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Champagnergrab

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
400 Seiten
Deutsch
Emons Verlagerschienen am23.03.2023
Spannung und Action treffen auf schwarzen Humor. Als in einem Falkennest auf dem Dach des Andechser Klosters die inneren Organe eines Mannes gefunden werden, ahnt Kriminalrat Madsen, dass ihn dieser Fall mit den dunkelsten Tiefen der menschlichen Psyche konfrontieren wird. Doch die Grenze zwischen Gut und Böse verschwimmt, denn das Opfer entpuppt sich als brutaler Vergewaltiger - und Madsen muss sich letztlich die Frage stellen, ob er wirklich auf der richtigen Seite kämpft.

Guido Buettgen, geboren 1967, war nach dem Studium der visuellen Kommunikation in renommierten Werbeagenturen tätig und erhielt für seine Kampagnen zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen. 2010 legte er eine werbliche Pause ein, begab sich auf eine mehrmonatige Weltreise und verdiente sein Geld als Boxtrainer. Inzwischen ist er wieder in die Marketingbranche zurückgekehrt und arbeitet als Geschäftsführer einer Münchner Werbeagentur. Nebenbei widmet er sich seiner großen Leidenschaft, dem Schreiben. Guido Buettgen lebt mit seiner Familie am Starnberger See.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextSpannung und Action treffen auf schwarzen Humor. Als in einem Falkennest auf dem Dach des Andechser Klosters die inneren Organe eines Mannes gefunden werden, ahnt Kriminalrat Madsen, dass ihn dieser Fall mit den dunkelsten Tiefen der menschlichen Psyche konfrontieren wird. Doch die Grenze zwischen Gut und Böse verschwimmt, denn das Opfer entpuppt sich als brutaler Vergewaltiger - und Madsen muss sich letztlich die Frage stellen, ob er wirklich auf der richtigen Seite kämpft.

Guido Buettgen, geboren 1967, war nach dem Studium der visuellen Kommunikation in renommierten Werbeagenturen tätig und erhielt für seine Kampagnen zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen. 2010 legte er eine werbliche Pause ein, begab sich auf eine mehrmonatige Weltreise und verdiente sein Geld als Boxtrainer. Inzwischen ist er wieder in die Marketingbranche zurückgekehrt und arbeitet als Geschäftsführer einer Münchner Werbeagentur. Nebenbei widmet er sich seiner großen Leidenschaft, dem Schreiben. Guido Buettgen lebt mit seiner Familie am Starnberger See.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783987070402
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum23.03.2023
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3567 Kbytes
Artikel-Nr.11342268
Rubriken
Genre9201
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Inhalt/Kritik

Leseprobe

EINS

Seine Ausdrucksweise widersprach jedem klerikalen Verhaltenskodex, doch das hielt Heinz Aumiller nicht im Geringsten davon ab, auf unchristlichste Art und Weise zu fluchen, als er keuchend die schmalen Steinstufen zum Turm der Wallfahrtskirche St. Nikolaus und Elisabeth - der Allgemeinheit besser bekannt als »Klosterkirche Andechs« - hinaufstieg.

Seit über dreißig Jahren bekleidete er bereits das Amt des Küsters in diesem altehrwürdigen Benediktinerkloster, aber so etwas wie an diesem Abend hatte Aumiller noch nie erlebt. Natürlich hatte sich im Laufe der Jahre immer mal wieder die eine oder andere unvorhergesehene Situation ergeben - auch und gerade wegen der Touristenströme, die den heiligen Berg an schönen Tagen fluteten wie ganzkörpertätowierte Fitnessinfluencer das Casting von »Love Island«. Allerdings ließen sich solcherlei Schwierigkeiten in der Regel mittels handwerklicher Fähigkeiten oder diplomatischen Geschicks relativ problemlos lösen.

Doch diesmal schien die Sache deutlich komplizierter zu sein.

Es war kurz nach zwanzig Uhr, als Aumiller seinen abendlichen Kontrollgang rund um das gotische Bauwerk begonnen hatte. Die auswärtigen Besucher genossen längst im klostereigenen Braustüberl bajuwarische Degustation, und auch die Mönche hatten sich nach ihrer Vesper zum liturgischen Gespräch ins Refektorium zurückgezogen. Eine friedliche Stille hatte über dem weitläufigen Klosterareal gelegen - zumindest so lange, bis ein großer Schwarm Krähen laut krächzend seine Kreise rund um die zwiebelförmige Kuppel des Kirchturms gezogen hatte. So etwas kam häufiger vor und war im Grunde nicht weiter besorgniserregend. Allerdings schien diesmal irgendetwas die besondere Aufmerksamkeit der Vögel erweckt zu haben. Immer und immer wieder stießen die Tiere im Sturzflug auf die Turmspitze hinab und bekämpften sich dabei mit wildem Geflatter und aggressivem Gekrächze.

Angesichts des nahen Feierabends und der verlockenden Aussicht auf ein kühles Bier aus der klostereigenen Brauerei hätte Aumiller selbst dieses ungewöhnliche Verhalten der Krähen nicht weiter beachtet. Doch dann hatte einer der Vögel etwas von seiner Beute fallen lassen, und keine Handbreit vor den Füßen des schockierten Küsters war ein blutiges Stück Fleisch auf das Pflaster geklatscht und hatte seine hellen Wildlederschuhe mit unappetitlichen dunkelroten Spritzern befleckt.

Aumiller war fluchend Richtung Mauer gesprungen und hatte den Schutz eines kleinen Vordachs dazu genutzt, seine Optionen abzuwägen. Auch wenn er sich nur allzu gern vor der Beseitigung des Übels gedrückt hätte, musste er sich widerstrebend eingestehen, dass es für den zweitgrößten Wallfahrtsort Bayerns keinen sonderlich guten Eindruck machte, wenn es vom Dach der Klosterkirche blutige Tierinnereien regnete. Vermutlich hatte eine Taube den Turmaufsatz mit seiner Zwiebelkuppel als letzte Ruhestätte auserkoren, und die Krähen kämpften nun um das größte Stück des Kadavers.

Kurzum: Egal, wie Aumiller es auch drehte und wendete - es hatte zu seinem großen Leidwesen kein Weg daran vorbeigeführt, den Turm zu besteigen und dem Ursprung des tierischen Aufruhrs auf den Grund zu gehen.

Am oberen Ende des Treppenaufgangs angekommen, verschnaufte Aumiller einen kurzen Moment. Mit seinen dreiundsechzig Jahren und einem Sammelsurium künstlicher Ersatzteile in Knien und Hüfte war das Besteigen des Turmes ein Kraftakt, den er sonst nach Möglichkeit zu vermeiden suchte. Doch da das diesmal unumgänglich war, entriegelte er mit einem resignierten Seufzen die schwere Holztür zum Glockenraum und betrat anschließend das achteckige Innengewölbe des Turms.

Die Luft war stickig und roch nach Weihrauch und altem Holz. Obwohl die untergehende Sonne noch ein wenig Licht durch die winzigen, schießschartenähnlichen Fenster warf, sorgte der Schattenwurf der fünf gewaltigen Glocken dafür, dass der gesamte Raum in einem trüben Halbdunkel lag.

Mit vorsichtigen Schritten stieg der Küster über herumliegende Metallkisten und Werkzeuge. Die Außenfassade des Turms sowie das Dach der Kirche wurden derzeit restauriert, weshalb das gesamte Gebäude mit Gerüsten eingefasst war. Aumiller schickte ein Stoßgebet zum Himmel, in dem er die für die Erfüllung individueller Wünsche zuständige Instanz darum bat, die tote Taube beseitigen zu können, ohne dafür in schwindelerregender Höhe über das wackelige Baugerüst balancieren zu müssen.

Auf der Südwestseite schien die Ansammlung der Krähen dem Gekrächze nach zu urteilen am dichtesten zu sein, doch als er durch die verstaubte Scheibe auf den Sims und die umliegende Dachfläche spähte, konnte er nichts Auffälliges erkennen. Er versuchte, das kleine Fenster zu öffnen, aber der rostige Griff ließ sich trotz aller Kraftaufwendung keinen Millimeter bewegen.

»Verdammter Mist!«, brummte Aumiller missmutig und wischte sich den Staub von den Handflächen. Nun blieb ihm tatsächlich nichts anderes übrig, als sich durch die weiter oben befindlichen etwas größeren Fenster zu zwängen und das Dach von dort abzusuchen - eine Tätigkeit, der er mit einem ähnlichen Enthusiasmus entgegenblickte wie einem rektalen Prostatacheck.

Über eine schmale Metalltreppe, die an der Wand entlang zum höher gelegenen Dachbereich führte, stieg er weiter hinauf. Oben angekommen, gelang es ihm unter großen Mühen, eines der alterstrüben Fenster aufzuhebeln und sich anschließend bis zur Hüfte durch die Öffnung zu zwängen.

Er befand sich nun unmittelbar zwischen der zwiebelförmigen Wölbung des Dachs sowie der darauf aufgesetzten, mit goldener Kugel und Kreuz versehenen Spitze des Turms. Der Wind pfiff böig um das Fenster, und es roch nach Herbst, wenngleich die Temperatur für einen Spätsommerabend immer noch angenehm warm war.

Mit einem schicksalsergebenen Seufzen beugte sich Aumiller nach vorn und ließ den Strahl der mitgebrachten Stabtaschenlampe über das mit grünen Schindeln gedeckte Dach wandern. Der Lichtstrahl fiel auf die Streben, die die zwiebelförmige Haube in acht gleichmäßige Elemente unterteilten, aber auch dort war nichts Ungewöhnliches zu entdecken. Enttäuscht schwenkte Aumiller das Licht nach unten und wollte sich gerade wieder abwenden, als er es plötzlich sah.

Das Nest.

Es war deutlich größer als das eines normalen Singvogels und genau im Übergang von Zwiebelhaube zu Turmspitze platziert. In diesem Moment erinnerte sich der Küster plötzlich wieder daran, dass vor zwei oder drei Jahren ein Falkenpärchen an dieser Stelle genistet hatte, worüber sich die Kirchenverantwortlichen seinerzeit sehr erfreut gezeigt hatten, denn solange sich Greifvögel auf dem Dach aufhielten, pflegten die lästigen, schmutzverursachenden Tauben einen gebührenden Abstand zum Gebäude zu wahren.

Aumiller versuchte auszumachen, was die Aufmerksamkeit der Krähen erweckt haben könnte, doch das Licht seiner Taschenlampe war zu schwach, um die zunehmende Abenddämmerung auszugleichen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen arthritischen Körper durch das schmale Fenster zu zwängen und sich mit den Händen auf das umlaufende Baugerüst zu ziehen. Anschließend bewegte er sich Schritt für Schritt und mit wackeligen Knien auf den hölzernen Planken vorwärts, jeden Blick in die schwindelerregende Tiefe vermeidend, während ihn die aufgebrachten Krähen mit aggressivem Gekrächze umkreisten.

Als er das Nest endlich erreicht hatte und der Strahl seiner Taschenlampe auf das Innere fiel, fuhr er entsetzt zurück.

Die verschlungenen, blutverkrusteten Organe sahen exakt so aus, wie man sie aus anatomischen Büchern kannte. Und selbst wenn Aumiller noch Zweifel gehabt hätte - der einzelne Finger, der aufrecht in die verwobenen Äste gesteckt war, verdeutlichte auf unmissverständliche Weise, dass es sich bei seinem Fund keineswegs um einen Taubenkadaver handelte.

Das Nest, vor dem er stand, war bis zum Rand mit Innereien gefüllt.

Den Innereien eines ausgewachsenen Menschen.

***

Exakt zweiundfünfzig Minuten später traf Kriminalrat Mads Madsen an der Andechser Klosterkirche ein. Der Anruf der Leitstelle hatte ihn beim Boxtraining in München erreicht, und wie üblich hatte er sich trotz der Dringlichkeit des Einsatzes keines der ihm zustehenden Polizeifahrzeuge bedient, sondern war mit seiner eigenen chromblitzenden Harley-Davidson Fat Boy zum Einsatzort gefahren.

Zu Beginn seiner Tätigkeit in Starnberg hatte sein unorthodoxes Auftreten noch für Irritationen in der beschaulichen Kreisstadt gesorgt, denn bekleidet mit Jeans, schweren Bikerstiefeln und abgewetzter Lederjacke entsprach Madsen nur bedingt der Vorstellung, die man landläufig von dem Leiter einer oberbayerischen Polizeiinspektion hatte. Auch sein mitunter lässiges Verhalten und der tiefschwarze Humor waren gewöhnungsbedürftig, doch wer angesichts dieser Faktoren auf nachlässige Pflichterfüllung schloss, der wurde rasch eines Besseren belehrt. Madsen war ein hervorragender Polizist mit einer beeindruckenden Aufklärungsrate, und die in seiner vorherigen Diensttätigkeit auf dem Hamburger Kiez angeeigneten Verhaltensformen beeinträchtigten seine kriminalistischen Fähigkeiten nicht im Geringsten. Im Gegenteil - obwohl theoretisch die Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck für Kapitalverbrechen im Fünfseenland zuständig war, hatte die verantwortliche Staatsanwaltschaft eine Sonderregelung getroffen, nach der Madsen und sein Team völlig eigenständig in diesem Gebiet agieren durften. Eine Maßnahme, die sich bereits bei zwei vergangenen Mordfällen als überaus effektiv erwiesen hatte, auch wenn - oder gerade weil - Madsen sich im Rahmen der Ermittlungen alles andere als regelkonform...
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Autor

Guido Buettgen, geboren 1967, war nach dem Studium der visuellen Kommunikation in renommierten Werbeagenturen tätig und erhielt für seine Kampagnen zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen. 2010 legte er eine werbliche Pause ein, begab sich auf eine mehrmonatige Weltreise und verdiente sein Geld als Boxtrainer. Inzwischen ist er wieder in die Marketingbranche zurückgekehrt und arbeitet als Geschäftsführer einer Münchner Werbeagentur. Nebenbei widmet er sich seiner großen Leidenschaft, dem Schreiben. Guido Buettgen lebt mit seiner Familie am Starnberger See.