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Vom Sinn der Angst

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
224 Seiten
Deutsch
Herder Verlag GmbHerschienen am13.02.2023
Angst ist für uns alle ein vertrautes und zugleich unangenehmes Gefühl. Denn die Angst nimmt Einfluss auf unser Leben, sie bedroht uns, sie löst körperliche Spannungen aus und kann uns selbst und unsere Beziehungen verändern. In ihrem Buch analysiert die Psychotherapeutin Verena Kast diese Emotion und entschlüsselt, worin die Funktion der Angst liegt und wie wir sie überwinden können. Denn in der Angst liegt immer auch eine Chance: Sie eröffnet Möglichkeiten, uns und unsere Gefühle besser kennenzulernen, und sie zeigt uns, was wir verändern müssen. Wenn wir uns der Angst stellen und nicht vor ihr fliehen, können wir sie für persönliches Wachstum nutzen und sie in eine positive Lebenskraft verwandeln. Diesen Prozess unterstützt die Autorin mit vielen Informationen über die Mechanismen und Wurzeln der Angst und über ihrer Bewältigung sowie mit positiven Impulsen für mehr Lebendigkeit und Glück.

Verena Kast, Psychotherapeutin, Dozentin, Lehranalytikerin am C.G.-Jung-Institut Zürich, Professorin und Ehrenpräsidentin der Internationalen Gesellschaft für Tiefenpsychologie.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR6,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextAngst ist für uns alle ein vertrautes und zugleich unangenehmes Gefühl. Denn die Angst nimmt Einfluss auf unser Leben, sie bedroht uns, sie löst körperliche Spannungen aus und kann uns selbst und unsere Beziehungen verändern. In ihrem Buch analysiert die Psychotherapeutin Verena Kast diese Emotion und entschlüsselt, worin die Funktion der Angst liegt und wie wir sie überwinden können. Denn in der Angst liegt immer auch eine Chance: Sie eröffnet Möglichkeiten, uns und unsere Gefühle besser kennenzulernen, und sie zeigt uns, was wir verändern müssen. Wenn wir uns der Angst stellen und nicht vor ihr fliehen, können wir sie für persönliches Wachstum nutzen und sie in eine positive Lebenskraft verwandeln. Diesen Prozess unterstützt die Autorin mit vielen Informationen über die Mechanismen und Wurzeln der Angst und über ihrer Bewältigung sowie mit positiven Impulsen für mehr Lebendigkeit und Glück.

Verena Kast, Psychotherapeutin, Dozentin, Lehranalytikerin am C.G.-Jung-Institut Zürich, Professorin und Ehrenpräsidentin der Internationalen Gesellschaft für Tiefenpsychologie.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783451829635
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum13.02.2023
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse875 Kbytes
Artikel-Nr.10361216
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Angst und Angstbewältigung
Einleitung

Angst ist für uns ein sehr vertrautes Gefühl, ob wir dazu stehen oder auch nicht. Es scheint ja ein unausgesprochenes Ideal zu sein, dass der Mensch möglichst angstfrei zu sein hat. Deshalb wohl haben wir auch so viele Ausdrücke für Angst, die die Angst auch ein Stück weit bemänteln. So sagen wir etwa, dass wir angespannt sind, verwirrt sind, nervös sind, oder man spricht von Stress.

Es scheint mir sehr typisch für unseren heutigen Umgang mit der Angst zu sein, dass wir sie nicht mehr zu benennen wagen und andere Ausdrücke dafür brauchen. Wir wagen eher selten, sie wirklich bei ihrem Namen zu nennen. Dadurch können wir aber ihre wichtige Funktion, die sie in unserem Leben hat, nicht nützen.

 

Das Wort Angst kommt von der indogermanischen Wurzel angh , hat also eine Verbindung zu Enge, zum Eingeschnürtsein. Diese Enge , die wir spüren, wenn wir uns ängstigen, bringen wir normalerweise mit dem Brustraum in Verbindung: Wir können nicht frei atmen, die Angst schnürt uns die Kehle zu. Können Menschen nicht frei atmen, dann sagen sie, es wäre ihnen eng auf der Brust. Es gehört ganz wesentlich zur Angst, dass wir nicht mehr so atmen können, wie wir zuvor geatmet haben. Wir spüren das vor allem auch dann, wenn eine Angstsituation vorüber ist, wenn wir wieder aufatmen, durchatmen können und wir unsere ursprüngliche Gelassenheit wiederfinden, vielleicht sogar eine ruhige Daseinsfreude empfinden oder Stolz darauf, eine bedrohliche Situation überstanden zu haben. Dann können wir wieder frei atmen.

Wir wissen meistens, welche Ängste wir in etwa haben, und wir können auch verschiedene Qualitäten dieser unserer Ängste unterscheiden. Wir können zum Beispiel feststellen, dass wir uns schnell anspannen, und wir wissen, dass diese leichte Spannung unsere Konzentration erhöht, dass wir diese Spannung in Konzentration umsetzen können. Das wäre der Sinn eines leichten Lampenfiebers. Diese ängstliche Spannung ist durchaus noch lustvoll. Balint hat den Ausdruck Angstlust geprägt.[1] Damit ist die leise Anspannung angesprochen, die eben auch noch in sich lustvoll ist. Angst kann dann aber mit zunehmender Spannung schnell unangenehm werden. Dann sprechen wir davon, dass wir wirklich ängstlich gespannt sind oder gar ängstlich verspannt. Man hat dann das Gefühl, blockiert zu sein, eingeengt, wie eingeschnürt. Diese unangenehm wahrnehmbare Angstspannung kann sich zu einer hellen Angst steigern bis hin zu einer Panik. Wir alle kennen diese Abstufungen im Erleben der Emotion Angst. Und wir wissen auch, wie wir uns fühlen, wenn wir richtig Angst haben. Wir fühlen uns unbehaglich, bedroht, es ist uns unheimlich, unerträglich, wir können nicht reagieren, wir verlieren ganz und gar unsere Souveränität. Sehr häufig werden wir dumm bzw. wir reagieren dumm. Darauf bezieht sich der Ausdruck Angst macht dumm . Es gibt wohl kaum ein Schlagwort, das so stimmt wie dieses. Angst macht dumm und umgekehrt: Wenn Menschen sich sehr dumm anstellen, müsste man sich vielleicht überlegen, ob sie Angst haben oder ob wir in diesen Menschen Angst auslösen.

Wenn wir uns ängstigen, dann verlieren wir, zumindest für einen Moment, unsere gewohnte Souveränität, unser gewohntes Selbstvertrauen, wir fühlen uns hilflos und versuchen, dennoch zu reagieren. Sehr leicht ereignet sich dann ein Zirkel der Angst. Da wir den Eindruck haben, in einer Situation immer ungeschickter, immer gehemmter zu sein, ängstigen wir uns noch mehr. Das führt dazu, dass wir noch ungeschickter werden, noch dümmer . Das kann bis zu dem Gefühl gehen, sich in dieser Situation ganz und gar zu verlieren und nicht mehr man selbst zu sein. Dabei verliert man auch meistens die Sprache. Das geschieht besonders in traumatischen Situationen, in Situationen also, in denen ein Mensch emotional und kognitiv überfordert ist. Das bedeutet: Unter Angst tritt vorübergehend ein Identitätsverlust ein bis hin zur Fragmentierung. Dieser Identitätsverlust kann unter Umständen rasch wieder behoben werden, denn wir unternehmen sofort etwas dagegen, oder unsere Psyche unternimmt sofort etwas dagegen. Angst und Angstbewältigung oder zumindest der Versuch der Angstbewältigung sind fast gleich ursprünglich: Immer wenn wir große Angst verspüren, dann tun wir auch etwas gegen diese Angst.

Die Gefahr, sich in der Angstsituation selbst zu verlieren, wird auch daran deutlich, dass wir in dieser Situation ganz leicht in eine Kindposition geraten. Auch üblicherweise autonome Menschen, die sich auf ihre Selbständigkeit durchaus etwas einbilden und auch einbilden dürfen, können dann einem anderen Menschen die ganze Verantwortung übergeben: Mach das doch für mich , oder sie suchen Rat bei Menschen, die unter Umständen viel weniger wissen als sie selbst. Im Moment der Angst sind sie oft bereit, diesen Rat verhältnismäßig unkritisch zu übernehmen. In der Angstsituation geraten wir in die Kindposition und bringen dann natürlich die helfenden Menschen in die Position von Autoritäten, die dann das Sagen haben. Das erleben wir als eine Form der Angstbewältigung. Angst zu erleben betrifft also nicht nur unsere Identität, sie wirkt auch auf unsere Beziehungen.

Angst verändert unsere Beziehung zu den Mitmenschen. Wir werden entweder zu Hilfesuchenden, oder wir ziehen uns noch mehr zurück. Denn einerseits stammt sehr viel Angst, die wir noch aus unserer Kindheit und aus unserem früheren Leben mit uns tragen, aus Beziehungen, in denen die Kommunikation abgebrochen wurde. Sehr viel Bewältigung von Angst können wir andererseits aber wieder durch Beziehungen zu Mitmenschen leisten, weil wir sofort wieder den Eindruck haben, gestützt zu werden. Beziehungen machen also Angst, sie helfen aber auch, Angst zu bewältigen. Das wird ein Thema sein, das uns sehr beschäftigen wird.
Angstfantasien - ihr Einfluss auf unser Erleben

Angst verändert uns also in unserem Selbsterleben. Angst verändert uns in unserem Beziehungserleben. Wenn wir Angst haben, haben wir zudem meistens bewusst oder unbewusst Fantasien, die auf unser Angsterleben einen großen Einfluss haben. Diese Fantasien sind auf eine katastrophale nähere oder fernere Zukunft gerichtet. Es sind meistens keine vollkommen ausgestatteten, ausgemalten Fantasien, sondern eher Fantasiesplitter; sie werden begleitet von körperlichen Angstreaktionen. Sätze, oft zu sich selbst gesprochen, wie ich kann eine Arbeit nicht vollenden , alles ist aus , ich kann etwas, was mir so erstrebenswert erscheint, nicht mehr tun , ich werde durch das Examen fallen , ich kann nicht mehr leben in dieser Welt, ich halte es nicht mehr aus sind oft mit Bildern unterlegt, die mehr oder weniger bewusst wahrgenommen werden. In diese Bilder vertieft man sich, sie werden dann angereichert mit weiteren Fantasiebildern. Sagt man z. B. den Satz: Ich kann diese Arbeit nicht rechtzeitig beenden , dann fantasiert man meistens einen Menschen dazu, der deswegen sehr böse ist. Ist man visuell begabt, drängt sich einem das wütende oder verächtlich-kalte Gesicht der betreffenden Person geradezu auf. Dann fantasiert man weiter, wie man mit Schimpf und Schande davongejagt wird, wie man einen Ausschluss befürchten muss, wie man als Stadtstreicherin enden wird, wie Menschen dann über einen sprechen werden usw.

Eine andere Fantasie, die bei der Angst eine große Rolle spielt, ist der sogenannte Gesichtsverlust . Sehr viele Angstfantasien haben ja mit dem befürchteten Verlust unseres Selbstwerts zu tun. Wir stellen uns mehr oder weniger plastisch vor, wie wir in eine Situation kommen, wo einfach offensichtlich, das heißt für alle sichtbar wird, wie wir unser Gesicht verlieren und wie schrecklich das ist. Wir stellen uns vor, was die Menschen sagen, wie sie hämisch grinsen werden usw. Es wäre vielleicht sinnvoller auf der Bildebene zu bleiben und sich einmal vorzustellen, wie es denn eigentlich wäre, verlöre man das Gesicht. Käme wirklich eine Gesichtslosigkeit zustande oder ein anderes Gesicht, vielleicht ein wahreres Gesicht? Und wie sähe dieses aus? Aber solchen Spielereien auf der Imaginationsebene ist man in einer Angstsituation nicht zugänglich. Sind wir aber wirklich in einer Lebenssituation, in der wir das Gesicht verloren haben, stellen wir fest, dass das gar nicht so schlimm ist. Manchmal kann es sogar entlastend wirken, weil man jetzt nicht mehr das schöne Gesicht zeigen muss und man merkt, dass man nicht umkommt, wenn man einmal das Gesicht verliert. Haben wir aber Angst, das Gesicht zu verlieren, sind viele andere Befürchtungen mitbeteiligt. Das Gefühl des Zerstörtseins, die Scham darüber, oder auch das Gefühl des Sich-selbst-Verfehlens, das eigene Leben zu verfehlen, bilden den Untergrund für diese Angst und die damit verbundenen Angstbilder. Es geht also meistens nicht nur um die Frage, ob man jetzt das äußere Ansehen verlieren könnte, sondern sehr oft klingt hier die existentielle Frage mit, ob man möglicherweise das eigene Leben verfehlt. Sich diese Fragen zu stellen, ist sehr sinnvoll.

Solche Angstbilder zielen meistens auf unseren höchsten Wert im Leben. Und die Angst kann sich steigern bis zur Panik. Wenn wir in panische Angst geraten, dann machen wir uns nicht einmal mehr schlimme Fantasien über die Zukunft, sondern es gibt einfach keine Zukunft mehr für uns. Es entsteht das Gefühl, es gebe keine Zukunft mehr für uns, nur diese schreckliche Gegenwart, die immer schrecklicher wird. Damit...
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