Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Mord im Ringpark

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
216 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am14.09.20222024
Würzburg 1887/1888. Der schwedische Gartenarchitekt Jöns Lindahl wird erschossen im Ringpark aufgefunden. Alles spricht für einen Selbstmord. Doch Georg Hiebler, Beamter im Königlich Bayerischen Innenministerium, glaubt nicht daran. Stur, ehrgeizig und rastlos beginnt er zu ermitteln. Auf die Unterstützung der Gendarmerie kann er nicht zählen, beginnt doch in wenigen Tagen der Faschingsumzug. Eine Spur führt Hiebler zu den Theosophen, einer Gruppe Esoteriker. Doch am Ende kommt alles anders ...

Geboren und aufgewachsen ist Alexander Meining in München. Dort studierte er Geschichte und später Medizin. Mittlerweile lebt und arbeitet er in Würzburg. 2018 begann er, zunächst unter einem Pseudonym, zeitgenössische und historische Romane zu schreiben. Mit 'Mord im Ringpark' startet er eine Reihe historischer Krimis mit dem schönen Würzburg des ausgehenden 19. Jahrhunderts als Kulisse. Reale Personen und historische Ereignissen bieten hierbei den Rahmen für fiktive Geschichten, bei denen der Schauplatz, die Epoche, die Charaktere und die Spannung im Vordergrund stehen.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99
E-BookPDF0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextWürzburg 1887/1888. Der schwedische Gartenarchitekt Jöns Lindahl wird erschossen im Ringpark aufgefunden. Alles spricht für einen Selbstmord. Doch Georg Hiebler, Beamter im Königlich Bayerischen Innenministerium, glaubt nicht daran. Stur, ehrgeizig und rastlos beginnt er zu ermitteln. Auf die Unterstützung der Gendarmerie kann er nicht zählen, beginnt doch in wenigen Tagen der Faschingsumzug. Eine Spur führt Hiebler zu den Theosophen, einer Gruppe Esoteriker. Doch am Ende kommt alles anders ...

Geboren und aufgewachsen ist Alexander Meining in München. Dort studierte er Geschichte und später Medizin. Mittlerweile lebt und arbeitet er in Würzburg. 2018 begann er, zunächst unter einem Pseudonym, zeitgenössische und historische Romane zu schreiben. Mit 'Mord im Ringpark' startet er eine Reihe historischer Krimis mit dem schönen Würzburg des ausgehenden 19. Jahrhunderts als Kulisse. Reale Personen und historische Ereignissen bieten hierbei den Rahmen für fiktive Geschichten, bei denen der Schauplatz, die Epoche, die Charaktere und die Spannung im Vordergrund stehen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839272886
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum14.09.2022
Auflage2024
Reihen-Nr.1
Seiten216 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2345 Kbytes
Artikel-Nr.9224295
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel drei

Hiebler kam am Nachmittag des 30. Januar 1888 am neuen Würzburger Hauptbahnhof an. Die Stadt zeigte sich für einen Wintertag von ihrer freundlichen Seite. Es war zwar mit knapp über dem Gefrierpunkt kühl, aber die Sonne schien und es war windstill. Hiebler stellte seine Reisetasche auf dem Bahnsteig ab und blickte sich um. Hinter dem Bahnhof ging es steil einen Hang bergauf, vor ihm lag die Stadt. Die Hügel waren braun und baumlos. Stattdessen sah er Felder, die er momentan nicht richtig einordnen konnte. In akkurat angelegten Reihen mit ein bis zwei Metern Abstand standen etwa 70 Zentimeter hohe Pflöcke Spalier. Die gesamte Erhebung war voll damit. Die Pflöcke sahen aus wie knorrige Holzkeulen, die man in den Boden gerammt hatte. Er überlegte, um was es sich hierbei handelte. Dergleichen hatte er bisher noch nie gesehen.

Ein Passant, der Hieblers Ratlosigkeit erkannte, gab ihm die Antwort: »Beeindruckend, oder? Das ist der Würzburger Stein«, sagte er. »Hier wächst der beste Wein der Welt - zumindest für uns Unterfranken!«

Hiebler nickte. »Ah, Rebstöcke!«, sagte er.

»So ist es! Unser Silvaner, um genau zu sein«, erklärte der Mann weiter. »In sechs Monaten ist hier alles grün, in acht Monaten hängen die Trauben an den Stöcken. Mitte September erfolgt die Weinlese.«

Hiebler nickte stumm. Ihm war die eigene Unwissenheit peinlich. Da hatte man studiert, arbeitete im Ministerium des Königreichs Bayern und konnte nicht mal Rebstöcke erkennen. Für ihn war Wein immer ein fremdes Getränk gewesen. Etwas, das aus Frankreich oder Italien kam und nur zu besonderen Anlässen getrunken wurde. Für ihn als Münchner gab es nur Bier und Wasser.

»Sie sind aber nicht von hier, oder?«, sprach der Mann weiter.

Hiebler lächelte verlegen, nahm seine Tasche und wandte sich ab, ohne eine Antwort zu geben.

Vom Bahnsteig aus durchquerte er die Bahnhofshalle. Vor dem Gebäude öffnete sich ein kleiner Platz. Er ließ sich die Sonne ins Gesicht scheinen und warf einen Blick auf die Stadt. Hiebler sah ein halbes Dutzend Kirchtürme auf engsten Raum über die Dächer der Innenstadt hinausragen. In das Zentrum führte eine Straße mit breiten Gehwegen und vielen Geschäften unterschiedlichster Art an beiden Seiten. Um zur Straße zu kommen, musste man den Bahnhofsvorplatz überqueren. Dieser ging wiederum links und rechts in eine Parkanlage über. Die Bäume des Parks waren relativ niedrig, es gab fast nur abgesperrte Areale. Die vielen Passanten auf dem Weg zum oder vom Bahnhof weg quälten sich über sandige Wege. Neben den befestigten Wegen waren vereinzelt Pflastersteine aufgehäuft und Sand zu kleinen Hügeln aufgeschüttet.

Eine Baustelle, dachte Hiebler. Die Baustelle eines Parks - Lindahls Parks.

Hiebler ließ sich mit dem Fußgängerstrom mitreißen, überquerte den Platz und ging durch die Kaiserstraße bis zur Theaterstraße. Auf dem Weg sah er viele Pensionen und Hotels. Diese erschienen ihm jedoch entweder zu luxuriös oder aufgrund der Lage an der Einkaufsstraße zu laut. Er ging ein Stück weiter und sah in der Ferne ein riesiges Gebäude mit üppigen Verzierungen und in Stein gehauenen Figuren ockerfarben glänzend. Das muss die Residenz sein, dachte er sich. So groß und doch so zentral in der Stadt gelegen.

Als Hiebler auf Höhe der Semmelstraße ankam, ging er ein Stück stadtauswärts, bis er eine Pension fand, die er sich zumindest von innen ansehen wollte. Die Fassade wirkte einladend und sauber. An der Tür hing ein Schild mit der Aufschrift »Pension Altbayern«.

»Passt doch hervorragend«, murmelte er schmunzelnd und trat ein.

Von der Eingangstür führte ein kurzer und schmaler Flur zu einem Tresen. Dahinter sah er ein hölzernes Regal mit fünf Fächern und mit Messing beschlagenen Schildern mit den jeweiligen Zimmernummern. Zwei Schlüssel hingen an Haken vor den Fächern. Auf dem Rezeptionstisch stand eine Glocke mit einem handgeschriebenen Zettel davor: »Bei Abwesenheit bitte klingeln!«

Hiebler drehte sich nach rechts und blickte in einen offenen Raum. Über dem Türrahmen hing ein Schild mit der Aufschrift »Frühstückssaal«. Er trat in den Raum, der freundlich und einladend wirkte. Durch die Fenster drang das helle Licht der Nachmittagssonne. Er sah drei runde Tische mit jeweils vier Stühlen. Zentral zwischen zwei Fenstern hing ein Porträt des Prinzregenten Luitpold - ein Mann mit strahlenden Augen, leuchtend blauer Uniform, auf der zahlreiche Orden befestigt waren, und mächtigem, bis zur Brust reichendem, grau meliertem Bart.

»Kann ich Ihnen helfen?«, hörte Hiebler plötzlich eine weibliche Stimme hinter seinem Rücken.

Er drehte sich rasch um und sah im Türrahmen eine stämmige, etwa 50 Jahre alte Frau stehen. Sie trug eine Hausarbeitsschürze über einem schwarzen Kleid. Ihre Backen strahlten rot, und ihre teils blonden, von grauen Strähnen durchzogenen Haare waren geflochten und zu einem Haarkranz hochgebunden.

»Ja!«, erwiderte Hiebler, »ich bin auf der Suche nach einer Unterkunft.«

»Na, dann kommen S mal mit zur Rezeption!«, sagte die Frau. Sie sprach zu Hieblers Überraschung mit oberbayerischem Akzent.

Die Frau kramte hinter dem Tresen an der Rezeption ein Buch und einen Stift hervor.

»Wie lange wollen Sie denn bleiben?«, fragte sie.

»Zunächst mal eine Woche«, antwortete Hiebler. »Vielleicht aber auch länger.«

»Eine Woche mit Frühstück kostet sieben Mark. Bezahlt wird im Voraus. Und: keine Damenbesuche! Dies ist ein anständiges Haus!«

Hiebler nickte.

»Na gut! Dann brauche ich Ihren Namen, Wohnort und Zweck der Reise.«

»Georg Hiebler, München, geschäftlich!«

Die Frau notierte Hieblers Angaben in das Buch.

»Sie kommen aber auch nicht von hier?«, fragte Hiebler währenddessen.

»Da haben Sie recht«, antwortete die Frau lächelnd, klappte das Buch wieder zu und verstaute es hinter dem Tresen. »Ich komme aus der Ingolstädter Gegend, aus Neuburg an der Donau. Vor 30 Jahren bin ich meinem Mann hierher gefolgt. Seitdem führe ich diese Pension. Bis vor zwei Jahren gemeinsam mit meinem Mann, seit seinem Tod alleine. Kinder waren uns nicht vergönnt.«

»Das tut mir leid.«

»Braucht Ihnen nicht leidtun. Mit den Kindern ist es halt manchmal so, und was meinen Mann, den Leopold, betrifft, der ist betrunken von einer Kutsche überfahren worden. Sie haben ja keine Ahnung, wie das hier im Sommer ist. Ein Weinfest nach dem anderen, und die ganze Stadt ist besoffen. Kein Wunder, wenn dann solche Unfälle passieren.«

Hiebler blickte sie überrascht an.

»Na ja, jetzt mach ich es halt alleine, und aus der Pension Reckziegel wurde eben die Pension Altbayern«, sagte sie mit einem gewissen Stolz in der Stimme.

»Sie sind dann also Frau Reckziegel?«, fragte Hiebler.

»Das bin ich, Balbine Reckziegel«, antwortete die Frau lächelnd.

Hiebler reichte ihr die Hand. »Georg Hiebler aus München«, erwiderte er. »Aber das wissen Sie ja bereits.«

Sie schüttelten sich die Hände.

Frau Reckziegel griff nach einem Schlüssel in dem Regal hinter sich.

»Freut mich, Herr Hiebler! Hier ist Ihr Zimmerschlüssel. Die Eingangstür wird um 20 Uhr abends verschlossen. Dafür ist der kleine Schlüssel am Bund. Frühstück gibt es zwischen 7 und 8 Uhr. Kleinere Mahlzeiten dürfen Sie auf dem Zimmer zu sich nehmen. Ansonsten gibt es hier in der Gegend viele Möglichkeiten einzukehren.«

Er nahm den Schlüsselbund mit einem kurzen Nicken entgegen und kramte aus seiner Geldbörse sieben Mark hervor.

»Besten Dank!«, erwiderte Frau Reckziegel und nahm das Geld. »Ach, und eine Sache noch: Bis zum elften Februar können Sie hier gerne bleiben, dann bin ich wegen einer großen Veranstaltung ausgebucht. Vom elften bis zum 15. Februar ist der Kongress der Theosophischen Gesellschaft. Es werden mehr als 300 Teilnehmer erwartet. Hier, in Würzburg! Stellen Sie sich das vor!«

Frau Reckziegel lächelte erwartungsfroh.

»Ich denke, dass meine Geschäfte bis dahin erledigt sind«, meinte Hiebler, griff sich seine Tasche und ging in Richtung Treppenhaus.

Theosophische Gesellschaft? Was soll das denn sein?, dachte er und ging die Treppe hoch.

»Erster Stock! Zimmer drei«, rief ihm Frau Reckziegel hinterher.

Am nächsten Tag begann er, die in der Depesche aus Berlin übermittelten Vorwürfe zu untersuchen. Hiebler begab sich auf Spurensuche. Zunächst führte ihn sein Weg von der Pension in der Semmelstraße zur Residenz, dem prächtigen Barockbau, der früher den Würzburger Fürstbischöfen und nun der königlichen Familie als Unterkunft diente. Schon als Schulkind hatte Hiebler gelernt, dass der regierende Prinzregent in eben jener Residenz im Jahre 1821 als fünftes Kind Seiner Majestät, König Ludwig I., geboren wurde.

Beeindruckt von den Ausmaßen des Gebäudes, den Statuen und sonstigen Verzierungen stand Hiebler auf dem Residenzplatz und suchte die Fassade nach Personen oder Licht hinter den Hunderten von Fenstern ab. Er sah nichts dergleichen. Vor dem Haupteingang patrouillierten Soldaten in Prachtuniform. Hiebler fragte sich nach der Sinnhaftigkeit der scharfen Bewachung eines Gebäudes, welches fast immer leer stand und eigentlich unbewohnt und damit ungenutzt war.

Dann ging er weiter und versuchte, einen Blick in den winterlichen Residenzgarten zu werfen. Aufgrund der Absperrung des Platzes sah er nur wenig, es schien...

mehr

Autor

Geboren und aufgewachsen ist Alexander Meining in München. Dort studierte er Geschichte und später Medizin. Mittlerweile lebt und arbeitet er in Würzburg. 2018 begann er, zunächst unter einem Pseudonym, zeitgenössische und historische Romane zu schreiben. Mit "Mord im Ringpark" startet er eine Reihe historischer Krimis mit dem schönen Würzburg des ausgehenden 19. Jahrhunderts als Kulisse. Reale Personen und historische Ereignissen bieten hierbei den Rahmen für fiktive Geschichten, bei denen der Schauplatz, die Epoche, die Charaktere und die Spannung im Vordergrund stehen.