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Sechs Spielarten des Todes - Sechs Horrorgeschichten

Bärenklau Exklusiverschienen am01.07.2023
Die Erzählungen dieses Bandes nähern sich vielfach der conte cruel, dem Grand Guignol, und ich verwende bewusst diese klassischen Begriffe, den die Tradition dieses Genres reicht weiter zurück als manche Fans wissen. Sie evozieren eine gewalttätige Welt, in der grausame Dinge geschehen. Nun ist die reale Welt bekanntlich gewalttätig genug. Warum ihre Evokation in der Literatur? Bei Malte S. Sembten hat das nichts Voyeuristisches: es wird nicht ausgemalt. Bilder haben wir genug im Kopf: sie müssen nur abgerufen werden. Es wird sozusagen konstatiert, als das was es: nämlich etwas Reales. Ist Literatur darin hilflos, dass sie die Gewalttätigkeit der Welt zwar heraufbeschwören, aber nicht bannen und schon gar nicht bewältigen kann? Oder ist das eine falsche Frage? Was ist die Wirkung einer guten Horrorgeschichte? Ist es sehr schräg, wenn ich sage, sie erhebt, erheitert, tröstet über die Misslichkeiten des Lebens und erwärmt das Herz? Und sie erhält die Welt interessant. Eine Welt, in der alles passieren kann, kennt keine Langeweile. Horror ist nicht einfach nur ein freies Spiel der Fantasie: er verbindet Spiel, Angst und das Aufmerken auf dunkle Realitäten.
Aber es sind nicht allein die Story und die Charaktere, es ist das Ambiente, dessen lebensechte Schilderung Malte S. Sembtens Texte über das Niveau der meisten anderen Horrorautoren erhebt. Manchmal fühlt man sich in die Welt der großen Abenteuerromane des 19. Jahrhunderts versetzt. Dann freilich wird es wieder ganz modern.
Die vorliegende Auswahl versammelt 6 Erzählungen und Novellen von Malte S. Sembten, die während der vergangenen 20 Jahre in Kollektionen und Anthologien erschienen sind und zumeist nur noch schwer zugänglich waren. Jeder Beitrag wurde für die Neuveröffentlichung vom Verfasser überarbeitet und mit einer Nachbemerkung versehen.

Dieses Buch enthält folgende sechs Erzählungen und Novellen:
? Ausgeliefert
? Die Hippokratischen Gesichter
? Wanted for Hell
? Geliebte Kettensäge
? Click or Tre@t
? Der Verfolgte
? Mit einem Nachwort von Marco Frenschkowski


Malte S. Sembten schreibt phantastische Erzählungen und Novellen
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Produkt

KlappentextDie Erzählungen dieses Bandes nähern sich vielfach der conte cruel, dem Grand Guignol, und ich verwende bewusst diese klassischen Begriffe, den die Tradition dieses Genres reicht weiter zurück als manche Fans wissen. Sie evozieren eine gewalttätige Welt, in der grausame Dinge geschehen. Nun ist die reale Welt bekanntlich gewalttätig genug. Warum ihre Evokation in der Literatur? Bei Malte S. Sembten hat das nichts Voyeuristisches: es wird nicht ausgemalt. Bilder haben wir genug im Kopf: sie müssen nur abgerufen werden. Es wird sozusagen konstatiert, als das was es: nämlich etwas Reales. Ist Literatur darin hilflos, dass sie die Gewalttätigkeit der Welt zwar heraufbeschwören, aber nicht bannen und schon gar nicht bewältigen kann? Oder ist das eine falsche Frage? Was ist die Wirkung einer guten Horrorgeschichte? Ist es sehr schräg, wenn ich sage, sie erhebt, erheitert, tröstet über die Misslichkeiten des Lebens und erwärmt das Herz? Und sie erhält die Welt interessant. Eine Welt, in der alles passieren kann, kennt keine Langeweile. Horror ist nicht einfach nur ein freies Spiel der Fantasie: er verbindet Spiel, Angst und das Aufmerken auf dunkle Realitäten.
Aber es sind nicht allein die Story und die Charaktere, es ist das Ambiente, dessen lebensechte Schilderung Malte S. Sembtens Texte über das Niveau der meisten anderen Horrorautoren erhebt. Manchmal fühlt man sich in die Welt der großen Abenteuerromane des 19. Jahrhunderts versetzt. Dann freilich wird es wieder ganz modern.
Die vorliegende Auswahl versammelt 6 Erzählungen und Novellen von Malte S. Sembten, die während der vergangenen 20 Jahre in Kollektionen und Anthologien erschienen sind und zumeist nur noch schwer zugänglich waren. Jeder Beitrag wurde für die Neuveröffentlichung vom Verfasser überarbeitet und mit einer Nachbemerkung versehen.

Dieses Buch enthält folgende sechs Erzählungen und Novellen:
? Ausgeliefert
? Die Hippokratischen Gesichter
? Wanted for Hell
? Geliebte Kettensäge
? Click or Tre@t
? Der Verfolgte
? Mit einem Nachwort von Marco Frenschkowski


Malte S. Sembten schreibt phantastische Erzählungen und Novellen
Details
Weitere ISBN/GTIN9783754688311
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
Seiten147 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse645
Artikel-Nr.10785760
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Ausgeliefert

(Eine Moritat)

 

 

Ich lasse den Klingelknopf los. Hinter der Tür geht das Licht an. Ich erkenne es am Türspion, der plötzlich gelb glüht.

Ich setze ein Lächeln auf. Rücke es zurecht. Gleichzeitig hebe ich die Thermobox mit dem Logo der Pizza-Auslieferung in den Sichtbereich der Linse.

Türriegelschnappen. Ein Türspalt so breit, wie die Sperrkette reicht.

»Pizza-Auslieferung. Ihre Pizzas sind da!«

»Wir haben aber nichts bestellt.«

»Moment.« Ich zücke irgendeinen Wisch. »Hier steht: Zweimal Pizza ⦠Pizza Tutti Pomodoro für Jancke. Gibt s zwei Janckes im Haus?«

Der Typ schüttelt den Kopf. »Nein ⦠wir sind die Einzigen.« Lauter ruft er über die Schulter in die Wohnung hinein: »Hast du Pizza bestellt?«

»Pizza?« Eine Frauenstimme. »Nein.« Zögern. »Aber was ist denn drauf?«

Bin schon gespannt auf die Alte.

Das Minutenlicht im Treppenhaus erlischt.

Schluss mit dem Gelaber!

Ich verpasse der Tür einen Tritt. Die Sperrkette reißt ab. Dann sind wir drin in der Wohnung - ich und meine beiden Kumpels, die sich neben der Tür bereitgehalten haben.

Dem Typ steht der Mund offen.

Kebab knallt die Tür hinter uns zu. Ich hämmere dem Typ die Faust in die Fresse. Dann ein Tritt in den Wanst, dass er in die Knie geht und kotzt. Und noch eins in die Fresse, dass er Blut drüberrotzt.

Ich grinse. »Bitte sehr: Pizza Tutti Pomodoro, bestellt und ausgeliefert.«

So beginnen wir das Spiel immer, Kebab, Krähe und ich. Diesmal spielen wir es zu fünft. Das heißt, falls die beiden keine Bälger haben. Kinder dürfen aber auch mitspielen. Es ist ein kurzweiliges Spiel für die ganze Familie.

Der Typ macht große Augen. Sein Kinn tropft. Nixschnaller machen mich krank. Ich stoße sein Gesicht in den Brei. »Happi, Happi für den Pappi.«

Jetzt taucht die Alte im Flur auf, schaltet prompt die Sirene ein.

»Halt s Maul, du Nutte«, sagt Krähe und dreht ihr den Arm auf den Rücken.

»Lasst meine Frau los!«, fordert der Typ. Aber es klingt, als würde er betteln.

Sie winselt. »Was wollt ⦫ Das Schultergelenk knackt. Sie krümmt sich nach vorn. Krähe grapscht sich eine Titte und schmiert sie der Fotze in die Fresse.

Bevor der Typ jetzt was sagt, press ich seine Fresse in die Kotze. »Mit vollem Mund spricht man nicht«, das muss er noch lernen. »Und jetzt ein Löffelchen für Omi, ein Löffelchen für Opi ⦫ Ich gebe etwas nach, und sein Gesicht hängt dicht über der Pfütze.

»Iss«, fauche ich. »Oder deine Alte strippt.«

Krähe reißt ihr die Bluse aus der Hose, dass die Knöpfe fliegen.

Der Typ stöhnt. Er presst die Augen zu und beginnt zu schlabbern wie ein Kätzchen. Über das Geräusch muss ich lachen. Mittendrin hört er auf.

»Los, weiter, sonst wird das Happi kalt.« Das kommt von Krähe, der mal wieder meine Sprüche klaut.

»Wenn du nicht aufisst, gibt s morgen schlechtes Wetter.«

Aber er spuckt alles wieder aus, was er gerade brav geschluckt hat.

So geht s nicht. Ich sporne ihn an. Es dauert ein paar Minuten, bis er alles drin hat. Mit seinem T-Shirt mache ich ihm den Mund sauber.

Jetzt, wo die Tafel aufgehoben ist, kann der gesellige Teil beginnen.

 

Wir haben s uns im Wohnzimmer gemütlich gemacht. Kebab, die Krähe und ich. Der Doktor (das ist er wirklich!) und die Nutte hocken vor uns auf dem Teppich. Sie versuchen krampfhaft, nicht auf die Pistole in Krähes Faust zu starren. Kebab hat den CD-Player angemacht, aber ich dresche sofort auf die Austaste. Scheiß Saxofongetute.

Kebab geht zum Bücherschrank. Was will er da? Der hat doch schon Probleme, ein Straßenschild zu lesen.

Er zieht die Schwarten raus, eine nach der anderen, und lässt sie auf den Boden plumpsen. Lauter schwere Bildbände. Architektur, Malerei, Fotografie.

Ich bewundere die Einrichtung. Sowas kenne ich sonst nur aus den Krimis, die im Fernsehen nach den Abendnachrichten laufen. Was von der Decke runterhängt und aussieht wie ein Ufo, ist ne Lampe. Die Möbel sind teils ultramodern, teils antik. An den Wänden hängen rahmenlose, bunt beschmierte Leinwände, aber auch gerahmte alte Ölschinken. Das Telefon von Porsche erinnert am Ehesten an einen platt getretenen Rennwagen.

Auch der Doc starrt aufs Telefon. Ich bücke mich und reiß das Kabel ab.

»Lass mal ne Kippe rüberwachsen.«

Einhändig fummelt Krähe eine Marlboro aus der Packung. Mit der anderen Hand hält er die Wumme im Schoß, als wär s sein Pimmel, den er mitten auf die Visage der Nutte gerichtet hält. Ein Pimmel im Kaliber .375 Magnum.

»Nein. Die auf dem Tisch.«

Kebab grabscht nach der Packung und wirft sie her zu mir. Ich stecke mir eine Dunhill an. Vermurkse Rauchringe. »Jetzt dürft Ihr reden, DINKs.«

Krähe kichert. Er weiß es nicht besser.

»Double Income, No Kids.« Meine Autorität baut auf Wissen. »Massig Kohle, keine Kinder. Sonst hätten wir die Bälger längst plärren gehört. Stimmt s, Doc?«

»Scheißdreck, guckt mal das hier!« Kebab schleppt einen von den Schinken herüber. Er pflanzt sich neben mir aufs Sofa. Kebabs Pfoten machen Schlieren auf den Hochglanzseiten. Er blättert. Lauter nackte Muskelneger mit Vorschlaghämmern zwischen den Schlegeln.

Kebab reißt eine Seite aus dem Buch und reibt sie dem Doc unter die Nase.

»Ist deine Alte geil auf Bimbos?«

»Was wollt ihr von uns? Was haben wir euch getan?«

»Habt ihr irgendwo Geld? Schmuck? Irgendwas?«

Die Nutte schluckt. Anscheinend hat sie eine Mutpille im Mund gehabt: »Ihr macht besser, dass ihr verschwindet. Unsere Nachbarn haben wahrscheinlich schon die Polizei gerufen!«

»Lüg nicht! Die Jacobis sind gar nicht zu Hause.« Ich lach der Nutte ins Gesicht. »Bei denen haben wir auch geklingelt.«

Ich rieche ihr Parfum. Ein Moschusduft, verpanscht mit dem Geruch der Angst.

»Zieh dich aus, du Schlampe!«

Der Doc will aufstehen. »Ich zeig euch, wo der Schmuck ist. Wir haben auch Bargeld da«.

Krähe drückt ihm den Lauf der Wumme unters Auge.

»Kommst auch noch an die Reihe, Wichser.«

Der Doc starrt Krähe ins Gesicht. Auf eine Art, dass Krähe zurückzuckt. Der Doc schnallt die Chance. Er boxt Krähes Schusshand weg. Die Wumme schlittert übers Parket. Krähe stürzt. Er kriegt die Faust zwischen die Beine gerammt und krümmt sich wie eine Made.

Die Nutte langt nach der Waffe. Kebab ebenso. Sie ist schneller, weiß aber nichts mit der Wumme anzufangen. Schon ist der Doc wieder auf den Beinen. Ich versuche ihn runterzureißen. Sein Ellenbogen trifft mich am Auge. Die Alte wirft ihm die Waffe zu. Aber er bekommt nur den Lauf zu fassen. Schon packt Kebab seinen Arm und verdreht ihn, bis es knackst. Die Waffe fällt auf den Boden. Ich schnapp sie mir.

Ich halte dem Doc das kalte Loch der Mündung an die Stirn.

Ich bin so wütend. Fast ⦠fast drück ich ab.

Aber dann verpass ich ihm nur nen Tritt in den Wanst. Er geht in die Knie.

Die Nutte quiekt. Krähe schlägt ihr auf die Fresse. Ihre Lippe blutet.

Ich merke, dass mein Auge zuschwillt. Diese Wut! Dieser Hass! Ich beuge mich über den Doc. Ich pack ihn an den Haaren. Ich ramme sein Gesicht auf mein Knie. Und nochmal. Nochmal. Nochmal-nochmal-nochmal. Das viele Blut auf meiner Hose macht mich nur noch wilder.

Ich zücke mein Benzinfeuerzeug. Sag Krähe, er soll Docs Kopf festhalten. Mit dem Daumen zieh ich ein Augenlid hoch. Ich flüstere ihm ins Ohr.

»Du perverser â¦! Faustgefickter â¦!«

Dann halte ich die Flamme dicht an Docs Auge ran.

Er wirft sich nach hinten. Beginnt wie verrückt zu strampeln. Krähe kann ihn kaum noch halten. Da kommt Kebab. Legt dem Doc von hinten den Arm um den Hals. Doc beginnt zu röcheln. Ich zieh wieder sein Augenlid hoch. Lass eine Flamme aus dem Feuerzeug springen.

Schon kommt die Alte angekrochen.

»Tut das nicht!«

»Zieh dich aus!« Ganz ruhig sag ich das. Dabei ziehe ich Docs Wange unter dem Augapfel nach unten, bis er im rohen Fleisch zuckt. Das Auge schimmert feucht in der Flamme. Der Tanz der Flamme spiegelt sich in der Pupille wider. Es ist ein Tanz voll Vorfreude.

Wimmernd zieht die Nutte die Bluse aus. Trotzdem versenge ich dem Doc die Wimpern. Und schon wird s ein bisschen laut.

Ich stoße den Doc von mir und hole was aus meiner Arschtasche. Eine Musikkassette.

Krähe legt sie ein. »Nicht zu laut«, sagte ich. »Grad so, als ob hier im kleinen Kreis ne Party abgeht.«

Und sie geht ab, die Party!

Die Nutte trägt natürlich keinen BH.

Scheiße, was für Titten! Würde man Gas reinfüllen, würde die Nutte an der Decke kleben. Dazu Nippel wie Babyschnuller.

In der Thermobox ist Kabelbinder. Ein Streifen ist für den Doc. Quer über den Dreitagebart. Der andere pappt über den geschwollenen Lippen der Nutte. So auf die feuchten braunen Augen reduziert, sieht die Alte recht fickbar aus.

Kebab und Krähe hieven die Nutte quer über den nächsten Sessel. Der Arsch wird zweckmäßig auf der Armlehne platziert. Ich gebe Krähe die Wumme zurück. Mach die Hose auf, um meinen eigenen Schießprügel in Anschlag zu bringen. »Kein Schwanz aus nem Buch«, sag ich zu der Nutte. »Nicht bloß zum Angaffen. Den spürst du richtig!«

Der mit der kleinsten Keule kommt immer zuletzt dran. So ist unsere Hackordnung. Den ersten Spatenstich hab immer ich. Am Ende schaufelt Kebab zu, was übrigbleibt.

Kebab macht ihr die Hose auf. Sie strampelt ein bisschen. Ihr Näschen läuft. Mein Schwanz pocht hart in...
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