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Todessteign

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
224 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am19.10.2023
Launige Krimispannung mit Oberpfälzer Gemütlichkeit und kernigem Charme. Eine Frau wird dabei ertappt, wie sie im Schwandorfer Müllkraftwerk eine Leiche entsorgen will. Sie gesteht den Mord, doch die Versicherungsdetektive Agathe Viersen und Gerhard Leitner haben Beweise, dass sie nicht als Täterin in Frage kommt. Warum will sie lebenslang in Haft? Kurzerhand machen die Detektive Ferien auf dem Reiterhof des Opfers - und stoßen bei ihren Undercover-Ermittlungen in der scheinbar heilen Urlaubswelt auf dunkle Mauern aus Hass ...

Fabian Borkner kam in Rosenheim zur Welt und verbrachte seine Kindheit in München. Die erste Klasse besuchte er jedoch bereits in Schwarzenfeld in der Oberpfalz. 2014 erhielt der Unterhaltungskünstler und freie Redakteur den BLM-Hörfunkpreis für die beste Comedy und Unterhaltung. www.fabianborkner.de
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextLaunige Krimispannung mit Oberpfälzer Gemütlichkeit und kernigem Charme. Eine Frau wird dabei ertappt, wie sie im Schwandorfer Müllkraftwerk eine Leiche entsorgen will. Sie gesteht den Mord, doch die Versicherungsdetektive Agathe Viersen und Gerhard Leitner haben Beweise, dass sie nicht als Täterin in Frage kommt. Warum will sie lebenslang in Haft? Kurzerhand machen die Detektive Ferien auf dem Reiterhof des Opfers - und stoßen bei ihren Undercover-Ermittlungen in der scheinbar heilen Urlaubswelt auf dunkle Mauern aus Hass ...

Fabian Borkner kam in Rosenheim zur Welt und verbrachte seine Kindheit in München. Die erste Klasse besuchte er jedoch bereits in Schwarzenfeld in der Oberpfalz. 2014 erhielt der Unterhaltungskünstler und freie Redakteur den BLM-Hörfunkpreis für die beste Comedy und Unterhaltung. www.fabianborkner.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987070433
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum19.10.2023
Reihen-Nr.6
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3766 Kbytes
Artikel-Nr.12577987
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Der Baum strahlte eine große Würde aus. Seine Äste streckte er in alle Richtungen, sodass die Anordnung zwar das kreative Werk der Natur war, sie aber dennoch aussah, als folgte sie einem übergeordneten Plan mit klaren Strukturen. Seine Blätter leuchteten in sattem, dunklem Grün. Sein Stamm schien mit dem darunterliegenden Felsen verschmolzen zu sein, als ob sich zähflüssige Massen zu einer gesamten Formation vermischt hätten.

Gerhard Leitner schürzte aus Respekt vor seiner Erhabenheit die Lippen. Dann wanderte sein Blick von diesem Baum zum nächsten. Jener verfügte über langstielige, strahlenförmig angeordnete Blätter. Leitner vernahm das mehrmalige Zischen einer Sprühflasche, welches ihn von der Bewunderung der natürlichen Schönheit der kleinen Bonsaibäume ablenkte. Er drehte seinen Kopf zum Verursacher der Geräusche. Die bis eben noch empfundene innere Ruhe, die sich in Leitner während der Begutachtung der betagten Bäume eingestellt hatte, wich einem aggressiven Kribbeln, das er immer spürte, wenn er sich in der Nähe von Richard Zapf befand.

Es war nicht so, dass Zapf irgendetwas tun musste, um in Leitner dieses Gefühl hervorzurufen. Oder dass Zapf auch nur irgendetwas hätte sagen müssen. Es waren keine politischen Diskussionen, keine unterschiedlichen Auffassungen von der Aufstellung und Taktik der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, ja, noch nicht einmal Dinge des individuellen Geschmacks wie die richtige Sorte Bier, die beste Rebsorte beim Wein oder auch nur, welcher Metzger derzeit das beste Geräucherte oder die deftigsten Pfefferbeißer machte. Es war vielmehr die Tatsache, dass Zapf überhaupt nichts machte. Oder sagte. Gar nichts. Er arbeitete beim Finanzamt Schwandorf. Er war ein schlanker, mittelgroßer, gesunder Mann Ende Dreißig, und er hatte vor zwölf Jahren Leitners Schwester Gerlinde geheiratet.

Seit Gerlinde Richard zum ersten Mal mit ins elterliche Haus gebracht und vorgestellt hatte, konnte Leitner den Drang, sofort in einen tiefen Schlaf zu fallen, sobald er ihn erblickte, nur schwer unterdrücken.

Leitner empfand keine Abneigung seinem Schwager gegenüber. Es war schlicht die Langeweile, die Zapf mit jeder Faser seines Körpers ausstrahlte. Und die sich speziell auf Familienfesten, von denen man nicht einfach die Flucht ergreifen konnte, ohne seine Verwandtschaft dabei vor den Kopf zu stoßen, wie eine schwere Filzdecke über den gesamten Raum legte, in dem man eigentlich fröhlich feiern wollte.

Paradoxerweise war es Langeweile, die bei Leitner als ersten Reflex zwar den Wunsch nach einem mehrstündigen Erholungsschlaf auslöste, die aber einen aktiven und umtriebigen Mann wie Leitner bei längerer Anwesenheit eben auch bis zu einem gewissen Punkt aggressiv machte. Leitner hatte nach eigener Einschätzung weiß Gott alles getan, um sich mit seinem Schwager gutzustellen und auf Geburtstagen oder Hochzeitsfeiern auch mit ihm Konversation zu betreiben. Allerdings schalt er sich unmittelbar nach jedem Versuch einen Narren, weil die statistische Anzahl der geglückten Versuche konstant bei null lag.

So auch in diesem Augenblick. Leitner hatte vor wenigen Tagen Besuch von seiner Schwester bekommen. Gerlinde stand eines frühen Nachmittags vor der Tür der Wohnung in der Klosterstraße in Schwandorf, die Leitner zusammen mit seiner Arbeitskollegin Agathe Viersen bewohnte. Diese war es auch, die die Tür öffnete und die als gebürtiges Nordlicht erst mal nicht verstand, was Gerlinde Zapf ihr mitteilen wollte, als sie sagte: »Da hab ich euch ein Reindl mit Maultaschen mitgebracht!«

Agathe konnte sich einen Reim darauf machen, dass mit einem Reindl jener mit Emaille beschichtete und mit einem Küchenhandtuch abgedeckte Bräter gemeint war, den ihr Gerlinde übergeben hatte. Als dieser dann schließlich im Ofen der Küche vor sich hin schmorte und sich ein wunderbar zimtiger und fruchtiger Duft nach Bratäpfeln in der Wohnung verbreitete, traute sich Agathe schließlich doch, eine kulinarische Frage zu stellen. Sie lebte zwar schon seit etwa sechs Jahren in Schwandorf, aber den Begriff »Maultaschen« hatte sie eher unter einer Art süddeutscher Tortellini abgespeichert.

Daraufhin musste Agathe eine halbe Stunde lang einen Vortrag über sich ergehen lassen, dass dieses Gericht mit Bayern überhaupt nichts zu tun habe, sondern dass es aus dem Baden-Württembergischen stamme, wo man wirklich kleine Fleischhäppchen in einer Art Nudelteig einwickle und dann in Fleischbrühe gare.

Die Oberpfälzer Bedeutung für Maultaschen meinte einen knusprigen und saftigen Apfelstrudel. Das Rezept zu jenem Strudel, der damals in Agathes und Leitners Rohr garte, hatte sich Gerlinde Zapf noch von der Oma zeigen lassen, und Leitner selbst fand, dass die Maultaschen seiner Schwester mindestens ebenso gschmackig waren wie die ihrer Großmutter.

Nachdem diese Oberpfälzer Köstlichkeit verzehrt und das Reindl gesäubert war, hatte sich Leitner auf den Weg zu seiner Schwester gemacht, um ihr den Bräter wieder zurückzubringen. Richard Zapf hatte die Tür geöffnet und Leitner mitgeteilt, dass Gerlinde im Augenblick noch unterwegs sei, aber eigentlich jeden Moment zurückkehren müsse. Richards Angebot, bei einer schnellen Halben Bier auf Gerlinde zu warten, hatte Leitner angenommen - und hätte sich nun am liebsten in den Allerwertesten gebissen, wenn es ihm denn anatomisch möglich gewesen wäre. Wie es der Teufel so wollte, war Gerlinde seit mittlerweile fast einer halben Stunde immer noch nicht heimgekommen. Stattdessen nuckelte Leitner an seinem Bier und war der Aufforderung seines Schwagers gefolgt, ihn bei der Ausübung seines Hobbys zu begleiten und in den Wintergarten zu folgen.

So stand Leitner nun also in eben jenem wunderschönen Freisitz des Hauses der Familie Zapf und begutachtete die Bonsaibäume, die sein Schwager mit für seine Verhältnisse fast schon leidenschaftlicher Inbrunst pflegte. Konnte Leitner selbst zwar die Komplexität der Strukturen dieser Bäumchen bewundern, so passte die Art dieses Hobbys nun wirklich in Gänze zur Persönlichkeit seines Schwagers. Und so reichte es vonseiten Leitners eben auch nur zu zustimmenden Brummlauten, wenn Richard Zapf in seiner schnarchigen Art erklärte: »Die Strahlenaralie. Nennt man auch Lackblattpflanze. Schefflera actinophylla.« Weitere Sprühstöße folgten, als Zapf das Bäumchen vor ihm benetzte. »Bildet Luftwurzeln.«

Höflich nickte Leitner abermals. Er nahm einen Schluck aus der Bierflasche, die im Übrigen schon beim Öffnen nach Leitners Geschmack viel zu warm gewesen war. Zapf hatte sie ihm aus einer Kiste am Boden gereicht. Es sah seinem Schwager ähnlich, dass er im Kühlschrank kein Bier aufbewahrte. Zapf, das hatte Leitner schon häufig beobachtet, trank selbst sein Bier lau. Dass die ersten Apriltage ungewöhnlich warme Temperaturen mit sich brachten, war zwar dem Gemüt zuträglich, nicht aber dem Biergenuss im Hause Zapf. Er beäugte die zu drei Vierteln geleerte Flasche, wollte aus Anstandsgründen noch einige Minuten warten und dann den Rest austrinken und sich rasch verabschieden.

Leitner sagte: »Du, wenn die Gerlinde jetzt dann wirklich nicht kommt, sagst ihr halt einen schönen Gruß. Ich melde mich wieder bei ihr, wenn wir zurückkommen.«

»Ach so, stimmt ja. Ihr seid ja jetzt unterwegs, die Agathe und du, nicht wahr?«

»Wir wollen morgen in aller Frühe los. Drum habe ich ihr ja das Reindl wiederbringen wollen, sonst steht´s zehn Tage lang bei uns herum.«

Noch ein Sprühstoß. Dann noch einer. Zapf nahm sich alle Zeit der Welt, um seine kostbaren Zwergbäumchen zu benetzen. Leitner hatte einen Moment lang gehofft, dass sich so etwas wie eine Unterhaltung ergeben würde. In diesem Punkt hätte es sich allerdings gelohnt, sein gesamtes Geld auf die Verlässlichkeit von Richard Zapf zu setzen. Er enttäuschte nicht und ließ durch sein Schweigen das zarte Keimchen von Konversation wie von einer Planierraupe plattwalzen. Nach einer gefühlt endlos langen Pause sagte Zapf schließlich: »Ihr macht Urlaub, deine Kollegin und du?«

Leitner atmete tief durch. »Ja, Richard. Wir machen Urlaub. Zehn Tage.«

»Aha«, murmelte Zapf. Es folgte eine lange Stille. Ein Stoß, zwei Stöße ... und dann verharrte Zapf plötzlich wie vom Donner gerührt.

Leitner, der eben sein restliches Bier trinken wollte, hielt daraufhin ebenfalls inne und beobachtete seinen Schwager. Das war schon fast ein gefühlsüberwältigter Akt für einen Menschen wie Richard Zapf. Leitner folgte seinem Blick und suchte nun ebenfalls akribisch den Bonsai ab, an welchem Zapf irgendetwas Gravierendes aufgefallen sein musste. Wie ferngesteuert und ohne die Augen vom Baum wegzunehmen, stellte Zapf seine Sprühflasche auf das Regal neben dem Porzellanteller ab, auf welchem der Zwergbaum gepflanzt worden war. In Zeitlupe, aber mit größter Präzision näherte sich Zapf mit einer Nagelschere dem Geäst der Strahlenaralie. Leitner musste unwillkürlich die Luft anhalten, als Zapf die in die Finger gespreizte Schere langsam öffnete und einen Mini-Zweig in den offenen Winkel der Schneidflächen positionierte. Er zwickte die Scherenenden zusammen. Leitner zuckte kurz auf. Dann fiel ein kleines Zweigchen, an dem die Blätter kleine braune Unregelmäßigkeiten aufwiesen, auf den Regalboden.

»So, das hätten wir!«, murmelte Zapf und warf das kleine Geäst in den Papierkorb. »Mann, das war ganz schön spannend, gell?«, meinte er zu Leitner.

Der wandte den Kopf kurz weg von seinem Schwager und zum Boden des Wintergartens. Wenn dies Richards Vorstellung von Spannung war, dann war es nun wirklich an der Zeit für Leitner, sich zu verabschieden.

»Wohin?«, fragte Zapf.

»Wohin was?«, entgegnete Leitner.

»Wohin fahrt ihr denn? Die...
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Fabian Borkner kam in Rosenheim zur Welt und verbrachte seine Kindheit in München. Die erste Klasse besuchte er jedoch bereits in Schwarzenfeld in der Oberpfalz. 2014 erhielt der Unterhaltungskünstler und freie Redakteur den BLM-Hörfunkpreis für die beste Comedy und Unterhaltung.
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