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Sterben kann ich, wenn ich tot bin

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
648 Seiten
Deutsch
Books on Demanderschienen am24.01.20232. Auflage
Eine Autobiografie Vom zufälligen Erleben des Mauerbaus 1961 bei einem Besuch in Rostock über eine Kindheit und Jugend in einem Ghetto von Hamburg-Billstedt bis zum leibhaftigen Dabeisein in der Pop- und Indierock-Bewegung "Hamburger Schule", vom Journalisten zum Schriftsteller ... das alles und noch viel mehr, würd ich machen, wenn ich König von Rio wär. Das bedeutete: In und outsch zwischen nearly nothing, BRD und GDR, ON and OFF, Overall-Underground, MS, Asthma, Missbrauch, mentalLy SM, LSD, Leftwing, DIY-Anarchy, 5.000 Panikattacken, sexual healing, Prekariat, Xmal Illness and Core One to Zero ... always on the wrong side of town and life and being not anyone but somebody else.

Carsten Klook, geboren 1959 in Hamburg, resümiert im ersten Teil seiner Mammut-Autobiografie die High- und deep dark Downlights seines Lebens, in dessen Verlauf er als Kulturjournalist begann, fünf Romane, drei Erzählbände und zwei poetische Streifenhörnchen schrieb, Cartoons krakeelte, in 13 Bands spielte, 13 Psychotherapien durchlief und bei einigen Frauen strandete. Stets auf der Suche nach der aztekischen Gelassenheit eines Adlers auf seinem Kaktus inmitten sich immer wieder auf- und wohltuender Unverwendbarkeiten für das Kapital in der Gesellschaft: eine Leerstelle im eigenen Auftrag.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR37,99
BuchKartoniert, Paperback
EUR25,99
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BuchGebunden
EUR35,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextEine Autobiografie Vom zufälligen Erleben des Mauerbaus 1961 bei einem Besuch in Rostock über eine Kindheit und Jugend in einem Ghetto von Hamburg-Billstedt bis zum leibhaftigen Dabeisein in der Pop- und Indierock-Bewegung "Hamburger Schule", vom Journalisten zum Schriftsteller ... das alles und noch viel mehr, würd ich machen, wenn ich König von Rio wär. Das bedeutete: In und outsch zwischen nearly nothing, BRD und GDR, ON and OFF, Overall-Underground, MS, Asthma, Missbrauch, mentalLy SM, LSD, Leftwing, DIY-Anarchy, 5.000 Panikattacken, sexual healing, Prekariat, Xmal Illness and Core One to Zero ... always on the wrong side of town and life and being not anyone but somebody else.

Carsten Klook, geboren 1959 in Hamburg, resümiert im ersten Teil seiner Mammut-Autobiografie die High- und deep dark Downlights seines Lebens, in dessen Verlauf er als Kulturjournalist begann, fünf Romane, drei Erzählbände und zwei poetische Streifenhörnchen schrieb, Cartoons krakeelte, in 13 Bands spielte, 13 Psychotherapien durchlief und bei einigen Frauen strandete. Stets auf der Suche nach der aztekischen Gelassenheit eines Adlers auf seinem Kaktus inmitten sich immer wieder auf- und wohltuender Unverwendbarkeiten für das Kapital in der Gesellschaft: eine Leerstelle im eigenen Auftrag.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783757893118
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum24.01.2023
Auflage2. Auflage
Reihen-Nr.1
Seiten648 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.10892921
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Auf dem Schulhof des GBs freundete ich mich dann mit Ulf Hoppe an, der mit Thomas Grigoleit, mit dem ich in die Fünfte gegangen und der schon früher sitzengeblieben war, sowie einigen anderen in der Pause auf dem Schulhof Fußball spielte. Ich besuchte Ulf auch zu Hause, er wohnte im gleichen Häusertyp wie wir, nur dass sein Exemplar unweit der Archenholzstraße stand.

Ulf besaß alle Platten von The Beatles, hatte eine Rank Arena-Kompaktanlage und zwei große Lautsprecherboxen, die an der Wand hingen. Wir verbrachten von da an sehr viele Nachmittage und Abende gemeinsam, hörten immer Musik und aßen Schokokekse.

Er und seine Schwester wohnten in dem größeren Raum, den meine Eltern als Schlafzimmer nutzten, seine Eltern schliefen in unserem Kinderzimmer, der Grundriss der Wohnung war der gleiche.

The Beatles eröffneten mir eine neue Welt, die voller Magie, Originalität und Fantasie war. Das verzauberte meine Tage und Nächte in einer mir unbekannten Weise.

Ich beschloss, mir auch eine Stereoanlage zu kaufen, und wünschte mir zum Geburtstag den ersten Baustein, einen HiFi-Plattenspieler, den ich in einer Mini-Anzeige im Hamburger Abendblatt fand. Es war ein Lenco L 75, den ich erst einmal an meinen Kassettenrekorder anschließen wollte. Dafür brauchte ich allerdings noch einen Entzerrer-Vorverstärker, den ich bei einem Technikversand bestellte, der in einer Elektronikzeitung inseriert hatte, die ich aus der Bücherhalle Merkenstraße auslieh.

Ich überredete meinen Vater, mich zum HiFi-Laden nach Ahrensburg zu fahren, wo ich den Plattenspieler abholte, der einen 4 kg schweren Plattenteller besaß und den ich mit 279.- DM bezahlte.

Als ich dem Verkäufer erzählte, dass ich ihn zuerst über meinen Kassettenrekorder verstärken wollte, winkte der Verkäufer ab: Dafür ist der Plattenspieler viel zu schade! Er hatte kein Verständnis dafür, dass ich meine Anlage nach und nach wegen meiner schwachen Finanzen aufbauen musste.

Ich fuhr danach nicht nur zum Plattenkaufen in die Stadt, sondern besuchte auch regelmäßig die HiFi-Studios von 1000 Töpfe, Brinkmann, Wiesenhavern und Sonnenberg, wo ich mir als knapp 15-Jähriger zwischen seriös wirkenden, älteren Herren mit Bart und Pfeife Stereoanlagen vorführen ließ, Probe hörte und Prospekte einsammelte. Das wurde eine regelrechte Manie von mir, zum Experten zu avancieren und Testergebnisse in den Zeitschriften zu vergleichen. Nur das Geld für einen Receiver und die Selbstbau-Boxen fehlte mir noch.

Ich sparte ein Jahr lang, was mir meine Eltern und Opa Harribert für Eis und Schokolade gaben sowie das Geld, das ich mir zum Geburtstag und zu Weihnachten wünschte. Der Rank Arena-Receiver T4000 mit zweimal 50 Watt Sinus sollte es werden. Es gab zwar bessere, aber der war preisgünstig und okay. Im Dezember gab es dann bei Sonnenberg ein Angebot und ich überredete meine Eltern, mir das Weihnachtsgeld schon vorher zu schenken.

Mit meinem Vater fuhr ich in die Stadt und wir holten das edle Stück ab. Zum Abhören besorgte ich mir einen Sennheiser-Kopfhörer. Isophon-Lautsprecher kaufte ich mir ein Vierteljahr später bei Radio Baderle in der Spitalerstraße im Zentrum und baute sie in Boxen aus Spanplatten ein, die ich in Nussbaum furnierte. Meine handwerklichen Fähigkeiten reichten aber nicht aus, um dies in ebener Glattheit zu bewerkstelligen, der Kleber ließ das Furnier Dellen ziehen. Ich hantierte in meinem Zimmer mit den Holz-Blättern, die ich mir in einer Tischlerei am Oststeinbeker Weg besorgt hatte und besaß weder den nötigen Platz noch das richtige Werkzeug oder das Know-how zur Verarbeitung.

Das Ergebnis war aber ausreichend. Den HiFi-Tape-Rekorder Toshiba PT-415 mit DNL-Rauschunterdrückung erstand ich ein Jahr später: die Anlage war komplett. Dass die Wände in der Wohnung aus Beton waren, kam der Dämmung zugute und sorgte dafür, dass ich in meinem Zimmer relativ laut Musik hören konnte und die Eltern im Wohnzimmer davon nicht viel mitbekamen.

Irgendwann in der Mitte der 70er Jahre ging unser Vater für ein bis zwei Wochen in eine Nervenklinik in Geesthacht, weil ihm der Druck auf der Arbeit als Abteilungsleiter des Korrektorats zu viel geworden war und er mit der Verantwortung für die Mitarbeiter nicht mehr zurechtkam. Ich glaube, danach hat er angefangen, Psychopharmaka zu nehmen: Lexotanil, das gegen nervöse Spannungszustände und Ängste eingesetzt wurde. Ein Benzodiazepin, das abhängig machte und auch als dämpfendes Rauschmittel missbraucht werden konnte. Mein Vater steigerte die Dosis des Medikaments, das er über Jahre nahm, langsam aber stetig. Er ließ es sich von Dr. Knauer verschreiben.

Das Album Blood On The Tracks von Bob Dylan kaufte ich mir 1975, weil es im Monatswerbeblättchen der Supermarktkette PRO überaus lobend auf 30 Zeilen mit Abbildung des Covers vorgestellt worden war. Es gefiel mir auf Anhieb, die PRO weniger. Später kamen dann die Doppelalben Blonde On Blonde und The Basement Tapes sowie die LPs Highway 61 Revisited, The Freewheelin Bob Dylan und Desire dazu. Das Spröde und Unzugängliche seiner Stimme, die die Schönheit der Melodien oft verdeckten, war so gewöhnungsbedürftig wie interessant. Ich war fasziniert und auch verwirrt vom Meister.

Da ich zum letzten Jahrgang gehörte, der zu Ostern eingeschult worden war, musste ich anderthalb Jahre wiederholen und kam wieder in die zweite Hälfte der achten Klasse, in die auch Ulf und Thomas Grigoleit gingen. Mein Klassen- und Deutschlehrer wurde Herr Bruhn, ein sympathischer Oberlippenbartträger, den ich sehr mochte. Das Lernen machte wieder Spaß, die Zensuren waren gut, die Klassenkameraden mochten mich, das Sitzenbleiben hatte sich gelohnt.

Herr Schünemann, unser Sportlehrer, nahm sich meiner an, wir spielten Basketball, und ich war der Längste in der Klasse. Ich wurde zum Center aufgebaut, der in der Mitte die Bälle verteilen sollte. ich übte das Werfen, und bei einem Spiel der achten Klassen hatte ich zwei Fernwürfe von der Mittellinie, die saßen. Alle waren verwundert, auch ich. Herr Schünemann schnalzte anerkennend mit der Zunge. Sport war kein Übel mehr, sondern wurde eine Leidenschaft.

Zu der Zeit liebte ich es, zu Hause nach dem Spiel im Unterhemd Bratkartoffeln zu essen und dabei Rod Stewarts Album Every picture tells a story zu hören. Besonders Maggie May gefiel mir, aber auch Reason to believe von Tim Hardin, Mandolin Wind, Tomorrow is such a long time von Bob Dylan und (I know) I m losing you waren klasse.

Im Radio hörte ich eines Sonntags auf NDR 2 Search and Destroy von Iggy Pop And The Stooges. Das war aus anderem Stoff als Rod. Ich war erstaunt, dass es so etwas Heißes überhaupt gab. Ich hatte das Stück aufgenommen und wollte mir das Album besorgen. Der Moderator war Henning Venske, der auch einen Sketch aus seiner Reihe Papa, Charly hat gesagt in der Sendung laufen ließ.

Am Abendbrottisch kam es zum Streit, mein Vater wollte mir ausnahmsweise eine Ohrfeige geben. Zum ersten Mal in meinem Leben reagierte er mit körperlicher Gewalt, die sonst bei ihm verpönt war. Ich wehrte seine Hand ab und versetzte ihm einen Schlag, meine Befreiung vom Joch. Ein Novum. Er war verwundert und wütend. Hielt aber an sich und ließ mich in Ruhe, ich ging wieder in mein Zimmer.

In dem entspannten halben Jahr beim Klassenlehrer Bruhn machten wir auch eine einwöchige Klassenreise nach Limburg an der Lahn. Sehr lieblich, die Landschaft und die Tage. In der Jugendherberge, in der wir untergekommen waren, hörten wir immer das Hello!-Album von Status Quo, melodischer Hard Rock für alle.

Ich kaufte mir nach der Klassenfahrt das Rock-Lexikon von Barry Graves und Siegfried Schmidt-Joos, machte mir Listen, welche Platten ich mir noch kaufen wollte und fuhr mit dem Fahrrad zwei Mal in der Woche zu Francoise-Records in die Lübecker Straße und zu GOVI, 1000 Meter weiter in Richtung Wandsbek zu Sonnenberg und Brinkmann in die Innenstadt und zu 1000 Töpfe in die Lange Reihe, immer auf der Suche nach LP-Sonderangeboten oder verbilligten Fehlpressungen. Damit verbrachte ich viele Nachmittage und Samstagvormittage. Es war ein Gefühl der Freiheit und der Selbstbestimmung, alleine auf dem Rad durch die Stadt zu rollen und allem zu entkommen, ob es die Schule, die Eltern oder Billstedt waren. Ich fantasierte mich in ein anderes Leben und stellte mir vor, ich sei in London, San Francisco oder New York und träumte mit offenen Augen. Das lag nicht zuletzt auch an den Beatles, die mich meine Fantasie als Folie über die triste Gegenwart haben legen lassen. Unter anderem war es also Ulf Hoppe, der den Anstoß dazu gegeben hatte.

In der wirklichen Welt fuhr ich einfach mit dem Fahrrad. Auch zu Schaulandt am Gänsemarkt und Michelle Records in die Innenstadt. Dort kaufte ich mir dann die Raw Power-LP von Iggy and the Stooges, die...
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Autor

Carsten Klook, geboren 1959 in Hamburg, resümiert im ersten Teil seiner Mammut-Autobiografie die High- und deep dark Downlights seines Lebens, in dessen Verlauf er als Kulturjournalist begann, fünf Romane, drei Erzählbände und zwei poetische Streifenhörnchen schrieb, Cartoons krakeelte, in 13 Bands spielte, 13 Psychotherapien durchlief und bei einigen Frauen strandete. Stets auf der Suche nach der aztekischen Gelassenheit eines Adlers auf seinem Kaktus inmitten sich immer wieder auf- und wohltuender Unverwendbarkeiten für das Kapital in der Gesellschaft: eine Leerstelle im eigenen Auftrag.