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Basler Blutgericht

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
411 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am08.02.20232023
Ferdinand Deislers Laufbahn als Einbrecher und Dieb begann im Schoße der Familie. Als junger Mann fand er in jenen unsicheren Zeiten schnell Gleichgesinnte. Zusammen mit drei Elsässern machte der Inzlinger die Gegend um Basel unsicher. Die Wirren der Napoleonischen Kriege wussten sie dabei stets zu ihrem Vorteil zu nutzen. Neben der Gendarmerie waren auch Wachtmeister Ruedi und sein Assistent Würselin angehalten, den räuberischen Umtrieben Einhalt zu gebieten. Obwohl die beiden manche Rückschläge einstecken mussten, zog sich das Netz um die vier Männer immer mehr zu ...

Armin Zwerger, 1953 in Friedrichshafen geboren, hat an der Universität Freiburg Germanistik, Politische Wissenschaften und Geschichte studiert. Er war als Schulbuchautor tätig, wechselte danach in den Schuldienst und war viele Jahre Lehrer, unter anderem in der deutsch-schweizerischen Grenzregion. Er lebt seit Jahren unweit von Basel und beschäftigt sich intensiv mit der Geschichte dieses Länderdreiecks. Der Autor hat bereits einen Roman sowie mehrere Beiträge in Anthologien veröffentlicht. Außerdem ist er Mitglied im Vorstand der Arena Literatur-Initiative Riehen (CH), die sich seit 1978 der Förderung regionaler und überregionaler Literatur widmet.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
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Produkt

KlappentextFerdinand Deislers Laufbahn als Einbrecher und Dieb begann im Schoße der Familie. Als junger Mann fand er in jenen unsicheren Zeiten schnell Gleichgesinnte. Zusammen mit drei Elsässern machte der Inzlinger die Gegend um Basel unsicher. Die Wirren der Napoleonischen Kriege wussten sie dabei stets zu ihrem Vorteil zu nutzen. Neben der Gendarmerie waren auch Wachtmeister Ruedi und sein Assistent Würselin angehalten, den räuberischen Umtrieben Einhalt zu gebieten. Obwohl die beiden manche Rückschläge einstecken mussten, zog sich das Netz um die vier Männer immer mehr zu ...

Armin Zwerger, 1953 in Friedrichshafen geboren, hat an der Universität Freiburg Germanistik, Politische Wissenschaften und Geschichte studiert. Er war als Schulbuchautor tätig, wechselte danach in den Schuldienst und war viele Jahre Lehrer, unter anderem in der deutsch-schweizerischen Grenzregion. Er lebt seit Jahren unweit von Basel und beschäftigt sich intensiv mit der Geschichte dieses Länderdreiecks. Der Autor hat bereits einen Roman sowie mehrere Beiträge in Anthologien veröffentlicht. Außerdem ist er Mitglied im Vorstand der Arena Literatur-Initiative Riehen (CH), die sich seit 1978 der Förderung regionaler und überregionaler Literatur widmet.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839274545
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum08.02.2023
Auflage2023
Seiten411 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.10294153
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Inzlingen, Basel, Saint-Louis -
Herbst 1806 bis Herbst 1807

»Sie sagen, dass es ihnen schlecht ginge wegen der Kontinentalsperre, die Napoleon den Briten auferlegt habe. Das träfe insbesondere die Basler Handelshäuser. So hört man unten in Riehen und Basel.«

Ferdinand grinste schräg.

»Die armen Basler Händler«, war vom alten Deisler zu hören, der dabei die Augen verdrehte und zur Zimmerdecke schielte.

»Wirklich schlecht geht es anderen«, bellte er dann in den Raum. Er, der mit seinen 56 Jahren, dem langen schmalen Gesicht mit den tief liegenden, glanzlosen grauen Augen fast schon wie ein Schatten seiner selbst wirkte. Die Arbeit in der Bleicherei hatte ihn in letzten Jahren immer mehr mitgenommen, seinen Bart grau werden lassen. Nur die schwarzen Haare vermochten den geisterhaften Eindruck seiner Erscheinung etwas abzumildern.

Die Mutter nickte zustimmend, nur Anna schaute gelangweilt zum Fenster hinaus. Sie hatte sich mit dem Keller Bernhard verabredet, und der wartete sicher schon im Unterdorf an der Sankt Anna Kapelle auf sie. Einfach ins Unterdorf gehen, ließ man sie nicht, weil man sich wieder zusammengesetzt hatte, um zu beraten, wie man das bescheidene Familieneinkommen etwas aufbessern konnte.

Seit der Handel mit Britannien verboten war, waren die ganz rosigen Zeiten der Basler Handelshäuser vorbei. Das wirkte sich auf das gesamte Wirtschaftsleben der Stadt aus. In der Folge waren die Aufträge ins Umland immer rarer geworden. Wo es an Stoffen und Wolle fehlte, konnte nicht weiterverarbeitet werden, und die Webstühle standen nun immer länger still. Was sich nicht nur bei den Deislers in Inzlingen bemerkbar machte.

Die karge Landwirtschaft hatte Josef Deisler schon seit Jahren aufgegeben. Sie brachte nicht viel ein, und man hatte auf die Weberei gesetzt. Wenn alle mitarbeiteten, würde man besser dastehen, hatte es geheißen, da die Landwirtschaft einiges mehr an Zeitaufwand erforderte und der Ertrag daraus spärlich war.

Aber bald stellte sich heraus, dass auch zwölf Stunden harte Arbeit am Tag kaum ausreichten, um bei dem mageren Lohn über die Runden zu kommen. Wenn dann noch der Webstuhl Schaden nahm oder einer in der Familie krank wurde, wurden die Einbußen so dramatisch, dass man sich anders zu helfen versuchte. Man hatte ja Kinder, und die mussten eben dazu taugen, das Einkommen ein wenig aufzubessern. Ausgestattet mit den nötigen Hinweisen auf die nicht unbeträchtlichen Möglichkeiten, die sich nicht nur in der Nachbarschaft der Riehener Umgebung auftaten, sondern die vor allem die Verhältnisse einiger Basler Bürger boten. Was gab es da nicht alles zu holen an wertvollen Gütern, die in den schmucken Bürgerhäusern oder den Lagerhallen der Kaufmannshäuser zu finden waren. Die nur darauf warteten, dass geschickte Hände zugriffen und erbeuteten, zu wie viel immer sie in der Lage waren.

Das war zwar weitaus gefährlicher als die krankmachende Arbeit im düsteren Steinkeller am Webstuhl, aber wesentlich einträglicher. Sodass sich das Interesse, vor allem des Deislerschen Nachwuchses, zunehmend auf Tätigkeiten dieser Art verlagerte.

In letzter Zeit ging Johannes, der ältere Sohn der Deislers, aber nicht mehr nach Riehen hinunter, weil man ihn beinahe rekrutiert hätte. Jedem Gemeindebeamten im Kanton, der einen Rekruten ablieferte, war eine besondere Belohnung versprochen worden. Diese Herren waren nicht sehr zimperlich in ihrer Auswahl, um die 10.000 Soldaten, die von den Eidgenossen für die französische Armee zugesagt waren, zusammenzubringen.

Bei einem seiner Besuche in Riehen war Johannes dann einem dieser Beamten über den Weg gelaufen. Der hatte zwei französische Anwerber bei sich, und die hatten ihn gestellt. Obwohl er versicherte, aus dem markgräflichen Inzlingen zu sein, wollte man ihn nicht wieder laufen lassen. Zumal man in Riehen geneigt war, die Wasserschlossgemeinde in solchen Fällen großzügig dem Basler Kanton zuzurechnen.

Da Johannes keineswegs bereit war, sich in sein Schicksal zu fügen und Zeter und Mordio schrie, verursachte die Szene auf dem Riehener Marktplatz einen gewissen Aufruhr. Auch von den Riehenern war niemand versessen darauf, in Napoleons Armeen zu dienen. Im aufkommenden Tumult gelang es Johannes, sich wieder loszureißen und in Richtung Maienbühl davonzulaufen.

Dem beleibten Beamten zu entkommen, war ein Leichtes, aber die Büttel des Kaisers verfolgten den Inzlinger bis hinauf in den Herrenwald, wo es ihnen gelang, ihn hinter den alten Grenzsteinen zu stellen. Ausgepumpt, wie der lange und dennoch schmächtige Johannes war, hatte er den beiden durchtrainierten und auf alle Händel eingestellten Soldaten nichts mehr entgegenzusetzen.

Sie hätten ihn sicherlich mitgenommen und letztlich zwangsrekrutiert, wenn er nicht das Glück gehabt hätte, dass Franz-Josef Moser, der die untere Inzlinger Mühle betrieb, ganz in der Nähe damit beschäftigt war, seinen Holzvorrat etwas aufzubessern. Er hatte gesehen, wie die Anwerber einen der Deisler-Jungen in die Mitte genommen hatten und ihn mit Gewalt nach Riehen hinabbringen wollten. Da war er furchtlos hinzugesprungen und hatte auf seine handfeste Art den beiden Werbern klar gemacht, dass sie eine Tracht Prügel riskierten, wenn sie sich nicht aus dem Staub machten. Dabei hatte er auf den alten Grenzstein verwiesen und den beiden angedeutet, dass sie den Baselkanton bereits hinter sich gelassen hatten.

Der Inzlinger Müller war in Riehen kein Unbekannter, und man wusste, dass er mit seinen breiten Schultern keiner Rauferei aus dem Wege ging.

Die Androhung der Prügel hatte sie weniger beeindruckt, schließlich waren sie handfeste Auseinandersetzungen gewöhnt, und ganz ohne solche hätten sie kaum jemanden rekrutieren können. Aber in Sichtweite waren plötzlich ein paar Inzlinger Bauern aufgetaucht. Man hatte die Anwerber für die kaiserliche Armee Frankreichs schon des Öfteren auf dem Gemeindegebiet angetroffen und ihnen zu verstehen gegeben, dass sie die Grenze gefälligst zu beachten hätten. Sonst würden sie sich eines Abends nicht mehr in gemütlicher Familienrunde versammeln können. Das hatte dann schon Eindruck hinterlassen, und da schauten sie, dass sie den Inzlinger, wenn auch nur widerwillig, wieder freiließen und Fersengeld gaben.

So war Johannes noch einmal davongekommen. Zumindest tagsüber trieb er sich danach nicht mehr in Riehen oder Basel herum.

Da war Ferdinand anders. Zum einen war er nicht so sensibel wie sein schmaler Bruder und zum anderen roch er Gefahren jedweder Art und war ein Meister des Untertauchens. Ihn konnte nichts davon abhalten, in Riehen oder Basel nach Einträglichem zu schauen. Dabei diente er sich hie und da als Taglöhner an, lernte eine Menge Leute kennen, von der Marktfrau bis zum Hausmädchen, vom Kutscher bis zum Hufschmied. Nach und nach bekam er so Einblick in einige der wohlhabenden Bürgerhäuser Riehens und Basels. Seine einnehmende und interessierte Art kam bei den Leuten gut an. Ordentlich zupacken konnte er auch, was seinem Auftritt nicht schadete.

Dass er manchem etwas zu neugierig war, kann nicht bestritten werden, aber Ferdinand gelang es immer, aufkommendes Misstrauen zu zerstreuen.

Basler Handelshäuser hatten ebenso wie die Tuch- und Seidenfabrikanten schließlich andere Sorgen, als sich darum zu kümmern, mit wem das Personal Umgang hatte.

Als herauskam, dass Schmuggelware durch das Elsass über das Bruderholz nach Basel gekommen war, und dass man in Belfort eine regelrechte Niederlassung für Waren dieser Art eingerichtet hatte, war das bis zum französischen Kaiser durchgedrungen, dessen Ohren das nicht gerne vernahmen.

In einer Postkutsche waren Musselins gefunden worden, in geheimen Behältern versteckt, die für einige Basler Handelshäuser gedacht waren.

Da Napoleon ohnehin wegen der nur schleppenden Rekrutierung der versprochenen Soldaten nicht gut auf die Eidgenossenschaft zu sprechen war, gab es eine scharfe Note an den Landammann.

Der wiederum sah die ganze Eidgenossenschaft durch diesen Schleichhandel in Gefahr. Wer sollte denn den großen Franzosen mit seiner gigantischen Übermacht aufhalten, wenn es dem einfiel, die gesamte Schweiz in die Knechtschaft zu führen? So kam es zu einem ungewöhnlich heftigen Tadel des Landammanns an die Basler, die sich allerdings nicht sonderlich davon beeindrucken ließen.

Die in einigen Handelshäusern durchgeführten Untersuchungen des Kaufhausschreibers förderten nichts Belastendes zutage. Sie kamen schlicht zu spät und liefen ins Leere.

Dieser Misserfolg mäßigte den Argwohn des Kaisers aber keineswegs. So lag als permanente Drohung eine dunkle Wolke über allem, man könne mit der Schweiz ebenso verfahren wie mit anderen Ländern Europas.

Die Deislers, denen sich inzwischen der Inzlinger Bernhard Keller und der Müller Franz-Josef Moser angeschlossen hatten, suchten auf ihre Art Nutzen aus diesen unsicheren Zeiten zu ziehen.

Allen voran Ferdinand, der immer eine Idee hatte, wie man den mit wertvollen Möbeln und Stoffen überladenen Bürgerhäusern unten in Riehen, im Minderen Basel und selbst in der großen Stadt ein wenig Luft verschaffen konnte. Die waren so vollgestopft mit allerhand Plunder und Klunker, dass man hier den Bewohnern nur Gutes tat, wenn man sie von den unnötigen Staubfängern befreite.

Gut organisiert musste das sein. Dazu gehörte, dass man gar nicht genug Informationen über die wohlhabenden Basler Bürgerhäuser bekommen konnte. Trotz aller Widrigkeiten, die die Handelssperre ihnen ohne Zweifel bereitete, hatte man dort keine Probleme, über die Runden zu kommen. Nach wie vor lebte man in...

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Armin Zwerger, 1953 in Friedrichshafen geboren, hat an der Universität Freiburg Germanistik, Politische Wissenschaften und Geschichte studiert. Er war als Schulbuchautor tätig, wechselte danach in den Schuldienst und war viele Jahre Lehrer, unter anderem in der deutsch-schweizerischen Grenzregion. Er lebt seit Jahren unweit von Basel und beschäftigt sich intensiv mit der Geschichte dieses Länderdreiecks. Der Autor hat bereits einen Roman sowie mehrere Beiträge in Anthologien veröffentlicht. Außerdem ist er Mitglied im Vorstand der Arena Literatur-Initiative Riehen (CH), die sich seit 1978 der Förderung regionaler und überregionaler Literatur widmet.