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Querfront

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
300 Seiten
Deutsch
Verlag edition krimierschienen am02.01.20231. Auflage
Als bei einer Demonstration der 'Querfront', ein Zusammenschluss links- und rechtsradikaler Gruppen, eine Demonstrantin erschossen wird, erhält Privatdetektiv Hardy den Auftrag, den Mörder zu finden. Auftraggeber ist der Onkel der Toten und zugleich Bundestagsabgeordneter einer nationalpopulistischen Partei. Als zur Bedrohung durch Querfront-Anhänger noch Akteure des Landeskriminalamts und Landesamts für Verfassungsschutz ins Spiel kommen, ist Hardys Leben keinen Pfifferling mehr wert. Kann er seinen Kopf rechtzeitig aus der Schlinge ziehen?

Stefan Schweizer lebt in Potsdam. Als Schriftsteller bewegt er sich in fremden Kulturen und exotischen subkulturellen Milieus. Die Ränder der Gesellschaft faszinieren ihn und für Kriminalroman-Recherchen scheut er keine Kontakte mit Schwerkriminellen. Schweizer ist Autor von gesellschaftskritischen Romanen, Kriminalromanen und Thrillern, aber auch Sachbüchern über Terrorismus, Politik und Geschichte.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextAls bei einer Demonstration der 'Querfront', ein Zusammenschluss links- und rechtsradikaler Gruppen, eine Demonstrantin erschossen wird, erhält Privatdetektiv Hardy den Auftrag, den Mörder zu finden. Auftraggeber ist der Onkel der Toten und zugleich Bundestagsabgeordneter einer nationalpopulistischen Partei. Als zur Bedrohung durch Querfront-Anhänger noch Akteure des Landeskriminalamts und Landesamts für Verfassungsschutz ins Spiel kommen, ist Hardys Leben keinen Pfifferling mehr wert. Kann er seinen Kopf rechtzeitig aus der Schlinge ziehen?

Stefan Schweizer lebt in Potsdam. Als Schriftsteller bewegt er sich in fremden Kulturen und exotischen subkulturellen Milieus. Die Ränder der Gesellschaft faszinieren ihn und für Kriminalroman-Recherchen scheut er keine Kontakte mit Schwerkriminellen. Schweizer ist Autor von gesellschaftskritischen Romanen, Kriminalromanen und Thrillern, aber auch Sachbüchern über Terrorismus, Politik und Geschichte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783948972950
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum02.01.2023
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.3
Seiten300 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2103 Kbytes
Artikel-Nr.10712248
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1.

Mit dem Einbruch des Winters spielte die große Krise erneut mit uns. Oder die Medien und wir spielten mit ihr. Vielleicht war das lediglich eine Frage des Standpunkts. Auf jeden Fall war sie doch nicht so plötzlich vorbei gewesen, wie ich es bereits erhofft hatte. Dabei hatte es im Frühling und Sommer des vergangenen Jahrs gut ausgesehen, bis sich Ende des Herbstes zuerst die mahnenden Stimmen und schließlich die Ansteckungsziffern drastisch erhöhten, ohne dass dies in der Bevölkerung große Panik verursacht hätte.

Mein Leben hatte eine Veränderung erfahren, die nichts mit den bösen Viren zu tun hatte, aber dennoch nicht spurlos an mir vorüberging. Denn sie war der Grund, warum ich im Hoodie und offenem Wintermantel in meinem neuen Büro an der Ecke Turm- und Beusselstraße saß und mir immer wieder verzweifelt die klammen Hände rieb. Handwerker in Berlin zeitnah zu kriegen, war beinahe schwerer als eine Audienz beim pastoral wirkenden Bundespräsidenten, der als Pfarrer vielleicht eine noch bessere Figur abgegeben hätte. Die Handwerker, sofern sie denn auftauchten, zu bezahlen, erforderte zusätzlich einen minutiös geplanten Coup, der das nötige Cash hereinspülte, denn Handwerker waren inzwischen teurer als mittelmäßiger Champagner und durchschnittlicher russischer Kaviar.

Immer wieder zogen die Szenen, die sich vor wenigen Wochen abgespielt und zu meiner jetzigen Situation geführt hatten, an meinem inneren Auge vorbei. Formal betrachtet handelte es sich um einen glatten Rauswurf. Nur dass die Jungs mir weder etwas gebrochen oder angedroht hatten, wie sie das meistens taten, um Prozesse abzukürzen. Als die arabischen Habibis mich also aus heiterem Himmel besuchen kamen, dachten nur fernsehgeile Politiker und unerschütterliche Pessimisten daran, dass der Winter vor der Tür stand und die Freiheit der Menschen bald bloß eine blasse Erinnerung sein würde. Ich wedelte mit den Armen, machte Kniebeugen und kam mir ziemlich bescheuert vor, aber wegen der bitteren Kälte blieb mir nichts anderes übrig.

Schuld an meiner Misere waren meine Bekannten des Aras-Clans gewesen, also Hassan, Hakim, Ali und Erdal. Sie trugen schwarze Lederjacken, denen man ansehen sollte, dass sie einiges an Asche gekostet hatten und die sie wie die Obermacker des härtesten Berlin-Kiezes aussehen ließen. Sonnenallee & Co ließen schön grüßen. Dabei sahen alle vier nicht unbedingt wie fiese Clan-Mitglieder, sondern wie Typen aus dem Nahen Osten aus, die gerade von der Maniküre, dem Bart-â, Nasen- und Ohrenhaartrimmen und dem Spa kamen. Aber der locker-legere Eindruck täuschte, denn allen klemmte schwere Artillerie unter den Armen, und sie machten sich nicht einmal die Mühe, diese auch nur ansatzweise zu verstecken. Ich wusste nicht, ob das noch vom vorigen Geschäftstermin herrührte oder mir galt. Doch in letzterem Fall waren sie an den Falschen geraten, denn dadurch war ich recht wenig zu beeindrucken. Erstens mochte ich die Jungs, zweitens hatte ich keine Angst vor ihnen und drittens wusste ich mich zu wehren. Aber mich irritierten ihre finsteren Blicke - es schien Neuigkeiten zu geben, und die waren wohl nicht sonderlich gut für mich.

»Wir haben schlechte Nachrichten«, legte Hakim gleich die Karten offen auf den Tisch, bestätigte also meine Befürchtungen und ich war dennoch dankbar, dass wir die orientalischen Blumenmetaphern und dieses »kommt-vom-Boss-ganz-oben« ausließen. Ihre Botschaft war so unmissverständlich klar wie eindeutig und lautete: »Du musst hier raus. Pack dein Zeug zusammen und mach das Büro frei.«

Zack, das saß wie ein gut gezielter Leberhaken. Wenn ich an meine Leber dachte, verzog ich automatisch das Gesicht zu einer schmerzverzerrten Grimasse. Die Leberzirrhose war nämlich nur noch eine Frage der Zeit. Die Jungs missverstanden das, und Hakim suchte bereits nach einem Taschentuch, sollte ich wider Erwarten in Tränen ausbrechen. Doch ich überlegte mir nur eine Verzögerungsstrategie. Auch wenn ich wusste, dass die Chancen gering waren, wollte ich nichts unversucht lassen.

»Äh, das wird aber ein bisschen länger dauern, Jungs«, versuchte ich Süßholz zu raspeln, um mir ein wenig Zeit zu verschaffen und nicht sofort einzuknicken. »Ihr wisst ja, der überhitzte Immobilienmarkt, meine finanzielle Situation und ...«

»Tut mir leid Bruder«, flötete Erdal, aber seine braunen Augen strahlten eine Kälte aus, die einem durch Mark und Bein ging und die keinen Zweifel daran ließ, dass er mir, ohne mit der Wimper zu zucken, das Lebenslicht ausblasen würde, wenn es sein Boss befahl. »Aras hat die Pläne geändert«, fügte er bestimmt hinzu und sein Blick ließ keinen Zweifel daran, dass er keine Sekunde zögern würde, Aras Wünsche ohne Wenn und Aber durchzusetzen. »Übermorgen beginnt nämlich der Umbau.«

Die folgende Pause war bedeutungsschwer und lastete auf meinen Schultern wie ein Zentnersack voll Reis.

»Kommt überraschend, Jungs«, sagte ich mehr zu mir als zu ihnen und überlegte verzweifelt, ob ich noch ein Bier im Kühlschrank hatte. »Und vor allem ziemlich schnell.«

An dem Bier hätte ich mich festhalten können, verwarf aber dann den Gedanken, da ich so wenig Schwäche wie möglich zeigen wollte. Dann wog ich kühl meine Optionen ab. Der Büroraum im angesagten Prenzlberg - fast zum Nulltarif - war also weg, keine Frage. Das brachte unweigerlich Veränderungen mit sich, und wenn es schlecht lief, bedrohte es auch meine finanziell-berufliche Existenz, denn nur durch die gegen Null tendierende »Freundschaftsmiete« konnte ich mich einigermaßen über Wasser halten. Das Arrangement hatte aber auch zur Folge, dass es keinen formalen Mietvertrag gab und ich damit keine Rechte besaß - abgesehen davon, dass ich mich nie erdreistet hätte, gegen Aras zu klagen. Wenn wir uns in einer Sache einig waren, dann darin: Das größte Schwein im ganzen Land ist und bleibt der Denunziant. In der Tiefe meines Herzens hatte ich mich auf Aras' Ehrenwort verlassen. Tja, Pustekuchen. Man kam allein auf die Welt, ging auch allein wieder, und in der Zwischenzeit war man einsam, auch wenn die meisten das gar nicht merkten, weil sie sich mit Konsum zudröhnten und ihre eigene Identität verloren. Also überlegte ich, ob ich vor den vier Mittzwanzigern den Orang-Utan rauslassen oder es auf die konziliante Art probieren sollte.

»Soll ich mein Büro jetzt unter der Möckernbrücke eröffnen?«, entschied ich mich für die zynisch-verzweifelte Variante. »Macht sich bestimmt gut, ein Pappschild mit Übernehme Ermittlungen jeder Art - auch Personenschutz möglich .«

Niemand lachte, aber ein dezentes Grinsen glaubte ich unter zwei der vier hipsterartigen Vollbärte doch zu erkennen.

Ich ließ nicht locker. »Vielleicht ist das geschäftsfördernd, weil die Menschen mich für einen harten Brocken halten, den ganzen Tag auf dem eiskalten Boden und so weiter. Oder ich kriege sogar ab und zu einen Fünfer zugesteckt, wer weiß, wenn ich einen Becher hinstelle ...«

Ich blickte herausfordernd in die Runde.

»Digga, Aras lässt seine Freunde nicht fallen«, schrieb mir Ali ins Stammbuch. »Das musst du doch wissen. Spar dir deine Seifenoper.«

Hassan war der Softeste und wollte sich vielleicht nicht gerade entschuldigen, aber zumindest erklären - manche seiner Verwandten hielten ihn trotz zahlreicher »Heilungsversuche« mit arabischen Jungfrauen für unheilbar schwul, aber gesichert war das nicht. Oder aber sie hatten vor dem Besuch Strohhalme gezogen und Hassan hatte die Arschficker-Variante gezogen, womit er dem ihm zugeschriebenen Image ja nur gerecht wurde.

»Hardy, schau mal, Aras macht hier was ganz Tolles draus«, behauptete er, ließ den Arm nach oben und unten gleiten und wollte damit wohl sagen, dass es das ganze Haus und nicht nur mein Büro betraf. »Endlich hat er alle Wohnungen erworben. Das ganze Haus gehört ihm. Überleg mal, was sich da für Möglichkeiten eröffnen. Alles schon fest geplant. Unten ein Barber-Shop und ein Späti, im ersten Stock orientalische Ganzkörpermassage, im zweiten Stock ein sozialer Treffpunkt für die Migranten-Community und oben ist für Büroräume reserviert.«

Ich übersetzte mir das ohne Nachfrage wie folgt: Unten zwei Geldwaschanlagen, die einem eher noch fünf Euro schenkten als der Bon-Pflicht nachzukommen, im ersten Stock ein Puff mit von der Oberlippe bis zu den kleinen Zehen gewachsten, internationalen Nutten, vermutlich überwiegend aus den arabisch-heimischen Ställen, darüber ein illegaler Spielsalon und ganz oben eine Giftmischer-Küche für Meth oder Crack. Klar, da passte ein abgewrackter deutscher Privatdetektiv nicht mit rein, auch wenn Aras und ich uns vorgegaukelt hatten, Freunde zu sein. Aber ich konnte ihn verstehen, denn wer hatte bei diesem Geschäftsportfolio schon gerne einen angeranzten Privatdetektiv unter demselben Dach?

»Okay«, sagte ich schließlich, »ich hol ein paar Pappkartons aus dem Keller und schlage meine Zelte irgendwo anders auf.«

Die Jungs lachten höflich, und plötzlich wuchs wie aus...
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Autor

Stefan Schweizer lebt in Potsdam. Als Schriftsteller bewegt er sich in fremden Kulturen und exotischen subkulturellen Milieus. Die Ränder der Gesellschaft faszinieren ihn und für Kriminalroman-Recherchen scheut er keine Kontakte mit Schwerkriminellen.

Schweizer ist Autor von gesellschaftskritischen Romanen, Kriminalromanen und Thrillern, aber auch Sachbüchern über Terrorismus, Politik und Geschichte.