Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Zoigltod

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
240 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am30.06.2022
Brotzeit, Zunft und Zoigl: humorvoll, hintersinnig und mit viel Liebe zu Land und Leuten. In Windischeschenbach ereignet sich beim Besuch des bayerischen Finanzministers ein schrecklicher Vorfall: Während der Besichtigung eines Metallwerks kommt ein Mann ums Leben. Ein tragischer Unfall - oder Mord? Die Versicherungsdetektive Agathe Viersen und Gerhard Leitner gehen der Sache auf den Grund. Dabei tauchen sie ein in die urige Welt der nördlichen Oberpfalz und treffen auf familiäre Abgründe und knallharte Geschäftsinteressen.

Fabian Borkner kam in Rosenheim zur Welt und verbrachte seine Kindheit in München. Die erste Klasse besuchte er jedoch bereits in Schwarzenfeld in der Oberpfalz. 2014 erhielt der Unterhaltungskünstler und freie Redakteur den BLM-Hörfunkpreis für die beste Comedy und Unterhaltung. www.fabianborkner.de
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextBrotzeit, Zunft und Zoigl: humorvoll, hintersinnig und mit viel Liebe zu Land und Leuten. In Windischeschenbach ereignet sich beim Besuch des bayerischen Finanzministers ein schrecklicher Vorfall: Während der Besichtigung eines Metallwerks kommt ein Mann ums Leben. Ein tragischer Unfall - oder Mord? Die Versicherungsdetektive Agathe Viersen und Gerhard Leitner gehen der Sache auf den Grund. Dabei tauchen sie ein in die urige Welt der nördlichen Oberpfalz und treffen auf familiäre Abgründe und knallharte Geschäftsinteressen.

Fabian Borkner kam in Rosenheim zur Welt und verbrachte seine Kindheit in München. Die erste Klasse besuchte er jedoch bereits in Schwarzenfeld in der Oberpfalz. 2014 erhielt der Unterhaltungskünstler und freie Redakteur den BLM-Hörfunkpreis für die beste Comedy und Unterhaltung. www.fabianborkner.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960418986
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2022
Erscheinungsdatum30.06.2022
Reihen-Nr.5
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3413 Kbytes
Artikel-Nr.9604151
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Die Werkshalle war sonst bei Weitem nicht so hell und sauber wie an diesem Tag. Man erkannte sogar die Grundfarbe des Hallenbodens, ein mattes Olivgrün. Üblicherweise lag darüber ein dunkler, schmieriger Schleier, der aus feinem Metallstaub, Maschinenöl und Sandpartikeln bestand und der von der Arbeit herrührte, die in der Werkshalle verrichtet wurde. Diesem Mittwoch aber waren zwei Tage vorangegangen, an welchen die Mitarbeiter des Betriebes eben nicht nur ihre Maschinen bedienten, sondern vor allem mit einer Tätigkeit beschäftigt waren: dem Putzen.

»Schauts sofort, dass ihr die Gitterboxen da drüben noch wegräumts!«, schrie ein hochgewachsener, gertenschlanker Mann in schwarzem Rollkragenpullover. »Und dann ziehts euch saubere Arbeitskleidung an. Nicht diese alten Fetzen da, verstanden?«

Die Belegschaft zeigte sich von Markus Pichlers Ansage unbeeindruckt, und die Männer warfen ihm abschätzige Blicke zu. Dann taten sie aber das, was Pichler ihnen aufgetragen hatte.

Ein Mitarbeiter murmelte zu einem anderen: »Jetzt drehen sie alle durch, und das bloß, weil der Minister vorbeischaut.«

»Mir können die alle gestohlen bleiben, ob Minister oder sonst irgend so ein Krawattenträger«, antwortete der andere.

Wieder erschallte Pichlers Stimme. »Herrschaftszeiten, wo ist der Franz? Wenn man ihn braucht, ist er nicht da!«

»Wart nur, bis er kommt, der Franz«, zischte der eine Mitarbeiter leise. »Dann brauchst du dich hier gar nicht mehr so aufzumandln. Täte sich der Pichler hier aufführen, nur weil der Meister ein paar Minuten zu spät kommt!«

»Du weißt es doch, Hans«, pflichtete der andere ihm leise bei. »Wenn man einen kleinen Scheißdreck groß macht, stinkt er umso mehr â¦«

Im Büro des Firmeninhabers überprüfte dieser gerade den Sitz seiner Frisur. Dies bereitete ihm jedoch zeit seines Lebens schon immer Sorgen, weil sich die sehr dünnen Haare eigentlich nur glatt seitwärts kämmen ließen. Sein Haar war schlicht nicht geeignet für schicke oder gar flippige Frisuren. So blieb es auch an diesem Mittwoch dabei, dass er sein mattblondes Haar mit einem Kamm zur Seite strich, was seinem Gesicht wie üblich eine ungewollte Breite verlieh. Er betrachtete sich im Spiegel und atmete tief durch.

»Bist du im Büro?«, hörte Axel Dirscherl die Stimme seiner Frau im Korridor vor seinem Arbeitszimmer. »Axel?«

»Ja, ich bin hier.«

Die Bürotür öffnete sich, und Simone Dirscherl trat herein. Sie stellte sich neben ihren Mann und sah ebenfalls in den Wandspiegel. »Deine Frisur passt schon. Schöner wirst du nicht mehr.«

Dirscherl betrachtete nun seinerseits seine Gattin und verzog die Lippen zu einem Schmollmund. »Meinst du wirklich, dass das ein passendes Outfit für heute ist?«

Simone Dirscherl hatte ihre Garderobe wie stets bewusst gewählt. »Auch wenn er Minister ist, wird er doch Augen im Kopf haben, oder?«

Axel Dirscherl ließ den Blick über die dunkelblonden langen Haare seiner Frau fallen. Sie hatte mit Haarwachs ein paar Strähnen eingezogen, sodass es einen kleinen Hauch von Ruch verströmte. Ihre schwarze Bluse saß stramm an ihrem Körper und ließ genügend Einblicke in das Dekolleté zu. Ihre knallrote Stoffweste stand in Kontrast zu dem tiefgrünen kurzen Rock, den sie über ihren Wildlederstiefeln mit den hohen Hacken trug.

»Ich meine, es ist ja nicht irgendein Grillfest, wo wir jetzt dann hingehen müssen.«

»Das weiß ich schon selber«, seufzte Simone.

Vor einigen Wochen war bekannt geworden, dass sich im Terminkalender des bayerischen Staatsministers der Finanzen und für Heimat ein freies Intervall von anderthalb Stunden finden ließ, in welchem er ohnehin Termine in seiner Heimat Oberpfalz wahrnahm. Axel Dirscherl, der als Inhaber eines Metallbau- und Gießereibetriebes freilich stets in regem Austausch mit den örtlichen Politikern und den Abgeordneten des Bayerischen Landtages und des Bundestages stand, hatte sich diese Chance nicht entgehen lassen. Über Magda Ebenhoch, die örtliche Stimmkreisabgeordnete, hatte er mit dem Büro des Ministers kommuniziert, und nun waren es nur noch wenige Minuten, bis der groß gewachsene Mann, der Herr über die Finanzen im Freistaat war, in Windischeschenbach eintreffen würde.

Simone war sich durchaus bewusst, dass für die Zukunft des Betriebes zurzeit wichtige Weichen gestellt wurden. Der Besuch eines Staatsministers war in diesem Zusammenhang nun wirklich alles andere als eine Lappalie. Jedoch ging Simone Dirscherl dergleichen Dinge immer mit einer gewissen Sorglosigkeit an, die ihr Gatte des Häufigeren schon in breitem Nordoberpfälzisch »Wurschtigkeit« genannt hatte. Sie stand nun mal auf der bodenständigen Seite des Lebens und schickte einen genervten Blick gen Himmel, als sie ihren Mann sagen hörte: »Solltest du nicht lieber was anderes anziehen? Ich meine, irgendwas Festliches oder so?«

Simone Dirscherl ließ sich halb hockend auf seinem Schreibtisch nieder. »Mein lieber Brummbär, so bin ich nun mal gestrickt. Für mich sind das hier festliche Anziehsachen. So fühle ich mich wohl, und ich müsste mich schon sehr irren, wenn mein Anblick dem Herrn Minister zuwider wäre.«

Axel Dirscherl nickte stumm ein paarmal, als ob er sich innerlich selbst einreden müsste, dass das Ensemble seiner Frau schon irgendwie in Ordnung ginge.

»Du machst dir zu viele Sorgen, wo du keine haben müsstest«, sagte Simone beruhigend, während sie ihr Gesäß von der Tischplatte hob und auf Dirscherl zuging. »Du hast doch gut gearbeitet in den letzten Monaten, oder? Gut und sehr hart. Frag deine Belegschaft.«

Dirscherl sah ihr kurz in die Augen und senkte seinen Blick. »Du hast mit der Magda einen superheißen Draht in den Landtag, oder?« Abermals nickte Dirscherl in Richtung Fußboden. Das Telefon im Büro klingelte zweimal. Dirscherls Kopf fuhr zu seinem Schreibtisch herum.

Simone aber beachtete das Telefonsignal nicht. Stattdessen legte sie die Finger an sein Kinn und hob seinen Kopf, sodass er ihr jetzt geradewegs in die Augen sah. »Und du weißt, dass du den großen Deal, den du geplant hast, auch schultern kannst!«

Dirscherl schwieg und atmete schwer. Das Klingeln verstummte.

»Ist das so, wie ich es sage?«, insistierte Simone.

Die Gesichtszüge ihres Mannes strafften sich und strahlten sofort Selbstsicherheit aus. »Ja, es ist so, wie du sagst.«

»Dann wird es auch klappen. Davon bin ich überzeugt«, flüsterte sie in sein Ohr.

Mit dem Rückhalt seiner Ehefrau im Gepäck presste Dirscherl die Lippen entschlossen aufeinander. Er wollte eben etwas sagen, als die Tür aufgerissen wurde.

Markus Pichler keuchte: »Das war die Referentin vom Minister! Die fahren gerade von der Autobahn runter, keine zehn Minuten mehr, dann sind sie da.«

»Gut, Markus«, sagte Axel Dirscherl. Als Pichler in der Tür stehen blieb, fragte der Chef: »Was ist denn noch?«

»Der Thiercke Franz ist immer noch nicht da.«

Instinktiv warf Dirscherl einen Blick auf die Wanduhr. Es war kurz vor zehn. Er runzelte die Stirn. Es sah Thiercke überhaupt nicht ähnlich, nicht überpünktlich vor Ort zu sein, noch dazu, wenn so ein außergewöhnliches Ereignis anberaumt war. »Gibt s doch nicht, Kruzifix!«, fluchte Dirscherl kaum hörbar. Lauter fügte er hinzu: »Das ist jetzt wurscht. Ihr habt ja so weit alles vorbereitet, oder?«

»Ja, freilich«, sagte Pichler pikiert.

»Gut, dann geht es jetzt, wie es geht. Komm«, sagte er zu Simone. »Wir gehen mit dem Markus gleich runter.« Mit einem letzten Strich durch seine dünnen Haare folgte Dirscherl seinem Mitarbeiter und seiner Frau auf die Gittertreppe, die das erhöht untergebrachte Chefbüro mit der Werkshalle verband. Als sie unten angelangt waren, sagte Dirscherl in professionellem Geschäftston: »Habt ihr die Türen vom Strahlhaus auch gereinigt?«

»Sicher«, hechelte Pichler, der seit den frühen Morgenstunden offensichtlich nur im leichten Laufschritt auf dem Werksgelände unterwegs gewesen war.

Simone Dirscherl brachte die verschiedenen Stoffschichten in Ordnung, die ihre Brüste hielten, und fragte beiläufig: »Was wollt ihr denn am Strahlhaus? Da ist doch momentan gar kein Werksstück drin, oder?«

»Doch«, entgegnete Pichler. »Haben wir uns extra aufgespart. War eine gute Idee, Chef. Das ist bestimmt ein Hingucker.«

Die rund fünfzig Meter lange Halle hindurch lief das Trio eilenden Schrittes zum geöffneten Tor an der Stirnseite. Unterwegs ermahnte Pichler alle Mitarbeiter, die noch an ihren Stationen sauber machten oder sonst noch herumstanden und abwarteten, ihnen zu folgen und sich in einem ordentlichen Halbkreis am Hallentor aufzustellen. Mit militärischer Effizienz checkte Axel Dirscherl jeden einzelnen seiner Untergebenen und bemängelte wie ein Kompaniechef halb geschlossene Reißverschlüsse und nicht zugeknöpfte Taschen. »Der Thiercke Franz?«, sagte er knapp zu Pichler.

»Immer noch nicht da«, hob dieser entschuldigend die Hände.

»Gut, dann macht s auch nichts. Dann ist er wahrscheinlich schon beim Dobmeier drüben.« Weiter suchte Dirscherls Blick gleich einem Adler die Szene ab, die sich dem Staatsminister in wenigen Minuten bieten würde. Er suchte seine Frau und fand sie in der Nähe des Strahlhauses. »Simone, komm halt du auch bitte her!«, sagte er mit mühsamer Beherrschung. »Ich hätte gerne, dass wir uns als Inhaberpaar hier in die Mitte stellen. Zwischen die anderen.«

Just als Simone ihrem Mann folgte, drang das Geräusch von mehreren schweren Automotoren zum Werksgelände herüber. Alle Augen blickten zur Einfahrt. Von dort kamen in unangemessen hoher Geschwindigkeit zwei Streifenwagen der...
mehr