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Die gute Schwester

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am20.09.2023
Zwei Schwestern. Ein Mann. Und eine tödliche Wahrheit.
Als Megan auf dem Handy ihres Mannes Chris ein Foto ihrer Zwillingsschwester Leah entdeckt, vermutet sie sofort eine neue, perfide Bosheit ihrer Schwester. Sie beschließt, Leah nach Jahren des Schweigens zu konfrontieren. Doch das Treffen endet mit einem schrecklichen Streit - und einem Mord. In Panik fasst Megan einen Plan: Wenn niemand weiß, dass Leah tot ist, wird es auch keine Ermittlungen geben - schließlich gleichen die beiden sich aufs Haar. Megan beginnt, ein Doppelleben zu führen. Sie taucht in Leahs luxuriöses Leben ein und sieht so die Chance, ihrer toxischen Ehe zu entfliehen. Doch Leahs Intrigen reichen tief - und auch Chris weiß mehr, als Megan ahnen kann ...

Bereits als Jugendliche träumte Sarah Bonner von einer Karriere als Autorin. Doch zunächst wurde sie Buchhalterin. Nach 15 Jahren beschloss sie, sich ihren Jugendtraum zu erfüllen, und schrieb ihren ersten Roman »Die gute Schwester«. Sarah Bonner lebt mit ihrem Mann und zwei Hunden in Sussex.
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Verfügbare Formate
HörbuchCD-ROM
EUR24,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextZwei Schwestern. Ein Mann. Und eine tödliche Wahrheit.
Als Megan auf dem Handy ihres Mannes Chris ein Foto ihrer Zwillingsschwester Leah entdeckt, vermutet sie sofort eine neue, perfide Bosheit ihrer Schwester. Sie beschließt, Leah nach Jahren des Schweigens zu konfrontieren. Doch das Treffen endet mit einem schrecklichen Streit - und einem Mord. In Panik fasst Megan einen Plan: Wenn niemand weiß, dass Leah tot ist, wird es auch keine Ermittlungen geben - schließlich gleichen die beiden sich aufs Haar. Megan beginnt, ein Doppelleben zu führen. Sie taucht in Leahs luxuriöses Leben ein und sieht so die Chance, ihrer toxischen Ehe zu entfliehen. Doch Leahs Intrigen reichen tief - und auch Chris weiß mehr, als Megan ahnen kann ...

Bereits als Jugendliche träumte Sarah Bonner von einer Karriere als Autorin. Doch zunächst wurde sie Buchhalterin. Nach 15 Jahren beschloss sie, sich ihren Jugendtraum zu erfüllen, und schrieb ihren ersten Roman »Die gute Schwester«. Sarah Bonner lebt mit ihrem Mann und zwei Hunden in Sussex.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641299163
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum20.09.2023
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4474 Kbytes
Artikel-Nr.10228551
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Erstes Kapitel

Ich kann mich nicht daran erinnern, wie mein Mann dieses Foto geschossen hat. Es zeigt mich in Unterwäsche auf unserem Bett, die Augen geschlossen, ein kleines Lächeln im Gesicht. Es ist eindeutig unser Bett mit dem ledergepolsterten Kopfende, das ich alle paar Tage abwischen muss, weil es so schnell verstaubt, dass man sonst meinen könnte, ich hätte jahrelang nicht geputzt. Die weiße Bettwäsche mit den kleinen blauen Vergissmeinnicht habe ich letzten Monat im Januar-Sale gekauft. Die Blümchen passen perfekt zu dem neonblauen Unterwäsche-Set, das ich auf dem Foto trage.

Nur habe ich gar keine neonblaue Unterwäsche.

Chris steht noch unter der Dusche. Er summt irgend so einen grässlichen Softrock-Song, während er das Badezimmer unter Wasser setzt. Bei meiner hektischen Suche nach den etwas gewagteren Ensembles durchwühle ich die Untiefen der obersten Kommodenschublade, und es regnet schlichte schwarze und hautfarbene Höschen. Schließlich entdecke ich ein Set aus roter Spitze, das vermutlich schon seit ... na ja, bestimmt einem Jahr kein Tageslicht mehr gesehen hat. So lange kann es eigentlich noch nicht her sein. Oder vielleicht doch. Aber ich finde nirgendwo etwas Blaues. Rasch fange ich an, alles wieder zurückzustopfen. Ich spüre jemanden hinter mir und drehe mich um, und da steht er, mein Mann, direkt vor mir, noch nass vom Duschen, die Haare zerzaust im Gesicht.

»Ich mochte das Rote immer.« Träge grinst er mir zu und hält das Handtuch dabei so locker um die Taille, dass es jeden Augenblick herunterrutschen kann. Mit hochgezogenen Augenbrauen sieht er mich an und wackelt fast unmerklich mit den Hüften.

Errötend wende ich mich ab und versuche, ihn zu ignorieren. Unter seinem intensiven Blick räume ich alles hastig zurück in die Schublade.

»Suchst du was Bestimmtes?«, fragt er.

Ich knie vor der Kommode und schüttele den Kopf, ohne ihn anzusehen. »Nichts Wichtiges.«

»Wie immer also«, entgegnet er seufzend, nimmt sein Handy vom Bett und spaziert hinüber in unsere kleine Ankleide-Nische.

Es gab Zeiten in unserer Ehe, da wäre ich in die neckische rote Spitze geschlüpft, die aus dem eintönig schwarzen und hautfarbenen Meer aus Mikrofaser-Baumwoll-Gemisch hervorblitzt, hätte ihm das Handtuch mit einem breiten Grinsen vom Leib gerissen und ihn wild kichernd durchs ganze Haus gejagt.

Heute greife ich nur nach meinem Handy und fange hektisch an, meine Fotogalerie zu durchforsten. Ich mache ständig Fotos. Als Gedächtnisstütze. Als Beweis. Meine Garderobe zu dokumentieren hilft mir, meine Erinnerungen mit dem Gefühl bestimmter Stoffe auf der Haut zu verknüpfen: ob ich Baumwolle getragen habe oder Seide oder einen etwas kratzigen Pullover wie den hellvioletten, den ich mir letztes Jahr gekauft habe und den ich immer noch anziehe, obwohl ich Gänsehaut bekomme, wenn ich mich darin zu schnell bewege.

Ich scrolle rückwärts durch mein Fotoalbum: letzte Woche, letzten Monat. Keine Spur von neonblauer Spitze. Die habe ich ganz bestimmt nicht gekauft. Und ich müsste mich doch daran erinnern, sie getragen zu haben? Daran, wie ich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen auf dem Bett gelegen habe, einen Finger kokett unters Bündchen gehakt, während er das Foto von mir schoss.

Womöglich hat Chris das Set ja auch für mich gekauft, und ich habe es angezogen und im Eifer des Gefechts wieder vergessen. In der Aufregung, weil mein Mann mich ausnahmsweise mal beachtet und sich ein bisschen um mich bemüht hat. Aber in den vier Jahren, die wir zusammen sind, hat er mir nur ein einziges Mal Unterwäsche geschenkt. Ein jungfräulich weißes Ensemble für unsere Hochzeitsnacht. Seitdem - nichts.

Es sei denn, er spielt Spielchen mit mir. Mal wieder.

Er hält sich für so clever, aber früher oder später kriege ich ihn. Die Nummer mit dem besorgten Ehemann wird langsam alt. Die kaufe ich ihm nicht mehr ab. Ich weiß ganz genau, dass er hinter einigen meiner »Gedächtnislücken« vom vergangenen Jahr steckt. Ich kann es nur noch nicht beweisen.

Ich höre ihn in der Küche Kaffee kochen. Er hat dabei so eine nervtötend pedantische Art. Alles wird exakt abgemessen und penibel ausgeführt, wie eine Versuchsanordnung im Chemielabor. Er guckt immer ganz entsetzt, wenn ich mir ein paar Löffel lösliches Pulver in den Becher schaufele und kochendes Wasser darüber schütte. Schlimmer ist nur, wenn ich dann auch noch kaltes Wasser hinterherkippe, damit der Kaffee schneller abkühlt.

Vorsichtig spähe ich in seine Schubladen. Er ist ein ordentlicher Mensch, und ich muss vorsichtig sein, nicht alles durcheinanderzubringen. Keine blaue Spitze. Aber so was Kleines lässt sich leicht verstecken, und ich habe keine Zeit, das ganze Haus zu durchwühlen.

Ob er wollte, dass ich das Foto finde? Hat er sein Handy darum so auffällig mitten auf dem Kissen liegen lassen, als er unter die Dusche gegangen ist? Weil er wusste, dass ich der Versuchung nicht würde widerstehen können? Und weil er wusste, dass ich rein gar nichts ausrichten kann? Nicht, nachdem ich letzte Woche so einen Aufriss wegen meiner Privatsphäre gemacht habe. Scheißkerl.

Ich gebe meine Suche auf und tappe hinunter in die Küche. Vielleicht erwische ich ihn ja da bei irgendetwas. Er macht gerade Pfannkuchen - kleine amerikanische Pancakes, die klitzekleine Bläschen werfen, leicht und fluffig - und summt dazu ein Lied. Ich kenne es, weiß aber nicht mehr, woher. Ich erinnere mich vage daran, wie ich in einem Auto sitze und mitsinge, und meine Haare flattern im Wind. Die Luft ist salzig und kühl. 2002. Der Sommer, als Leah und ich auf Klassenfahrt in Dublin waren, ohne Pinkelpause stundenlang in einen überfüllten Bus gepfercht. Am zweiten Abend hatte Leah zwei Jungs aufgegabelt, die uns in Daddys Cabrio herumchauffierten. Wir fuhren hinaus aus der Stadt und über eine Holzbrücke zum endlos langen Sandstrand von Dollymount. Leah machte sich mit einem der beiden Jungs davon und ließ mich mit seinem Freund - vielleicht war es auch sein Bruder, ich weiß es nicht mehr - stehen. Wir Zurückgebliebenen standen dumm herum und unterhielten uns angestrengt, während ich mindestens genauso angestrengt versuchte, nicht darüber nachzudenken, was meine Zwillingsschwester wohl gerade hinter der Männerumkleide trieb.

»Möchtest du vielleicht auch ...?«, hatte der, mit dem ich dastand, gefragt und auf die Kabinen gedeutet.

»Ich habe einen Freund«, hatte ich geantwortet. Sauber und anständig. Ich wollte lieber auf den Richtigen warten.

Chris hat den kleinen Tisch in der Küchenecke gedeckt, darauf steht eine French Press neben ein paar weißen Blüten in einer schmalen hohen Vase. Die habe ich am selben Tag wie die Vergissmeinnicht-Bettwäsche gekauft, genau wie die beiden weichen grauen Kissen fürs Wohnzimmer und einen ganzen Stoß neuer Handtücher. Seine Mutter hatte uns welche zur Hochzeit geschenkt, aber die hatte ich leider wegwerfen müssen, nachdem ich sie versehentlich mit Haarfarbe vollgeschmiert hatte und zu feige gewesen war, es ihm zu beichten. Naiv, wie ich war, hatte ich geglaubt, sie einfach eins zu eins ersetzen und in die Wäschekammer schmuggeln zu können, ohne dass er es bemerkte. Aber es war ihm sofort aufgefallen. Natürlich, er merkt es immer, wenn irgendetwas nicht so ist, wie es sein soll. Seit wir zusammenwohnen, schleiche ich wie auf rohen Eiern durchs Haus und versuche alles, damit jedes Ding an seinem Platz ist. Ich vergewissere mich sogar, dass die Klopapierrolle »richtig herum« im Halter steckt, und belade den Geschirrspüler ganz genau nach seinen Anweisungen. Ich weiß nämlich, dass es ihm sofort auffällt, wenn irgendetwas nicht da ist, wo es hingehört, und dadurch die Ordnung, die er der Welt um sich herum aufdrückt, stört. Mir hat er vorgeworfen, schlampig zu sein. Vergesslich. Eine Katastrophe. Genau wie deine Mutter.

Auf den Pattersons lastet nämlich ein Fluch. Aber mich kriegt er nicht. Ich werde mich nicht von ihm runterziehen, mich nicht mit in die Tiefe reißen lassen, in die bodenlose Schwärze, in der alles versinkt. Nicht wie meine Mutter, die meine Schwester und mich hilflos darin treibend zurückgelassen hat, während sie selbst ertrank.

Ich gieße uns Kaffee ein und sehe zu, wie Chris Pancakes auf einen Teller stapelt und Ahornsirup darüber gießt. Er ist heute so beschwingt wie selten und stellt die Pfannkuchen mit großer Geste und Verbeugung vor mir auf den Tisch.

»Ta-da!«, tönt er. »Pancakes für meine wunderschöne Frau!« Er gibt mir einen Kuss auf die Wange und grinst mich an. Dann zieht er zwei Servietten aus der Schublade und legt mir eine davon in den Schoß, und das Grinsen wird noch breiter. Sie ist neonblau. Ich kaue einen Pancake-Bissen und lasse meinen Mann dabei nicht aus den Augen. Die Pfannkuchen sind wie Glassplitter in meinem Mund. Er beobachtet mich mit einem Zucken um die Mundwinkel. Er will mich triezen. Wieder einmal.

»Alles okay, Meggie?« Seine Stimme trieft nur so vor geheuchelter Sorge. »Ist was mit den Pancakes? Du hast sie ja kaum angerührt.«

Der Stapel vor mir scheint im fahlen Sonnenlicht, das durch die Fenster fällt, zu flirren. Die Glassplitter in meinem Mund zerfallen zu Asche. Bilde ich mir den leichten Mandelgeschmack auf der Zunge nur ein?

»Wenn du sie nicht willst, esse ich sie«, sagt er, die Gabel schon über meinem Teller. Ich schiebe sie ihm hin. »Nervös wegen des Besuchs bei deiner Mum?«

Nein, natürlich nicht, möchte ich am liebsten schreien. Warum sollte ich nervös sein wegen eines Besuchs bei Mum? Die keinen Schimmer hat, wer ich bin, und mich immer, wenn ich es...

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Autor

Bereits als Jugendliche träumte Sarah Bonner von einer Karriere als Autorin. Doch zunächst wurde sie Buchhalterin. Nach 15 Jahren beschloss sie, sich ihren Jugendtraum zu erfüllen, und schrieb ihren ersten Roman »Die gute Schwester«. Sarah Bonner lebt mit ihrem Mann und zwei Hunden in Sussex.