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Leuchtturmsommer

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
383 Seiten
Deutsch
Bastei Entertainmenterschienen am31.03.20231. Aufl. 2023
Nach einer Lebenskrise zieht Eva mit ihrer fünfzehnjährigen Tochter an die Ostsee, um sich dort ihren Traum zu erfüllen und neu zu starten. Doch ihr Optimismus wird auf eine harte Probe gestellt, denn ihre Teenagertochter scheint Probleme magisch anzuziehen, und die Übernahme des örtlichen Cafés läuft alles andere als rund. Besonders der brummige Standesbeamte Jakob sieht die Neuzugänge im Ort kritisch. Dabei benötigt Eva für das Café dringend die Hochzeitsempfänge, um Geld in ihre Kasse zu spülen. Erst als Eva Jakob näher kennenlernt, erkennt sie, wie es gelingen könnte, seine harte Schale zu knacken. Aber dann geschieht etwas, das nicht nur Evas Herz ein weiteres Mal zu brechen droht ...



Marie Merburg wurde am 7.7.1977 in Mühlacker in Süddeutschland geboren. Nach dem Studium in Stuttgart zog sie mit ihrer Familie in die Nähe von Heilbronn, wo sie auch heute noch lebt. Für ihre Romane hat sie sich die deutsche Ostseeküste als Schauplatz ausgesucht, weil sie von der Landschaft und den Menschen dort fasziniert ist. Unter dem Namen Janine Wilk schreibt die Autorin auch erfolgreich Kinder- und Jugendbücher.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextNach einer Lebenskrise zieht Eva mit ihrer fünfzehnjährigen Tochter an die Ostsee, um sich dort ihren Traum zu erfüllen und neu zu starten. Doch ihr Optimismus wird auf eine harte Probe gestellt, denn ihre Teenagertochter scheint Probleme magisch anzuziehen, und die Übernahme des örtlichen Cafés läuft alles andere als rund. Besonders der brummige Standesbeamte Jakob sieht die Neuzugänge im Ort kritisch. Dabei benötigt Eva für das Café dringend die Hochzeitsempfänge, um Geld in ihre Kasse zu spülen. Erst als Eva Jakob näher kennenlernt, erkennt sie, wie es gelingen könnte, seine harte Schale zu knacken. Aber dann geschieht etwas, das nicht nur Evas Herz ein weiteres Mal zu brechen droht ...



Marie Merburg wurde am 7.7.1977 in Mühlacker in Süddeutschland geboren. Nach dem Studium in Stuttgart zog sie mit ihrer Familie in die Nähe von Heilbronn, wo sie auch heute noch lebt. Für ihre Romane hat sie sich die deutsche Ostseeküste als Schauplatz ausgesucht, weil sie von der Landschaft und den Menschen dort fasziniert ist. Unter dem Namen Janine Wilk schreibt die Autorin auch erfolgreich Kinder- und Jugendbücher.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783751728058
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum31.03.2023
Auflage1. Aufl. 2023
Seiten383 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1159 Kbytes
Artikel-Nr.9166233
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1. Kapitel

Meine Ankunft in Liebwitz hatte ich mir ganz anders vorgestellt - schöner, freundlicher und vor allem sonniger.

Erschöpft von der langen Autofahrt und zitternd vor Kälte stand ich auf der Aussichtsplattform des Leuchtturms neben Bürgermeister Dirk Jansen, der merklich schlechte Laune hatte. Eigentlich kein Wunder bei dem Wetter. Die bedrohlich dunklen Wolken hingen so tief am Himmel, als würde eine schwere Last sie in Richtung Meer drücken. Die aufgewühlte Ostsee sah aus wie ein Eimer Dreckwasser nach dem Frühjahrsputz, und unter uns brandeten die Wellen wütend ans Ufer der Landzunge. Der Anblick war trist und deprimierend. Ob das ein schlechtes Omen war? Immerhin begann für meine Tochter Nele und mich heute ein neues Leben. Nach allem, was hinter uns lag, war unser Umzug nach Liebwitz ein bedeutender Moment. Von nun an sollte es wieder aufwärtsgehen!

In diesem Augenblick wirbelten kraftvolle Böen meine Haare umher, und ein unangenehmer Graupelschauer setzte ein. Die kleinen Körner pickten wie Nadeln auf meiner Haut. Na toll! Ich kniff schützend die Augen zusammen und trat einen Schritt von der Brüstung zurück unter das schmale Vordach. Laut Statistik gab es an der Ostseeküste die meisten Sonnenstunden im Jahr, aber ausgerechnet heute war davon nichts zu sehen. Die Halbinsel Darß-Fischland-Zingst schien über die Ankunft seiner neuen Bewohnerin nicht sonderlich erfreut zu sein.

Natürlich wusste der rationale Teil in mir, dass solche Interpretationen von Naturereignissen völliger Blödsinn waren. Trotzdem nährte das garstige Wetter meine ohnehin schon schwelenden Zweifel. Denn mir war durchaus klar, dass man Schwierigkeiten nicht dadurch entkam, indem man seine Sachen packte und ans andere Ende des Landes zog. Allerdings floh ich damit nicht nur vor meinen eigenen Problemen: Um dem Schrecken ihrer Vergangenheit zu entkommen, brauchte Nele dringend eine neue Umgebung. Davon war ich überzeugt. Leider sah sie selbst das völlig anders. Nele war nicht sonderlich glücklich über den Umzug - und das war noch milde ausgedrückt. Kaum jemand konnte einem das Leben so schwer machen wie ein fünfzehnjähriger bockiger Teenager. Dagegen war eine Armee von Orks eine harmlose Kuscheltruppe.

Wo steckte Nele eigentlich schon wieder? Ich blickte mich suchend um. Gerade eben war sie noch hinter mir gewesen.

Dirk Jansen stand wie angewurzelt neben mir. Er schien den Regen nicht mal zu bemerken, obwohl sein schütteres Haar schon nass am Kopf klebte. Der Bürgermeister war ungefähr zehn Jahre älter als ich und ging auf die fünfzig zu. Mit entrückter Miene starrte er aufs Meer hinaus, während er sich mit einer Hand über den massigen Bauch strich. Immerhin war er mit seinem Regenmantel, den er über seinem Anzug trug, besser gegen das schlechte Wetter geschützt als ich. Meine dünne Strickweste über meiner weißen Bluse und meine Chinos passten deutlich besser zu dem warmen Sonnenschein am Tegernsee, wo wir bisher gelebt hatten.

»Ist so ein Sturm normal für Mai?«, rief ich, doch der Wind schien mir meine Worte einfach von den Lippen zu reißen und davonzutragen.

Herr Jansen hatte mich trotzdem gehört, denn er wandte mir den Kopf zu. Da wir bisher nur telefoniert oder geskypt hatten, war dies unser erstes persönliches Treffen. Bei unseren früheren Gesprächen war er überaus charmant und jovial gewesen - eben ein typischer Politiker, der ohne Punkt und Komma reden konnte. Heute war er jedoch äußerst schweigsam und wirkte gereizt. Um ihn aus der Reserve zu locken, schenkte ich ihm ein freundliches Lächeln. So etwas bewirkte bei schlecht gelaunten Menschen oft Wunder!

Doch die erhoffte Reaktion blieb aus. Seine Mundwinkel zeigten nach wie vor nach unten, und seine Miene drückte pure Unzufriedenheit aus. »Was für ein Sturm?«

Wortlos deutete ich mit dem Zeigefinger nach oben zum wolkenverhangenen Himmel, während meine umherpeitschenden kastanienroten Locken ein Eigenleben zu entwickeln schienen. Ich kam mir vor wie Medusa aus der griechischen Sage.

»Ach, das bisschen Regen?« Er winkte ab. »Das ist doch nichts. Ruckzuck scheint wieder die Sonne.«

Das bezeichnete er als nichts? Für Insulaner wie Herr Jansen war es offenbar erst dann ein Sturm, wenn die Touristen vom Wind durch die Gassen gekegelt wurden und sich panisch an die Laternenpfähle klammerten.

Er beäugte mich misstrauisch. »Das müsste Ihnen eigentlich bekannt sein. Ich dachte, Sie waren schon oft an der Ostsee?«

»Stimmt, aber ich war immer nur im August hier«, erwiderte ich. Wehmut überkam mich. Ich spürte, wie ich bei der Erinnerung an diese Zeiten lächeln musste. Eigentlich war es für mich als Hotelchefin ein No-Go gewesen, in der Hochsaison selbst Urlaub zu machen, aber diese zwei Wochen mit meinem Ehemann und meiner Tochter waren mir immer heilig gewesen.

»Im Hochsommer war das Wetter nie so schlecht wie heute«, fuhr ich fort. »Anscheinend hatten wir immer Glück. Ich war mit meiner Familie oft auf Rügen. Besonders in Glowe.«

»Ach, Rügen ...« Er zog ein Gesicht, als würde es sich bei der Insel um einen Erzrivalen handeln. »Jeder Doofe fährt nach Glowe.«

Irritiert sah ich ihn an. »Wie bitte?«

Er räusperte sich. »Nur so ein alter Spruch aus früheren Zeiten, vor der Wende.« Er strich sich über die Stirn, um ein paar Regentropfen beiseitezuwischen. »Aber Sie müssen sich bewusst sein, dass es etwas völlig anderes ist, hier Urlaub zu machen oder hier zu leben. Die Arbeit ist genauso anstrengend wie an Land, und auch bei uns hat der Stress Einzug gehalten. Am Strand findet man uns Insulaner nur selten.«

Ich nickte. »Das kann ich mir denken. Immerhin komme ich ebenfalls aus einer Urlaubsregion und war im Tourismusbereich tätig. Die Gastronomie ist nur was für die Harten. Das hat mein Großvater immer gesagt.«

Meine Bemerkung schien ihn wieder daran zu erinnern, weshalb ich hier war. Seine Mundwinkel hoben sich ein wenig.

»Deshalb sind wir auch so froh, dass wir Sie für unser Café am Leuchtturm gewinnen konnten, Frau Huber«, versicherte er mir. »Eine Frau mit Ihrer Erfahrung und Reputation ist für uns Gold wert. Immerhin haben Sie jahrelang ein renommiertes Hotel mit Restaurant geführt. Wird Sie unser kleines Café da überhaupt ausfüllen?«

Diese Frage stellte er mir nicht zum ersten Mal. Für einen Außenstehenden musste es befremdlich wirken, dass ich ein großes Hotel, das schon in der dritten Generation in Familienbesitz gewesen war und den allerbesten Ruf genoss, aufgegeben hatte, um ein kleines Café an der Ostseeküste zu übernehmen. Doch über dieses Thema sprach ich nur ungern.

»Ich finde den Gedanken eher beruhigend, nicht mehr so viel Verantwortung tragen zu müssen«, sagte ich ausweichend. »Einen Betrieb mit so vielen Gästen und Angestellten am Laufen zu halten, kann sehr belastend sein.«

Ich zögerte kurz. Es würde mich wohl nicht umbringen, wenn ich Herrn Jansen einen kleinen Teil der Wahrheit gestand. »Außerdem habe ich eine unschöne Trennung hinter mir.«

Prompt glätteten sich die Falten auf seiner Stirn. »Aha! Für Sie beginnt hier ein neuer Lebensabschnitt, ich verstehe.«

Er setzte sich in Bewegung, um den Rundgang fortzusetzen. Ein Glück! Noch etwas länger, und ich wäre an Ort und Stelle festgefroren. Trotz des Wetters war er bei unserer Ankunft nicht davon abzubringen gewesen, uns den Leuchtturm zu zeigen. Anscheinend war er der ganze Stolz des Bürgermeisters.

»Seit der Turm vor zwei Jahren instandgesetzt worden ist, zieht er zahlreiche Gäste an«, berichtete er. »Er ist zum Wahrzeichen unseres Dorfs geworden. Und auch immer mehr Heiratswillige kommen her, um sich hier oben trauen zu lassen. Davon kann natürlich auch Ihr Café profitieren.«

Ich nickte. Gleich bei unserem ersten Telefonat hatte er mir von seinem Marketingkonzept erzählt. Da im Dorfnamen das Wort Liebe zu finden war, vermarktete sich Liebwitz seit zwei Jahren als Dorf der Liebe. Denn hier lebte das älteste Ehepaar Deutschlands - Else und Heinz Jahnke. Die Namen hatte ich deshalb so gut im Kopf, weil mir Herr Jansen erst vor wenigen Minuten im Erdgeschoss eine Art Ehrenaltar der Jubilare mit einer Fotocollage und den Lebensdaten gezeigt hatte. Für Liebwitz sprach ebenfalls, dass es eine der niedrigsten Scheidungsraten an der Ostseeküste vorzuweisen hatte. Für Brautpaare, die sich im Leuchtturm das Jawort geben wollten, war das ein gutes Omen. Jedenfalls behauptete das der Bürgermeister.

Wir erreichten wieder die Tür der Plattform und trafen dort auf meine Tochter Nele. Ihr hübsches Gesicht war zu einer verärgerten Fratze verzogen, und schon der Anblick ihres bauchfreien Oberteils jagte mir einen Schauer über den Rücken. Ich kämpfte gegen das dringende mütterliche Bedürfnis an, ihr meine Strickweste überzuwerfen. Aber das hätte nur zu einem Eklat geführt. Schlimmstenfalls hätte sie mich mit den Ärmeln meiner Jacke erdrosselt. Mittlerweile war meine Tochter größer als ich und überragte mich um einige Zentimeter - eine Tatsache, die meiner Autorität nicht sonderlich zuträglich war.

»Fuck! Wir sind hier am Arsch der Welt«, motzte sie. Kopfschüttelnd sah sie auf das kleine Dorf zu unseren Füßen. »In dieser scheiß Einöde werde ich noch zum Hinterwäldler-Lauch.«

»Nele!«, zischte ich schockiert.

Mittlerweile war ich mit ihrer Jugendsprache ein wenig vertraut. Deshalb wusste ich, dass mit Lauch nicht das Gemüse, sondern eine schlanke, hochgewachsene Person mit wenig Esprit gemeint war. Meine Tochter war tatsächlich so...

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Autor

Marie Merburg wurde am 7.7.1977 in Mühlacker in Süddeutschland geboren. Nach dem Studium in Stuttgart zog sie mit ihrer Familie in die Nähe von Heilbronn, wo sie auch heute noch lebt. Für ihre Romane hat sie sich die deutsche Ostseeküste als Schauplatz ausgesucht, weil sie von der Landschaft und den Menschen dort fasziniert ist.Unter dem Namen Janine Wilk schreibt die Autorin auch erfolgreich Kinder- und Jugendbücher.
Leuchtturmsommer

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt