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Mord am Jadebusen

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
240 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am20.08.2020
Christine Cordes und Oda Wagner treffen erstmals aufeinander. Ihren Einstand in Wilhelmshaven hatte sich Oberkommissarin Christine Cordes wahrlich anders vorgestellt. Statt im Team den gewaltsamen Tod eines Museumsdirektors zu ermitteln, liefert sie sich einen Zickenkrieg mit einer Kollegin, die bissig ihr Revier verteidigt. Die Familie des Toten scheint ebenfalls kein Interesse an der Aufklärung des Mordes zu haben und mauert bei jeder Gelegenheit. Dann verschwindet auch noch eine wertvolle Skulptur, die für die Lösung des Falls maßgeblich von Bedeutung wäre ...

Christiane Franke lebt gern an der Nordsee, wo ihre Romane und ein Teil ihrer kriminellen Kurzgeschichten spielen. 2003 war sie für den Deutschen Kurzkrimipreis nominiert und erhielt 2011 das Stipendium der Insel Juist 'Tatort Töwerland'. www.christianefranke.de
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,49

Produkt

KlappentextChristine Cordes und Oda Wagner treffen erstmals aufeinander. Ihren Einstand in Wilhelmshaven hatte sich Oberkommissarin Christine Cordes wahrlich anders vorgestellt. Statt im Team den gewaltsamen Tod eines Museumsdirektors zu ermitteln, liefert sie sich einen Zickenkrieg mit einer Kollegin, die bissig ihr Revier verteidigt. Die Familie des Toten scheint ebenfalls kein Interesse an der Aufklärung des Mordes zu haben und mauert bei jeder Gelegenheit. Dann verschwindet auch noch eine wertvolle Skulptur, die für die Lösung des Falls maßgeblich von Bedeutung wäre ...

Christiane Franke lebt gern an der Nordsee, wo ihre Romane und ein Teil ihrer kriminellen Kurzgeschichten spielen. 2003 war sie für den Deutschen Kurzkrimipreis nominiert und erhielt 2011 das Stipendium der Insel Juist 'Tatort Töwerland'. www.christianefranke.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960416470
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2020
Erscheinungsdatum20.08.2020
Seiten240 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3169 Kbytes
Artikel-Nr.11214571
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Mittwoch

»Sieh an, sieh an«, sagte Siebelt am nächsten Morgen, als Christine und Oda Wagner ihm in seinem Büro gegenübersaßen. »Da hatte der Beenke also eine Geliebte.«

Er zündete sich eine Zigarette an - auch er hielt sich nicht konsequent an die Nichtrauchervereinbarung. Bislang hatte sich allerdings auch noch keiner beschwert. Siebelt gab großzügig Zucker in seinen Kaffeebecher und lehnte sich zurück, wobei der braune Schreibtischstuhl gefährlich unter seinem Gewicht schwankte. Er war einer der Menschen, denen man ansah, dass sie gern genossen. »Ich bin einfach zu klein für mein Gewicht«, war seine Standardantwort, wenn er mit seinem Schmerbauch aufgezogen wurde. »Wissen wir, wer diese Geliebte ist?«, fragte er.

»Nein. Noch nicht«, sagte Christine nach einem Seitenblick auf ihre Kollegin. »Aber ich denke, da können wir bei Frau Nienhauer noch mal nachhaken. Meistens wissen die Sekretärinnen ja mehr, als ihren Chefs lieb ist.«

»Was sagt der Obduktionsbericht?«, fragte Siebelt.

Christine hatte von Nieksteit schon gehört, dass Siebelt sich nicht über Gebühr für den Papierkram interessierte, wenn er etwas an seine Kollegen delegiert hatte. Sie fasste den Inhalt zusammen und schloss mit den Worten: »Da hat jemand eine gewaltige Wut auf Beenke gehabt. Ich stelle mir das so vor: Beenke und der Täter geraten wegen irgendetwas heftig in Streit, in dessen Verlauf der oder die Unbekannte zu dem Tatwerkzeug greift. Beenke hat auf dem Schreibtischstuhl gesessen, das zeigt der Schlagwinkel. Die Schläge wurden von oben ausgeführt. Dieser erste Schlag war noch nicht tödlich, schreibt Krüger in seinem Bericht. Außerdem hat Beenke den Kopf noch mal gehoben, wie die Gerinnungsspuren zeigen. Vielleicht hat er dann noch etwas gesagt, was letztlich zu den tödlichen Schlägen geführt hat. Ich halte es für eine Affekttat, keinen gezielten Mord.«

»Ach, hören Sie auf.« Oda Wagner stemmte ihre Arme auf die Schreibtischplatte und beugte sich vor. »Wenn ich jemandem mit einem Gegenstand derart auf den Kopf schlage, dann will ich doch, dass er stirbt. Kommen Sie mir nicht mit Affekt. Das ist Nonsens.«

»Das sehe ich allerdings genauso«, sagte Siebelt. »Spätestens nach dem ersten Schlag muss der Täter gewusst haben, dass ihm Konsequenzen drohen. Deshalb hat er weiter zugeschlagen. Der erste Schlag kann zwar noch aus dem Affekt heraus erfolgt sein. Danach jedoch war es eine vorsätzliche Tötung. Mindestens. Vielleicht sogar Mord. Das werden wir wissen, sobald wir den Täter haben.«

Schon wieder zwei gegen einen, dachte Christine. Warum kann Siebelt sich nicht einmal auf meine Seite stellen? Kann denn nichts rundlaufen? Nicht der Beruf und nicht das Privatleben?

»Wie ist das mit der Tatwaffe«, fragte ihr Chef, »ist die irgendwo aufgetaucht?«

»Leider nicht. Das gesamte Museum und auch die unmittelbare Umgebung sind abgesucht worden. Fehlanzeige.«

»Wäre auch zu schön gewesen. Das hätte die Sache um einiges einfacher gemacht. Aber kommen wir noch mal zu der ominösen Geliebten.« Siebelt lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Die Witwe hat gestern nichts in dieser Richtung gesagt.«

Oda Wagner warf einen schrägen Seitenblick auf Christine, bevor sie antwortete. »Nun ja. Ich habe mich in das Gespräch nicht groß eingemischt, weil ich dachte, Frau Cordes kitzelt schon alles aus ihr raus. Aber â¦« Sie hob die Schultern. »Ich wäre härter rangegangen.«

So eine hinterhältige Schlange! Christine schäumte innerlich. »Jetzt machen Sie aber mal einen Punkt! Frau Beenke musste erst einmal die Nachricht verkraften, dass ihr Mann Opfer einer Gewalttat geworden ist. Sie sprach zwar von keiner guten Ehe, aber wahrscheinlich hat sie nichts von einer anderen Beziehung gewusst. Es ist doch oft so, dass die Ehefrau es als Letzte erfährt.«

»Und wenn sie es doch gewusst hat?«, sinnierte Siebelt. »Ergäbe ein klassisches Motiv. Mord aus Eifersucht.«

»Das glaube ich nicht. Dazu ist die Frau rein körperlich gar nicht in der Lage. Außerdem â¦«

»Was, außerdem?« Siebelt schnippte die Asche in den Aschenbecher und sah sie über die Gläser seiner randlosen Brille hinweg auffordernd an.

»Außerdem kann ich mir nicht vorstellen, dass Frau Beenke zu derart heftigen Gefühlen fähig ist. Andererseits habe ich auch den Eindruck, dass da etwas nicht stimmt. Das gebe ich zu.«

»Was meinst du, Oda?« Siebelt richtete das Wort an ihre Kollegin. Klar, er traute Christine nicht viel zu. Verdammt, sollten sie doch den Kram alleine machen. Am liebsten würde Christine auf der Stelle die Versetzung rückgängig machen. Sie sehnte sich entsetzlich nach den Kollegen in Hannover.

»Frau Cordes hätte härter rangehen können«, wiederholte Oda Wagner lakonisch.

»Aber das ist nicht richtig«, fuhr Christine dazwischen. »Man kann einer Frau nicht die Nachricht über den gewaltsamen Tod ihres Mannes überbringen und sie dann hart in die Zange nehmen. Das ist ohne jede Pietät. Die Frau war überhaupt nicht in der Lage, ernsthaft zu begreifen, was geschehen ist. Außerdem war es bestimmt nicht das letzte Mal, dass ich mit ihr gesprochen habe.«

»Ich hatte den Eindruck, dass Frau Beenke unter Tabletten- oder Alkoholeinfluss stand«, meinte Oda Wagner.

Siebelt sah Christine fragend an.

»Dazu kann ich nichts sagen. Eine Fahne hatte Frau Beenke jedenfalls nicht.« Christine fühlte sich plötzlich elend.

Siebelt stand auf. »Schieben Sie das Mitleid mal beiseite und fühlen Sie der Frau richtig auf den Zahn. Die weiß garantiert mehr, als sie zugeben will.« Er warf einen Blick auf seine Uhr und trank den Becher im Stehen aus. »O Mist, schon so spät. Ich muss los, hab gleich einen Termin außer Haus.«

Auch Christine erhob sich. Siebelt hatte ständig Termine außer Haus. Sie wunderte sich, wie ihr Chef es schaffte, trotzdem über alles informiert zu sein und auch zur rechten Zeit den passenden Tipp geben zu können. Wahrscheinlich traf er sich mit den »richtigen« Leuten. Durchaus tagsüber auf dem Golfplatz in Mennhausen, wie sie hatte munkeln hören. Vielleicht bekam er auf diesem Weg Informationen, die ihr gerade im aktuellen Fall sehr nützlich sein konnten. Egal. Das war wohl das Geheimnis der Chefs. Sie würden jetzt noch mal ins Museum fahren und mit der Sekretärin sprechen. Am liebsten wäre sie allein hingefahren. Denn diese Oda würde bestimmt wieder versuchen, sie auszustechen.

***

»Okay, Kollegin, dann quetschen wir die Gute mal aus wie ne Zitrone.« Oda knallte die Tür des Dienstwagens zu, den Christine Cordes unterhalb des Museums geparkt hatte, und schlang sich ihren Schal um den Hals. Es war ein irres Teil. Überdimensional und kunterbunt. Sie fing den amüsierten Blick der Neuen auf. »Klasse, nicht?«, fragte sie herausfordernd. »Hat mein Sohn vor Jahren im Textilunterricht gestrickt. Er hatte dabei so einen Spaß, dass das Ding einfach zu lang geworden ist. Na, besser als zu kurz. Auf jeden Fall richtig warm und kuschelig.« Sie ließ ihren Blick an ihrer Kollegin entlanggleiten, die heute immerhin eine lange Hose und ebenfalls einen dicken Schal trug.

Schweigend liefen sie die Stufen zur Deichpromenade hinauf. Heute war es noch kälter als gestern. Der Wind hatte sich ein wenig beruhigt, drückte aber die gefühlte Temperatur unter den Gefrierpunkt. Der Himmel über dem Jadebusen war grau, träge plätscherte das Meer ans Ufer und verdeckte den schmalen Sandstrand. Kaum ein Spaziergänger schien Lust zu verspüren, sich durch die feuchtkalte Luft zu quälen.

»Wie gut, dass der Weg so kurz ist, da brauche ich mir keine Watte in die Ohren zu stecken«, sagte die Cordes gerade.

Überrascht sah Oda sie an. »Watte?«

»Als Kind hatte ich häufig mit Mittelohrentzündungen zu tun, die Empfindlichkeit ist eine Folge davon.«

»Ach. Das ist ja blöd.« Zum Glück hatte Oda mit so etwas nichts zu tun. Sie war robust. Kannte keine Allergien, und auch von Erkältungen blieb sie weitestgehend verschont. Dafür war sie sehr dankbar, schob es aber auch darauf, dass sie sich viel an der frischen Luft bewegte.

Die Schritte der beiden Frauen verursachten ein kleines Konzert auf der Metallbrücke. Christine Cordes ließ aufatmend die Schultern sinken, wie Oda bemerkte, als sie die zwar nicht warme, aber zumindest windstille Halle des Museums betraten.

An der Kasse saß ein junger Mann. Nachdem ihre Kollegin sich gleich vorgedrängt und filmreif mit »Kripo Wilhelmshaven« vorgestellt hatte, grinste der Jüngling Oda an, als wollte er sagen: Die sieht auch zu viel fern, oder? Doch er nickte auf die Frage, ob Frau Nienhauer anwesend sei, und wies mit der Hand in Richtung der Büros. Schon auf dem Flur hörten sie die aufgebrachte Stimme der Sekretärin: »Nein, natürlich sage ich davon nichts. Geht ja niemanden was an â¦« Christine Cordes wollte stehen bleiben, wohl um dem Gespräch zu lauschen, doch Oda ging auf die Tür zu, klopfte kurz und riss sie im gleichen Moment auf.

Ina Nienhauer saß mit dem Hörer in der Hand am Schreibtisch. Verärgert über die Störung sah sie auf, stockte und beendete das Gespräch mit den Worten: »Ich krieg grad Besuch, melde mich später wieder.«

»Moin, Frau Nienhauer.« Oda zog den Reißverschluss ihrer Jacke auf und streckte der Sekretärin schwungvoll die Hand entgegen. »Wir haben noch ein paar Fragen.«

Die Sekretärin verzog das Gesicht. Offensichtlich war sie nicht gerade begeistert über ihren Überraschungsbesuch. Mit wem sie wohl telefoniert hatte? Und was würde sie nicht sagen? Vor allem, wem? Odas Spürhundinstinkt lief auf Hochtouren.

»Kommen Sie doch bitte mit hinüber in Dr. Beenkes Büro«, bat Ina Nienhauer. »Dort können wir...
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