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Murphy gegen die Dämonen der Dämmerung: Die Handgranate Gottes - Murphy und die Diskette des Marquis de Sade

Bärenklau Exklusiverschienen am01.07.2023
David Murphy gegen die Dämonen der Dämmerung.
Murphy ist als »Handgranate Gottes« unterwegs im Auftrag des Herrn. Er folgt der Spur eines gespenstischen Jahrmarkts, der von Ort zu Ort zieht und die Saat des Bösen ausbringt. Dabei wird der Dämonenjäger ungewollt zum Akteur in einem Schauspiel, das kein Geringerer als der berüchtigte Marquis de Sade im Dienst der »Dämonen der Dämmerung« geschrieben und auf einer magischen Diskette abgespeichert hat.
Wie kann Murphy diesem üblen Spiel entrinnen?


Malte S. Sembten schreibt phantastische Erzählungen und Novellen
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Produkt

KlappentextDavid Murphy gegen die Dämonen der Dämmerung.
Murphy ist als »Handgranate Gottes« unterwegs im Auftrag des Herrn. Er folgt der Spur eines gespenstischen Jahrmarkts, der von Ort zu Ort zieht und die Saat des Bösen ausbringt. Dabei wird der Dämonenjäger ungewollt zum Akteur in einem Schauspiel, das kein Geringerer als der berüchtigte Marquis de Sade im Dienst der »Dämonen der Dämmerung« geschrieben und auf einer magischen Diskette abgespeichert hat.
Wie kann Murphy diesem üblen Spiel entrinnen?


Malte S. Sembten schreibt phantastische Erzählungen und Novellen
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757922856
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
Seiten103 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse782
Artikel-Nr.11545026
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

3. Kapitel

 

Als er Hank Millner die in heißem Dampf durchweichten Tücher aus dem Gesicht nahm, wehte Rory Williams der Gestank eines langgezogenen Rülpsers entgegen. Er kam aus den Tiefen von Hanks Eingeweiden und roch nach Magengeschwür. Rory schlug die Rasierseife zu Schaum und pinselte Hanks untere Gesichtshälfte ein. Hank schnaubte, als ihm eine Seifenblase in eines seiner Nasenlöcher geriet.

Rory Williams klappte sein schärfstes Rasiermesser auf. Er drehte die blitzende Klinge und fing einen Sonnenstrahl ein, den er gezielt in Hanks blaue Augen lenkte. Hank blinzelte nervös.

»Fang schon an, Ry. Martin wartet auf mich«, brummte Hank unwirsch, schloss die Augen und lehnte den Kopf zurück. Martin Randall war der Townmarshal von Crescent Falls und Hank Millner sein Deputy.

Hanks spitzer Adamsapfel zuckte, als die Rasiermesserschneide seinen Hals berührte. Mit ruhiger Hand begann Rory, die Klinge über Hanks sonnengebräunte Haut zu ziehen. Nach jeder Bahn schüttelte er mit einer Drehung seines Handgelenks den mit schwarzen Bartstoppeln gesprenkelten Schaum von der Klinge in das bereitstehende Rasierbecken. Als er an die dünne weiße Narbe kam, die sich von Hanks Kinnspitze bis zu seinem linken Mundwinkel zog, führte er das Rasiermesser besonders vorsichtig.

Das schrille Klingeln der Ladenglocke kündigte die Ankunft eines weiteren Kunden in Rory s Barbershop an. »Setz dich schon mal, Doug«, begrüßte Rory den Neuankömmling, ohne von der Arbeit aufzusehen, »Hank ist in einer Minute fertig.« Es war Mittagszeit, und jeden Freitag nutzte Douglas Stanton die Mittagspause, um von seiner Autowerkstatt für einen Haarschnitt herüber zu kommen. Nicht, dass es auf seinem Schädel noch sonderlich viel zu schneiden gab.

Aber es war nicht Doug.

»Schönen Tag, Mister. Ich bin Sandy!«

Als er eine fremde Frauenstimme hörte, schlug Hank im Frisiersessel sofort die Augen auf. Sein Blick erfasste die weibliche Gestalt, die den Barbierladen betreten hatte, und er spitzte die Lippen zu einem beifälligen Pfiff.

Schaumblasen flogen durch die rasierwassergeschwängerte Luft.

»Guten Tag, Lady«, erwiderte Rory den Gruß der jungen Frau. »Aber dies ist ein Herrensalon!« Ein Schauder erfasste ihn bei dem Gedanken, Dauerwellen drehen und Weiberklatsch ertragen zu müssen.

»Ich wollte nur fragen, ob ich ein paar von meinen Flugblättern hierlassen darf. Damit Ihre Kunden die Attraktion des Wochenendes nicht verpassen!«, flötete Sandy mit einem bezaubernden Lächeln, das keinen Mann kalt gelassen hätte. Ihre hochgeknotete Bluse ließ viel von ihrem flachen schwarzen Bauch sehen und ihre abgeschnittenen Blue Jeans waren so knapp, dass sie von ihrem Becken fast mehr enthüllten als verdeckten. Sie legte einen Stapel gelber Flugblätter auf einen der Wartestühle und gab Rory einen weiteren in die Hand, ehe sie sich verabschiedete und mit einem aufreizenden Wiegen der Hüften die Ladenstufen hinuntertänzelte.

»Mann, muss das ne tolle Attraktion sein! ne Stripshow, hoffe ich!«, ächzte Hank. »Schwarz wie ein Teufel und heiß wie die Hölle!«

»Mach dich auf eine Enttäuschung gefasst«, sagte Rory und las von dem Flugzettel ab: »Gestern hier - morgen da - heute bei Ihnen! Attraktionen, Wunder, Sensationen! Stromboli der Clown! Dr. van de Veeres Freak Show, Spiegelkabinett und Wachsfigurenzelt ⦠Hallo, Doug! Ich dachte schon, du lässt das Haareschneiden heute aus!«

Doug Stanton betrat den Friseurladen, ohne auf Rorys Begrüßung einzugehen. »Habt ihr diese unheimlichen schwarzen Laster gesehen? Jetzt stehen sie auf der Gemeindewiese und laden Stangen und Zeltplanen ab!«

»Lies!«, sagte Rory und drückte Doug einen der gelben Zettel in die Hand.

 

*

 

Im Crescent Diner war nicht mehr los als an anderen Freitagen um die Mittagszeit auch. Nur wenige der Tische mit den Kunstblumengestecken waren besetzt. Dafür war das Gedränge auf den Hockern vor dem Tresen desto dichter. Dieser Andrang lag nicht an der Anziehungskraft von Lou Ann, die hinter der Theke stand und die Männer in den verwaschenen Baumwollhemden und Arbeitsoveralls mit Schlitz-Bier und Rührei mit Speck versorgte - Lou Ann war eine hagere, müde aussehende, aber geduldige Frau von vierzig Jahren, die keinen Wert auf Make Up oder Konversation legte. Die Männer wollten einfach dort zusammen sein, wo Männer mit Bierdurst hingehörten - und das war an der Quelle, am Tresen.

Die einsilbige Unterhaltung der Männer verstummte, als die Tür des Diners aufging. Kinnladen klappten synchron nach unten.

»Hallo, Jungs. Ich bin Sandy!«

Fünf Minuten später hatte jeder Gast des Crescent Diner ein gelbes Flugblatt in der Hand.

 

*

 

Penelope Simmons, die dickste Frau von Crescent Falls und Klatschtante Nummer Eins, drehte das Pappschild an der Eingangstür ihres General Store von Open auf Closed und holte den Schlüssel aus der Tasche ihrer geblümten Schürze. Sie wollte eben ihren Laden für die Mittagsruhe schließen, als plötzlich ein Mann auf der anderen Seite der Glastür aufragte.

Penelope wies mit dem Finger auf das Closed -Schild.

Der Fremde klopfte gegen die Türscheibe und formte mit den Lippen stumme Worte. Er war hager, aber groß und gut aussehend. Sein Lächeln zeigte blitzend weiße Zähne.

Penelope träumte oft von gutaussehenden fremden Männern, doch war es ihre angeborene Neugier, die sie bewog, die Ladentür noch einmal zu öffnen.

»Ich mache immer von halb eins bis halb drei zu, das weiß hier jeder«, sagte sie. »Sie sind nicht von hier, stimmt s?«

»Guten Tag, Madam!«, sagte der Mann und rollte eines der gelben Plakate aus, die er unter dem Arm trug. Gestern hier - morgen da - heute bei Ihnen! , sprangen dicke schwarze Lettern Penelope an. Die wohltönende Stimme des Fremden hatte eine beinahe hypnotische Wirkung. Seine Worte begleitete ein unverhohlener Blick auf Peneleopes gewaltigen Busen. Penelope wusste um die Wirkung ihres Vorbaus, der den ausgleichenden Vorteil ihrer beträchtlichen Leibesfülle darstellte. Deshalb fasste sie den Blick des Fremden nicht als Zudringlichkeit, sondern als willkommenes Kompliment auf. Sie schenkte ihm ein einladendes Lächeln.

»Ich bin hier, um Sie zu fragen, ob ich eines meiner Plakate in Ihrem Laden aufhängen darf. Damit Ihre Kundinnen und Kunden die Attraktion des Wochenendes nicht versäumen!«

 

*

 

»Ist das ein Zirkus?«, fragte Rob.

»Eher ein Jahrmarkt. Hast du die gelben Zettel nicht gelesen?«, antwortete Bill.

Andy Longman sagte nichts. Er war der mit Abstand jüngste des Trios und eigentlich nur geduldet. Seine Meinung wurde nicht für voll genommen.

Aber auch Andy wunderte sich. Mit der Vorstellung von einem Jahrmarkt verband er bunt bemalte Zugmaschinen und Schaustellerwagen mit Lautsprechermusik. Nicht jedoch pechschwarz lackierten Trucks mit verspiegelten Scheiben und einer düsteren Mannschaft, die in bedrückendem Schweigen Zelte und Schaubuden errichtete.

Dann sah er den Stelzenclown hinter einem der Auflader hervorkommen.

Und der Stelzenclown sah die drei Jungen.

Andy fühlte sich an die Marsungeheuer aus dem Krieg der Welten-Zeichentrickfilm erinnert, während er dem Clown entgegenblickte, der auf seinen Stangenbeinen zielstrebig auf sie zustakste.

Ein unergründlicher Fluchtinstinkt veranlasste Andy, sein Monsterbike aufzuheben. Als er aber sah, dass die beiden größeren Jungs keine Anstalten machten, nach den Lenkern ihrer Räder zu greifen, blieb er neben seinem Fahrrad stehen.

Kurz darauf war der Clown in Riesenschritten herangestakst, ein Zwerg im karierten Hosenanzug, der ohne seine Stelzen kaum die Kopfhöhe von Junior-Andy erreicht hätte. Winzige Knopfaugen lugten an einer unförmigen Plastiknase vorbei. Wie ein hungriger Vogel blickte er von der Höhe seiner Stelzen auf die kleine Gruppe herab.

»Hallo, Jungs! Ich bin Stromboli, der Clown! Wollen wir Freunde sein?«, sprach der Zwerg sie mit krähender Stimme an.

Bill versuchte sich an einem wohlerzogenen Grinsen.

Der Clown fuhr fort: »Sagt euren Eltern, dass Ihr mich am Wochenende besuchen wollt! Es wird euer größter Spaß seit langem! Versprecht ihr mir, da zu sein?«

Rob, Bill und Andy nickten mechanisch.

Als die drei auf ihre Fahrräder stiegen und so schnell wie möglich zurück in Richtung Stadt strampelten, folgte ihnen der Blick des Stelzenclowns, bis sie hinter den ersten Häusern verschwunden waren.

 

*

 

Townmarshal Martin Randall saß bei einem dampfenden Becher Kaffee aus der Thermoskanne und einem selbstgemachten Lunchpaket an seinem Schreibtisch. Seit er Witwer war, verbrachte er seine Mittagspausen im Büro, um über vertrackten Schachstellungen zu grübeln. Früher hatte er gegen seinen Hilfssheriff gespielt, aber dabei so häufig gewonnen, dass die Sache für beide ihren Reiz verloren hatte.

Er blickte nicht auf, als schwere Stiefelschritte die Holzbohlen zum Ächzen brachten und die Tür seines Büros mit einem Quietschen aufflog. Wer so lautstark auftrat, konnte nur sein Deputy Hank Millner sein, der mit geröteten, nach Rasierwasser duftenden Wangen vom Barbier zurückkehrte.

»Was sagst du dazu?« Millners breite Hand knallte einen leuchtend gelben Zettel auf die Schreibtischplatte.

»Setz dich, aber lass die Stiefel von meinem Schreibtisch«, forderte sein Vorgesetzter, der mit den mangelhaften Manieren seines Deputys vertraut war, ihn auf. Dann ergriff er den Zettel und las ihn mit gerunzelten Brauen durch.

»Haben die ihr Spektakel überhaupt angemeldet?«,...
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