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Freiheit

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
112 Seiten
Deutsch
Verlag Kremayr & Scheriauerschienen am06.02.2023
Ist das jetzt Freiheit? Was sich wieFreiheit anfühlt, muss Freiheit sein, nicht wahr? Mitnichten. Elodie Arpa stellt einen strapazierten Begriff - und damit gleich uns alle - auf den Prüfstand. Freiheit: Wahlversprechen, Werbebotschaft, Wundermittel gegen alle Widrigkeiten. Kaum ein Wort lässt so viele Interpretationen zu und beflügelt uns, kaum eines wird so schamlos vereinnahmt, ausgehöhlt und missbraucht. Was hat es auf sich mit Freiheit, freedom, liberté? Elodie Arpa zeigt uns in ihrem klugen Text, wo das Pochen auf Freiheit für andere gefährlich wird, was unser heutiges Freiheitsverständnis beeinflusst und warum Freiheit schrecklich verführerisch ist. Und nicht zuletzt führt sie uns damit vor Augen, wo unsere blinden Flecken in Bezug auf Freiheit liegen.

Elodie Arpa, geboren 1999 in Brüssel, LL.B. in Wirtschaftsrecht, studiert aktuell Deutsch und Ethik auf Lehramt in Wien. 2018 war sie Abschlussrednerin des Gedenktags gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Im selben Jahr war sie Gewinnerin des bundesweiten Mehrsprachenredewettbewerbs SAG'S MULTI. Als Rednerin und Aktivistin setzt sie sich für Feminismus, Jugendpartizipation und ein handlungsfähiges und bürgernahes Europa ein. Als Autorin verarbeitet sie diese Themen zu Spoken Word Poetry und tritt auf diversen Bühnen auf.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR20,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR12,99

Produkt

KlappentextIst das jetzt Freiheit? Was sich wieFreiheit anfühlt, muss Freiheit sein, nicht wahr? Mitnichten. Elodie Arpa stellt einen strapazierten Begriff - und damit gleich uns alle - auf den Prüfstand. Freiheit: Wahlversprechen, Werbebotschaft, Wundermittel gegen alle Widrigkeiten. Kaum ein Wort lässt so viele Interpretationen zu und beflügelt uns, kaum eines wird so schamlos vereinnahmt, ausgehöhlt und missbraucht. Was hat es auf sich mit Freiheit, freedom, liberté? Elodie Arpa zeigt uns in ihrem klugen Text, wo das Pochen auf Freiheit für andere gefährlich wird, was unser heutiges Freiheitsverständnis beeinflusst und warum Freiheit schrecklich verführerisch ist. Und nicht zuletzt führt sie uns damit vor Augen, wo unsere blinden Flecken in Bezug auf Freiheit liegen.

Elodie Arpa, geboren 1999 in Brüssel, LL.B. in Wirtschaftsrecht, studiert aktuell Deutsch und Ethik auf Lehramt in Wien. 2018 war sie Abschlussrednerin des Gedenktags gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Im selben Jahr war sie Gewinnerin des bundesweiten Mehrsprachenredewettbewerbs SAG'S MULTI. Als Rednerin und Aktivistin setzt sie sich für Feminismus, Jugendpartizipation und ein handlungsfähiges und bürgernahes Europa ein. Als Autorin verarbeitet sie diese Themen zu Spoken Word Poetry und tritt auf diversen Bühnen auf.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783218013819
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum06.02.2023
Seiten112 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse879 Kbytes
Artikel-Nr.11043378
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Trügerische Freiheit: Jede*r für sich allein

Dass viele Menschen Freiheit als Synonym für Egoismus verwenden, kommt nicht von ungefähr. Tatsächlich haben wir uns dieses egozentrisch-ignorante Freiheitsverständnis, wie es heute viele gesellschaftspolitische Bereiche dominiert, die letzten Jahrzehnte hinweg kollektiv angelernt. Es entstammt nämlich der Denkschule des Neoliberalismus.

Der Neoliberalismus, der sich aus dem altgriechischen neos für neu und dem lateinischen liberalis für freiheitlich zusammensetzt und somit schon in seinem Namen einen Freiheitsanspruch konstituiert, besteht aus einer Reihe an Leitideen. Diese klingen (etwas überspitzt formuliert) in etwa so:

Einerseits gibt es die Bürger*innen, andererseits den Staat. Der Staat ist gefährlich, da er die Freiheiten der Bürger*innen einschränken möchte, dabei regelt der Marktmechanismus durch das Wechselspiel von Angebot und Nachfrage die Dinge doch deutlich besser. Neoliberale plädieren daher für möglichst wenig Staat und möglichst viel Markt. Die Aufgabe des Staates sollte sich ihrer Ansicht nach darauf beschränken, die Rahmenbedingungen für einen effizienten Markt zu schaffen. Wer neoliberal denkt, glaubt zudem nicht daran, dass es eine solidarische Gesellschaft gibt oder geben kann. Denn die Denkschule des Neoliberalismus geht davon aus, dass Individuen egoistisch und möglichst kosteneffizient handeln, mit dem Ziel der eigenen Bedürfnisbefriedigung. Nach dem Gemeinwohl zu streben, ist aus neoliberaler Sicht daher unsinnig. Im Fokus sollte stattdessen die Maximierung von Individualinteressen stehen, vor allem dem Konsumbedürfnis der Menschen ist Beachtung zu schenken. Nur wenn Menschen möglichst uneingeschränkt konsumieren können und es keine staatlichen Eingriffe gibt, die den freien Markt beeinträchtigen, gibt es ökonomische Freiheit, welche wiederum die Voraussetzung für alle anderen Formen von Freiheit ist - so die neoliberale Theorie.

Den meisten von uns sind diese Paradigmen bekannt. Egal ob es Politiker*innen im Fernsehen sind, die diese Ideen in Stehsätze verpackt zum Besten geben, ob sie bei Diskussionen mit Kolleg*innen und Freund*innen aufkommen oder ob es der eigene Vater ist, der bei einer Familienfeier ähnliche Gedanken teilt: neoliberale Rhetorik scheint allgegenwärtig zu sein. So allgegenwärtig, dass sie uns oft gar nicht mehr als solche auffällt. Viele Menschen haben neoliberale Auffassungen mittlerweile dermaßen verinnerlicht, dass sich diese auch in ihren Alltagsentscheidungen widerspiegeln.

Wie prägend die Geschichte des Neoliberalismus für unser heutiges Verständnis von Politik und Gesellschaft ist, thematisiert der Ökonom und Politologe Philipp Lepenies ausführlich und wortgewandt in seinem Buch Verbot und Verzicht. Politik aus dem Geiste des Unterlassens . Viele seiner Gedanken bilden die Basis für die Ausführungen in diesem Kapitel. Denn um zu verstehen, welche Macht neoliberale Theorien in unserem Leben - und in Bezug auf unser heutiges Freiheitsverständnis - haben, ist es notwendig, zurückzuschauen.

Tatsächlich ist der Neoliberalismus eine verhältnismäßig junge Denkschule. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts spielte er in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft praktisch keine Rolle. Vielmehr war es damals üblich, sich als Teil einer Gruppe zu begreifen und die eigenen Interessen dem Wohl des Kollektivs zu unterstellen. Mit dem Konzept der Individualität konnten die meisten Menschen zu der Zeit wenig anfangen. Dem Handeln im Sinne der Gemeinschaft gab man den Begriff der Tugend, und Tugendhaftigkeit wurde gesellschaftlich gefördert und bewundert. Das hatte viele Schattenseiten - denn für individuelle Ziele, Sehnsüchte und Bedürfnisse gab es damals kaum Verständnis. Persönliche Freiheit war vielen Menschen kein Begriff. Doch es gab auch gute Seiten: So war die damalige Gesellschaft stark gemeinwohlorientiert. Dass dem Staat die zentrale Aufgabe der Sicherung des Gemeinwohls zukommt, war weitgehend Konsens und von der Regierung wurde (ganz im Sinne ihrer begrifflichen Herkunft, denn regere ist Lateinisch für lenken und leiten) die Übernahme einer aktiven, gestalterischen Rolle erwartet.20

Verändert hat sich all das erst mit Friedrich August von Hayek.

Hayek wuchs als Kind einer wohlhabenden Familie Anfang des 20. Jahrhunderts im Roten Wien auf, welches er mit seiner umfassenden Sozialpolitik und dem streng regulierten privaten Wohnungsmarkt als freiheitsraubend empfand. Er studierte Rechtswissenschaften und Ökonomie und zog später nach Großbritannien und in die USA. 1944 erschien sein Buch The Road to Serfdom (auf Deutsch: Der Weg zur Knechtschaft ), in dem er über die Effizienz freier Märkte schreibt. Darin erklärt Hayek, dass es Freiheit (worunter er primär ökonomische Freiheit versteht) nur dann geben kann, wenn staatliche Eingriffe sich auf ein absolutes Minimum beschränken.21 Eine Verbindung zwischen Freiheit und Wirtschaftssystem herzustellen und klarzumachen, dass Freiheit die maximale wirtschaftliche Entscheidungsfreiheit des Individuums bedeute, darin bestand Hayeks wichtigstes Ziel. 22, so erklärt es der Ökonom und Politologe Philipp Lepenies. Ob Hayeks Freiheitsvorstellungen mit den Werten einer parlamentarischen Demokratie harmonieren, war für diesen zweitrangig. So sagte er in einem Interview: Ich würde lieber zeitweilig auf Demokratie verzichten wollen [â¦], als ohne Freiheit leben zu müssen. 23 Mit dieser Meinung war Hayek Außenseiter unter den Intellektuellen seiner Zeit. Im Anhang seines Buches beschrieb er seine Ansichten sogar selbst als unmodisch und dezidiert unbeliebt. Das sollte sich jedoch bald ändern.

Denn während Hayeks Buch von der Kollegschaft heftig kritisiert wurde, machte Drehbuchautorin und Schriftstellerin Ayn Rand den Neoliberalismus mit ihrem Roman The Fountainhead in den USA massentauglich. Ayn Rand, die aus einer sehr wohlhabenden russischen Familie stammte, emigrierte 1926 als junge Erwachsene in die USA und wurde erfolgreiche Drehbuchschreiberin in Hollywood. Sie war aber vor allem eines: vehemente Verfechterin eines antistaatlichen Extremindividualismus. Ihre Ideologie goss sie zunächst in ein politisches Manifest. Als sie jedoch merkte, dass sie im Sachbuchbereich als Drehbuchautorin nicht ernst genommen wurde, entschloss sie sich, ihre philosophischen Positionen in einen Roman zu verpacken. Und tatsächlich: The Fountainhead wurde, obwohl Intellektuelle und Literaturkritiker*innen das Buch komplett verrissen, zu einem unfassbaren Publikumserfolg - und ist es bis heute. Um zu verstehen, wie extrem die darin übermittelten Ansichten sind, braucht man nur zwei Dinge zu wissen. Erstens verachtete Ayn Rand ihren neoliberalen Kollegen Friedrich August von Hayek zutiefst, weil er ihr nicht radikal genug war.24 Zweitens bezeichnete sich Donald Trump 2016 in einem Interview als Fan von Ayn Rand und lobte ihren Roman öffentlich mit den Worten: It relates to business, beauty, life and inner emotions. That book relates to ⦠everything. 25

Nach dem Bestseller-Erfolg Ayn Rands kam es 1974 zum nächsten großen Meilenstein für die Verbreitung des Neoliberalismus. In dem Jahr wurde Hayek nämlich der Wirtschaftsnobelpreis verliehen und neoliberale Gedanken erhielten plötzlich so viel Aufmerksamkeit wie nie zuvor in Europa. Der Preis war aber weniger eine renommierte wissenschaftliche Auszeichnung als vielmehr ein politisches Projekt der schwedischen Zentralbank. Diese wollte nämlich die Zinsen erhöhen, wurde jedoch von der regierenden schwedischen Sozialdemokratie daran gehindert. Um ihren Einfluss zu vergrößern und ihre Autonomie zu stärken, rief die Zentralbank 1969 einen Preis ins Leben, durch den speziell marktliberale Denker*innen, die damals wenig angesehen waren, öffentlichkeitswirksam und finanziell gefördert werden sollten. Zwar ist der Preis den meisten als Wirtschaftsnobelpreis bekannt, offiziell ist er aber als Preis der Schwedischen Nationalbank in Wirtschaftswissenschaft in Erinnerung an Alfred Nobel zu bezeichnen. Denn vor der Einführung eines neuen Nobelpreises ist es notwendig, die Zustimmung der Familie Nobel einzuholen. Und diese weigerte sich, den Wirtschaftspreis anzuerkennen26. So beschrieb Peter Nobel, ein Nachfahre des Namensgebers Alfred Nobel, den Preis als Kuckucksei im Nobelnest und beschwerte sich über dessen Öffentlichkeitswirksamkeit: Der Wirtschaftspreis hat es sich [unter den anderen Preisen] gemütlich gemacht und wird vergeben, als handele es sich um einen richtigen Nobelpreis. Aber eigentlich war er nur ein PR-Coup von Ökonomen, mit dem sie ihren Ruf verbessern wollten. 27 Ein Coup, der äußerst erfolgreich war. Denn durch die (wenn auch fälschliche) Verknüpfung mit Alfred Nobel wirkte die Wirtschaftswissenschaft für die breite Öffentlichkeit plötzlich wie eine harte Wissenschaft, in...
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Autor

Elodie Arpa, geboren 1999 in Brüssel, LL.B. in Wirtschaftsrecht, studiert aktuell Deutsch und Ethik auf Lehramt in Wien. 2018 war sie Abschlussrednerin des Gedenktags gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus. Im selben Jahr war sie Gewinnerin des bundesweiten Mehrsprachenredewettbewerbs SAG'S MULTI. Als Rednerin und Aktivistin setzt sie sich für Feminismus, Jugendpartizipation und ein handlungsfähiges und bürgernahes Europa ein. Als Autorin verarbeitet sie diese Themen zu Spoken Word Poetry und tritt auf diversen Bühnen auf.
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