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Codename Travertin

Krügers Kampf mit (k)alten Kriegern
tolino mediaerschienen am01.07.2022
Jahrelang hatte Frank die HVA in Ostberlin mit Plänen von technischen Neuerungen aus dem Westen beliefert. Nicht freiwillig, die Genossen hielten seine Geliebte in Geiselhaft. Wenn er nicht spurte, musste sie es ausbaden. Den Anschlag, der seine 'Mitarbeit' beenden sollte, überlebte Frank nur zufällig. Untergetaucht, mit ständig wechselnden Wohnorten und falscher Identität, schlägt er sich in der BRD nach der Wende durch. 1998 sieht er seine Geliebte in einer Fernsehtalkshow wieder. Bald dürfte sie die jüngste Ministerin der BRD werden. Als Spitzenkandidatin der Nachfolgepartei der SED begeistert sie die Wähler durch ihre Attraktivität und Eleganz. Jetzt erkennt sogar Frank, sie war eine dieser 'Honigfallen'. Er sinnt auf Rache. Ihre Strafe muss furchtbar ausfallen. Jedoch werden gleichzeitig auch die im Verborgenen lebenden, alten Genossen auf Frank aufmerksam. Eine gnadenlose Jagd beginnt.

Der Autor lebt mit seiner Familie in der Nähe von Bern, Schweiz
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Produkt

KlappentextJahrelang hatte Frank die HVA in Ostberlin mit Plänen von technischen Neuerungen aus dem Westen beliefert. Nicht freiwillig, die Genossen hielten seine Geliebte in Geiselhaft. Wenn er nicht spurte, musste sie es ausbaden. Den Anschlag, der seine 'Mitarbeit' beenden sollte, überlebte Frank nur zufällig. Untergetaucht, mit ständig wechselnden Wohnorten und falscher Identität, schlägt er sich in der BRD nach der Wende durch. 1998 sieht er seine Geliebte in einer Fernsehtalkshow wieder. Bald dürfte sie die jüngste Ministerin der BRD werden. Als Spitzenkandidatin der Nachfolgepartei der SED begeistert sie die Wähler durch ihre Attraktivität und Eleganz. Jetzt erkennt sogar Frank, sie war eine dieser 'Honigfallen'. Er sinnt auf Rache. Ihre Strafe muss furchtbar ausfallen. Jedoch werden gleichzeitig auch die im Verborgenen lebenden, alten Genossen auf Frank aufmerksam. Eine gnadenlose Jagd beginnt.

Der Autor lebt mit seiner Familie in der Nähe von Bern, Schweiz
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754662328
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum01.07.2022
Seiten252 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse285
Artikel-Nr.9538785
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


2. Kapitel

Frank schrak hoch. Hatte er geschlafen, während die Blondine, die er gestern Abend auf seine Bude mitgeschleppt hatte, verschwand? Der Zettel auf dem Nachttisch mit einem Namen und einer Telefonnummer ließ ihn beruhigt zurücksinken. An seine Wertsachen kam ohnehin niemand so leicht heran. Das Bett stand auf dem Brett, unter dem das Geheimfach lag.

Trotzdem, unvorsichtig blieb es in seiner Situation. Alles, was er besaß, trug er mit sich oder es lag in diversen, mehr oder weniger, sicheren Verstecken.

Das möblierte Zimmer, das er seit immerhin drei Monaten, für seine Verhältnisse eine lange Zeit, bewohnte, vermietete ein zwielichtiger Typ. Der weder Wert auf Zahlungsbelege noch auf Anmeldung bei den Behörden legte. Bar und im Voraus blieb das Einzige, das zählte.

Eine Doku über Schatzgräber hatte ihn in die Gegend gelockt. Frank besaß zwar keinen Fernseher, jedoch stand in den meisten dieser Buden einer herum. Schatzsuche war illegal, klar, aber das war Frank schließlich selbst auch. Schon nur deshalb passte es zu ihm.

Nicht, dass er freiwillig so lebte. Er hatte studiert und danach als begabter Ingenieur in der Industrie gearbeitet. Knapp fünfundzwanzig, ungebunden, neugierig und vielseitig interessiert. Damals hatte ihm die ganze Welt offen gestanden. Bis es passierte: Sie hatte ihn von der ersten Sekunde an fasziniert. Hätte sie von ihm verlangt, von einem Dach zu springen, vermutlich hätte er es getan. Aber das war es nicht, was sie sich von ihm gewünscht hatte. Sie befand sich auf Auslandsreise. Im Westen.

Solche Reisen hatte man damals nur selten und nur vertrauenswürdigen Parteimitgliedern gewährt. Um sie wiederzusehen, hatte er ihr also einen guten Grund liefern müssen, damit man sie erneut ausreisen ließ. Zum Beispiel die Beschaffung von Informationen über Verfahren oder Anlagen, die sie nur durch direkten Kontakt erhalten konnte. Dass sie bei ihrer ersten West-Reise ausgerechnet auf einen jungen Ingenieur gestoßen war. Welch ein grandioser Glücksfall â¦

Frank, der damals allerdings noch Heinrich Lehmann geheißen hatte, interessierte das alles nicht wirklich. Wenn sie bloß wieder in seinen Armen liegen würde. Die paar Pläne, die er ihr bis dahin besorgt hatte, waren ohnehin längst zu Allgemeinwissen geworden. Wie hätten die irgendeinen Schaden anrichten können?

Das Wiedersehen hatte stattgefunden. Es ließ Frank in einen Liebestaumel versinken, wie er ihm niemals wieder erleben sollte.

Die Zeichnung, die er als Gegenleistung für diesen Traum beschafft hatte, sah doch bereits etwas moderner aus. Immer noch keine Sensation, aber immerhin. Seinen Job hätte es ihn bestimmt gekostet, wenn das bekannt geworden wäre. Und ob er jemals wieder eine Arbeit in einer Firma, die sich mit Forschung und Entwicklung beschäftigte, bekommen könnte? Vermutlich nicht.

Nach ein paar Tagen hatte er Besuch von einigen Herren in seltsam unmodischen Anzügen erhalten, die ihn anwerben wollten. Er hatte sie ausgelacht und als Witzfiguren bezeichnet. Die sich dazu noch einbildeten, irgendeine Rolle in der Welt zu spielen.

Ein Fehler, den er bitter büßen musste. Wieder einige Tage später hatte ihm jemand eine Pistole in den Rücken gedrückt, als er am Abend seine Bude aufschließen wollte. Von den zurückgekehrten Witzfiguren wurde er unsanft in die Wohnung geschoben.

Nachdem sie ihm die Bilder der brutal zusammengeschlagenen Waldtraut gezeigt hatten, war er auf alles eingegangen, was sie verlangten. Er hatte auch nicht mehr an ihrer Drohung gezweifelt, dass sie ihm sogar einen Finger von ihr schicken würden, wenn er nicht spurte.

Ab und zu hatte er einen Brief von ihr erhalten. Sie hatte von Verbesserungen ihrer Situation berichtet oder ihn gebeten, sich mehr anzustrengen, weil sie jeden Unmut des MfS auszubaden hatte.

Deshalb hatte er brav abgeliefert, was er kriegen konnte. Bis die Sache mit Malte passierte. Dass der Killer eigentlich ihn erledigen wollte, lag außerhalb jedes Zweifels. Sein Kontaktmann hatte ihn zu warnen versucht. Frank hatte es jedoch nicht ernstgenommen. Bloß weil Malte an diesem Tag unerwartet aufgetaucht war, ließ sich die Sache so hinbiegen, als ob sie tatsächlich ihn erwischt hätten.

Frank hatte niemals auch nur daran gedacht, irgendwelche Dinge über die DDR zu erfahren und sie im Westen einem Geheimdienst anzubieten. Wie auch? Er reiste nie in den Osten und hatte keinerlei direkten Kontakt zu Waldtraut oder zu anderen Ostbürgern. Bloß mit dem Kontaktmann hatte er sich im Lauf der Zeit einigermaßen angefreundet. Trotzdem verdankte Frank es nur reinem Zufall, dass er überlebt hatte. Und, dass das offenbar keiner der Witzfiguren aufgefallen war.

***

Für diesen Abend hatte Frank ein weiteres Treffen mit dem örtlichen Denkmalpfleger und einem interessierten Käufer. In der Nähe einer Fundstelle.

Der Denkmalheini hatte seine Laufbahn ausschließlich deshalb eingeschlagen, weil er im Laufe der Zeit von den Schätze die im Boden lagerten und niemandem gehörten, einen Teil für sich abzweigen wollte.

Der Denkmalpfleger glaubte, Frank in der Hand zu haben, weil er ihn beim Ausgraben von einigen Münzen erwischt hatte. Aber Frank hatte schnell gespürt, dass da noch etwas Anderes dahintersteckte. Die Gier, mit der der Mann die Münzen betrachtet hatte, ließ sich zu deutlich erkennen.

Nach kurzem Geplänkel hatten sie sich darauf geeinigt, das Frank weitersuchen durfte, wenn er bereit sei, den Erlös der Funde zu teilen.

Frank, als Fremder, konnte bei Tag suchen und sich notfalls als genauso harm- wie erfolgloser Hobby-Schatzsucher-Tourist ausgeben. Da der große Schatz bisher ausgeblieb, hielt sich Frank an diese Abmachung. Schließlich verwandelte der Denkmalpfleger inzwischen Franks Funde direkt in Bargeld.

Heute sollte eine, wie Frank vermutete, Gürtelschnalle an den Mann gebracht werden. Der Denkmalpfleger hatte etwas von einer Fibel geschwafelt, aber Frank wusste, dass er sich gerne mit Fachausdrücken wichtigmachte. Trotzdem schien dieses Stück etwas Besonderes darzustellen. Die Ehrfurcht des Beamten ließ sich förmlich spüren. Auf jeden Fall würde Frank genau darauf achten, ob ihn der Kerl über den Tisch ziehen wollte oder nicht.

Auch der Kunde betrachtete das Stück mit großer Begeisterung. Kaum zu glauben! Eine keltische Gewandfibel! , rief er aus.

Der Denkmalpfleger zuckte zusammen. Nicht so laut , versuchte er zu dämpfen.

Der Kunde sah sich um. Ist doch keiner in der Nähe , stellte er trocken fest.

Es war noch hell. Und der kleine Rastplatz an der Landstraße, der als Treffpunkt diente, wirkte tatsächlich menschenleer. Dass sich jemand im Gebüsch versteckte, blieb kaum zu erwarten.

Jedoch für Frank und den Denkmalheini, beide gewohnt, vorsichtig zu sein, trotzdem kein Grund, es auszuschließen. Wer sich länger in der Illegalität bewegte, entwickelte mit der Zeit entweder einen Instinkt für Gefahren oder er hielt sich nicht sehr lange.

Der Kunde schien von solchen Dingen weit entfernt. Was soll sie denn kosten, Herr Meyer? , wollte er wissen.

Machen Sie einen Vorschlag , brummte der als Meyer angesprochene Denkmalpfleger. Diese Fibel ist eigentlich unbezahlbar und gehört ins Museum, das wissen Sie selbst!

Der Kunde nickte. Zehntausend? , ließ er hören.

Frank, angenehm überrascht, entfuhr ein deutliches Oh! , was ihm erstaunte Seitenblicke, der anderen beiden eintrug.

Ein Museum zahlt deutlich mehr , brummte Meyer. Und außerdem ist es dann legal.

Der Kunde lachte glucksend. Jedoch nur, wenn bisher kein Museum über den Fund Bescheid weiß, können Sie das Stück einfach so verkaufen. Das ist mir auch klar. Oder wofür halten Sie mich?

Meyer zuckte mit den Schultern. Wir könnten es zurücklegen und dann ganz offiziell ausgraben.

Okay, ich will mich ja nicht mit Ihnen streiten , gab der Kunde nach. Außerdem bin ich stets an weiteren Funden interessiert. Also, fünfzehn! Das ist die Grenze. Mehr geht nicht!

Meyer nickte. Einverstanden!

Der Kunde zählte das Geld ab und Meyer nahm die Scheine ohne sichtbare Regung in Empfang.

Sie wissen ja, wie Sie mich erreichen können , fügte der Kunde, bereits am Einsteigen, an.

Meyer hob die Hand und nickte zustimmend. Klar! Ich melde mich.

Du siehst , wandte sich der Denkmalheini an Frank. Ich bin ehrlich zu dir, sonst wärst du nicht hier. Wir teilen brüderlich. Halbe-halbe, keine Alleingänge. Ich zeige dir, wo es sich zu suchen lohnt, du gräbst und lieferst!

Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, hielt er ihm die Hälfte des Geldes unter die Nase.

Frank zupfte ihm die Scheine mit einer ausholenden Bewegung aus der Hand. Stets Ihr braver Diener, Herr Meyer , fügte er lächelnd an.

So solltest du mich in Zukunft auch nennen! , brummte dieser. Und halt bitte die Klappe, wenn wir verkaufen. Ich sage dann ... Er überlegte kurz. Heiner zu dir. Unsere richtigen Namen braucht keiner zu wissen.

Frank zuckte leicht zusammen. Er hielt den Denkmalpfleger für einen Trottel. Aber irrte er sich? Wollte der ihm zeigen, dass er mehr wusste? Oder nur ein blöder Zufall, dass er ihn ausgerechnet Heinrich nennen wollte? Seinen Taufnamen, den er seit Jahren geheim hielt?

***

Der nächste Tag, mild und sonnig, wie es sich für Anfang Juni gehörte, begann für Frank mit der Suche in einem idyllischen Tälchen, das ein munterer Waldbach in den Berg gegraben hatte. Das Tal stieg nur ganz sanft an und verlief mit kleinen Abweichungen immer nach Westen. Selbstverständlich stammte der Hinweis auf die Örtlichkeit vom Denkmalpfleger....

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