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PASO DOBLE

Zu schön um tot zu sein
tolino mediaerschienen am01.07.2023
Krüger und Nadja sollen bloß nebenbei eine Frage klären. Eine Beamtin aus Meyers Truppe will einer Toten, deren Suizid sie vor zwei Jahren bearbeitet hat, in Barcelona begegnet sein. Die Verstorbene war eine bemerkenswerte Frau gewesen. Dreimal verheiratet und ebenso oft verwitwet mit 31 Jahren. Tatsächlich war sie in Spanien aufgewachsen als Tochter deutscher Auswanderer. Nadja möchte die Eltern besuchen. Krüger winkt ab. Bloß wegen eines vagen Verdachtes, alles neu aufzuwühlen, will er den Alten unbedingt ersparen. Wie immer, wenn schöne Frauen im Spiel sind, verliert Krüger leicht den Überblick. Und ausgerechnet in diesem Fall kann er nicht auf die Hilfe seiner Lebensgefährtin zählen. Geheimsache, weil nicht genau nach internen Vorschriften des BKA ermittelt wird. Nadja könnte ihm den weiblichen Blick ersetzen. Aber dazu müsste er auf sie hören.

Der Autor lebt mit seiner Familie in der Nähe von Bern.
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Produkt

KlappentextKrüger und Nadja sollen bloß nebenbei eine Frage klären. Eine Beamtin aus Meyers Truppe will einer Toten, deren Suizid sie vor zwei Jahren bearbeitet hat, in Barcelona begegnet sein. Die Verstorbene war eine bemerkenswerte Frau gewesen. Dreimal verheiratet und ebenso oft verwitwet mit 31 Jahren. Tatsächlich war sie in Spanien aufgewachsen als Tochter deutscher Auswanderer. Nadja möchte die Eltern besuchen. Krüger winkt ab. Bloß wegen eines vagen Verdachtes, alles neu aufzuwühlen, will er den Alten unbedingt ersparen. Wie immer, wenn schöne Frauen im Spiel sind, verliert Krüger leicht den Überblick. Und ausgerechnet in diesem Fall kann er nicht auf die Hilfe seiner Lebensgefährtin zählen. Geheimsache, weil nicht genau nach internen Vorschriften des BKA ermittelt wird. Nadja könnte ihm den weiblichen Blick ersetzen. Aber dazu müsste er auf sie hören.

Der Autor lebt mit seiner Familie in der Nähe von Bern.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757930455
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
SpracheDeutsch
Dateigrösse254
Artikel-Nr.11725365
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel

Frühling 2004. Roses in Spanien.

Maria hielt kurz inne, bevor sie ihre Einkäufe ins Haus schleppte. Trotz der zu erwartenden Vorwürfe ließ sie es sich nicht nehmen, für ein paar Minuten die aufblühende Natur vor der Haustür zu genießen. Den Frühling fand sie die absolut schönste Jahreszeit. Vor allem hier an Spaniens Küste. Wie lange hatte sie sie den Traum gehegt, in einem Haus am Strand des Mittelmeeres zu wohnen. Aber sowas konnte man sich als normal Sterblicher höchstens durch einen Lotteriegewinn leisten.

Ihre Mutter erschien in der Tür. Wo bleibst du denn, Eva? Ich warte schon seit Stunden auf dich! Und wo ist Maria eigentlich?

Sie seufzte nur leise. Mamma, ich bin doch Maria. Eva ist in Deutschland.

In Deutschland?

Ja, Mamma. Sie arbeitet dort und schickt uns Geld nach Hause.

Wozu denn das? Wir haben doch genug Geld.

Ja, Mamma. Aber bloß weil Eva mehr schickt, als wir brauchen.

Wann kommt sie denn nach Hause?

Vielleicht im Sommer, Mamma.

Schick sie gleich zu mir, wenn sie kommt. Ich will sie etwas Wichtiges fragen.

Was willst du denn fragen, Mamma?

Ihre Mutter schüttelte den Kopf. Es ist mir gerade entfallen. Aber wenn sie da ist, fällt es mir bestimmt gleich wieder ein.

Ich sage es ihr, Mamma.

Und du, gehst du am Abend wieder aus?

Nein, Mamma. Ich gehe doch fast nie aus.

Doch, Eva! Du denkst, dass ich es nicht merke, weil ich früh schlafen gehe. Aber ich höre dich jedes Mal! Wenn nicht wenigstens Maria immer zu Hause bleiben würde, hätte ich Angst in der Nacht. Verstehst du das nicht?

Natürlich verstehe ich das, Mamma.

Die Mutter schlurfte grummelnd ins Haus zurück.

In das Traumhaus, welches Maria erst gemietet und schließlich gekauft hatte. Es lag kurz hinter der französischen Grenze, direkt am Meer.

Jedoch stammte der dafür notwendige Reichtum nicht im Entferntesten von einer Lottogesellschaft. Sondern, den hatte sich ihre Schwester Eva hart erkämpfen müssen. Das Vermögen floss aus einem Erbe, das ihr zwar zustand, aber trotzdem vehement bestritten wurde.

Die Durchsetzung ihrer Ansprüche hatte sie in eine Situation gebracht, aus der es keinen Ausweg mehr gegeben hatte. Immerhin hatte sie es noch geschafft, eine stattliche Menge Bargeld in einen Koffer zu packen und nach Hause zu schicken.

Die Eltern wussten nichts davon. Auch nicht, dass sich Eva mit Tabletten vergiftet hatte. Beide befanden sich im praktisch gleichen Stadium ihrer Demenz. Eva und Maria hatten sich die Aufgaben geteilt. Maria kümmerte sich um die Pflege der beiden. Eva wollte für das erforderliche Geld sorgen, was sie ja trotz allem geschafft hatte.

Deshalb benötigte Maria eine offiziell vertretbare Version für den plötzlichen Geldsegen. Deutsches Lotto passte dazu am besten, weil ihre Eltern ein altes 68-er Pärchen aus dem Rheinland waren. Die gelegentlich einen solchen Schein tatsächlich auch ausgefüllt hatten. Jedoch erst nachdem sie ihren eigenen Traum als freie Blumenkinder in echt ausgelebt, und zu diesem Zweck schon sehr jung nach Spanien ausgewandert waren.

Ohne irgendwelchen Besitz, was dazu geführt hatte, dass sie sich zeitlebens kaum jemals etwas außer Luft und Liebe wirklich leisten konnten. Niedergelassen hatten sie sich in einer äußerst kargen Gegend. Irgendwo am Fuß der Pyrenäen direkt an der französischen Grenze. Der einzige Vorteil dieses Ortes, wo Maria zusammen mit ihrer Schwester Eva aufgewachsen war, bestand darin, dass man automatisch spanisch und französisch sprechen lernte. Ergänzt durch die deutsche Muttersprache wirkten beide dadurch ziemlich gebildet. Obwohl man ihnen damals in der einfachen Dorfschule kaum viel mehr als das Nötigste an Wissen beibringen konnte.

Ihre harten Erfahrungen, als beinahe Straßenkinder, hatten andererseits jedoch dazu geführt, dass sie sich in nahezu jeder Lebenslage noch irgendwie zu helfen wussten. Aber eben nur nahezu. Gegen eine ganze Horde von gierigen Verwandten in einem fremden Land alleine durchzuhalten war praktisch unmöglich. Eva hatte es trotzdem versucht, bloß um ihr Versprechen nicht zu brechen.

Immerhin konnte sich Maria mittlerweile die Pflege mit einer festangestellten Haushalthilfe teilen. Es hatte lange gedauert, bis sich die beiden von einer "fremden Person" helfen ließen. Aber seit dies einigermaßen funktionierte, war Marias Leben wieder deutlich erträglicher geworden.

***

Am nächsten Morgen erregte ein knapp aus dem Briefkasten herausragendes graues Kuvert Marias Aufmerksamkeit. Mit spitzen Fingern zupfte sie den Umschlag vorsichtig aus dem Einwurf.

Offenbar stammte der Brief aus Deutschland. Gestempelt in Freiburg im Breisgau. Adressiert war er zwar an ihren Vater, aber das spielte keine Rolle. Der kümmerte sich höchstens noch darum, ob genügend Wein für die nächsten Tage im Haus war. Belangloses wie Briefe von Behörden oder irgendwelche Rechnungen überließ er völlig ungeniert seiner Tochter.

Entschlossen riss sie das Kuvert auf. Der Briefkopf wirkte amtlich. War wohl wieder jemand aus der Verwandtschaft in Deutschland verstorben? Dies war schon öfter vorgekommen.

Sie schob das Schreiben ungelesen in ihre Handtasche. Sowas kratzte sie nicht mehr wirklich. Früher hatte man in einem solchen Fall auf eine bescheidene Erbschaft gehofft. Aber inzwischen stand man selbst eher auf der anderen Seite der Erwartungen. Und blieb deshalb lieber in Deckung.

Überdies lebten ihre Verwandten in Deutschland in relativ soliden Verhältnissen, aber echt reich war niemand. Maria wusste darüber Bescheid, weil sie Eva in ihren letzten zwei Jahren in der Bundesrepublik besucht hatte. Jeweils nur für ein paar Tage, um sich einen kurzen Urlaub zu gönnen oder zusammen etwas zu unternehmen. Ohne ihre fleißige Haushalthilfe wären selbst diese kleinen, jedoch sehr wichtigen Verschnaufpausen, nicht möglich gewesen.

***

Erst am Abend, als sich Maria in der Küche ein Glas Wein gönnte, fiel ihr das Schreiben wieder ein. Der Brief könnte möglicherweise Unruhe stiften, überlegte sie, deshalb würde sie ihn tief im Müllbeutel versenken. Trotzdem klaubte sie zuvor das Blatt erneut aus dem Umschlag. Schon nach den ersten Zeilen warf sie versehentlich ihr Glas um, als sie danach greifen wollte. Die Staatsanwaltschaft Freiburg kündigte der Familie Haller die Exhumierung ihrer verstorbenen Tochter Eva-Maria Schröder geborene Haller an. Zur Klärung eines Sachverhalts, der in einem offenen Verfahren anstand. Die Störung der Totenruhe sei deshalb vertretbar. Das Schreiben wurde lediglich zur Kenntnisnahme versandt. Eine Möglichkeit des Widerspruchs gegen die Maßnahme sei nicht vorgesehen.

Maria überlegte fieberhaft, was dabei herauskommen könnte. Von ihrer Schwester war nach inzwischen zwei Jahren im Sarg wohl kaum noch viel im ursprünglichen Zustand erhalten. Es handelte sich wahrscheinlich bloß um eine Formsache. In Deutschland nahm man alles sehr genau, das hatte sie dort rasch gelernt.

Also am besten Ruhe bewahren und gar nichts unternehmen. Sie wollte keinesfalls in eine Gegend reisen, wo man sie möglicherweise noch als "die Frau aus Spanien" erkannte. Und dadurch jemand aus der Schröder-Sippe auf ihre Spur gelangen könnte. Schließlich hatte sie schon auf die Teilnahme an der Beerdigung verzichten müssen. Zwar nicht bloß um vor den Schröders in Deckung zu bleiben. Sie hielt ja auch in ihrer unmittelbaren Umgebung den Tod von Eva bislang geheim.

***

Meyer mit Y hatte sich angemeldet, um Kommissar Max Krüger und seine persönliche Assistentin Nadja Smolenska über ihre neueste Aufgabe zu unterrichten.

Die Ausgangssituation ist etwas ungewöhnlich, das gebe ich unumwunden zu , führte Meyer aus. Aber gerade für Sie, liebe Kollegen, sollte dies nachvollziehbar sein. Ich habe von einer meiner besten Mitarbeiterinnen einen sehr interessanten Hinweis bekommen. Sie will auf dem Flughafen von Barcelona eine Person angetroffen haben, deren Suizid sie vor zwei Jahren, also in 2002, bearbeitet hatte. Meyer warf einen fragenden Blick in die Runde.

Krüger zuckte mit den Schultern, während Nadja bloß kurz mit den Augen rollte.

Jeder hat doch irgendwo einen Doppelgänger , brummte Krüger schließlich. Und ich begegne öfters Leuten, die ich zu erkennen glaube. Meyers Miene ließ ihn verstummen. Aber fahren Sie bitte fort, Herr Kollege! , gab er nach.

Meyer räusperte sich laut. Es ist leider so, dass ich kaum weitere Anhaltspunkte liefern kann. Aber ich kenne die Dame seit vielen Jahren und weiß, dass ihr Gedächtnis für Personen wirklich phänomenal funktioniert.

Und das ist konkret alles? , hakte Krüger nach.

Nicht ganz , wand sich Meyer. Aber der Rest ist ebenfalls nicht hundertprozentig gesichert. Die Verstobene, oder die Gesichtete, wie Sie wollen, war eine ziemlich schillernde Person. Sie war innerhalb weniger Jahre dreimal verheiratet und kurz darauf wieder verwitwet. Im zarten Alter von 31 Jahren. Einer der Ehemänner ist an einem Tumor verstorben, die anderen beiden sind verunglückt. Das wurde selbstverständlich jeweils gründlich untersucht. Ihr Selbstmord wird dadurch zwar ein Stück weit glaubwürdig. Wer möchte schon mit einer solchen Hypothek leben müssen. Andererseits, sie erwartete ein großes Erbe, was ihr eine sorglose Zukunft ermöglicht hätte. Selbst ohne eine weitere Heirat.

Sie trauen ihr also einen fingierten Suizid zu, Herr Kollege? , stellte Krüger fest.

Meyer lächelte verkrampft. Fragt sich bloß wozu? Wie sollte sie als angeblich Tote denn an das Erbe kommen?

Sie...

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