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Düsteres Watt

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
400 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am25.03.20221. Aufl. 2022
Aus Wasser ist alles, und ins Wasser kehrt alles zurück - Liv Lammers ermittelt in ihrem sechsten Fall auf Sylt




Sylt glüht unter der Sommerhitze. In den Wanderdünen bei List meldet ein anonymer Anrufer eine männliche Leiche. Der Tod des Mannes gibt Rätsel auf, denn obgleich das Opfer auf einer Düne liegt, ist es ertrunken. Zumindest die Identität ist rasch geklärt: Es handelt sich um Karl von Raboisen, den steinreichen Spross einer Adelsfamilie, der eine Villa in List besitzt. Seine Ehefrau Charlotte ist Politikerin, weshalb die Ermittlungen sofort im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Doch noch während Liv Lammers und ihre Kollegen von der Kripo Flensburg ermitteln, wird im Sylter Watt eine weitere Leiche angespült. Auch hier steht die Todesart im Widerspruch zum Fundort: Die Frau ist verdurstet. Makabrer Zufall oder Ergebnis eines perfiden Plans?


Sabine Weiß, Jahrgang 1968, arbeitete nach ihrem Germanistik- und Geschichtsstudium als Journalistin. Seit 2007 veröffentlicht sie erfolgreich Historische Romane, seit 2017 zusätzlich Krimis. Um an den Schauplätzen zu recherchieren, reist sie im Camper auf den Spuren ihrer Figuren durch Europa. Wenn sie nicht unterwegs ist, lebt Sabine Weiß mit ihrem Mann und ihrem Sohn in der Nähe von Hamburg.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,99
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAus Wasser ist alles, und ins Wasser kehrt alles zurück - Liv Lammers ermittelt in ihrem sechsten Fall auf Sylt




Sylt glüht unter der Sommerhitze. In den Wanderdünen bei List meldet ein anonymer Anrufer eine männliche Leiche. Der Tod des Mannes gibt Rätsel auf, denn obgleich das Opfer auf einer Düne liegt, ist es ertrunken. Zumindest die Identität ist rasch geklärt: Es handelt sich um Karl von Raboisen, den steinreichen Spross einer Adelsfamilie, der eine Villa in List besitzt. Seine Ehefrau Charlotte ist Politikerin, weshalb die Ermittlungen sofort im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Doch noch während Liv Lammers und ihre Kollegen von der Kripo Flensburg ermitteln, wird im Sylter Watt eine weitere Leiche angespült. Auch hier steht die Todesart im Widerspruch zum Fundort: Die Frau ist verdurstet. Makabrer Zufall oder Ergebnis eines perfiden Plans?


Sabine Weiß, Jahrgang 1968, arbeitete nach ihrem Germanistik- und Geschichtsstudium als Journalistin. Seit 2007 veröffentlicht sie erfolgreich Historische Romane, seit 2017 zusätzlich Krimis. Um an den Schauplätzen zu recherchieren, reist sie im Camper auf den Spuren ihrer Figuren durch Europa. Wenn sie nicht unterwegs ist, lebt Sabine Weiß mit ihrem Mann und ihrem Sohn in der Nähe von Hamburg.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751721189
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum25.03.2022
Auflage1. Aufl. 2022
Reihen-Nr.6
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1681 Kbytes
Artikel-Nr.8384225
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1
Listland, Sylt, 3. August, 18.08 Uhr

Er wusch sich das Blut ab, ließ das reinigende Wasser über seine Haut rinnen. Ganz ruhig war er. Was er getan hatte, war unvermeidbar gewesen. Kritisch kontrollierte er im Spiegel seinen Haarschnitt und die Rasur, für die er vorhin den Barbier seines Vertrauens aufgesucht hatte; im Nacken war der Cut einen Millimeter zu lang. Als er aus dem Bad trat, ließ das sattgelbe Sonnenlicht die Staubpartikel auf seinem Designerschreibtisch und der gläsernen Vitrine mit seinen Gadgets hell aufscheinen. Verärgert machte er sich eine Notiz. Er gab doch nicht Unsummen für seine technischen Liebhabereien aus, um sie verstauben zu lassen! Anschließend speicherte er die Sicherungskopie und klappte das MacBook zu. Alles war bestens vorbereitet, wie es sich gehörte.

Vom Fenster aus blickte er über die Dünen. Fackeln und blühende Friesenwälle umgaben das Grundstück. Rosafarbene, blaue und weiße Hortensien, lila Heidekraut, Duftrosen und Lavendel. Auf dem Rasen luden Sitzlandschaften zum Verweilen ein. Der Gartenpavillon war ansprechend dekoriert, samt der Feuerschale aus Edelstahl, einem Einzelstück aus schwedischer Manufaktur. Ein perfekter Abend auf einer perfekten Insel.

Es war eine ausgezeichnete Idee gewesen, ebenfalls ein Krebsfest zu veranstalten. In Schweden hatte dieses Event schon lange Tradition, und auch von der Sylter Society wurde bereits seit Jahrzehnten ein Krebsfest in Kampen gefeiert. Aber natürlich hatten die Gastgeber darauf kein Monopol. Denn auch ihre Gäste rissen sich um die Einladung. Und gerade, um Geschäftspartner, Politiker oder Damen für sich einzunehmen, eignete sich dieses von Völlerei, Champagner und Aquavit geprägte Spektakel ausgezeichnet. Seine Verwandtschaft liebte derartige Festivitäten ohnehin; der Adel feierte gern, von Steifheit keine Spur. Dieses Mal war er jedoch angespannt. Die wirtschaftlichen Turbulenzen hatten vielen zu schaffen gemacht, auch ihnen. Deshalb durfte nichts schiefgehen. Das heutige Krebsfest war in vielfacher Hinsicht ein Ritt auf der Rasierklinge.

Seine persönlichen Vorbereitungen nahmen einige Zeit in Anspruch, doch irgendwann trieb das satte Röhren eines Lotus Elise, gefolgt von dem Wummern eines Aston Martin Valkyrie, ihn zur Eile an. Es gab nicht viele Orte, an denen man die Gäste anhand des Motorsounds ihrer Autos erkennen konnte. Aber Sylt nannte man nicht umsonst das deutsche Long Island. Oder bezeichnete man die Hamptons, das Mekka der New Yorker Milliardäre, als amerikanisches Sylt? Letztlich war das belanglos. Diese Etikettierungen waren etwas für Armleuchter, Leute, die es nötig hatten, nicht für ihn.

In seinem Ankleidezimmer hingen der maßgeschneiderte Anzug und das Hemd mit fliederfarbenem Besatz am Krageninnensteg sowie den Innenmanschetten bereit. Während er die Ringe überstreifte, rief er auf dem großen LED-Bildschirm die Aufnahmen der Überwachungskameras auf. Die Luxuswagen in der Auffahrt. Gäste in eleganter Sommer-Couture. Im Entree Kellner mit Willkommensdrinks, vereinzelt Personenschützer. Im Vestibül waren die Tische festlich eingedeckt. Blumenbouquets überall. Er schaltete ins Büro, in Küche und Hauswirtschaftsräume, in denen es von Personal nur so wimmelte, in die Schlafzimmer und Kinderzimmer. Die Aufnahmen hatten ihm schon so manchen Vorteil eingebracht. Nicht, dass er das nötig hätte, aber Kontrolle war wichtig und verschaffte ihm Befriedigung.

Geschirrklappern, Gelächter, das Klirren von Champagnergläsern beim Zuprosten. Eine nervtötende Geräuschkulisse, die er heute jedoch ertragen würde. Immerhin geben die Krebse keine Schmerzensschreie von sich, wenn man sie ins kochende Wasser wirft, dachte er. Da man pro Person zwölf bis fünfzehn Krebse rechnete, würde die Villa ansonsten von einem tausendfachen Schrei erschüttert werden. Seltsamerweise amüsierte ihn die Vorstellung.

Kaum konnte er sich von den Bildern losreißen. Er liebte es, die anderen zu steuern, ohne dass sie es merkten. Noch mehr liebte er es, wenn sie sich seinem Willen fügen mussten. Doch was war das? Heiße Wut schoss durch seine Adern. Wer das getan hatte, musste zur Rechenschaft gezogen werden, und zwar aufs Strengste!

***

Die Wanderdünen wirkten in den nächtlichen Schatten wie verwunschen. Wenig erstaunlich, dass diese Landschaft mit diversen Sagen und Mythen verwoben ist, schoss ihr durch den Kopf, während ihr Auto über die Landstraße raste. Geschichten von Hexentanzplätzen und Teufelsbeschwörungen rankten sich um diese Dünen. Ein mulmiges Gefühl ergriff sie, als sie den Wagen am Fahrbahnrand abstellte und ausstieg. Wo sich sonst Autokolonnen an Fahrradfahrern vorbeischoben, um die Urwüchsigkeit von Listland zu erobern, herrschte jetzt absolute Leere. Glücklicherweise würde die Dämmerung bald die unheimlichen Schatten vertreiben.

Leise drang das Grollen des Meeres zu ihr. Kaum Wind. Die salzgeschwängerte kühle Luft war eine Wohltat, nachdem in den letzten Tagen ein Temperaturrekord den anderen gerissen hatte. Und ein Ende der Hitzewelle war noch nicht abzusehen, das hatte sie auf dem Wetterradar gesehen. Das war aber nicht der Grund, warum sie den Schutz der Nacht gesucht hatte.

Sie holte den viereckigen Rucksack aus dem Kofferraum, setzte ihn auf und marschierte auf die Wanderdünen zu. Das Schild mit der Aufschrift: »Betreten verboten! Das gesamte Dünengebiet ist Naturschutzgebiet! Die Trampelpfade sind nur für die vierbeinigen Schafe!«, ignorierte sie. Sie war kein Schaf, weder mit zwei noch mit vier Beinen, sondern ein Mensch mit einem Ziel.

Es war weiter, als sie gedacht hatte. Weich umrieselte der Sand jeden Schritt, als sie die erste Düne erklomm. Sie ging zügig, geriet außer Atem. Schweißtropfen rannen ihren Rücken hinunter. Die Hände unter die Riemen des Rucksacks geschoben, hielt sie inne. Um sie herum zeichneten sich die Dünenkuppen gegen den Himmel ab. Eine sah wie die andere aus: karge Sandflanken und finstere Abgründe. Die Sylter Sahara, malerisch wie ein Schwarz-Weiß-Foto von Ansel Adams. Ob man sich hier wie in der echten Wüste verirren konnte? Gut, dass sie sich im Gelände zu orientieren wusste. Sie ließ den Blick schweifen. Kaum Lichter am Lister Ortsrand. In der Ferne durchschnitten die Signalfeuer der Leuchttürme die Nacht.

Hinter ihr raschelte etwas. Ihr Herz tat einen Sprung, sie riss den Kopf herum. Nichts zu sehen. Vermutlich hatte sie nur ein Kaninchen oder einen der Fasane aufgeschreckt, die auf der Insel oft herumstreiften. Alles war wieder still. Kaum zupfte eine Bö am Dünengras. Schnell lief sie weiter. In der Dünensenke klang ihr Atem so laut, dass sie unwillkürlich die Luft anhielt. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, hierherzukommen. Sie tastete nach ihrem Handy, fand es aber nicht. Es musste im Rucksack sein.

Im Augenwinkel nahm sie eine Bewegung wahr. Mit rasendem Puls starrte sie ins Zwielicht. War dort jemand? Ein Halbmond aus Sand an der nächstgelegenen Düne rieselte weg, als hätte jemand gerade seinen Fuß herausgezogen. Sei nicht albern. Wer stromert um diese Zeit schon verbotenerweise im Naturschutzgebiet herum? So verrückt wie du ist doch keiner! Oder war es etwa ...

Im selben Augenblick blinzelten zaghaft die ersten Sonnenstrahlen über die Dünenkuppe. Sie versuchte, ihre Furcht beiseitezudrängen. Beeilung! Als sie die nächste Erhöhung erreicht hatte, setzte sie den Rucksack ab und packte das Gerät aus. Ein freudiges Kribbeln erfasste sie beim Anblick des technischen Wunderwerks. Sie liebte diesen Moment, lebte für diese Augenblicke. Kaum ein Windhauch bewegte die Rotorblätter des Quadrocopters. Der Himmel war beinahe wolkenlos - die Aufnahmen würden spektakulär werden. Natürlich würde sie die Fotos und Filme nicht unter ihrem richtigen Namen veröffentlichen. Der Betrieb unbemannter Flugobjekte über Naturschutzgebieten war untersagt und wurde teilweise mit einem Bußgeld in fünfstelliger Höhe bestraft. Aber unter den Drohnen-Fans kannte ohnehin jeder ihre Handschrift. Niemand filmte an Lost Places oder verbotenen Orten so spektakulär wie sie. Diese Aufnahmen würden ihr Respekt einbringen. Und sie schadete ja niemandem.

Routiniert koppelte sie Controller und Handy. Dann startete sie mit ihrem Smartphone die Drohne. Kontrollierte noch einmal alle technischen Einstellungen.

Wie eine Wespe surrend erhob sich der Copter in die Luft. Ein Glücksgefühl durchströmte sie. Ein wenig war es, als würde sie mit in den Himmel aufsteigen. Höher und höher schoss die Drohne. Auf dem Display des Handys betrachtete sie gebannt die Landschaft, die das Kameraauge enthüllte. Gemächlich flog sie den Dünengürtel ab. Die Weite der Natur, die langsam aus dem Schlaf zu erwachen schien, das Meer, das auf beiden Seiten die Insel liebkoste. Ein Streifflug über die Häuseransammlung am Ortsrand von List, dann zurück über die Wanderdünen. Wie malerisch der Sonnenaufgang war! Das Licht verzauberte das Cremeweiß der Dünen, das kräftige Lila des Heidekrauts und das Anthrazit der Dünengräser. Gebannt bewegte sie die Joysticks des Controllers, um zu filmen und zu fotografieren.

Jetzt noch einmal ein Tiefflug über die drei Lister Wanderdünen. Plötzlich stolperte ihr Herzschlag. Was lag da auf der Düne? War das ...

Ihre Handflächen wurden schlagartig feucht. Sie ließ die Drohne tiefer sinken. Keine Reaktion auf das Herannahen des Flugobjekts, auf deren schrilles Surren.

Auf einmal in der Ferne ein hartes Klacken. Beinahe gleichzeitig flackerte das Bild auf dem Smartphone. Das Display wurde schwarz. Herzrasen. Hatte ein Vogel die Drohne angegriffen? Waren soeben Hunderte Euros in den Dünen versenkt worden? Schon...

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