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Eine Nacht im Juli

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
280 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am13.07.2022
Nach der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal zieht Tatortfotografin Jana Vogt vorübergehend in ein Ferienhaus in der Eifel. Auf einem Spaziergang mit Hund Usti kommt sie an einem verlassenen Anwesen vorbei, das einmal Ort eines Verbrechens war. Jana liest sich in die Akte ein und bekommt es schon bald mit einem aktuellen Todesfall zu tun. Die Lage ist verwirrend, aber die Fälle stehen offensichtlich miteinander in Verbindung. Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse, denn schon wieder gibt es einen Toten. Jana muss dafür wenige Wochen nach der Katastrophe im zerstörten Ahrtal ermitteln.

Karin Joachim wurde in Bonn-Bad Godesberg geboren und lebt heute im Ahrtal, wo sie im Juli 2021 die Flut miterlebte. Sie studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Bonn und leitete ein archäologisches Museum. Heute ist sie freiberufliche Autorin, widmet sich der Malerei und verbringt ihre Freizeit mit ihrem Border Terrier, mit dem sie historische Orte und die Natur erkundet. Homepage der Autorin: www.karinjoachim.de
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextNach der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal zieht Tatortfotografin Jana Vogt vorübergehend in ein Ferienhaus in der Eifel. Auf einem Spaziergang mit Hund Usti kommt sie an einem verlassenen Anwesen vorbei, das einmal Ort eines Verbrechens war. Jana liest sich in die Akte ein und bekommt es schon bald mit einem aktuellen Todesfall zu tun. Die Lage ist verwirrend, aber die Fälle stehen offensichtlich miteinander in Verbindung. Plötzlich überschlagen sich die Ereignisse, denn schon wieder gibt es einen Toten. Jana muss dafür wenige Wochen nach der Katastrophe im zerstörten Ahrtal ermitteln.

Karin Joachim wurde in Bonn-Bad Godesberg geboren und lebt heute im Ahrtal, wo sie im Juli 2021 die Flut miterlebte. Sie studierte Germanistik und Anglistik an der Universität Bonn und leitete ein archäologisches Museum. Heute ist sie freiberufliche Autorin, widmet sich der Malerei und verbringt ihre Freizeit mit ihrem Border Terrier, mit dem sie historische Orte und die Natur erkundet. Homepage der Autorin: www.karinjoachim.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839273760
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum13.07.2022
Reihen-Nr.5
Seiten280 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.9224338
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Donnerstag 15. Juli 2021

Es hatte Clemens einiges an Überredungskunst gekostet, Jana dazu zu bewegen, in seiner Koblenzer Wohnung zu übernachten. Sie war noch im Besitz eines Ersatzschlüssels und fuhr allein dorthin, während er als Leitender Kripobeamter im Kommissariat die Stellung hielt. Es bestand Alarmbereitschaft. Sollte wirklich eine Tatortfotografin benötigt werden, würden sie Jana informieren. In einem von Clemens Schränken befanden sich noch einige ihrer Hygieneartikel sowie Kleidungsstücke, die sie dort einmal deponiert hatte. Sie hätte allerdings ebenso gut in der Dienststelle bleiben können, denn in dieser Nacht tat sie kein Auge zu, zu verstörend waren die Bilder im Internet, die vor dem Zusammenbrechen des Funknetzes hochgeladen worden waren. Vor allem der Liveticker des Südwestrundfunks vermittelte ihr einen guten Überblick über den Fortgang der katastrophalen Ereignisse. Doch wie sich die Flut im Detail auf Ahrweiler ausgewirkt hatte, war nicht wirklich ersichtlich, weshalb sich Jana mit dem Anbruch des neuen Morgens dazu entschloss, noch vor Dienstbeginn nach Ahrweiler zu fahren und nach Usti zu sehen. Auch wenn es früh war und Meike sicherlich nicht mit ihrem Kommen rechnete, so stand ihr Plan fest. Sie schickte Clemens eine Nachricht, damit er als ihr Vorgesetzter wusste, wo sie sich während der nächsten Stunden aufhielt. Als sie gegen sechs Uhr Clemens Wohnung verließ, erreichte sie seine Antwort, in der er ihr riet, in Koblenz zu bleiben. Da sie davon ausging, dass sie rasch wieder zurück sei, ließ sie sich von ihrem Vorhaben nicht abbringen. Ein kurzer Abstecher in ihre Wohnung in der Ahrweiler Altstadt sollte drin sein, um rechtzeitig zum Dienstbeginn im Präsidium einzutreffen. Auf der Autobahn überholten sie etliche Einsatzfahrzeuge von Feuerwehr, Polizei und THW. Mit einem solchen Aufgebot hatte Jana nicht gerechnet, doch allmählich dämmerte ihr, dass das, was sich nicht nur im Norden von Rheinland-Pfalz, sondern auch im äußersten Süden von Nordrhein-Westfalen abgespielt hatte, Katastrophenstatus erreicht hatte. Im Autoradio wurden wieder und wieder Sperrungen von Autobahnausfahrten und Bundes- und Landesstraßen durchgegeben, und man warnte eindringlich davor, ins Ahrtal zu fahren. Da sie mittlerweile wusste, dass die gewohnte Ausfahrt unbenutzbar war, verließ sie die Autobahn bereits in Niederzissen und nahm die Landstraße nach Ramersbach. Ein Polizeiposten hielt sie an und wollte ihr die Weiterfahrt untersagen. Sie gab als Ziel die Wohnsiedlung am Waldrand oberhalb von Ahrweiler an. Aber auch das bewegte den Polizisten, der offensichtlich von auswärts kam, nicht dazu, sie durchzulassen. Erst als sie sich als Mitarbeiterin der Kriminalpolizei auswies, hatte dieser ein Einsehen. Nun musste sie nur noch durch den Wald fahren, um zu Meikes Haus zu gelangen. Obwohl sie ihre Freundin über ihr Kommen informiert hatte, hatte diese die Nachricht noch nicht erhalten. Jana fühlte sich übernächtigt und angespannt. Sie parkte ihr Auto in der schmalen Straße, öffnete das Gartentörchen und klingelte an der Tür, doch es war kein Ton zu hören. Sie klopfte, worauf Usti und Gini zu bellen begannen. Nur wenige Sekunden später stand Meike angezogen in der Tür.

»Oh, Jana. Es ist alles so furchtbar«, sagte sie unter Tränen.

Jana konnte nicht gleich antworten, denn ihr Hund Usti nahm sie erst einmal in Beschlag. Es war für ihn nicht neu, dass Jana über Nacht fortblieb. Aber heute schien er regelrecht erleichtert über ihre Rückkehr zu sein.

»Weißt du schon Genaueres?«, fragte Jana und trat ein.

»Ich dachte, du könntest uns mehr sagen«, antwortete Meike.

Durch die offen stehende Tür sah Jana Meikes Freund Karl in der Küche.

Jana berichtete von ihrer Herfahrt.

»Wir trauen uns gar nicht, runter in den Ort zu gehen.«

»Aber ich werde jetzt fahren«, sagte Jana entschlossen. »Ich muss in meine Wohnung.«

Karl hatte sich zu ihnen gesellt. »Ich glaube nicht, dass du von hier aus hinkommst«, sagte er ruhig.

»Wir werden sehen«, entgegnete Jana.

»Dann lass wenigstens Usti hier«, mahnte Meike.

Jana war einverstanden. »Ich schaue, wie weit ich komme«, sagte sie beim Hinausgehen.

Nachdem sie ihren Wagen gewendet hatte, fuhr sie zurück zur Landstraße. Es dauerte sehr lange, bis sie hinunter nach Ahrweiler abbiegen konnte, denn eine endlos scheinende Kolonne von Einsatzfahrzeugen fuhr ebenfalls in ihre Richtung. Doch weit kam sie nicht. Der Verkehr staute sich zurück. Es ging nur im Schneckentempo voran. Nach der nächsten Kurve erhaschte sie einen ersten Blick auf die Stadt, die im Dunst lag. Bald schon stockte es. Sie parkte ihr Auto in einer Nebenstraße, die bereits voller Autos war. Schließlich machte sie sich zu Fuß auf den Weg zur Ahr. Die Straße war mit einer braunen Schlammschicht überzogen, die immer dicker wurde, je mehr sie sich dem Ufer näherte. In Höhe des Sportplatzes stoppte sie ein Polizist, der vor seinem Streifenwagen stand. .

»Ich will nur rüber zu meiner Wohnung«, sagte sie zu ihm.

»Sie kommen nicht hin«, sagte er.

»Zu Fuß ja wohl schon«, sagte Jana trotzig.

»Die Brücke ist zerstört.«

»Die Ahrtorbrücke?« Jana konnte es nicht glauben. Diese solide Brücke, die den Ahrweiler Süden mit der Altstadt verband. Über die sie so viele Male gefahren war. Täglich eigentlich.

Der Polizist ließ sie wortlos stehen.

Jana spürte plötzlich die eigenartige Stimmung, die wie eine schwere Last über dem ganzen Tal lag. Die Situation wirkte unwirklich. Normalerweise ging um diese Zeit alles seinen gewohnten Gang: Schulbusse und Autos verstopften die Straße, Schüler liefen zu den Schulen auf dem Kalvarienberg, Eltern brachten ihre Kinder zum Kindergarten unterhalb des Klosterberges. Jana ließ ihren Blick schweifen. Die Tiefgarage eines mehrstöckigen Hauses stand unter Wasser. In den Nebenstraßen waberte es kniehoch. Nein, es war kein Wasser, sondern eine schlammige Brühe. Sie erkannte Häuser mit zerstörten Fenstern und Türen. In einem Vorgarten lag ein verbeultes Auto, das dort nicht hingehörte. Vor dem Nebenhaus ein weiteres, das sich über ein drittes geschoben hatte. Die Zäune des Sportplatzes waren heruntergedrückt worden und der freie Blick auf die andere Ahrseite ließ sie schaudern. Alles sah derart verändert aus, dass sie zweifelte, ob sie sich überhaupt im richtigen Ort und nicht an einem Kriegsschauplatz aufhielt. Oder war das gar ein Albtraum, aus dem sie gleich erwachen würde?

Hinter ihr rief jemand ihren Vornamen. Sie drehte sich um und erkannte ihren Bekannten Jörg Menden. Der Anwalt, der ganz in der Nähe wohnte, hatte sich aus einem Pulk von Anwohnern gelöst, die dort an der Kreuzung zusammenstanden.

»Ich habe mir schon Sorgen um dich gemacht«, sagte Jörg.

»Wieso?« Jana fand es merkwürdig, dass er offensichtlich Veranlassung dazu gehabt hatte. »Weil die ganze Innenstadt überflutet ist. Und ich habe befürchtet, dass du vielleicht noch mit Usti spazieren gegangen bist, als die Flutwelle heranrollte.«

»Usti geht es gut. Der ist bei meiner Freundin Meike«, hörte sie sich sagen.

»Wo kommst du jetzt her?«

»Ich war die ganze Nacht im Präsidium«, log sie. Warum sie das tat, wusste sie selbst nicht. »Wie steht es um dein Haus und die Oldtimer?«, hörte sie sich fragen.

»Unsere Straße ist verschont geblieben. Aber die Nachbarstraßen nicht. Da sind sogar Menschen in ihren Wohnungen ums Leben gekommen.«

»Wie bitte?« Jana begriff noch immer nicht, was in dieser Nacht geschehen war. Sie war einiges gewohnt, hatte viele Leichen gesehen. Aber dass Menschen in der Ahr ertranken, die durch ihre eigenen Wohnungen floss, das war etwas ganz anderes.

»Manche haben noch ihre Autos in höher gelegene Straßen gefahren und kamen dann nicht mehr zurück, weil das Wasser so schnell anstieg.«

Jana blickte in Jörgs Gesicht, ohne etwas zu sagen. Derart bekümmert hatte sie ihn noch nie erlebt.

»Ich weiß noch gar nicht, wie es in meinem Büro in Bad Neuenahr aussieht. Ich kann den Hausmeister nicht erreichen.«

»Die ganzen Akten â¦«, murmelte Jana. Sie blickte auf einen imaginären Punkt in der Ferne, um das Elend um sie herum für eine Weile auszublenden, und überlegte, ob ihre Dachgeschosswohnung auch zerstört war, auch wenn sie sich das beim besten Willen nicht vorstellen konnte.

»Wie hoch stand das Wasser denn in der Altstadt?«

Ein Mann hatte sich zu ihnen gesellt und sprach mit Jörg Menden. Niemand hatte offensichtlich ihre Frage gehört. Ein anderer Polizist als der von eben trat zu ihnen.

»Wir kennen uns doch«, sagte er.

Jana kam sein Gesicht zunächst nicht bekannt vor. Vermutlich waren sie sich auf einem Revier über den Weg gelaufen oder hatten sich bei irgendwelchen Ermittlungen gesehen.

»Sie arbeiten bei der Kripo Koblenz, nicht wahr?«

Jana bestätigte seine Annahme.

»Sind Sie auch betroffen?«, fragte er fürsorglich.

Jana erklärte ihm in kurzen Sätzen, wo sie die Nacht verbracht hatte und wo sich ihre Wohnung befand.

»Im Dachgeschoss, sagen Sie?«

Jana nickte.

»Ich kenne die genaue Höhe des Hochwasserstandes nicht, aber ich wäre an Ihrer Stelle erst einmal unbesorgt, was Ihre Wohnung angeht. Wie der Zustand des Hauses ist, wie die Statik, das muss erst ermittelt werden, denke ich.«

»Wie, die Statik?«, fragte Jana. Konnte es angehen, dass es Häuser gab, die nun einsturzgefährdet waren? Doch dann musste sie an die Brücke denken.

»Soweit ich weiß, sind...

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