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Der dunkle Gast

E-BookEPUBDRM AdobeE-Book
189 Seiten
Deutsch
Lindemannserschienen am25.01.20231. Auflage
Eine vor Jahren spurlos verschwundene Schöffin taucht überraschend wieder auf und bittet den Strafrichter am Landgericht Karlsruhe Maximilian Knall um Hilfe. Ein nächtlicher Besucher ist unbemerkt in ihr Haus eingedrungen, hat sie fotografiert und eine mysteriöse Nachricht hinterlassen. Knall lässt sich zögernd darauf ein und gerät in einen Strudel von gefährlichen Ereignissen. Er wird verdächtigt, mit dem Tod einer jungen Frau, möglicherweise Opfer eines Gewaltverbrechens, etwas zu tun zu haben. An seinem Wohnort in Ettlingen wird er massiv bedroht und erpresst. Er muss sich wehren. Bei einem Kontakt mit einem Strafgefangenen in der Justizvollzugsanstalt Bruchsal erhält er interessante Informationen. Er taucht ab in den verborgenen Teil des Internets, in die Abgründe des Darknet. In den Ruinen eines Westwall-Bunker in der Nähe macht er erstaunliche Entdeckungen. Eine Spur führt den etwas aus dem Rahmen fallenden Richter in den Norden, nach Hamburg und Stade.

Dr. Harald Kiwull war nach seiner Tätigkeit als Zivilrichter viele Jahre Vorsitzender einer Strafkammer am Landgericht Karlsruhe, bundesweit bekannt geworden als Berufungsrichter im 'Autobahnraser-Prozess'. Die erste Auflage seiner Richter-Krimi-Reihe 'Die Trüffel-Connection' war nach wenigen Wochen vergriffen. Es folgten 'Knall 2' und 'Eine Spanische Eröffnung'.
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Verfügbare Formate
BuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
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Produkt

KlappentextEine vor Jahren spurlos verschwundene Schöffin taucht überraschend wieder auf und bittet den Strafrichter am Landgericht Karlsruhe Maximilian Knall um Hilfe. Ein nächtlicher Besucher ist unbemerkt in ihr Haus eingedrungen, hat sie fotografiert und eine mysteriöse Nachricht hinterlassen. Knall lässt sich zögernd darauf ein und gerät in einen Strudel von gefährlichen Ereignissen. Er wird verdächtigt, mit dem Tod einer jungen Frau, möglicherweise Opfer eines Gewaltverbrechens, etwas zu tun zu haben. An seinem Wohnort in Ettlingen wird er massiv bedroht und erpresst. Er muss sich wehren. Bei einem Kontakt mit einem Strafgefangenen in der Justizvollzugsanstalt Bruchsal erhält er interessante Informationen. Er taucht ab in den verborgenen Teil des Internets, in die Abgründe des Darknet. In den Ruinen eines Westwall-Bunker in der Nähe macht er erstaunliche Entdeckungen. Eine Spur führt den etwas aus dem Rahmen fallenden Richter in den Norden, nach Hamburg und Stade.

Dr. Harald Kiwull war nach seiner Tätigkeit als Zivilrichter viele Jahre Vorsitzender einer Strafkammer am Landgericht Karlsruhe, bundesweit bekannt geworden als Berufungsrichter im 'Autobahnraser-Prozess'. Die erste Auflage seiner Richter-Krimi-Reihe 'Die Trüffel-Connection' war nach wenigen Wochen vergriffen. Es folgten 'Knall 2' und 'Eine Spanische Eröffnung'.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783963081859
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisDRM Adobe
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum25.01.2023
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.407
Seiten189 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3740 Kbytes
Artikel-Nr.10903473
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



1

Die Sonne verschwand gerade hinter den dunklen, hohen Tannen am Schwarzwaldhang gegenüber und tief hängende, unheimliche Wolkentürme zogen vom Westen herauf. Drüben in der schmalen Senke krochen dunkle Nebelschwaden, merkwürdige, bedrohliche Formen bildend, den Hang hinab in die Niederung. Drei tieffliegende, zerzauste Krähen folgten ihnen laut krächzend. Mit der plötzlichen Dämmerung und dem scharfen Wind war es unangenehm kalt geworden. Ein leichter Regen setzte ein.

Eben hatte ich mich noch angenehm entspannt gefühlt, aber jetzt erfasste mich eine unerklärliche, fast bedrohliche Furcht. Mein linkes Bein begann bei jedem Schritt unerträglich zu schmerzen. Vielleicht hatte ich mir mit der Wanderung über den ganzen Nachmittag doch zu viel zugemutet. Aber weiter unten, jenseits der Lichtung und dem angrenzenden Waldstück, leuchteten schon die Lichter von Bad Herrenalb. Ich hielt an und mein Freund Henner, der mir auf dem schmalen Pfad folgte, stolperte in mich hinein. Wir hatten zusammen die wildromantischen Wege hinauf zur sagenumwobenen Teufelsmühle erkundet.

Ein leises, zischendes Geräusch und eine leichte Berührung an meinem linken Ohr ließen mich zusammenfahren. Hinter mir hörte ich, fast gleichzeitig, ein dumpfes Knirschen und einen überraschten, schrillen, gurgelnden Schrei. Bevor ich mich umdrehen konnte, verspürte ich einen Schlag gegen meine rechte Schulter und gleichzeitig einen heftigen Schmerz.

Mit der linken Hand griff ich nach oben und zuckte bei der Berührung mit dem Gegenstand zusammen. Ich fasste vorsichtig zu, blickte zur Seite und erkannte im Dämmerlicht, dass etwas fest in meiner Schulter steckte. Ein länglicher, sehr dünner schwarzer Metallstab mit seitlichen Plastikfedern an seinem Ende. Ein Pfeil. Jemand hatte mit einer Armbrust auf mich geschossen!

Das ist ja absolut abartig, dachte ich entsetzt. Aber ein weiterer Pfeil, der mich nur knapp verfehlte, riss mich aus meiner Erstarrung.

Weiter unten erkannte ich jetzt zwischen den Bäumen eine Gestalt, die mit großen Schritten auf uns zulief. Ein mächtiger Mann, breitschultrig in einem langen, schwarzen, wehenden Mantel. Ich stolperte zurück. Er kam immer näher.

Jetzt war er dicht vor mir. Ich blickte ihn direkt an. Mir war, als würde jemand mit einer eiskalten Hand mein Herz fassen.

Der Mann hatte kein Gesicht! Eine grauenhafte, leere Fläche mit zwei dunklen, unheimlichen Löchern statt der Augen.

Mit einem Aufschrei erwachte ich und fuhr hoch. Ich tastete zitternd nach meiner Nachttischlampe und knipste sie an. Es war halb drei. Mein Puls raste, der Körper war schweißnass. Ich setzte mich auf und lehnte mich gegen das Kopfende des Bettes. Nur langsam kam ich zur Ruhe.

Seit Wochen plagten mich diese fürchterlichen, erschreckenden Träume. Der Anfang immer sehr entspannt, positiv, das Ende grauenhaft. Den Griff zu den Psychotropfen, die mir mein Ettlinger Hausarzt, allerdings mit dem Ratschlag der dezenten Anwendung, verschrieben hatte, ließ ich nach einem Blick in den umfangreichen, etwas verstörenden Beipackzettel bleiben. Aber in der Folgezeit verzögerte ich immer mehr den Abschluss des Abends und den Beginn meiner Nachtruhe, die sich regelmäßig zur Qual entwickelte. Mein Freund Jan, dem ich von meinem Problem erzählte, gab mir die kluge Beurteilung, dass mein Gemütszustand inzwischen auf diesen Ablauf programmiert sei, und ich müsse die Zwangsläufigkeit durchbrechen. Auf die Frage, wie ich das machen könne, wusste er auch keine Antwort.

Natürlich war mir klar, dass der psychische Defekt mit meinen Erlebnissen in Spanien zusammenhing. Ich hatte dort in den Bergen der Pyrenäen einen mysteriösen Motorradunfall erlitten. Aber diese Erkenntnis half mir auch nicht weiter.

Im Gericht hatte man Rücksicht auf dieses ungeklärte, mich immer noch sehr belastende Ereignis und den von mir vor einem Vierteljahr abgewickelten spektakulären Prozess mit einem hochgefährlichen Angeklagten genommen und mich, natürlich mit meinem Einverständnis, in eine andere Kammer versetzt. Weitab vom Hass der Ganoven in der Strafkammer, die ich über Jahre geleitet hatte: als Vorsitzender einer Berufungskammer in Zivilsachen. Mietstreitigkeiten, Vertragsverletzungen, Streit über Baumängel und so weiter. Alles sehr friedlich und fern der Dramatik einer Strafsitzung. Aber in mir rumorte meine Vergangenheit weiter.

Und ich, ich heiße Maximilian Knall. Genauer gesagt Doktor Maximilian Knall. Richter am Landgericht Karlsruhe und das seit vielen Jahren.

Mit meinen ein Meter sechsundneunzig habe ich mir in der Jugend oft den Kopf angeschlagen, bis ich schließlich begriffen hatte, dass ich aufpassen muss. Aber inzwischen verschafft mir das durchaus Respekt, wenn ich den Gerichtssaal zu Strafsitzungen betrete, in denen ich voll gefordert werde. Oft ganz anders als erwartet, manchmal quälend, aber immer wieder mit überraschenden Entwicklungen auch sehr faszinierend.

In meinem geliebten Spanien schaffe ich es in den Tagen und Wochen des Urlaubs, mich nicht nur räumlich von meinem kriminellen Umfeld zu entfernen. Mit dem Bemühen um ihre Sprache bin ich den Menschen nahe gekommen, fühle mich wohl und habe mir dort über die Jahre, auch mit einem internationalen Freundeskreis, fast so etwas wie ein zweites, friedliches Leben aufgebaut. Fern von den Gewalttaten, Einbrüchen, Überfällen, Bedrohungen und Verdächtigungen, die mich hier, auch außerhalb des Gerichtes, tatsächlich immer wieder getroffen haben und gegen die ich mich zur Wehr setzen musste.

Am späten Nachmittag des darauffolgenden Tages setzte ich mich vor der Gaststätte Salmen in einen der bequemen Korbsessel und begann mich nach einigen Schlucken von dem köstlichen Grauburgunder ganz gut zu fühlen und entspannte mich immer mehr.

Der lange, schöne Sommer wich langsam einem kühlen Herbst, aber heute war noch ein überraschend angenehmer Tag. Fast jeder Platz auf dem Ludwigsplatz war besetzt. Man merkte den Menschen an, dass sie die milden Temperaturen genossen, und einige junge Frauen experimentierten sogar damit, ihre sommerbraunen Schultern mit Spaghettiträgern in der späten Sonne zu zeigen. Ein geschätztes Drittel der Karlsruher Bevölkerung hatte offenbar nach den fünf Regentagen beschlossen, die Fahrräder noch mal aus den Kellern zu holen. Auf der Erbprinzen-Fahrradstraße nebenan drängten sie sich, und die wenigen Autofahrer bereuten, dass sie diese Route genommen hatten.

Ich bestellte mir ein Pilzgericht und einen zweiten Wein und allmählich wurde die Erinnerung an die nächtliche Psychoattacke immer mehr in den Hintergrund gedrängt. Auch der anstrengende Arbeitstag im Gericht war dabei eine große Hilfe und Ablenkung gewesen. Ein Vormittag mit fünfzehn, für mich noch ziemlich ungewohnten, Verhandlungen und der Anschluss daran, mit Nachberatungen über Stunden hinweg.

Das Ganze war schon eine große Umstellung für mich. Heraus aus dem Strafrecht mit seinen intensiven und zum Teil aber auch nervenaufreibenden Verhandlungen über den ganzen Tag oder mehrere Tage hinweg zu dieser Fließbandabwicklung. Ein Termin nach dem anderen, und eine Karawane mit Dutzenden von Rechtsanwälten, und das alles in drei Stunden. Verfahren, die natürlich alle schriftlich umfassend vorbereitet und beraten worden und die damit nur noch mit einigen Formalien abzuwickeln waren. Oft zur größten Verblüffung der Parteien, die erwartungsvoll in ihrer Sonntagskleidung erschienen und selbstverständlich erwarteten, dass ihr Problem ausführlich erörtert werden würde. Und die dann schon nach wenigen Minuten wieder von ihrem Anwalt aus dem Gerichtssaal gezogen wurden.

Ich hatte übrigens die sogenannte Bärenkammer übernommen, die so benannt wurde, weil mein Vorgänger, Karl Zipperer, in jeder der vielen Verhandlungen die Ellbogen auf den Richtertisch gestützt und die Hände wedelnd nach beiden Seiten ausgebreitet hatte, eben wie ein Bär, der damit seine Emotionen anzeigt. Dazu fragte er regelmäßig nach links - zum Klägeranwalt - und rechts - zur Beklagtenseite -: Ist noch etwas vorzutragen? , ohne eigentlich eine Antwort zu erwarten. Und es hielt sich hartnäckig das Gerücht, dass der Anwalt, den er dabei zuerst ansah, den Prozess verlieren würde. Das wiederum veranlasste einige fast dazu, bei seinem suchenden Blick unter dem Tisch in Deckung zu gehen.

Auf Grund dieser speziellen Verhandlungsstrategie waren die Ärmel seiner Richterrobe an den Ellenbogen mit der Zeit immer dünner geworden und schließlich, ein Jahr vor seiner Pensionierung, auf beiden Seiten endgültig durchgewetzt.

Zipperer erschien es jedoch abwegig, für die paar Monate noch eine neue Robe zu kaufen. Also benutzte er - selbst ist der Mann - seinen Bürotacker, um die Löcher zu verschließen. Das führte dazu, dass bei seinen wedelnden Armbewegungen zunehmend ein geheimnisvolles Klingeln ertönte und eine fast weihevolle Stimmung entstand. Manche Anwälte erschienen dadurch tatsächlich etwas eingeschüchtert.

Von drüben vom Ludwigs winkte mir eine junge Frau aus einer Gruppe heraus zu, und ich erkannte in ihr eine Sozialarbeiterin, bei deren Einstellung in die Bewährungshilfe ich vor Kurzem mitgewirkt hatte. Neben meiner Strafrichtertätigkeit war ich über viele Jahre hinweg als Referent des Präsidenten auch dafür zuständig gewesen. Ich empfand den Kontakt zu dieser Personengruppe als sehr positiv. Kreative, empfindsame Menschen, zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit zu unendlichen Diskussionen - aber auch, sich gegen die Ungerechtigkeit in der Welt einzusetzen.

Mehrere junge Kolleginnen und Kollegen, von denen ich nur einen etwas näher kannte, drängten sich von der Erbprinzenstraße...

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Autor

Dr. Harald Kiwull war nach seiner Tätigkeit als Zivilrichter viele Jahre Vorsitzender einer Strafkammer am Landgericht Karlsruhe, bundesweit bekannt geworden als Berufungsrichter im "Autobahnraser-Prozess". Die erste Auflage seiner Richter-Krimi-Reihe "Die Trüffel-Connection" war nach wenigen Wochen vergriffen. Es folgten "Knall 2" und "Eine Spanische Eröffnung".