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Engelsgabe

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
Deutsch
Ullstein Taschenbuchvlg.erschienen am05.06.2023Auflage
Willkommen in Schweden - Willkommen in der Hölle auf Erden Zwei jungen Frauen wird eine blühende Zukunft im Ausland versprochen - doch als sie in Stockholm ankommen, offenbart sich der Albtraum, in dem sie gefangen sind: Sie werden in einer Wohnung eingesperrt und müssen ihre Körper für Sex verkaufen. Wenn sie nicht mehr rentabel sind, müssen sie das Letzte opfern, was ihnen geblieben ist: ihre Organe. Kriminalkommissar Ewert Grens setzt alles daran, dieser brutalen Ausbeutung ein Ende zu bereiten. Eine Spur weist in die polizeieigenen Reihen und Grens muss schmerzlich erfahren, dass der Feind manchmal näher ist, als er glaubt ... Der Meister der skandinavischen Spannung ist zurück!

Anders Roslund (Jahrgang 1961) hat als eine Hälfte der erfolgreichen Autorenteams Roslund & Hellström und Roslund & Thunberg zehn Bücher veröffentlicht. Diese wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und brachten ihm international viele Auszeichnungen ein. Mit Teufelsgabe hat er bereits den vierten Roman unter seinem eigenen Namen veröffentlicht.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextWillkommen in Schweden - Willkommen in der Hölle auf Erden Zwei jungen Frauen wird eine blühende Zukunft im Ausland versprochen - doch als sie in Stockholm ankommen, offenbart sich der Albtraum, in dem sie gefangen sind: Sie werden in einer Wohnung eingesperrt und müssen ihre Körper für Sex verkaufen. Wenn sie nicht mehr rentabel sind, müssen sie das Letzte opfern, was ihnen geblieben ist: ihre Organe. Kriminalkommissar Ewert Grens setzt alles daran, dieser brutalen Ausbeutung ein Ende zu bereiten. Eine Spur weist in die polizeieigenen Reihen und Grens muss schmerzlich erfahren, dass der Feind manchmal näher ist, als er glaubt ... Der Meister der skandinavischen Spannung ist zurück!

Anders Roslund (Jahrgang 1961) hat als eine Hälfte der erfolgreichen Autorenteams Roslund & Hellström und Roslund & Thunberg zehn Bücher veröffentlicht. Diese wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und brachten ihm international viele Auszeichnungen ein. Mit Teufelsgabe hat er bereits den vierten Roman unter seinem eigenen Namen veröffentlicht.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783843729314
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum05.06.2023
AuflageAuflage
SpracheDeutsch
Dateigrösse3519 Kbytes
Artikel-Nr.9998624
Rubriken
Genre9201
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Inhalt/Kritik

Leseprobe

Vilnius

SIE LIEBTE ES, im Gehen zu den zarten Wolken am Himmel hinaufzuschauen, langsame, fast zögerliche Schritte am Ufer der Vilnia entlang zu machen. Das Frühstückscafé, das schon bei Sonnenaufgang öffnete, lag hinter ihr, ebenso wie der stillgelegte alte Turm und das Schulgebäude, das seine Mauern einzuziehen schien, um in die Lücke zwischen Fabrik und Tankstelle hineinzupassen, und sie näherte sich der Brücke, die die Kalvarijų gatvÄ in einen fünfspurigen geraden Arm verwandelte, ausgestreckt zur Hauptverkehrsschlagader der Stadt. Sie war spät dran, ein Morgen mit zu vielen Gedanken, und hastete auf das schäbige vierstöckige Backsteingebäude mit einer Eingangstür aus schwerem Eisen zu.

Alena Sljusareva trug eine Papiertüte mit dem zapfenförmigen Gebäck bei sich, das sie immer in der kleinen Bäckerei an der Ecke kaufte, bei der alten Dame, die so freundlich lächelte und sich jedes Mal erkundigte, wie es ihr gehe, während der Teig am Spieß über dem Feuer drehte, so lange, bis er wie früher schmeckte, als die Tage unbeschwert und endlos gewesen waren.

Sie saßen schon da, als sie die Tür öffnete und die Räumlichkeiten betrat, stumm auf dem geblümten Besuchersofa. So schmächtig, so verunsichert, als ihre Blicke sich ihr zuwandten.

Zwillinge. Exakte Repliken. Spiegelbilder voneinander.

Ihr seid die Letzten. Nie wieder.

Alena maß Pulver und Wasser in die Kaffeemaschine, zerteilte das trockene Gebäck, legte die bröseligen Stücke auf ein Serviertablett und stellte es in die Mitte des Couchtisches.

Dem Mann war sie schon begegnet, sie schätzte ihn auf Anfang, Mitte vierzig. Seine spröden, schwulstigen Lippen umgab ein ungepflegter Bart, und er fläzte sich lässig in einem der Sessel, während die beiden Frauen geradeaus starrten und unbewusst die Schultern strafften.

»Greift zu. Sakotis. Nicht zu süß. Der beste der Stadt.«

Auffordernd schob Alena das Tablett zu ihnen hin. Die beiden jungen Frauen blickten zu dem Mann, bis dieser nickte und sie ein Stück nahmen. Gleichzeitig.

»Und dann müsst ihr euch ausziehen.«

Die beiden jungen Frauen sahen sie an, hörten, was sie sagte, doch sie rührten sich nicht.

»Wenn ihr aufgegessen habt.«

Der Mann lehnte den litauischen Baumkuchen ab, nestelte stattdessen eine Schachtel Zigaretten aus seinem Sakko hervor, schüttelte eine heraus und steckte sie an.

Alena seufzte.

»Dies ist - wie wir beide wissen - eine Arztpraxis.«

Er grinste sie an und inhalierte den ersten Zug. Beim zweiten grinste er wieder und blies den Rauch aus, der zwischen ihnen eine diffuse, stinkende Wolke formte. Bis Alena aufstand, dem Mann hart ins Gesicht schlug, ihm die Zigarette aus dem Mund riss und sie auf seinem Oberschenkel ausdrückte.

Macht.

Die verteilt werden musste, jedes Mal.

»Und ihr beiden - damit ich euch helfen kann, müsst ihr euch ausziehen.«

Wie säuberlich sie ihre Kleidung zusammenlegten, gleichzeitig und auf die gleiche Weise. Zwei ordentliche, vollkommen identische Kleiderstapel. Es war Sommer, Juni, aber drinnen war es kälter als draußen. In den Häusern längs des großen Flusses lag permanent Feuchtigkeit in der Luft, und die beiden froren, bloße Haut, auf der sich Gänsehaut ausbreitete. Sie rückten näher zueinander, wirkten kleiner.

Alena stand auf, bedeutete ihnen, sich vor sie hinzustellen, während sie im Kreis um sie herumging und sie musterte. Die beiden versuchten stillzustehen, Alena sah, dass sie sich Mühe gaben, aber nackte Füße auf Steinfußboden und ungeschützte Körper sehnten sich fort. Ihre Blicke suchten das Fenster, flüchteten, und Alena floh mit ihnen - ein Ausflugsboot, das hinaus in die Flussmitte glitt, ein Vogelschwarm, der sich am Ufer niederließ, und eine Sonne, die die Konturen verwischte, als sie alles in gleißendes Licht tauchte. Alena riss das Fenster weit auf und ließ frische Luft herein, wollte die Feuchtigkeit vertreiben, ein Innenraum sollte nicht kalt sein, wenn draußen Sommer war.

Schmächtige Schultern und Hüften unter ihren Händen, Wangen, so zart, wie sie auch aussahen. So hatte sie selbst einmal dagestanden. Alena fuhr ihnen mit den Fingern durch die Haare, lange glänzende Strähnen, strich über weiche Hälse und runde Kinnpartien, teilte rot geschminkte Lippen und entblößte gesunde weiße Zähne.

»Zweiundzwanzig?«

Alena wandte sich an den Mann im Sessel.

»Ja. Zweiundzwanzig.«

Sie schüttelte den Kopf.

»Nein.«

Sein Blick flackerte, nicht stark, aber deutlich genug, er hoffte wohl, dass es nicht auffiel.

»Einundzwanzig.«

»Wohl eher zwanzig?«

»Ja.«

»Ja?«

»Ja. Neunzehn.«

Sie streichelte ihre Wangen, diesmal mit dem Handrücken.

»Wie alt seid ihr?«

Die jungen Frauen suchten den Blick ihres Begleiters, wollten die richtige Antwort geben.

»Ich habe euch gefragt. Ich will, dass ihr antwortet.«

Geschminkte Augen senkten sich.

»Wie alt?«

Sie hob die Stimme.

»Wie alt seid ihr?«

»Achtzehn.«

»Achtzehn?«

»Bald.«

Alena ging mit ihnen in den angrenzenden Raum zu dem Schreibtisch, der eine komplette Ecke einnahm und an dem ein älterer Mann bisher schweigend dagesessen hatte, in einem weißen Kittel und mit einem Stethoskop um den Hals. Jetzt war er an der Reihe. Die jungen Frauen atmeten tief ein, während der Arzt ihr Herz und ihre Lungen abhörte, lagen auf dem Rücken, als er zwei Fingerspitzen auf ihre Fußrücken legte und eine normale Pulsfrequenz attestierte.

»Streckt bitte euren linken Arm aus.«

Er griff nach einem hellen Holzlineal, legte es jeweils an zwei rote Punkte an der Innenseite ihrer Unterarme.

»Beim Tuberkulin-Test habt ihr einen kleinen Piks gespürt, erinnert ihr euch?«

Sie seufzten, gleichzeitig.

»Heute spürt ihr nichts. Ich messe bloß die Punkte. Seht ihr?«

Der Arzt murmelte vor sich hin, notierte irgendwas, blickte Alena an.

»Das sieht gut aus. Genau wie die Proben neulich.«

Alena hatte den älteren Mann nie leiden können.

»Sind Sie sicher?«, fragte sie.

»Ja.«

Sie erinnerte sich daran, wie er ihren Körper berührt hatte.

Am deutlichsten erinnerte sie sich an das letzte Mal, als er das Leben aus ihr herausgenommen hatte.

»Nichts?«

»Keine Infektionen, die Blutzuckerwerte sind normal. Kein Hepatitis-Befund, keine venösen Erkrankungen, kein Eiweiß im Urin. HIV-Test negativ. Der Tuberkulin-Test und die Röntgenbilder der Lunge zeigen keine Auffälligkeiten - kein TBC.«

»Die Exit-Patientenverfügungen?«

»Liegen hier auf dem Schreibtisch. Beglaubigt und fertig. Meine Zusammenfassung inklusive einer vollständigen Anamnese und der Bestätigung, dass die beiden über Konsequenzen und Risiken aufgeklärt worden sind. Ich bezeuge ihre ausdrückliche Bereitschaft, ihren ausdrücklichen Willen zur Organspende und erwähne ihre Verwandtschaft zu einer möglichen Empfängerin - eine Cousine, das schreiben wir meistens. Die Auswertungen eines Kreatinin- und Cystatin-C-Tests sind beigefügt. Die GFR-Werte sind top. Nur die Datumszeile habe ich freigelassen. Ihr legt ja Wert darauf, einige Jahre verstreichen zu lassen und das Datum selbst einzutragen, wenn es so weit ist.«

Der Arzt sank auf seinen Schreibtischstuhl, während zwei junge Körper nackt in der Mitte des Raums warteten, exakt dort, wo das Licht der Leuchtstoffröhre am unbarmherzigsten auf bleiche Haut traf.

Alena gab sich Mühe, die beiden anzulächeln. Sie zitterten immer stärker.

»Ihr könnt euch anziehen und euch wieder auf das geblümte Sofa setzen.«

Sie wartete, bis die drei Besucher das Zimmer des Arztes verlassen hatten, dann trat sie an das geöffnete Fenster und suchte eine Weile nach der Sonne, die hinter Wolken verschwunden war. Sie nahm ihr Handy aus der Tasche und wählte die Nummer, die sie auswendig kannte. Mit der Stimme am anderen Ende sprach sie Englisch, mit ein paar schwedischen und litauischen Wörtern dazwischen, wenn es nicht anders ging.

»Keine Krankheiten.«

Die Stimme wollte mehr.

»Gute Haarqualität, gesunde Zähne.«

Das wollte sie immer, mehr haben.

»Kleine Brüste, helles Schamhaar, Beine ohne sichtbare Muskulatur.«

Alena blickte in den Vorraum, zu den Kaffeetassen, die halb leer waren, und den Baumkuchenresten, die schon summende Fliegen anlockten - sie ähnelten der Stimme, die keine Ruhe gab.

»Und?«

»Die Exit-Patientenverfügungen sind perfekt.«

»Blut?«

»Auch perfekt.«

»Heißt?«

»Blutgruppe Null. Mit so gut wie jedem Empfänger kompatibel. Größte Nachfrage, längste Wartezeiten. Für beide lassen sich leicht geeignete Empfänger...
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Autor

Anders Roslund (Jahrgang 1961) hat als eine Hälfte der erfolgreichen Autorenteams Roslund & Hellström und Roslund & Thunberg zehn Bücher veröffentlicht. Diese wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und brachten ihm international viele Auszeichnungen ein. Nach Geburtstagskind ist Schlaft, Kinder, schlaft der zweite Roman, den er unter seinem eigenen Namen veröffentlicht.