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Ecce homo

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
608 Seiten
Deutsch
Unionsverlagerschienen am20.01.2023
Eine Odyssee durch Tel Aviv zur Zeit des zweiten Golfkriegs: Adam Lotem, General der israelischen Armee, ist auf der Suche nach den Bildern von Luca Signorelli und nach der geheimnisvollen Shulamit, der er in der Bibliothek der Universität begegnet und die sich ihm immer wieder entzieht. Mehr und mehr bedrängt ihn seine Vergangenheit, alles kreist um die entscheidende Begebenheit: wie vor Jahren während einer verdeckten Operation ein als arabischer Hirte getarnter Soldat durch seine Kameraden getötet wurde. In einer wahnwitzigen Aktion will Lotem die quälenden Erinnerungen auslöschen.

Yitzhak Laor, geboren 1948 in Pardes Hanna nahe Haifa, ist Dichter, Bühnenautor, Romancier und Essayist. 1972 verweigerte er den Armeedienst in den besetzten Gebieten. Seine Gedichte, in denen er den Krieg im Libanon verurteilte, und seine Romane wurden von der Kritik begeistert aufgenommen, doch weigerte sich Ministerpräsident Yitzhak Shamir 1990, Laor den Poesiepreis des Ministerpräsidenten zu überreichen. 1992 erhielt er den Bernstein-Poesiepreis, 1994 den Israelischen Literaturpreis. Er lebt in Tel Aviv.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,90
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR18,99

Produkt

KlappentextEine Odyssee durch Tel Aviv zur Zeit des zweiten Golfkriegs: Adam Lotem, General der israelischen Armee, ist auf der Suche nach den Bildern von Luca Signorelli und nach der geheimnisvollen Shulamit, der er in der Bibliothek der Universität begegnet und die sich ihm immer wieder entzieht. Mehr und mehr bedrängt ihn seine Vergangenheit, alles kreist um die entscheidende Begebenheit: wie vor Jahren während einer verdeckten Operation ein als arabischer Hirte getarnter Soldat durch seine Kameraden getötet wurde. In einer wahnwitzigen Aktion will Lotem die quälenden Erinnerungen auslöschen.

Yitzhak Laor, geboren 1948 in Pardes Hanna nahe Haifa, ist Dichter, Bühnenautor, Romancier und Essayist. 1972 verweigerte er den Armeedienst in den besetzten Gebieten. Seine Gedichte, in denen er den Krieg im Libanon verurteilte, und seine Romane wurden von der Kritik begeistert aufgenommen, doch weigerte sich Ministerpräsident Yitzhak Shamir 1990, Laor den Poesiepreis des Ministerpräsidenten zu überreichen. 1992 erhielt er den Bernstein-Poesiepreis, 1994 den Israelischen Literaturpreis. Er lebt in Tel Aviv.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783293308046
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum20.01.2023
Seiten608 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3107 Kbytes
Artikel-Nr.10899237
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe




Epilog

Zu sehen ist ein General



13:20, Golds Prozession


Wie lässt sich das Glücksgefühl erklären, das Ariel Gold im Sommer 1990 überkam? Jeden Tag zur Mittagszeit, um zwanzig nach eins, tritt Professor Ariel Gold aus seinem Büro im Fakultätsgebäude, hinterlässt ein freundliches Wort an seine Sekretärin, legt sich das helle Jackett um die Schultern, seine freien Hände verschränken sich für einen Moment hinter seinem Rücken - und nachdem das Jackett ordentlich zurechtgerückt ist, löst er seine Hände voneinander, um sich durch die freundlich gesinnte Luft zu tasten. Zuweilen wirken die Ärmel des Jacketts, zusammen mit den herabhängenden Armen, wie vier Flügel, aber Gold hüllt sich bereits in ein Lächeln, fliegt einsam und allein wie eine Libelle ein paar Meter, und an der Tür zu Professor Silbers Büro, Afrika, Naher Osten, sagt er leise, ohne anzuhalten, wie zu sich selbst (Silber wartet bereits neben der sperrangelweit aufgerissenen Tür, begierig, über den Bericht in Sachen General Mobutu zu reden: Eine studentische Mitarbeiterin von ihm hat eine der Frauen des Diktators interviewt, und diese hat ihr anvertraut, dass man, als Mobutu für einen Fallschirmkurs hier im Lande war, sich eines Nachts an ihm vergangen hat, und er seither Angst hat, unentwegt Angst hat, sie könnten sein Geheimnis aufdecken), »Silber, mein Teuerster«, und geht weiter seines Weges, Gold nämlich, wendet nicht den Kopf, um zu sehen, ob Silber dazugestoßen ist, und Silber, der hier gewartet hat, seit Ruchama, seine Sekretärin, angerufen hat, (ohnehin hat er seiner studentischen Mitarbeiterin versprochen, nichts davon publik zu machen, weshalb er den Bericht unter Verschluss hält), schließt sich dem Wandelnden an. »Die Syrer«, sagt Gold (hinsichtlich der Syrer hat er eine dezidierte Meinung, seit er die Korrekturfahnen zum Buch seines guten Freundes Professor Andrew Macmilan über Syrien als nichtarabisches Land gelesen hat) und geht weiter, beide tauschen sie ein paar Ansichten aus, ehe sie die Tür zum Zimmer von Professor Arad erreichen, aber dort nicht innehalten, denn Silbers Sekretärin hat längst die Sekretärin von Arad angerufen und ihr gesagt: »Die beiden Idioten nahen«, worauf Arads Sekretärin ihren Chef gewarnt hat: »Mittagessen, Arad, und essen Sie nichts Scharfes, Sie wissen ja, wie es Ihnen hinterher ergeht«, um dann sogleich die Sekretärin von Professor Kupfer anzurufen und ihr zu sagen: »Sie sind auf dem Weg zu dir, und sag deinem neuen Boss, dass sie nicht anhalten und warten«, und jetzt sind sie bereits zu dritt, Ariel Gold in der Mitte, vorneweg, seine Hände schwingen nach vorne, seine Ärmel flattern nach hinten, und zu beiden Seiten seine zwei Kumpane, die ihren Schritt dem seinen anpassen, denn schon prüft Gold seine Stimmbänder, räuspert sich, und stellt Arad auf die Probe: »Nu, was sagen Sie über die Syrer?« Und Arad, ausgerechnet am letzten Tag des Semesters verlangt es ihn, etwas noch nie Gesagtes zu sagen: »Die Syrer? Was lässt sich über die schon groß sagen? Araber halt!« Worauf Gold mit einem Ungestüm erwidert, das sich deutlich von seiner Schrittgeschwindigkeit unterscheidet: »Das genau ist Ihr Irrtum, Arad, mein Freund, sie sind mitnichten Araber, die Syrer, sie sind Assyrer, Sie sollten das Buch meines guten Freundes Andrew Macmilan lesen, ein wirklich guter Freund und wertvoller Mensch.« Danach seufzt er und verspürt bereits Lust, raus in den wunderbaren Sonnenschein zu treten, das Semester geht zu Ende, aber noch herrscht frühsommerliches Wetter, doch dann instruiert er seine beiden Begleiter, ohne den Kopf zu wenden: »Kupfer kommt; ihr müsst nett zu ihm sein. Ein angenehmer Mensch, ich hab dafür gesorgt, dass er den Fakultätsvorsitz bekommt.« Tatsächlich gelangen die drei bei Kupfer an, passieren genauer gesagt die Tür seines Büros, hinter der er sich auch nicht versteckt hält, sondern regelrecht in der Tür stehend wartet, unschlüssig, wie er sich dem Marsch anschließen soll, einen roten Fleck hat er unter dem Auge, kann aber seinen Ödipus auf Kolonos auswendig (auf Griechisch!), er sagt etwas Lustiges, lacht als Einziger, passt sich ihrem schnellen Gehen an, geht, als sei er schon seit eh und je mit ihnen auf der Wanderschaft, aber in Wahrheit ist er erst jetzt aufgenommen worden, anstelle von Professor Chaim Chadad, seligen Angedenkens, sodass er die richtige Position sucht, zu diesem Dreieck zu stoßen, und am Ende, schon am Ausgang des lang gestreckten Gebäudes, beschließt, hinter ihnen herzugehen, exakt hinter Gold, und zwei Minuten später befinden sie sich auf dem breiten Gehweg, Mönchskraut und Stiefmütterchen verneigen sich vor ihnen und Kupfer hat sich bereits an seinen Platz am hinteren Ende der Formation gewöhnt. »Nu, Kupfer, und was sagen Sie über die Syrer?« Was kann Kupfer schon groß über die Syrer sagen? »Nun gut«, meint er vergnügt, gut geht es ihm, wie viele Male hat er Golds Gefolge den Olymp durchqueren sehen und jetzt ist er wie ein Traumwandler, eilt und sputet sich: »Araber sind sie keine, die Syrer, absolut keine Araber«, direkt in Golds zerfurchten Nacken hinein, während sie allesamt den Eingang zur Fakultät für Verhaltenswissenschaften erreichen und Professor Peled einsammeln, der, schon im Gehen, unschlüssig ist, wie er sich zwischen Gold und Silber drängen soll, da Silber ihm im Weg ist, weshalb auch er sich hinten einordnet, Kupfer dabei nötigt, ein bisschen nach rechts zu rücken, und sie beide, Seite an Seite, wie der Sockel eines Fünfecks dahintrotten, Kupfer von Zeit zu Zeit einen kleinen Hüpfer vollführt, um den Takt im Gefolge der Veteranen zu finden, und Peled bezüglich Andrews Buch sagt (und nicht etwa auf die Frage wartet, da er sich bereits, als er von seiner Sekretärin den Anruf erhielt, zurechtgelegt hat, was zu sagen ist): »Hör zu, Ariel, ich hab das Buch deines Freundes gelesen. Was soll ich dir sagen? Er hat seinen point. So hab ich das noch nie bedacht. Er ist wirklich serious, was?« Und Gold? Ha, Gold genießt es wirklich und ausgelassen posaunt er in den freundlichen Sonnenschein des Monats Juni 1990: »Was heißt hier serious? Er ist der größte Experte auf der Welt, aber wirklich der größte auf der ganzen Welt, für Syrien und die Syrer«, und unter Lobeshymnen auf Andrew nähert sich die Formation eilends dem Fachbereich für Psychologie, wo Professor Holz dazustößt, zunächst als Nachhut, das Hemd hängt ihm über der Hose, als sei er gerade von der Toilette gekommen. Er weigert sich, eine Antwort zu den Syrern zu geben, gesellt sich dann, gezwungenermaßen, zu dem hinteren Pärchen, und Gold sagt zu ihm: »Was ist mit deiner Frau, Holz?« Und Kupfer, der Neue, bemerkt freudig: »Er hat einige, nicht? Sind Sie nicht der Holz, der etliche Frauen hat?« Aber man antwortet nicht, Synkope, und erneut reden sie, bis in der Mitte des langen Flurs der Fakultät für Biontologie Professor Maurice Bidone dazustößt, sich dem hinteren Trio anschließt, das jetzt ein Quartett im Gefolge des vorderen Trio ist, ein eindrucksvolles Konstrukt, und alle gemeinsam nehmen sie die steilen Stufen am anderen Ende des Gebäudes, Gold redet und seine Hände flattern in der Luft, Studenten staunen, und wie ein junges Füllen beeilt sich Maurice Bidone, Kupfer seine Aufwartung zu machen, der seinerseits umgehend erwidert: »Kupfer, Dekan für Griechisch«, und Holz, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, kollert: »Bidone, sag ihm, dass die Unterhaltung hier konzentrisch verläuft, und außerdem, Gold will wissen, wie der Kopf des Inlandsgeheimdienstes heißt, richtig Gold?« Stille breitet sich aus. Holz Bemerkungen sind stets mit Erbitterung gegen das Zentrum des Kreises gerichtet, will sagen gegen Gold, die Pfeilspitze dieses mirageförmigen Gebildes; und ausgerechnet Kupfer kennt den Namen des Chefs vom Inlandgeheimdienst, hat ihn in der Armee kennen gelernt, vor langer Zeit, und irgendjemand hat ihm erst kürzlich erzählt, dass dieser Schmock, ja, ja, der, der mit dreizehn noch ins Bett gemacht hat, genau der, über den sie während der Grundausbildung alle gelacht haben, dass der nun Chef des Inlandsgeheimdienstes ist, aber Kupfer sagt kein Wort in dieser Angelegenheit, vielleicht ist das Ganze überhaupt nur eine Falle für ihn, schließlich beherzigt er noch immer die Weisung seiner armen Eltern, niemals mit dem Kopf voran ins Wasser zu springen, und Gold, wäre er nicht gleichzeitig mit Reden und Zuhören beschäftigt, würde anhalten, um einen Armeegeneral zu grüßen, der auf ihrem Weg steht, verfettet, riesenhaft und glatzköpfig. Gold drängt es, ihnen zu sagen, Der General, Lotem heißt er, glaube ich, kommt, nehmen wir ihn mit ; Er wird sich selbst mit uns nehmen , fällt ihm eine bessere Formulierung ein, doch das Ganze könnte nur erfolgen, wenn es gelänge, die ganze Formation zum Stehen zu bringen, wobei schon nicht mehr klar ist, wer wen führt, wer zieht und wer hinterhergezogen wird, und wie in einem vorbeifliegenden Zug meint Holz, den hinkenden Pippano zu sehen, wichtig, ihm zuzuwinken, anderenfalls ist er beleidigt. Gold schweigt, das Lächeln ist ihm aus dem Gesicht gewischt, wegen des dämlichen Haufens hat er den General verpasst, sodass er das Thema wechselt, beschließt, den hinterhertrottenden Holz zu versöhnen, »Holz, wie wurden diese Leutchen noch genannt, die bei sich in der Siedlung den Hitler gesehen haben?« Und Holz, von hinten, ruft zurück: »Bist du sicher, dass bei diesem Fall dein Geschrei auf dem Campus angebracht ist?« Gold geschwind: »Die sind doch tot, nicht?« Holz bestätigt, hat...



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Autor

Yitzhak Laor, geboren 1948 in Pardes Hanna nahe Haifa, ist Dichter, Bühnenautor, Romancier und Essayist. 1972 verweigerte er den Armeedienst in den besetzten Gebieten. Seine Gedichte, in denen er den Krieg im Libanon verurteilte, und seine Romane wurden von der Kritik begeistert aufgenommen, doch weigerte sich Ministerpräsident Yitzhak Shamir 1990, Laor den Poesiepreis des Ministerpräsidenten zu überreichen. 1992 erhielt er den Bernstein-Poesiepreis, 1994 den Israelischen Literaturpreis. Er lebt in Tel Aviv.

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt