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Tod auf der Elbinsel

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am24.12.2023
Zwischen Alster und Elbe: Hauptkommissarin Dorothee Anders ermittelt in ihrem zweiten Fall
Versteckt auf dem Gelände eines stillgelegten Wasserwerks auf einer Elbinsel in Hamburg wird die Leiche der überaus erfolgreichen Modebloggerin Isabell Graumann gefunden. Für Hauptkommissarin Dorothee Anders, deren Privatleben ihr gerade gehörig über den Kopf wächst, rückt sofort »Bellas« größte Konkurrentin in den Mittelpunkt ihrer Ermittlungen, schließlich weht hinter der glänzenden Instagram-Fassade ein überaus rauer Wind. Doch mehr und mehr zeichnet sich ab, dass die Spur in eine ganz andere, düstere Richtung führt. Mitten hinein in eine abgeriegelte und eingeschworene Onlinecommunity, deren Mitglieder vor nichts zurückschrecken.

Linn Greve ist das Pseudonym einer deutschen Krimiautorin. Sie ist auf einem Weingut an der Mosel aufgewachsen, studierte Anglistik und Französische Philologie in Trier, absolvierte ein Verlagsvolontariat und promovierte anschließend in Sprach- und Übersetzungswissenschaft. Immer wieder zieht es sie hinaus in die Welt und insbesondere ans Meer. »Mord in der HafenCity« ist der erste Band ihrer atmosphärischen Hamburg-Krimi-Reihe um die sympathische Kommissarin Dorothee Anders.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR12,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextZwischen Alster und Elbe: Hauptkommissarin Dorothee Anders ermittelt in ihrem zweiten Fall
Versteckt auf dem Gelände eines stillgelegten Wasserwerks auf einer Elbinsel in Hamburg wird die Leiche der überaus erfolgreichen Modebloggerin Isabell Graumann gefunden. Für Hauptkommissarin Dorothee Anders, deren Privatleben ihr gerade gehörig über den Kopf wächst, rückt sofort »Bellas« größte Konkurrentin in den Mittelpunkt ihrer Ermittlungen, schließlich weht hinter der glänzenden Instagram-Fassade ein überaus rauer Wind. Doch mehr und mehr zeichnet sich ab, dass die Spur in eine ganz andere, düstere Richtung führt. Mitten hinein in eine abgeriegelte und eingeschworene Onlinecommunity, deren Mitglieder vor nichts zurückschrecken.

Linn Greve ist das Pseudonym einer deutschen Krimiautorin. Sie ist auf einem Weingut an der Mosel aufgewachsen, studierte Anglistik und Französische Philologie in Trier, absolvierte ein Verlagsvolontariat und promovierte anschließend in Sprach- und Übersetzungswissenschaft. Immer wieder zieht es sie hinaus in die Welt und insbesondere ans Meer. »Mord in der HafenCity« ist der erste Band ihrer atmosphärischen Hamburg-Krimi-Reihe um die sympathische Kommissarin Dorothee Anders.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641267766
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2023
Erscheinungsdatum24.12.2023
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1880 Kbytes
Artikel-Nr.11383320
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


3

Nach einer Blaulichtfahrt durch die Stadt und der Überquerung des Kaltehofe-Hauptdeichs traf Doro am Wasserwerk auf der Elbinsel ein.

Auf dem Gelände der alten Anlage stand bereits ein Aufgebot an Einsatzfahrzeugen. Zwischen dem Notarztwagen und dem der Spurensicherung erkannte Doro Bens Auto. Er hatte es vor Jahren aus dem Bestand der AWO gekauft, seitdem fuhr er mit dem über die Fahrertür verlaufenden Schriftzug »Essen auf Rädern« durch die Gegend.

Doro stieg aus. Die Sohlen ihrer Boots sanken in weiche Erde. Es war kühl, der Himmel hatte sich eingetrübt, sie fröstelte. Ihr nasses Haar steckte unter einer von Nicolas geliehenen Wollmütze, der Juckreiz ging nun von ihr aus.

Während Doro sich dem dunklen Backsteingebäude näherte, erschien Ben an dessen Eingang.

»Hi, Doro!«, rief er ihr zu. Wie immer sah er aus, als habe er sich gerade erst aus dem Bett geschält. Das hellbraune Haar stand verstrubbelt ab, die Jeans hing auf halbmast, die abgestoßene Lederjacke war über ein knittriges Sweatshirt gezogen worden.

»Da drin, das ist widerlich«, sagte er mit heruntergezogenen Mundwinkeln.

Doro horchte auf. Ben Fleck war noch jung, hatte jedoch von Beginn seiner Dienstzeit an eine außergewöhnliche Robustheit an den Tag gelegt. Doro schätzte das. Er war nicht kalt oder gefühllos, schien aber die Anblicke, die einem Kriminalkommissar begegneten, in einen tiefen Stollengang irgendwo in seinem Inneren verbannen zu können. Ein lakonischer Humor war der dicke Felsblock, der anschließend vor den Eingang gerollt wurde.

Widerlich aus Bens Mund zu hören, ließ Doro Übles erwarten.

»Wissen wir mittlerweile, wer das Opfer ist?«, fragte sie.

»Nein, die Frau hatte keine Papiere bei sich. Auch kein Handy. Und einen biometrischen Gesichtsabgleich über die Passfoto-Datenbank kannst du vergessen.«

Doro zog ihre Jacke fester um die Hüften. An zwei Kollegen von der Bereitschaft vorbei betrat sie das Gebäude. Ben folgte ihr.

Im Inneren umfingen sie ein starker Geruch nach feuchtem Mauerwerk und eine klamme Kälte. Doch sofort spürte Doro auch den Reiz, der von der verfallenden Architektur ausging, ihr Blick wanderte durch den hohen Raum. Die Mauern bröckelten und trugen teilweise Moosbewuchs, Rohre glichen rostigen Adern, die entlang der Wände verliefen.

»Dort rüber«, sagte Ben. »Die Frau befindet sich im Nachbarraum.«

»Was ist mit diesem Jürgen Kemmerer, der die Leiche entdeckt hat?«

»Sein Hobby sind Lost Places, er fotografiert sie und ist hier eingestiegen. Zurzeit sitzt er draußen in einem Wagen und gibt seine Aussage zu Protokoll.«

»Die Eingangstür war vermutlich verschlossen, bevor unsere Einsatzkräfte kamen?«

»Ja, Jürgen Kemmerer ist durch eine Fensteröffnung ins Gebäude gelangt. Die Kriminaltechnik untersucht die Einstiegsstelle nach Faserspuren und Ähnlichem. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kam auch der Mörder dort rein.«

Doro ging langsam weiter, eine Beamtin der Spurensicherung arbeitete in weißem Ganzkörperanzug vor einer der Wände. Mit einer Pinzette beförderte sie einen Zigarettenstummel in einen Plastikbeutel. Sie sah kurz zu Doro hin und grüßte.

Ein Durchgang führte in den Nachbarraum, das helle Licht aufgestellter Strahler grellte Doro entgegen.

Sie wusste, dass man sich auf furchtbare Anblicke nicht vorbereiten konnte. Man konnte auch nicht lernen, sie nach dem Dienst nicht mit nach Hause zu nehmen. Sie blieben für eine Weile in einem. Man konnte nur akzeptieren, dass sie da waren, und abwarten, bis sie irgendwann wieder verblassten.

Mit dem Eintreten brannte sich das Bild auf Doros Netzhaut ein.

Wie eine zerstörte Puppe saß sie da, die Beine gespreizt unter einem Blümchenkleid, das blonde lange Haar zerzaust. Schädel- und Gesichtsknochen waren zertrümmert und schienen hell hervor. Der Mund kam einer blutigen Öffnung gleich, die sich fortsetzte, fast bis zu den Augen hinauf, von denen eines aus der Höhle getreten war.

Doro schluckte. Sofort kam ihr der Gedanke, dass die Frau hübsch gewesen war und dass sie es im Tod nicht mehr hatte sein dürfen.

Das Wissen um unterschiedliche Täterprofile gehörte zur Grundausrüstung von Doros Arbeit, es glich einem breiten Gefach in ihrem Werkzeugkoffer.

Der Täter oder die Täterin hatte eine Frau so zugerichtet, ein Mann hätte nicht an deren Stelle dort gesessen. Eine Beziehung zwischen Täter und Opfer war bereits rein statistisch wahrscheinlich, im vorliegenden Fall erschien sie Doro nahezu sicher.

Im Umfeld der Leiche arbeiteten weitere Kollegen der Kriminaltechnik. Doro bemerkte dunkelrote Spritzer an der Wand um den Kopf der Frau herum. Die Verletzungen im Gesicht waren ihr mutmaßlich an Ort und Stelle zugefügt worden. Ob sie davor noch gelebt hatte oder schon tot hierhergebracht worden war, konnte die Gerichtsmedizin klären.

Doro sah sich in dem hell ausgeleuchteten Raum um. Die Atmosphäre von Vergänglichkeit und Verfall verstärkte sich durch die Tote bis zur Hoffnungslosigkeit.

»Griaß eich.«

Hinter Doro erklang eine ihr bekannte, kernige Stimme. Sie drehte sich um. Klein und flink eilte Magda Kirchgasser heran, der sie umhüllende karierte Wollmantel war mindestens zwei Nummern zu groß. Doro konnte sich nicht erinnern, dass die Rechtsmedizinerin bei ihren Begegnungen jemals gesund oder frisch ausgesehen hatte. Aber heute sah sie wie ihre eigene Kundschaft aus.

»Ah gä, na, oder?« Der burgenländische Einschlag war unverkennbar. »Des is doch a Sauerei. So a schöns Madl.«

Doro fixierte Magda Kirchgassers helle Augen, unter denen schiefergraue Schatten lagen.

»Ich dachte auch, dass sie schön war«, sagte sie.

Die Rechtsmedizinerin nickte. »Des seh ich noch.«

Sie zog Latexhandschuhe aus der mitgebrachten Tasche und ging neben der Toten in die Hocke. Vorsichtig, fast zärtlich strich sie eine blonde Haarsträhne aus dem verwüsteten Gesicht.

»Seit wann, denken Sie, ist sie tot?«, fragte Doro.

Behutsam hob Magda Kirchgasser den linken Arm der Toten etwas an. Dabei drückte sie auf die rot-violetten Verfärbungen, die sich über die Haut am Hals ausgebreitet hatten.

»Die Leichenflecken sind noch verschiebbar, die Totenstarre ist vollständig ausgeprägt, also beweg´n ma uns etwa vierzehn bis achtzehn Stunden nach Todeszeitpunkt. In dem frostigen Bunker hier eher achtzehn«, erklärte sie. »So auf der kalten Erde an die Wand gelehnt sitzend wird die Körpertemperatur nach´m Tod schneller g´fallen sein als üblich. Ich mess des gleich, aber über Raumtemperatur wird´s kaum noch sein.«

Sie griff in die geräumige schwarze Tasche und zog ein Thermometer hervor. Ihre Hand zitterte, Doro bemerkte es, zeitgleich fing sie einen flüchtigen Blick aus den verschatteten Augen auf.

»Zu viel Kaffee«, murmelte Magda Kirchgasser.

Sie hatte feine Antennen, registrierte, dass andere etwas registrierten, Doro wusste das. Doch an die Kaffee-Erklärung glaubte sie nicht. Der Tod hatte Magda zum Eau de Vie geführt, ihr Atem hatte es oft genug verraten.

»Herr Ben, können S´ mir helfen, des Madl zur Seite zu neigen?«

»Klar.« Ben kniete sich neben die Tote, rotwangig und ungerührt, obwohl er wusste, was nun anstand: die rektale Temperaturmessung, bei der Körperflüssigkeiten austraten, deren Geruch unsäglich war.

»So an Sohn wie den Ben, des hätt mir auch g´fallen«, hatte Magda Kirchgasser einmal zu Doro gesagt. Es hatte sie merkwürdig berührt.

Ben kippte die Tote vorsichtig zur Seite. Die ausgeprägte Leichenstarre verstärkte das Puppenhafte der Frau, der Anblick war bizarr. Dort, wo der Kopf angelehnt hatte, zeigte sich nun eine Art Kranz aus Blutspritzern an der Wand. Doro dachte an einen Heiligenschein.

Magda Kirchgasser klappte den Saum des Blümchenkleids nach oben, nestelte an der Strumpfhose herum und führte das Thermometer ein. Einige Sekunden darauf lief ein bräunliches Rinnsal über den Betonboden.

»Hat die Frau noch weitere Verletzungen?«, fragte Ben.

»Gä, des im Gesicht und am Schädel reicht ja wohl.« Magda zog das Thermometer hervor und las es mit zusammengekniffenen Augen ab. »Todeszeitpunkt bleibt bei gestern Abend, plus/minus zweiundzwanzig Uhr. Die Schläge wurden ihr wohl mit an harten, stumpfen Gegenstand beigebracht. Ob sie da zumindest anfangs noch g´lebt hat, sag ich euch nach der Sektion.«

Die Tote lag seitlich auf dem Boden. Ben stand auf und trat ein paar Schritte zurück.

»Wenn die KT so weit durch ist, loaßt sie zu mir bringen. Wisst ihr denn, wer des Madl is?«

»Noch nicht«, antwortete Doro. »Eventuell gelingt die Identitätsfeststellung über im Passregister abgespeicherte Fingerabdrücke.«

Bedächtig nickte Magda Kirchgasser. Ihr kurzes, mausbraunes Haar ließ die Kopfhaut durchscheinen. »Wenn ihr mich fragt, könnts ihr froh sein, wenn des a Beziehungstat woar. Ansonsten läuft da draußen an Irrer rum, der des womöglich noch amoal macht.«

Doro kratzte sich unter ihrer Mütze an der Schläfe. »Das mit der Beziehungstat ging mir auch schon durch den Kopf.«

»Äh ... Entschuldigung?« Die Stimme war mädchenhaft und etwas unsicher. Doro drehte sich um.

Eine junge Beamtin von der Bereitschaft kam näher.

»Ja?«, fragte Doro.

»Ich habe die ganze Zeit überlegt. Ich meine, man erkennt die Frau ja nicht mehr.« Das Gesicht der Polizistin war fein geschnitten und dezent geschminkt, ein glitzerndes Steinchen...

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