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Tide, Tod und Tüdelkram

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
256 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am26.05.2022
Ein Krimi voller Herz und Puderzucker. Ihren ersten Urlaub an der Küste hatte Annemie Engel sich ganz anders vorgestellt: mehr Meer und weniger Tote. Vor allem auf das Konzert mit dem Schlagerstar Peter Juwel hatte sie sich gefreut, doch gleich am ersten Tag stolpert sie über dessen Leiche. Der Urlaub scheint gelaufen - aber dann steht der Sänger am Abend wieder quicklebendig auf der Bühne. Da geht etwas nicht mit rechten Dingen zu! Und als am nächsten Morgen Peter Juwel erneut mausetot aufgefunden wird, steckt die Miss Marple der Konditoren schneller in einem Mordfall, als ein Hefeteig aufgehen kann.

Elke Pistor, Jahrgang 1967, studierte Pädagogik und Psychologie. Seit 2009 ist sie als Autorin, Publizistin und Medien-Dozentin tätig. 2014 wurde sie für ihre Arbeit mit dem Töwerland-Stipendium ausgezeichnet und 2015 für den Friedrich-Glauser-Preis in der Kategorie »Kurzkrimi« nominiert. Elke Pistor lebt mit ihrer Familie in Köln. www.elke-pistor.de
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,49

Produkt

KlappentextEin Krimi voller Herz und Puderzucker. Ihren ersten Urlaub an der Küste hatte Annemie Engel sich ganz anders vorgestellt: mehr Meer und weniger Tote. Vor allem auf das Konzert mit dem Schlagerstar Peter Juwel hatte sie sich gefreut, doch gleich am ersten Tag stolpert sie über dessen Leiche. Der Urlaub scheint gelaufen - aber dann steht der Sänger am Abend wieder quicklebendig auf der Bühne. Da geht etwas nicht mit rechten Dingen zu! Und als am nächsten Morgen Peter Juwel erneut mausetot aufgefunden wird, steckt die Miss Marple der Konditoren schneller in einem Mordfall, als ein Hefeteig aufgehen kann.

Elke Pistor, Jahrgang 1967, studierte Pädagogik und Psychologie. Seit 2009 ist sie als Autorin, Publizistin und Medien-Dozentin tätig. 2014 wurde sie für ihre Arbeit mit dem Töwerland-Stipendium ausgezeichnet und 2015 für den Friedrich-Glauser-Preis in der Kategorie »Kurzkrimi« nominiert. Elke Pistor lebt mit ihrer Familie in Köln. www.elke-pistor.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960418832
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum26.05.2022
Seiten256 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3665 Kbytes
Artikel-Nr.9519177
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

KAPITEL 1

Als Annemie Engel erwachte, wusste sie, dass es kein Tag wie jeder andere werden würde. Denn heute war der erste Urlaubsmorgen ihres Lebens. Das machte sie nervös. Mehr noch, es ängstigte sie. Was sollte sie mit sich anfangen, wenn sie nicht arbeiten konnte? Annemie Engel liebte ihre Arbeit und mochte keine Veränderungen. Sie freute sich, wenn ihre Tage planbar, überschaubar und berechenbar waren.

Mit geschlossenen Augen genoss sie die letzten Augenblicke im warmen Bett. Sie stellte sich vor, wie sie gleich zu Hause aufstehen, ihren lindgrünen Bademantel mit Rosenmuster überziehen und in der Backstube einen ersten Kaffee trinken würde, bevor sie sich ans Werk machte. Heute standen neben den üblichen Sorten auch eine Tiramisu-Torte, eine Joghurt-Sahne-Torte mit Exotik-Früchten und eine Regenbogentorte auf dem Plan, denn heute war der erste Sonntag im Monat. Am zweiten Sonntag buk sie Schwarzwälder Kirsch, Velvet Cake und die Joghurt-Sahne-Torte mit Waldbeeren. Die Kundinnen und Kunden des Cafés liebten Annemies Joghurt-Sahne-Torten. Deswegen gab es sie am dritten Sonntag mit Schokolade und am vierten mit karamellisierten Haselnüssen auf und Karamellstreifen in der Creme. An den sehr seltenen fünften Sonntagen im Monat musste die Kundschaft auf diese Torte verzichten, denn Annemie hatte sich nach vielen Versuchen eingestehen müssen, dass es keine weitere Variante gab, die ihren Ansprüchen genügte.

Annemie fand es beruhigend zu wissen, was sie erwartete. Früher hatte sie im Voraus festgelegt, welche Marmelade sie an welchem Wochentag zum Frühstück aß. Doch das war vorbei, seit die jungen Leute bei ihr wohnten. Nun gab es Nuss-Nougat-Creme auf dem Frühstückstisch. Selbstverständlich selbst gemachte, die sie »Nussiolade« nannte, denn ein Blick auf die Zutatenliste der gekauften Gläser hatte Annemie einen Schauer über den Rücken und ihre Zuckerwerte in die Höhe gejagt, ohne dass sie auch nur einen Bissen davon gegessen hätte.

Die Regenbogentorte war Maike Assenmachers Idee gewesen. Die junge Ärztin war eine ihrer beiden neuen Hausgenossen. Maike hatte sich nicht nur in Annemies Mitbewohner Farin verliebt, sondern mit ihm gemeinsam auch Annemies Café aus dem Dornröschenschlaf erweckt, in dem es achtundzwanzig Jahre geschlummert hatte. Farin war der einzige Mann im Haus, sah man von den Katern ab. Wobei die natürlich aus unterschiedlichen Gründen nicht als volle Männer gerechnet werden konnten. Farin hatte eines Tages mit gepackten Koffern vor Annemies Tür gestanden und verkündet, er müsse nun bei ihr wohnen. Das ganze Warum und Wieso hatte sich erst nach und nach entblättert und mit Annemies Bruder Harald, einer explodierten Weihnachtsmarktbude und einem Todesfall zu tun gehabt, hinter dem wiederum völlig andere Gründe steckten. Aber das war eine ganz eigene Geschichte. Im Ergebnis wohnte Annemie nun nicht mehr allein, aß selbst gemachte Nuss-Nougat-Creme zum Frühstück und hatte in den letzten beiden Jahren mehr Veränderungen erlebt als in den vergangenen dreißig ihres Lebens zuvor.

Als Erstes hatten Maike und Farin den Stil des Cafés komplett umgekrempelt. Annemie konnte zwar nicht verstehen, warum sie die lackierten Buchenmöbel, die sie in den achtziger Jahren für teures Geld angeschafft und immer sehr gut gepflegt hatte, gegen Tische, Stühle, Sessel, Sofas, Regale und Kommoden austauschten, die aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts stammten und allesamt Wurmlöcher aufwiesen. Ihren Einwand »Das sieht hier jetzt aus wie auf dem Sperrmüll!« hatten sie nicht gelten lassen, sondern ihr erklärt, das sei heute modern. Dass Maike und Farin die meisten Möbel tatsächlich vom Sperrmüll und die ursprüngliche Einrichtung noch für einen guten Preis verkauft hatten, linderte ihre Abneigung etwas, und sie hatte sich weitere Einwände verkniffen. Immerhin gaben sie so nicht unnötig Geld aus. Allerdings war Annemie den Möbeln erst einmal sehr gründlich und ausgiebig mit Politur zu Leibe gerückt, bis die alten Oberflächen wieder glänzten, auch wenn sie seither etwas streng rochen. Außerdem hatte sie darauf bestanden, die drei Pierrot-Figuren aus dem alten Café gut sichtbar aufzustellen.

Den Niedelsingern schien das Sammelsurium zu gefallen. Erst waren nur ein paar Neugierige gekommen, dann die Nachbarn, die ebenfalls neugierig waren. Weniger auf das Café als auf sie, Annemie Engel, diese verschrobene alte Frau, die sich jahrzehntelang in ihrer Backstube verkrochen hatte und nie vor die Tür gegangen war, ehe sie nun auf einmal zusammen mit zwei jungen Leuten wieder das Leben ins Haus ließ. Den Neugierigen und den Nachbarn gefiel es im »Engelsstübchen«, wie das Café nun hieß, so gut, dass sie ihren Familien, Freunden, Freundinnen und den Menschen auf ihrer Arbeit davon erzählten. Woraufhin die Familien, Freunde und Freundinnen und die Menschen von der Arbeit ebenfalls ins »Engelsstübchen« kamen. Sie saßen auf den alten, wurmstichigen Stühlen, Sesseln und Sofas, aßen Annemies Torten und Törtchen und erzählten dann ihrerseits ihren Familien, Freunden und Freundinnen und den Menschen auf ihrer Arbeit davon. Schon nach kurzer Zeit wurde es schwer, einen freien Platz im Café zu finden.

Damit das so bleiben würde, hatten Farin und Maike Annemie überredet, neue Tortenrezepte zu kreieren. Annemies Torten waren himmlisch, aber auch die beste Buttercremetorte wird irgendwann langweilig. Und so kam die Regenbogentorte ins Spiel.

Zuerst hatte Annemie sich geweigert, war die Torte doch trotz ihrer vielen Farben geschmacklich eher eintönig gewesen. Aber dann hatte sie sich diesbezüglich etwas einfallen lassen, und seitdem konnte sie auch dieses Backwerk guten Gewissens verkaufen.

Annemie tastete mit ihrer Rechten nach den beiden Herren, die mit ihr das Bett teilten, fand aber nur Leere vor. Sie runzelte die Stirn. Belmondo und Engelbert von Adel, ihre stolzen Kater, die sonst immer auf den extra für sie ausgebreiteten Kopfkissen schliefen, schienen nicht da zu sein. Dabei hörte sie doch ihr leises Schnarchen. Sie wandte den Kopf zur Seite und öffnete die Augen. Was sie sah, irritierte sie. Neben ihr bauschte sich nur ein einziges Kissen und gar kein Kater. Da wurde es ihr wieder klar: Sie befand sich nicht in ihrem Bett in ihrem Haus in Niedelsingen, sondern in einer Pension im schönen Luftkurort Bad Nordersielergroden, und wer da schnarchte, war keiner ihrer Kater. Das Geräusch drang durch die Tür zum Nebenzimmer und wurde von Werner Assenmacher, ihrem Begleiter auf dieser Reise, verursacht.

Annemie drehte sich auf den Rücken und starrte die Decke ihres Zimmers an. In den gesamten fünfundsechzig Jahren ihres Lebens war sie noch niemals in Urlaub gefahren, sah man von dem dreitägigen Fahrradausflug ab, den sie im Alter von siebzehn Jahren mit drei anderen Mädchen gemacht hatte. Wäre es nach ihr gegangen, hätte sich daran auch nichts geändert. Annemie lebte gerne in Niedelsingen. Sie musste nicht wegfahren. Wenn sie etwas Neues sehen wollte, schaute sie Reiseberichte im Fernsehen an oder fuhr in die nächstgelegene größere Stadt. Das aber eher ungern und nur, wenn es absolut notwendig war.

Wenn man berücksichtigte, dass sie bis zu Farins Auftauchen über Jahre noch nicht einmal ihr Haus verlassen hatte, kam schon eine Fahrt ins benachbarte Glimberg einem dreiwöchigen Urlaub gleich.

Jetzt lag sie hier und fragte sich, wieso um alles in der Welt sie sich zu diesem Urlaub hatte überreden lassen. Einfach ihre Backstube im Stich zu lassen, erschien ihr in diesem Moment als der größte Fehler ihres Lebens. Annemie machte sich Sorgen. Schaffte Farin es wirklich allein? Sie hatte ihm in den letzten Tagen jedes Detail noch einmal erklärt, alles aufgeschrieben und penibel darauf geachtet, dass sämtliche Gerätschaften einsatzbereit und die Vorräte aufgefüllt waren.

Farin hatte hoch und heilig versprochen, beim geringsten Zweifel anzurufen und sie um Rat zu fragen.

Annemie griff nach ihrem Handy, schaltete es an und suchte nach Hinweisen, ob Farin angerufen hatte. Maike hatte ihr verschiedene bunte Kästchen auf das Mobiltelefon geladen und ihr erklärt, was man damit alles machen konnte. Nachrichten schreiben, Fotos verschicken und Videos ansehen. Sogar telefonieren ging, auch wenn Annemie das bisher mangels Gelegenheit noch nicht ausprobiert hatte. Wen hätte sie damit anrufen sollen? Maike und Farin wohnten mit ihr in ihrem Haus, und Werner kam morgens, mittags und abends ins »Engelsstübchen«, um »nach dem Rechten zu sehen«, wie er sich ausdrückte.

Farin hatte sich nicht gemeldet. Dabei war es fast fünf Uhr. Annemie suchte seine Nummer und rief ihn an. Nicht dass er verschlafen hatte.

Das Freizeichen ertönte. Annemie wartete und lauschte in den Hörer. Es dauerte eine Weile, bis Farin das Gespräch annahm. »Käsekuchen, zwei Obstböden und die Schwarzwälder sind schon fertig, die Böden für zwei Regenbogen im Ofen und die Joghurt-Sahne-Torte in der Kühlung«, meldete er sich.

»Zwei Regenbogen?«

»Kindergeburtstag.« Im Hintergrund schepperte etwas.

»Kommst du denn zurecht, Herr Farin?«

»Ja.«

»Hast du keine Fragen?«

»Eigentlich nicht.«

»Hast du den Joghurt auch gut über Nacht abtropfen lassen?«

»Wie du es mir gesagt hast, Frau Annemie.«

»Hast du frische Beeren besorgt? Nimm nicht die tiefgekühlten. Es ist Sommer, die Leute wollen jetzt frisches Obst.«

»Maike war gestern auf dem Markt und hat wunderbare Beeren mitgebracht.« Farin lachte leise. »Loszulassen ist eine Kunst, die die Mutter lernen muss, damit das Kind laufen kann, sagte die Tante meiner Großmutter väterlicherseits immer.«

Annemie räusperte sich, sagte aber nichts. Farins weitläufige Verwandtschaft hatte einen ebenso...
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Autor

Elke Pistor, Jahrgang 1967, studierte Pädagogik und Psychologie. Seit 2009 ist sie als Autorin, Publizistin und Medien-Dozentin tätig. 2014 wurde sie für ihre Arbeit mit dem Töwerland-Stipendium ausgezeichnet und 2015 für den Friedrich-Glauser-Preis in der Kategorie »Kurzkrimi« nominiert. Elke Pistor lebt mit ihrer Familie in Köln.

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