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Lüneburger Elefanten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
346 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am08.03.2023
Auf einer Reise in die Heide macht Hebamme Trine Deichmann eine unerwartete Entdeckung: Eine Menagerie, in der exotische Tiere auf den Verkauf an Adlige und Kaufleute vorbereitet werden - Gazellen, Löwen und sogar Elefanten. Trine heuert dort an, um sich um das Wohlbefinden der Exoten zu kümmern. Die Tierhändler suchen den Kontakt zum Rat der Stadt Lüneburg und bieten ihm Elefanten als Symbol von Macht und Einfluss an. Zunächst lehnt man das Angebot ab. Doch dann wird der Bürgermeister entführt. Und auch Trine gerät zwischen die Fronten.

Norbert Klugmann, Jahrgang 1951, hat bisher 75 Bücher veröffentlicht. Schwerpunkte sind die Genres Krimi, Satire und Jugendbuch. Klugmanns Stärken sind der Dialog und die enge Nachbarschaft von Alltag und Anarchie. Seine Vielseitigkeit zeigt sich in mehreren Romanen über Sport, Geschlechterkriege, Kommunalpolitik und historische Themen. Nach seiner erfolgreichen Krimiserie um den weltgewandten Weinliebhaber Marchese und seinem Roman 'Bitte parken Sie nicht in unserem Schaufenster', um die spektakulären Unfälle in der Hamburger Waitzstraße, begleitet er in »Lüneburger Elefanten« zum vierten Mal die Hebamme Trine Deichmann auf ihren Abenteuern.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR19,00
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR13,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

KlappentextAuf einer Reise in die Heide macht Hebamme Trine Deichmann eine unerwartete Entdeckung: Eine Menagerie, in der exotische Tiere auf den Verkauf an Adlige und Kaufleute vorbereitet werden - Gazellen, Löwen und sogar Elefanten. Trine heuert dort an, um sich um das Wohlbefinden der Exoten zu kümmern. Die Tierhändler suchen den Kontakt zum Rat der Stadt Lüneburg und bieten ihm Elefanten als Symbol von Macht und Einfluss an. Zunächst lehnt man das Angebot ab. Doch dann wird der Bürgermeister entführt. Und auch Trine gerät zwischen die Fronten.

Norbert Klugmann, Jahrgang 1951, hat bisher 75 Bücher veröffentlicht. Schwerpunkte sind die Genres Krimi, Satire und Jugendbuch. Klugmanns Stärken sind der Dialog und die enge Nachbarschaft von Alltag und Anarchie. Seine Vielseitigkeit zeigt sich in mehreren Romanen über Sport, Geschlechterkriege, Kommunalpolitik und historische Themen. Nach seiner erfolgreichen Krimiserie um den weltgewandten Weinliebhaber Marchese und seinem Roman 'Bitte parken Sie nicht in unserem Schaufenster', um die spektakulären Unfälle in der Hamburger Waitzstraße, begleitet er in »Lüneburger Elefanten« zum vierten Mal die Hebamme Trine Deichmann auf ihren Abenteuern.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839275825
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum08.03.2023
Reihen-Nr.4
Seiten346 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.10294219
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


3

Im Anschluss an eine nicht geplante Übernachtung nach der Bekanntschaft mit einer Fischplatte von unerwarteter Üppigkeit klappte es dann nach dem Frühstück. Deichmann machte der Wirtin schöne Augen, darin war er gut. Und wurde noch ein wenig frecher, wenn er davon ausgehen konnte, mit Trines Einwilligung zu agieren.

»Echter Tee«, murmelte Trine in der ersten Stunde auf der Ilmenau. »In dieser Kaschemme. Wer rechnet denn mit so was?«

»Jeder Kenner«, korrigierte Deichmann sanft. »Zollenspieker ist besser sortiert als die meisten Geschäfte in Lübeck.«

»Nie im Leben!«

»Aber bei allem, was aus den Niederlanden zu uns kommt.«

Nach fünf Minuten Austausch von Theorien einigte man sich, der Sache bei der Rückfahrt auf den Grund zu gehen.

Trine kannte Tee. Lübecker Bürgerhäuser, die etwas auf sich hielten, zeigten gerne, was die Küche hergab. Tee durfte man erwarten, wenn auch nicht jeden Tag und nicht in unbegrenzter Menge.

Die Besatzung bestand aus drei Personen: ein Kapitän, dem in seinem Leben erkennbar mehr als einmal schwere Ladung auf verschiedene Stellen seines Körpers gefallen war. Und zwei junge Kerle. Einen erlebten sie ausschließlich schlafend, dem anderen wünschte man ein Stündchen Schlaf. Er sabbelte ununterbrochen und war dabei keineswegs unangenehm. Es wurde nur bald zu viel, und ein Ende war nicht absehbar. Trine verguckte sich in das Segeltuch, milder Wind beulte es aus. Jede Form war zerbrechlich und wurde nur zwei Momente alt, bevor sie von einer neuen Form abgelöst wurde. An den Ufern nichts als Natur. Kein Mensch, keine Hütte, abwesender kann Stadt nicht sein.

Die Sonne schaffte es nicht gegen die Wolken. Auf dem Bug fuhren zwei Vögel mit, freche Vertreter aus der Familie der Krähen.

Sabbelkopp sagte: »Ich fang einen für euch. Welcher soll s sein?«

Deichmann sagte: »Stimmt es, dass kein Seemann schwimmen kann?«

»Kein Mensch kann schwimmen. Das wäre ja, als wenn ein Fisch fliegen kann.«

»Kann eines Tages nützlich sein«, sagte Deichmann.

»Diebe können schwimmen. Diebe brauchen immer einen Ausweg.«

Die Ilmenau war ein gemütliches Gewässer. Alles an ihr war bedächtig und überlegt. Der Kapitän blätterte in einem Folianten. Langsam und überlegt, aber auch sehr interessiert. Einmal verlangte er nach Sabbelkopp. Der las ihm etwas vor.

Der Kapitän sagte: »Veralbern kann ich mich alleine.«

»Aber so reden die Holländer«, behauptete Sabbelkopp.

»Das ist Latein«, sagte Trine mit geschlossenen Augen.

»Kein Wunder, dass die Lateiner ausgestorben sind«, sagte der Kapitän. »Sollen aber gute Seeleute gewesen sein. Wenn du denen die llmenau gezeigt hättest, hätten sie sich totgelacht.«

»Meine Frau kann lateinisch«, sagte Deichmann.

»Denkt man gar nicht«, murmelte der Kapitän. »Sieht aus wie eine Hiesige.«

Trine lächelte mit geschlossenen Augen. Ihre Mutter war auch so gewesen. Wenn Trine vorgelesen hatte, musste die Mutter ihr dabei ins Gesicht sehen.

»Ich kriege es noch raus, den Trick«, sagte sie.

»Du musst nicht lesen lernen, du weißt schon alles.«

»Ein bisschen was passt noch rein in meinen Kopf.«

Die Mutter wollte nicht glauben, wie wenig an einem Kopf für das Denken zuständig war.

»Denkt man gar nicht«, sagte sie. »Und was machen die klugen Leute, wenn ihr Kopf voll ist? Kaufen sie dann einen neuen?«

»Niemand war jemals so klug, dass es ihm aus den Ohren rauskam.«

»Du musst aufpassen, Kind. So viel, wie du liest. Und das Meiste ist nicht von hier.«

»Mich interessiert, was die Menschen vor einigen 100 Jahren von meiner Profession wussten.«

»Du kannst auch Kinder bekommen, wenn du dumm bist.«

»Du kannst sogar Kinder machen, wenn du dumm bist«, murmelte Trine.

»Ich wünsche mir, dass du schöne Kinder bekommst. Es soll heller werden, wenn sie das Zimmer betreten. Nicht solche Tranfunzeln wie die beiden Glaubrechts von nebenan. Das hat sich doch gar nicht gelohnt, dass die auf die Welt kommen. Von denen hat die Welt keinen Vorteil.«

Damals wusste Trine bereits, dass es für sie schwer werden würde. Aber die Mutter wusste es noch nicht. Zu diesem Zeitpunkt stand Trines Entschluss noch nicht fest, aber sie dachte darüber nach. Natürlich wusste sie, dass du nicht automatisch Kinder bekommst, wenn du Hebamme bist. Aber ein Teil von ihr sagte: versuch es. Doch du darfst nie Kinder hassen, weil du keine bekommen kannst.

Sie war ein kluges Mädchen und hatte eine Art, die Erwachsene dazu brachte, sich mit ihr zu beschäftigen. Man glaubte ihr, dass sie interessiert war. »Es sind die Augen«, sagte der Lehrer in der Schule. »Viele haben Augen, da wirst du beim bloßen Hingucken schon müde. Deine Augen sind anders.«

Aber es waren nicht die Augen, die sie zu einer so guten Schülerin machten. Man mochte ihren langen Atem. Trine konnte einen Tag mit einer kundigen Frau mitgehen und wurde nicht müde. Auch nicht unaufmerksam.

Ruth, mit der sie sich besonders gut verstand, sagte: »Am besten finde ich an dir, dass du nie im Weg stehst.«

Das erzählte sie oft, und sie lachten beide jedes Mal darüber. Erst viel später begriff Trine, dass dies nicht nur ein gut gemeintes Scherzwort gewesen war. Sie besaß wirklich die Gabe, in jedem Moment am richtigen Ort zu stehen, wenn man sich zu zweit um eine Schwangere bemühte. Manchmal war es auch Trines Aufgabe, den Platz rund um das Bett von aufdringlichen Frauen zu befreien. Viele meinten es gut, viele wollten helfen, manchmal ließ sich auch ein werdender Vater nicht ausreden, noch einige Minuten vor der Tür auszuhalten. Dann durfte und musste Trine energisch werden, dann erkannten die Familienangehörigen, Hausbewohnerinnen und Frauen, dass das Wort der Hebamme in dieser Phase mehr bedeutete als andere Meinungen. Ruth kümmerte sich um die Schwangere, und Trine kümmerte sich um den Rest. Im Einzelfall konnte das ein halbes Dutzend Menschen umfassen, denen sie erst gut, danach streng zureden musste. Wenn das alles nicht half, durfte sie auch energisch werden. Dann konnte sie die Störenfriede am Arm packen, sie dirigieren und schieben. Zur Not blieb immer noch der Verweis aus dem Zimmer.

Auf das Konto der blutjungen Trine ging ein genialer Schachzug, der zwei Fliegen mit einer Klappe erledigte. Sie bat den Vater um Hilfe, sie nannte ihn »Kavalier« und »Medicus der Muskelkraft« und behauptete, dass nichts der Schwangeren jetzt so sehr helfen würde wie Freiheit rund um ihr Lager. Besonders Frauen, die zum ersten Mal Mutter werden wollten, wäre am meisten geholfen, wenn man eine sehr private Situation herstellte, in der sich die Frau völlig auf sich konzentrieren konnte und nicht von dem Hin und Her und Auf und Ab und von zahlreichen Stimmen gestört und nervös gemacht würde. Die meisten Männer nahmen die Bitte bereitwillig an. Die Anekdote von dem Vater, der sich vor lauter Eifer auch die verdutzte Hebamme über die Schulter warf und vor die Tür trug, wurde noch lange nach dem Vorfall gern erzählt, wobei die Zahl der Ausschmückungen schnell märchenhafte Ausmaße annahm.

Plötzlich eine Bewegung an Trines Hand! Daran erkannte sie, dass sie in den letzten Minuten eingeschlummert sein mochte. Ihre Augen blieben geschlossen, die Hand blieb an Ort und Stelle und die andere Hand auch. Es war nicht so, dass Trine in Lübeck von morgens bis abends auf den Beinen war. Aber die Hebamme ist stets ansprechbar, jeder kennt das Haus, in dem die Hebamme lebt. Und auch wenn es in der Stadt mehr als nur eine kundige Frau gab, versuchten viele Familien ihr Glück zuerst bei Trine. Wohl wissend, dass die begehrtesten Hebammen am meisten Zuspruch erfahren, legten besonders die wohlhabenderen Familien Wert darauf, sich die Dienste der Hebamme im Voraus zu reservieren. Unvergessen blieb der Tag, an dem sich im Flur von Trines Haus die Mutter einer Schwangeren und der werdende Vater einer zweiten Schwangeren in die Haare bekamen. Beide bestanden darauf, dass Trine augenblicklich mit ihnen aufbrechen sollte. Beide bemühten sich, die Konkurrenz wegzubeißen - erst mit Worten und Stimmen, die immer energischer wurden. Zuletzt lag man sich in den Haaren, wobei die Mutter deutlich rabiater vorging als der Mann. Der danebenstehenden Trine gelang es nicht, schlichtend einzugreifen, und es war Deichmann zu verdanken, der zufällig ins Haus kam, das streitende Paar voneinander zu trennen. Seiner Diskretion war es zu verdanken, dass der peinliche Vorfall keine hohen Wellen in der Stadt schlug.

Plötzlich gab es keine Hand mehr, die zart über Trines Arm strich. Plötzlich gab es eine Hand, die ihren Arm in den Schraubstock nahm. Trine fuhr in die Höhe. Der neben ihr sitzende Deichmann beachtete sie gar nicht. Er blickte auf das Wasser oder auf das gegenüberliegende Gestade. Hier standen die Bäume bis dicht ans Ufer. Der kleine Fluss hatte sich ein tieferes Bett gegraben, sodass sich ein Mensch, der am Ufer stand, zwei Meter über dem Wasser befand. Die drei Schiffer waren jetzt alle wach, die jungen hielten Knüppel in der Hand, am he­runterhängenden Arm des Bootsführers befand sich eine Pistole mit langem Lauf.

Die Beine waren lang, der Hals war lang, es war lebendig, auch wenn es sich nicht bewegte. Im winzigen Kopf saßen große Augen und ein Schnabel. Deichmann stand neben dem Bootsführer.

Der Schiffer sagte: »Sie werden immer frecher.«

»Was ist das?«, fragte Deichmann. »Ich kenne das nicht.«

»Willkommen in Afrika.«

»Rede, Mann!«

Die Augen...

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Autor

Norbert Klugmann, Jahrgang 1951, hat bisher 75 Bücher veröffentlicht. Schwerpunkte sind die Genres Krimi, Satire und Jugendbuch. Klugmanns Stärken sind der Dialog und die enge Nachbarschaft von Alltag und Anarchie. Seine Vielseitigkeit zeigt sich in mehreren Romanen über Sport, Geschlechterkriege, Kommunalpolitik und historische Themen. Nach seiner erfolgreichen Krimiserie um den weltgewandten Weinliebhaber Marchese und seinem Roman "Bitte parken Sie nicht in unserem Schaufenster", um die spektakulären Unfälle in der Hamburger Waitzstraße, begleitet er in »Lüneburger Elefanten« zum vierten Mal die Hebamme Trine Deichmann auf ihren Abenteuern.