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Nachtigall flieg

tolino mediaerschienen am01.07.2023
Bevor die Tür des goldenen Käfigs zuschlägt, lässt Sabrina in letzter Sekunde ihren Verlobten vor dem Altar stehen. An seiner Seite hat sie nicht nur ihre Träume aufgegeben, sondern auch den Glauben an sich selbst verloren. Jetzt zählt nur noch eins: Endlich wieder die Flügel ausbreiten und zu sich selbst finden. Können ein ruheloser Geist und ein charmanter Schriftsteller ihr dabei helfen, ihr Glück zu finden?

»Träume können die Zukunft verändern. Doch erst, wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!« Dieser Gedanke begleitet Laura Kier beim Schreiben ihrer Welten. Sie sammelt Inspiration in der Natur und möchte mit ihren Märchen, Dystopien, Fantasy- und Steampunkromanen sowie Kurzgeschichten die Leser:innen dazu einladen, den eigenen Träumen zu folgen. Neben dem Schreiben malt, fotografiert und näht die Diplom-Biologin - wenn ihre beiden verspielten Katzen es ihr erlauben.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR19,90
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,90

Produkt

KlappentextBevor die Tür des goldenen Käfigs zuschlägt, lässt Sabrina in letzter Sekunde ihren Verlobten vor dem Altar stehen. An seiner Seite hat sie nicht nur ihre Träume aufgegeben, sondern auch den Glauben an sich selbst verloren. Jetzt zählt nur noch eins: Endlich wieder die Flügel ausbreiten und zu sich selbst finden. Können ein ruheloser Geist und ein charmanter Schriftsteller ihr dabei helfen, ihr Glück zu finden?

»Träume können die Zukunft verändern. Doch erst, wenn wir die Augen öffnen, können wir sie verwirklichen!« Dieser Gedanke begleitet Laura Kier beim Schreiben ihrer Welten. Sie sammelt Inspiration in der Natur und möchte mit ihren Märchen, Dystopien, Fantasy- und Steampunkromanen sowie Kurzgeschichten die Leser:innen dazu einladen, den eigenen Träumen zu folgen. Neben dem Schreiben malt, fotografiert und näht die Diplom-Biologin - wenn ihre beiden verspielten Katzen es ihr erlauben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783964270399
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum01.07.2023
Seiten325 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1859
Artikel-Nr.11370246
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel
Nein

Als ich Max vor dem Altar in die Augen sah und die eine Frage mit »Ja« beantworten sollte, konnte ich nicht. Ein enger Metallkäfig lag um meine Brust, schnürte mich fest ein. Mein Herz raste und es lief mir eiskalt den Rücken hinab, wenn ich nur daran dachte, dass wir gleich verheiratet sein würden.

Seine Augen sagten mir: »Jetzt gehörst du mir. Mein Frauchen in meinem Palast.«

Plötzlich hörte ich das Lachen meiner verstorbenen Schwester Tamara. Glockenhell war ihr Klang. So wie mit sechzehn auf der Wiese unter den Apfelbäumen. Damals hatten wir uns ein Versprechen gegeben, das wir niemals in unserem Leben vergessen wollten. Fröhlich hatte sie gelacht und ganz oben in ihr Notizbuch geschrieben: »Folge deinen Träumen!«

Ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken. War das, was ich hier gerade tat, mein Traum?

Als würde ein Wirbelsturm durch mich hindurchfahren, drehte sich die Welt um mich herum. Mir wurde schwindelig, die Worte des Pfarrers rauschten an mir vorbei. In dem Moment wurde mir klar: Es war ein Fehler, in der Kirche zu stehen und Max heiraten zu wollen. Ich war nicht seine Nachtigall im goldenen Käfig!

Doch alle Blicke waren auf mich gerichtet. Jeder wartete darauf, dass ich mit ja antworte. Aber allein bei dem Gedanken daran wurde mir schlecht. Das hier war nicht mein Traum!

Hinter mir tuschelten bereits die Gäste und Max drückte meine Finger fester. Aber ich stand da, sah ihn an und schwieg.

Der Pfarrer räusperte sich und wiederholte: »Willst du, Sabrina Haas, Maximilian Samuel Gottlieb nach Gottes Gebot zum Ehemann nehmen? Ihn als Gottes Gabe lieben, ehren und ihm in Freud und Leid treu bleiben, bis der Tod -«

»Nein.« Weiter ließ ich ihn nicht sprechen. Ich betrachtete das weit ausladende Kleid, unter dem irgendwo meine Beine sein mussten. Mein Blick verschwamm und ich sah nur noch dichten Nebel um mich herum. Das war nicht mein Leben! Das konnte es nicht sein.

Tief atmete ich ein, um mich ein wenig zu beruhigen, dann sagte ich: »Ich kann das nicht.« Ich hob den Blick. »Es tut mir leid, Max. Ich kann dich nicht heiraten.« Mir war egal, dass der Pfarrer mich verdutzt ansah. Aber ich zuckte zusammen, als Max meine Hand nicht losließ, sondern sie fester drückte. Darauf beugte ich mich zu ihm vor und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Der Kuss schmeckte fahl, wie zu lange in der Sonne gestandenes Wasser. Seine Wange war verschwitzt und sein Aftershave wurde plötzlich zu einem Geruch, den ich hasste. Es widerte mich an. Aber ich würde nur zu ihm durchdringen, wenn ich ruhig blieb und nicht sofort, wie ein Wirbelwind, davonflog.

Ich sah ihn direkt an. Wäre ich eine Katze gewesen, hätte ich die Krallen ausgefahren, um mich freizukämpfen. Es war eine grausame Situation, vor allem für ihn, doch es gab für mich keinen anderen Weg mehr. Ich wollte frei sein und dafür war ich endlich bereit, zu kämpfen.

Max wirkte, als wüsste er nicht, ob er weinen oder mich anschreien sollte. Ich verübelte es ihm nicht. Bis zu diesem Moment hätte ich nicht mit meiner Reaktion gerechnet. Aber jetzt wollte ich endlich den Käfig verlassen, in den ich mich hatte einsperren lassen. Ich war nicht sein dressiertes Vögelchen, das nett sang und tat, was er sich wünschte und darüber hinaus alles andere vergaß.

Als Max mich nicht losließ, raste mein Herz. Ich wollte ihm diese Art der Trennung nicht antun. Aber ich hatte Angst vor einem Leben mit ihm. Er bestimmte, was wir taten, und ich durfte keine Entscheidungen treffen. Doch ich wollte wieder frei sein.

Heftiger als nötig, zog ich an meiner Hand. »Bitte Max. Ich kann es nicht.«

Er schluckte schwer. Dann verfinsterte sich sein Blick. »Was soll das? Unsere Familie und Freunde warten! Wir sind glücklich zusammen!« Seine Stimme zitterte und die Unterlippe bebte. Er verstärkte den Druck auf meine Hand.

So hatte ich ihn bislang nur wenige Male erlebt. Immer dann, wenn er kurz vor einem Wutausbruch stand. In der Öffentlichkeit würde er sich diese Blöße nicht geben, aber ich wollte lieber nicht mit ihm allein sein. Handgreiflich wurde er nie, aber seine Worte waren scharf wie Skalpelle.

Doch in diesem Augenblick fiel mir nichts ein, um ihn zu beruhigen. Viel zu wild klopfte mein Herz und noch immer rauschte das Blut in meinen Ohren.

Zum Glück schob der Pfarrer uns auseinander. Er drehte mich zu sich. »Kommen Sie bitte mit mir mit.« Er sprach im Flüsterton, dennoch hatte ich das Gefühl, als würde seine Stimme durch die gesamte Kirche hallen. Zu Max sagte er: »Lassen Sie bitte Frau Haas mit mir gehen.«

Er reagierte nicht auf die Worte des Pfarrers, sondern starrte mich an, als würde er mir am liebsten das Herz rausreißen, so wie ich es mit seinem getan hatte.

War ich Max weitere Erklärungen schuldig? Aber das würde ich ihm nie erklären können! Trotzdem gab es eine Stimme in meinem Inneren, die laut rief, dass man so keine Menschen behandelte. Wenigstens eine kurze Erklärung wäre höflich und die sollte er bekommen. »Ich kann mich nicht selbst aufgeben, um dir dein Wunschleben zu ermöglichen.« Unschlüssig, wie ich es besser sagen sollte, presste ich die Lippen aufeinander und schwieg. Ich wollte fair zu Max sein, nur wusste ich nicht, wie das gehen sollte.

Endlich ließ Max meine Hand los. Kraftlos fühlten sich seine Finger an, als sie davon glitten. »Sabrina ...« Tränen standen in seinen Augen, die Wut war verpufft. Mehr als meinen Namen sagte er nicht.

Hinter uns tuschelten die Gäste. Max wandte sich ab und ging zu seiner Familie in der ersten Reihe. Mit Tränen in den Augen sah ich ihm hinterher.

Es fiel mir nicht leicht, ihn so zu sehen. Mit gesenktem Kopf schritt er auf die Bänke zu. Allein. Als sein Vater zu ihm kam, straffte er die Schultern.

Das Gemurmel wurde lauter und einige von seinen Freunden sowie seine Familie standen auf, kamen auf uns zu. Dabei sahen sie mich wütend an.

Der Pfarrer berührte mich an der Hand und zog mich zur Seite. »Kommen Sie mit«, raunte er mir zu.

Ich hatte nichts dagegen, den entsetzten Gästen zu entkommen, die im Kirchenschiff auf mich warteten.

Die Frau, die meine Schwiegermutter hätte werden sollen, bedachte mich mit wüsten Beschimpfungen, die sicher nicht in einer Kirche ausgesprochen werden sollten. Zum Glück hielten die Messdiener sie fest, sprachen beruhigend auf sie ein.

»Kommen Sie mit«, wiederholte der Pfarrer. Er deutete zur Sakristei neben dem Altarraum. »Lassen Sie uns reden.«

Ich schüttelte den Kopf und wischte eine Träne aus dem Augenwinkel. Reden war das Letzte, was ich im Moment wollte. In meinem Kopf wirbelten die Gedanken umher. Ich wollte weg und davonfliegen, doch mit jedem Schritt, den wir durch die Kirche liefen, froren meine Gefühle ein.

Was sollte ich jetzt tun?

Der Pfarrer machte einen Schritt auf die Sakristei zu und winkte mir, ihm zu folgen. »Wie geht es Ihnen? Benötigen Sie Unterstützung? Wenn Sie möchten, erkläre ich Ihren Gästen, was los ist.«

Irritiert blinzelte ich. Meine Gäste? Meine Familie war nicht anwesend.

Ich schüttelte den Kopf und steuerte auf die Seitentür neben der Sakristei zu. »Ich brauche frische Luft«, sagte ich und sah den Pfarrer kurz über die Schulter an, ehe ich die Klinke herabdrückte. Meine Finger zitterten und ich brachte kaum die Kraft auf, um die schwere Metalltür aufzudrücken.

Er nickte und ließ mich gehen. Allerdings kam ich nicht weit.

Ein Mann versperrte den Ausgang. »Na, wohin des Weges?«, fragte er mich und lehnte sich entspannt in den Türrahmen.

Möglichst finster starrte ich ihn an. »Geht Sie nichts an.«

»Sicher? Du sprengst hier gerade die Hochzeit.«

»Und?«

»Ich mein ja nur.« Sein Lächeln wuchs in die Breite.

»Lassen Sie mich bitte durch!« Ich schob mich ein Stück näher an ihn heran. Es war mir unangenehm, aber der Drang nach draußen zu kommen war stärker.

Darauf trat er einen Schritt zur Seite. Für meinen Geschmack war er noch viel zu nah, doch wir berührten einander nicht.

Ich ging hinaus in den Sonnenschein. Der Tag wäre perfekt gewesen. Warm, sonnig und der Duft von Flieder lag in der Luft.

Zwei Schritte weiter stand ich mitten im Kräutergarten neben der Sakristei. Tief atmete ich ein. Ich wusste nicht, ob ich Lachen oder Weinen wollte. In mir wirbelte ein Sturm aus Gefühlen, die ich kaum auseinanderhalten konnte.

Unzählige Fragen rauschten durch meinen Kopf: Wohin nun? Nach Hause? Dorthin, wo Max mich als erstes suchen würde? Allein bei dem Gedanken wurde mir übel.

Wen konnte ich um Hilfe bitten? Als ich in Gedanken die Gäste in der Kirche betrachtete, schüttelte ich den Kopf. Da war niemand. Meine Eltern waren nicht gekommen. Freunde? Ich lachte. Die Menschen um mich herum waren keine Freunde. Als mir das bewusst wurde, schmolz das Eis der Angst in mir weiter und wurde zu Tränen der Einsamkeit. Eiskalt liefen sie mir die Wangen hinab. Ich war allein. Weder Freunde noch meine Familie standen mir zur Seite. Plötzlich fühlte ich mich so einsam wie nie zuvor in meinem Leben.

Ich hob den Reifrock an, um besser laufen zu können, ging zum Straßenrand und sah mich um. Ohne Geld kam ich nicht weit und in der Nähe gab es nichts, wohin ich gehen konnte.

Plötzlich fuhr die Kutsche um die Ecke, die wir angemietet hatten. Perfekt! Das war meine Chance.

Es wäre eine absolute Märchenhochzeit geworden, doch das glückliche Brautpaar fehlte.

Zügig wischte ich mir die Tränen vom Gesicht, trat auf die...
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