfer. Sein Freund Kimi war sogar noch besser; bei ihm hatte das Surfen eine akrobatische Leichtigkeit. Es machte Spaß, den beiden bei ihren Manövern zuzusehen.

Einen Augenblick liebäugelte Liv damit, sich wieder in die Wellen zu stürzen. Ihre Augen suchten ihre Tochter. Sanna kämpfte mit einer Halse. Auch dieses Mal gelang der Bugwechsel nicht, und ihre Tochter landete im Wasser. Sicher hätte Liv ihr den einen oder anderen Tipp geben können, aber Sanna war fünfzehn, und die Letzte, auf die sie derzeit hören würde, war die eigene Mutter. Sanna nabelte sich ab, das war unverkennbar. Dass Liv mit ihren dreißig Jahren selbst noch jung war, gerne feierte und flirtete, machte ihr Zusammenleben nicht einfacher. Und der Streit ums Geld setzte ihnen natürlich auch zu. Seit Wochen lag Sanna ihr in den Ohren, weil sie am Schüleraustausch teilnehmen wollte; ausgerechnet nach Japan sollte es gehen. Alle ihre Freundinnen fuhren mit. Natürlich wollte Liv ihrer Tochter diese Chance gerne geben, aber mit ihr als Alleinverdienerin war das Familienbudget eben knapp. Zumal sich die nächste Reparatur ihres altersschwachen Bullis abzeichnete. Immerhin hatte sich das Verhältnis zwischen ihr und Sanna auf Sylt ein wenig entspannt. Katharina, Livs älteste Freundin und wie Liv waschechte Insulanerin, feierte heute ihren Geburtstag, weshalb sie und Sanna ein langes Wochenende in lockerer Runde auf Sylt verbrachten. Sanna war oft mit ihrem Cousin Jan unterwegs, der auf der Nordseeinsel lebte und ausnahmsweise nicht im Internat war.

Liv fasste in die vordere Schlaufe des Boards und ergriff mit der anderen Hand den Gabelbaum. Ihre Freunde hatten gerade die Logenplätze vor dem Restaurant Sunset Beach verlassen und waren im Aufbruch befindlich. Katharina reichte ihr ein Badehandtuch.

»Wir gehen jetzt in die Welle. Sehen wir uns gleich im Schwimmbad?«, fragte sie.

»Auf jeden Fall. Wir kommen nach.« Liv kuschelte sich in das flauschige Handtuch.

»Aber lass uns nicht so lange warten. Wir haben noch was vor«, sagte Arian und blinzelte Liv zu. Er war, wie Katharina, ein ehemaliger Klassenkamerad, den Liv jedoch jetzt zum ersten Mal seit langer Zeit wiedergetroffen hatte.

»Ihr zwei habt was vor? Noch vor meiner Feier?« Katharina grinste.

Liv buffte sie liebevoll. »Sei nicht so neugierig.« Tatsächlich war Arian ein kantiger Typ, der Liv durchaus in Versuchung hätte führen können. Allerdings war sie noch dabei, sich von der intensiven Affäre zu erholen, die sie im Sommer viel Herzblut und einige Nerven gekostet hatte. Sowieso hatte sie jetzt gerade keine Zeit für irgendwelche Flirts. Jetzt ging es um einen Geheimauftritt, den Katharinas Freunde für heute Abend planten. Liv hatte ihre Cajón aus Flensburg mitgebracht, das Schlagzeug hätte neben den Surfbrettern kaum in den Wagen gepasst.

Als die Freunde gegangen waren, schenkte Liv sich Tee aus der Thermoskanne ein und schmeckte der Mischung aus Lemongras und Pfefferminz nach. Wind, Wellen, freie Sicht, geliebte Menschen - mehr brauchte sie nicht.

Auch Sanna und die beiden Jungs kamen nun an Land. Liv ging ihnen entgegen. Ihre Tochter stürmte voraus, die Unzufriedenheit hatte einen Keil zwischen ihre Augenbrauen getrieben. Sanna war ehrgeizig, auch beim Handball. Kitesurfen oder Longboardfahren trainierte sie verbissen.

Liv wollte ihr mit dem Board helfen. »Das war doch schon super! Wenn du möchtest, dann zeige ich dir noch mal ...«

Sanna drehte sich weg. »Doch. Schon. Super«, wiederholte sie gereizt. »Danke, kein Bedarf! Von meinem Vater habe ich auf jeden Fall nichts geerbt - auch wenn das alle sagen.«

Die Worte ließen Liv erstarren - das war ein heikles Thema. Nach einer Schrecksekunde eilte sie Sanna nach. »Wer sagt was?«

Sanna fuhr herum. Gänsehaut zeichnete sich an ihrem Hals ab, und ihre Lippen waren blau von der Kälte. »Alle erzählen von meinem Vater, nur du schweigst ihn tot - wie immer.«

Vater, das Wort stieß Liv auf. Erzeuger träfe es besser, dachte sie bitter. »Er ist ja auch tot.« Noch immer spürte Liv Erleichterung über diese Tatsache, gleichzeitig schämte sie sich dafür. Boy war ihr Surflehrer gewesen, ihre erste Liebe - und ihr Vergewaltiger. Sanna wusste nicht, unter welchen Umständen sie gezeugt worden war, und sie sollte es auch nie erfahren, wenn es nach Liv ging.

Jan und Kimi hatten sie eingeholt - die Neoprenanzüge halb geöffnet, Meerwasser an den langen Wimpern, versprengte Sandkörner im Gesicht. Jan blickte verwirrt von einer zur anderen. Auch Livs Verhältnis zu Jan hatte sich beinahe normalisiert, das wollte sie nicht gefährden.

Ihre Familiengeschichte war kompliziert und voller Fallstricke. Als sie Teenager war, hatten traumatische Ereignisse zum Bruch mit ihrem Elternhaus geführt. Von ihrem gewalttätigen und tyrannischen Vater war Liv verstoßen und enterbt worden. Nur mit Hilfe ihrer Großmutter Elise hatte sie es geschafft, trotz des Babys ihre Schule zu beenden und eine Ausbildung zu machen. Nie wieder hatte sie etwas mit ihrem Vater Ocke zu tun haben wollen, der durch dubiose Immobiliengeschäfte reich geworden war.

Im letzten Jahr hatte allerdings ein Fall dazu geführt, dass Liv zum ersten Mal nach vierzehn Jahren wieder mit ihrer Schwester Annika gesprochen hatte. Und auch ihrem Vater war sie wieder begegnet. Allein bei der Erinnerung daran stellten sich ihre Nackenhaare auf.

Mit Jan hatte Liv sich allerdings sofort gut verstanden. Als sie erfahren hatte, dass ihr Neffe genauso unter dem hartherzigen Patriarchen Ocke zu leiden hatte wie sie damals, hatte es für sie kein Halten gegeben. Jan jedoch hatte gegen ihre Einmischung protestiert und den Kontakt zu Liv abgebrochen. Erst langsam und mit Sannas Hilfe hatten sie sich wieder angenähert.

Ehe Liv das Gespräch ins Unverfängliche drehen konnte, ließ ihr Handy aus dem Inneren des Seesacks einen Trommelwirbel ertönen.

»Ich muss da ran«, sagte sie entschuldigend. »Geht schon mal voraus zum Bulli und dann in die Welle.«

»Und wieder das Thema umschifft. Toll, Mam«, sagte Sanna ironisch. Kopfschüttelnd stapfte sie los.

Liv kramte das Smartphone heraus. Dreimal hatte jemand versucht, sie anzurufen. Ihr Herz schlug schneller. War etwas mit Elise? Ihre geliebte Großmutter war allein in Flensburg geblieben, weil sie arbeiten musste. Mit ihren sechsundsiebzig Jahren startete Elise gerade beruflich noch einmal so richtig durch.

Nervös entsperrte Liv das Handy. Die Erleichterung währte nur kurz - es war nicht Elise, sondern Hilke Hasselbrecht. Was war so wichtig, dass ihre Chefin sie in der Freizeit störte? Liv schätzte die erfahrene Ermittlerin sehr. Hasselbrecht leitete das K1, die Mordkommission Flensburg, mit Menschenkenntnis und Wärme. Mit Ende zwanzig hatte Liv das K1 bei einem Fall von häuslicher Gewalt unterstützt und war daraufhin von Hilke Hasselbrecht eingeladen worden, sich auf eine freie Stelle bei den Mordermittlern zu bewerben. Die K1-Chefin hatte ihr seitdem viele Chancen gegeben und ihr auch oft genug den Rücken gestärkt.

Hasselbrecht nahm sofort ab. »Ich habe bei Ihnen zu Hause angerufen. Ihre Großmutter berichtete mir, dass Sie auf Sylt sind, Liv. Wir haben einen Toten. Sie wissen ja, wie knapp wir durch Krankheit und Urlaub besetzt sind. Ich selbst bin derzeit unabkömmlich, und bis die Kollegen aus Flensburg auf der Insel eintreffen ...«

Es gab zwar eine Kriminalpolizei auf Sylt, für Verbrechen gegen das Leben war jedoch die Mordkommission Flensburg zuständig. Auch die...

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Autor

Sabine Weiß, Jahrgang 1968, arbeitete nach ihrem Germanistik- und Geschichtsstudium als Journalistin. Seit 2007 veröffentlicht sie erfolgreich Historische Romane, seit 2017 zusätzlich Krimis. Um an den Schauplätzen zu recherchieren, reist sie im Camper auf den Spuren ihrer Figuren durch Europa. Wenn sie nicht unterwegs ist, lebt Sabine Weiß mit ihrem Mann und ihrem Sohn in der Nähe von Hamburg.
Blutige Düne

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt